durchlaufen,
V., unr. abl.
1.
›sich (schnell) durch einen Raum, ein Gebiet hindurchbewegen‹; häufig auch: ›sich schnell in einem Raum, Gebiet umherbewegen‹; in vielen Richtungen tropisch;
vgl.  15, (V.) 125.
Überwiegend Texte der Sinnwelt ,Religion‘.
Wortbildungen:
durchlauf
1,
durchlaufig
(dazu bdv.: ),
durchlauft
,
durchläuftig
›durchgehbar, durchdringbar‹ (vgl.  2).

Belegblock:

Luther, WA (
1526
):
Der herr sey ynn der nacht ynn Egypten gangen und alle erste geburt geschlagen. Der selbige gang ist nit ein schnur gleicher durch laufft sondern eyn umbgang hyn und widder gewest.
Ebd. (
1528
):
So ist er [Christus] freylich (wo er wil) / das yhm alle Creatur / so durchleufftig vnd gegenwertig sind / als einem andern corper/ seine leibliche stet odder ort.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. (
osächs.
,
1343
):
di offinbârunge fûrit în blicze und dunreslege und siben geiste durch loufinde
(›auseinanderlaufend, durcheinanderlaufend‹).
M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
weil die Sonn einmal herumb kommen / unter dessen / alß der Mond 12 mahl seinen Circkel durch gelauffen.
Trunz, Meyfart. Tub. Nov.
75, 8
(
Coburg
1626
):
wird sie [Seele] [...] geschwind alle Glieder durchlaufen / das Hertz einnehmen.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Etlichú menschen [...] durloͮffent daz closter mit unruͦw und gebrehte.
Illing, Albert. Sup. miss.
817
(
els.
,
n. 1380
):
also bruche wir oͮch in diseme lebende dis durchloͮffes dirre zit dise edel spise verdecket vnder deme schine des brotez vnd des wines.
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
durchLauffig / schnell.
Schmidt, Rud. v. Biberach
28, 27
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Dis plazze, die dv́ minnerin dur loͮf, svͦchende iren geminnotten.
Franck, Klagbr.
219, 20
;
Vetter, Pred. Taulers ;
Kurrelmeyer, Dt. Bibel .
Vgl. ferner s. v. .
2.
›etw. kennenlernen, schnell überblicken, lesend überfliegen‹; auch: ›etw. prüfen, untersuchen, verstehen, geistig durchdringen‹; vgl.  25, (V.) 8; als Ütr. anschließbar an 1.
Bedeutungsverwandte:
 1,  1, ,  3; vgl.  3, .

Belegblock:

Luther, WA (
1529
/
30
):
durchlauff dasselbige [register] ynn seinen angezeigten guten wercken vnd wundern, so [...].
Ulner (
Frankf.
1577
):
Lesen. Durchlauffen / besehen / erforschen [...] durchlesen.
Jostes, Eckhart
37, 18
(
14. Jh.
):
Daz vird ist, daz der mensch durchlauffen sol alle geist.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
19, 14
(
omd.
,
1487
):
so wÿr durchloṿffen vnd leßen dÿe gantze heÿlige schrifft.
Strauch, Par. anime int.
117, 5
(
thür.
,
14. Jh.
):
daz korte sente Augustinus umme du he alle creature durchlif und sinen Got suchte.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob .
Vgl. ferner s. v.  5.
3.
›durch etw. (durch eine Öffnung, ein Sieb, einen Graben u. Ä.) rinnen, fließen‹ (von Flüssigkeiten); im medizinischen Schrifttum auch auf Durchfallerkrankungen bezogen;
vgl.  4, (V.) 610.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,  4, , (V.).
Wortbildungen:
durchlauf
2 ›Abflussgraben‹;
durchlauf
3 ›Durchfall‹ (dazu bdv.:  8, , ,  1,  1,  3, ),
durchlaufen
(
das
) ›Durchfallerkrankung‹.

Belegblock:

Sudhoff, Paracelsus (
1530
):
aus demselbigen [arsenicalischen gift] entspringen verstopfung, durchlaufen.
Mylius (
Görlitz
1577
):
Foriolus Der dz durchlauffen hat.
Peters, Schäden I,
86, 6
(
nalem.
/
schwäb.
,
1400
/
33
):
leg das
[
sal alkali
und
lebendigen kalg
]
in einen löcheretten haffen, [...] lauß das wasser durch lauffen.
Maaler (
Zürich
1561
):
Den durchlauff oder stuͦlgang Gestellen.
Die Ruͦr oder bauchfluß / Durchlauff.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Bauchfluß / außlauff / durchlauff / scheiß / duͤnnscheiß.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1512
):
an der winterzeil sol alweg am drittn haus ain durchlauf zu dem wilden wasser sein.
4.
›unter der erhobenen Waffe des Gegners hindurchlaufen, hindurchstoßen; den Angriff des Gegners unterlaufen‹ (fechtsprachlich);
vgl.  4, (V.) 56.

Belegblock:

Wierschin, Liechtenauer. Fechtk.
118, 31
(
oobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Von durchlauffen
[Überschrift].
Durchlauff! [...]. Wer gegen dir störcke: durchlauff damitt mörcke.
Ebd.
31
:
Aber ein durchlauffen
[Überschrift].
[...] lauff mitt dem häupt durch vnder sinem rechten arm.