bäurisch,
Adj.
1.
›bäuerlich, zum Bauernstand passend‹;
zu (
der
1.

Belegblock:

Henisch  (
Augsb.
1616
):
Baͤwrisch / das zum bawren werck gehoͤrt / ruralis, [atque] hoc rurale quod ad rus pertinet.
2.
›bäurisch, ungehobelt, ungebildet, grob; einfach (von Personen, Haltungen, Handlungen)‹; vgl. (
der
1 (speziell unter dem Aspekt der dem Bauern zugeschriebenen Ungebildetheit).
Gegensätze:
,  5.
Syntagmen:
bäurische art
(mehrfach)
/ arbeit / sitte / gebärde / gesang / getat / hoffart / rede / stimme / zierde / kappe, bäurischer mensch / jüngling / knecht / mutwille, bäurisches exempel / gedicht / gemüt / leben / streiten
;
etw. b. lauten, b. antworten
.
Wortbildungen:
bäurische
›Einfältigkeit, Grobheit‹.

Belegblock:

Schöpper  (
Dortm.
1550
):
Obtusus ingenio. Vngelert vnkuͤndig vnkuͤnnend kunstloß vnuerstendig grob härtsinnig dumhirnig stoͤlpisch dumm stumpff grobkoͤpffig grober troll goͤtte ruͤdischer eselischer doͤlpell bewrisch vnbehauwen vngehoͤbleter.
Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl. (Hs. ˹
pfälz.
,
M. 16. Jh.
˺):
Wo beurisch art zu hoff regiert, | gefunden wirt | gutts regiment gar selten.
Opitz. Poeterey
8, 22
 (
Breslau
1624
):
haben […] Homerus / Hesiodus vnnd andere […] die baͤwrischen vnd fast viehischen Menschen zue einem hoͤfflichern vnd bessern leben angewiesen.
Ebd.
21, 22
:
pflegen alles worvon sie reden / als von Liebe / heyrathen […] auff jhre baͤwrische vnd einfaͤltige art vor zue bringen.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel  (
Straßb.
1466
):
er hat nichtz nit in seinen sprúchen das do beurisch oder grob laut.
Maaler (
Zürich
1561
):
Ein Gemein peüwrisch oder schlaͤcht liedle singen.
Henisch  (
Augsb.
1616
):
Er ist der baͤwrischen sitten noch nicht vergessen […] Wo bewrisch art zu Hoff regiert / Gefunden wirdt / Gut Regiment gar selten.
Fischer, Eunuchus d. Terenz  (
Ulm
1486
):
Merck wie grob und peürisch.
Er was ain pürischer knecht. wie wol er von den edeln burger zů Athenis was darumb antwurt er pürisch.
Reithmeier, B. v. Chiemsee  (
München
1528
):
wil ich geben nachuolgend pawrisch exempel.
Kurrelmeyer, a. a. O. ; ;
Göz. Leichabd. ;
Fischer, a. a. O. ;
Bremer, Voc. opt.
39063
;
39065
;
Schmitt, Ordo rerum 168,
1
.1;
Voc. inc. teut.
s iijv
;
Alberus
e iiijr
;
Dietz, Wb. Luther ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 433
(vgl. den Belegkommentar s. v.
baurecht!
);
Vgl. ferner s. v.  2,  3.
3.
›grobschlächtig, nicht verfeinert, primitiv, einfach (von Gegenständen der ländlichen Sachkultur)‹;
vgl. (
der
1.
Bedeutungsverwandte:
 3.

Belegblock:

Alberus
L ijr
(
Frankf.
1540
):
daß zum feld gehoͤrt / daß dem bawman oder bawren zů stehet / bewerisch.
Fastnachtsp. (
nobd.
,
n. 1494
):
Etlich ir vernuft so gar an werden | Mit hauen, schaufeln und gabeln, | Do mit sie in dem mist umb krabeln, | Mit großen stifeln, peurischen kappen.
Maaler (
Zürich
1561
):
Ein Beürisch instrument von eysenwerck.
Ein Beüwrisch oder landtlich kleid oder zierd.
4.
›von Bauern (als sozialem Stand) verursacht, angezettelt‹.
Phraseme:
bäurische aufrur
›Bauernaufstand, -krieg‹.
Syntagmen:
bäurische entpörung
.

Belegblock:

Küther, UB Frauensee 
411, 30
(
thür.
,
1540
):
als wir landtgrave Philips in tzeit der beuerischen uffruhr das closter Frauensehe […] uberkommen.
Engel, Rats-Chron. Würzb. 
243, 3
(
nobd.
, Hs.
M. 17. Jh.
):
hat wegen der bawrischen aufruhr undt zerstörung der clöster und schlösser vihl unruhe leyden […] müssen.
Barack, Zim. Chron.  (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Diser gewurkt aufschlag ist […] sambt vilen andern monumenten […] in der beurischen aufruor zerhawen […] worden.
Krebs, Prot. Spey. Domkap. 
2, 6936, 3
;
Stahleder, Juliussp. Würzb.
178
;
Dietz, Wb. Luther ;
5.
›aus Bauern bestehend (z. B. von Heereshaufen); den Bauern anhangend, zugehörig, zu den Bauern haltend‹; vgl. (
der
1, speziell unter dem Aspekt der dem Bauern zugeschriebenen Neigung zum Aufruhr.

Belegblock:

Bell, G. Hager
543, 1, 14
(
nobd.
,
1611
):
[die fürsten] Detten an griefen Die Beürische schare.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
das pundisch kriegsvolk […] hetten […] die bewrischen kriegslewt darinnen so hart benötigt.
Ders., Bauernkr. Oberschw. (
schwäb.
,
v. 1542
):
wiewol vil beser buben aus der gmain pewrisch waren.
aber die ganz gmaind von Bobenhausen peurisch.
6.
›von bäurischer Herkunft‹;
zu (
der
1.
Syntagmen:
bäurische tochter
.

Belegblock:

Schweiz. Id. (
n. 1529
).