bauer,
der
;
-n/-n
, auch
;
Etymologie: Wurzel identisch mit derjenigen von
bauer
(
das
);
-er
als Suffix der Nomina agentis erklärbar (so
Pfeifer, Etym. Wb. d. Dt.
1993, 106
; Stammbildung und Bedeutung der wgerm. Vorstufe „nicht ausreichend sicher“ laut
Kluge/S.
1989, 65
).
– Zur Sache:
Lex. d. Mal.
1, 1563-1604
; :
Dückert, Norm lex. Ebene
1981, 17-54
; ;
GG
1, 407-439
, und zur Lautung von 'Bauer' in den rezenten dt. Mundarten s.
regionalsprache.de, s. v.
.
1.
›Bauer, landwirtschaftlich Tätiger‹, oft in expliziter verfassungsrechtlicher Unterscheidung vom (innerhalb der Stadtmauern wohnenden) Bürger sowie vom Adligen; vgl.  1,  2345. Die Belege heben vor allem folgende geschichtlichen Fakten sowie gesellschaftlichen Fiktionen hinsichtlich des Bauern heraus: seine wirtschaftliche Tagesarbeit, seine Rechtsstellung, darunter seine Abgabe- und Fronverpflichtungen, seine angebliche Neigung zu Aufruhr und anderen Formen der Aufsässigkeit, seine (je nach Konfession) unterschiedlich beurteilte Einstellung zur Religion, seine vermeintliche Ungebildetheit und seine Neigung, sich über seinen Stand zu erheben; mehrfach belegt ist die Idealisierung des Bauern unter religiösem und ordnungspolitischem Gesichtspunkt; man vgl. zur Sicht des Bauern auch die Positionen 3 und 4 einschließlich der dort aufgeführten Belege.
Zu den Unterschieden in der Rechtsstellung des Bauern vgl. die oben genannte Literatur.
Gesamtfrnhd.
Phraseme:
dem bauern in dem busen kriechen
›dem Bauern schmeicheln‹.
Syntagmen:
den / die b. nennen / verzeichnen / anfallen / nöten / bescheissen / leichen / (er)schlagen / strafen / zerschmeissen, den b. zu tode schlagen, den b. zu richter setzen, den b. aufrürisch / ungehorsam nennen
;
b
. (Subj.)
klagen / achen / egen / pflügen / säen / zackern, b. geissen / kühe / ochsen / schafe / schweine haben / halten, im felde bauen, mit dem pflug umgehen, das feld ausmessen / gegen den acker ausfaren, jn. übermähen
(›die Grundstücksgrenze des Nachbarn überschreiten‹),
butter käufen
(›verkaufen‹),
empfangen / bestehen ein gut, sitzen auf einem gut, eine hube / den acker betreiben, jm. schweine zustellen, fuder faren, färte tun, leim / heu füren, zinsholz abfüren, mist ausfüren, haber auffangen, zins dienen, etw
. (Abgaben aller Art)
geben, das evangelium verachten, die messe anspeien, aufrur machen / anrichten, einen bund andrehen, einen bundschuh ausrufen, hochfart stiften, sich aufsperren, jn. anschnarchen, seidene kleider tragen, sich weislich stellen, grosse kunst ausgeben, jm. in die rede fallen, vom beruf abstehen, dem hof entrinnen, aus der herschaft ziehen, listig / ungehorsam sein, jm. gefar sein, b. eines edelmans eigen sein
;
dem b. etw. verkaufen / bieten
(›gebieten‹),
dem b. zum schrecken etw. tun, dem b. etw
. (
blut
als Sakrament)
an den knebelbart henken, dem b. etw. stelen / abtragen / abzeisen, das seine abstraufen
;
von den b. aufrur geschehen, von dem b. etw. entlehenen, vieh bei den b. lassen
;
ganzer / halber b
. (zu unterscheiden nach der Größe des Besitzes; das gibt für 1642 die Grenze von 10 Juchart an; das
Öst. Wb.
2, 578
nennt als Richtgröße 30 ha),
freier / reicher / vermöglicher / stattischer / handhafter / handlicher / arbeitsamer / emsiger / geschäftiger / getreuer / frommer / demütiger / grosser / starker / armer / einfältiger / elender / selloser / unflätiger / volkommener / wüster / grober
(mehrmals)
/ geitiger / aufrürischer / einspänniger b
.;
artikel der bauern, des b. arbeit / drek / getreide / hütte, das dünken der bauern
;
b. in Neidhards tanz, b. in seiner acht
;
compagnie bauern
.
Wortbildungen:
baueraufrur
,
bauererz
(a. 1564),
bauerhandel
›Handel städtischer Kaufleute mit den von den Bauern zur Stadt gebrachten Waren‹ (a. 1591; 1636),
bauerhoffart
(dazu bdv.: ; dazu ggs.: ; a. 1534),
bauermarkt
›bäuerlicher Markt‹ (a. 1548),
bauernbengel
(dazu bdv.: ; a. 1643),
bauernbier
›einfaches Bier‹ (a. 1572),
bauernbube
(a. 1641),
bäuernbuch
›Buch mit Aufzeichnungen bäuerlicher Rechte‹ (17. Jh.),
bauernbüchse
›ein von Bauern finanzierter Fonds für Unkosten‹ (17./18. Jh.),
bauerndegen
›Bauernsäbel‹ (a. 1634),
bauern|eppich
eine Pflanze,
bauernespe
›allmendartige, aber nicht zur eigentlichen Allmende zählende Weidefläche‹ (dazu ggs.: ; a. 1464),
bauernfresser
›Bauernschinder‹ (1. H. 16. Jh.),
bauerngans
,
bauerngeschir
›bäuerliche Gerätschaft‹ (dazu bdv.: vgl. ),
bauerngippe
›Bauernjoppe‹,
bauernglaube
›einfache, schlichte Überzeugung‹,
bauerngut
,
bauernhantierung
(dazu bdv.: ),
bauernhaufe
›Heeresabteilung der Bauern im Bauernkrieg‹,
bauernhose
,
bauernkappe
,
bauernkerl
›Bauernknecht‹ (a. 1682),
bauernkloz
,
bauernlatein
,
bauernleben
,
bauernlehen
(a. 1560),
bauernloden
›einfaches Lodentuch‹,
bauernmesser
,
bauernorden
›Bauernstand‹,
bauernpflug
,
bauernrat
›Vetretung der Bauern‹ (a. 1525),
bauernsak
,
bauernsäufer
›Bauernschinder‹ (1. H. 16. Jh.),
bauernschalkheit
,
bauernschenke
›einfaches Geschenk‹,
bauernschüssel
›einfache Schüssel‹,
bauernstal
,
bauernstand
(a. 1679; dazu bdv.: vgl. ),
bauernstat
›Landstadt mit bäuerlicher Bevölkerung‹ (a. 1614),
bauer(n)stolz
(dazu bdv.: ),
bauernteidigung
›bäuerlicher Schiedsspruch‹ (a. 1650),
bauerntod
zeitgenössische Bezeichnung für die Reiter des Bauernjörg (a. 1525),
bauernverrater
(a. 1374),
bauernwagen
(a. 1521),
bauernwer
›primitive Schlagwaffe‹ (a. 1630),
bauernzins
(a. 1600),
bauernzol
›bäuerliche Abgabe‹ (a. 1616),
bauernzunft
,
bauerrad
›Rad des Bauernwagens‹ (a. 1521),
bauersense
,
bauersgesinde
›Dienstleute des Bauern‹ (a. 1616/7),
bauersiel
›einfaches Zuggeschirr‹ (a. 1521; 1633).

Belegblock:

Ziesemer, Gr. Ämterb.
348, 20/1
(
preuß.
,
1516
):
1 sense, 1 pawersense uffs erbe, 2 pawerpfluge mit aller notturft ufs erbe.
Lohmeyer, K. v. Nostitz (
preuß.
,
1578
):
Dar heists visitiren und keinem mher lassenn als 2 huben erblich, […]; hatt ein paur mher, so ist unter 10 kaum einer, der sie betreiben kan.
ein ordentlich register […], dorinnen er vorzeichnen lasse alle handtvesten derer von der ritterschafft, adel, burger ader paur.
Fischer, Brun v. Schoneb.  (
md.
, Hs.
um 1400
):
gene di do halden ir echt | nach dem vorbeschrebin rechte, | iz sin riche buer adir knechte.
Helbig, Qu. Wirtsch.
2, 33, 1
(
md.
,
1504
):
Wo auch fremde Pawer hocken befunden wurden die do, zw den lewten auff die dorffer Inn die hewsser leuffen, vnnd Ine putter kese eyger ader dergleichen vberhewpt keuffen.
Laufs, Reichskammergo. 
178, 33
(
Mainz
1555
):
Wo aber der entsetzt ein prelat, graff, freiherr, vom adel, stadt, bürger, bawr oder ein underthan, geystlicher oder weltlicher, were.
Alberus
CC iijr
(
Frankf.
1540
):
Oreoselinon. […] idem, bergeppich / bawerneppich / kuchenschel / hergotsbaͤrtlin / megelkraut.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth  (
Frankf.
1563
):
Ein baur […] nam ein weyb, stellet sich allerding weißlich und gab große kunst […] der rechte bey andern bauren auß.
doctor Neuwlieb im Affenbeltz, war einem Düringer bauren […] in dem busem gekrochen.
Kollnig, Weist. Schriesh. 
73, 39
(
rhfrk.
,
1687
):
hat […] ein jeder bawer, der im feld bawet, vier stück, ein einspänniger oder taglöhner aber zwey stück schwein in die allmend einzueschlagen macht gehabt.
Ebd.
165, 15
(
1615
):
ein einspänniger bawer, der mit 4 pferden zackern gehet.
Kisch, Leipz. Schöffenspr. (
osächs.
,
1523
/
4
):
Sprechen wir schöpfen zu Leiptzk: Meint ir in dem dorf Reinsdorff sulche gerechtigkeit zu haben, wen ein wirt darin stirbt, der do pferde hat, das euch das peste pferde gepuren sold; und vermeinen die pauern euch solch gerechtigkeit nicht und haben euch alle nein darzu gesprochen.
Luther, WA (
1525
):
Widder die stürmenden bawren.
Ebd. (
1530
):
Wie jtzt unsere […] Bauren uns anschnarchen und sprechen: Ich kans eben so wol als die gelerten.
Ebd. (
1531
):
als unsere baurn verachten itzt das Euangelium.
Ebd. (
1545
):
dem Baurn auff dem felde wil er solch gedeien nicht geben, ist auch nicht not, Sondern er sol pfluͤgen, egen, seen.
Ders. Hl. Schrifft. 
Jer. 51, 23
(
Wittenb.
1545
):
Jch wil deine Hirten vnd Herde zerschmeissen / Jch wil deine Bauren vnd joch zerschmeissen / Jch wil deine Fürsten vnd Herrn zerschmeissen.
Anderson u. a., Flugschrr. 11, 
2, 26
([
Leipzig
1521
]):
den du mir […] wie die pauren pflegen / ehe das ich auß geredt / in die red gefallẽ bist.
Anderson u. a., Flugschrr.
21, 3, 24
([
Zwickau
]
1525
):
So denne / der grund aller Artickel der Bawern […] das Euangelium zu horen […] do hyn gericht ist.
Ebd.
973, 8
(
Zwickau
1524
):
du wirst […] unwerder gehalten werden weder der aller groͤbest baur yns Neyttharts tantz.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
153, 16
 (
omd.
,
1554
/
1633
):
daß oft ein bergkman der stadt gar viel nützer sein kann, dann viel bauren.
Opitz. Poeterey
30, 29
 (
Breslau
1624
):
wie ein anderer habit einem koͤnige / ein anderer einer priuatperson gebuͤhret / vnd ein Kriegesman so / ein Bawer anders / ein Kauffmann wieder anders hergehen soll.
Dinklage, Frk. Bauernweist. 
18, 42
(
nobd.
,
um 1470
):
am Gründonerstag von einem itlichen bawern zu Ebingen 5 eyer.
Ebd.
118, 31
(
1427
/
1503
);
er wer hecker oder bawer, so er sew kauft […], hat er mer dan eyne, so ist er dy andern zu verpfrunden.
Mon. Boica, NF. (
nobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
dy obgeschriben 6 pawern […] geben jerlichen alle miteinander von den wisen […] 6 vastnachthuͤner.
Ebd. (
1501
):
die gemeind und die bawren haben bewillget: sol ider zwei jar in der gemeind den gemein ochsen und styer zwai jar halden.
Ebd. (
um 1434
):
die bawren gemeinklich geben fuͤr den klein vihzehenden 16 sl. 8 hlr. in golde.
Gille u. a., M. Beheim 
56b, 5
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Der esel knaur | pedeüt die paur, | die sich auff sperren | Dem esel glich.
Ebd.
171, 64
:
Des wer czu spoten ubermoss, | ob ein pauer pesäs ein slos | und ein mochtiger chunig gross | solt sich czwengen und crüten | In eines pauren hüten. | der chung ist Cristus, den ich mein, | der hachvart hat gehaben chein | und der paur ist der mensch unrein, | der vil hochvart tut stifften.
Ebd.
240, 113
:
Kain pawer auff dem aker | den andern uber mait nach schneit.
Ebd.
318, 62
:
Es wer ach spoterei, | das pauren in den steten | gewalt auff erden heten | uber dy fursten her.
Chron. Nürnb. Anm. 5 (
nobd.
,
1450
):
auch wissent, das die burn und ander ein buntschu ußgeruffen haben zum banner.
Mon. Boica, NF.
2, 1, 23, 8
(
nobd.
,
1464
):
woͤ die herschaft den merern teyl nicht hat des dorfs, do ist not, das die bawern oͤrdenlich ir velt […] auszmeszen.
Hoffmann, Würzb. Polizeisätze 
155, 20
(
nobd.
,
1477
):
Von einer grossen bawrenkappen, die einem uff die achsel geet.
Loose, Tuchers Haushaltb.  (
nürnb.
,
1516
):
2 lang raifflattern in mein paurnstal.
Goedeke u. a., Liederb. (
Nürnb.
1534
/
7
):
Vil baurngippen hat er feil, | darzu groß furmanskappen.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
214, 14
(
Nürnb.
1548
):
Keysern vnd Koͤnigen sol es gehn / wie dem geringsten bettler / eim Fuͤrsten wie eim bawren.
Sachs 17, 
473, 39
(
Nürnb.
1562
):
bist auch worden | Mir gleich im schweren bawren-orden, | Dir ist dein ubermut vergangen.
Goldammer, Paracelsus
2, 138, 24
(
1530
/
5
):
wo bleiben nue die ratschlege in commun der fursten? wo die ratstuben der städte? wo das dünken der bauern?
Ebd.
426, 12
(
1532
/
4
):
was bistu, kaufman? stinkt dein dreck nit so übel als des pauren dreck?
Lemmer, Brant. Narrensch. 
74, 26
(
Basel
1494
):
Der adel hat keyn vorteyl me | Wann er dem wiltpret lang noch loufft | So hats der buwr / heymlich verkoufft.
Ebd.
82, 39
:
Die buren tragen syden kleit | Vnd gulden ketten an dem lib.
Ebd.
103, 116
:
Man zücht die buren yetz har für | Die gelerten muͤssen hynder die thuͤr.
Spanier, Murner. Narrenb.
79, 22
(
Straßb.
1512
):
Ein frummer pur in syner acht, | Der selb ist aller eren werdt.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
Jch bin auch ein Dieb, sagt jener arme Baur, dem die Soldaten ein Pferd außspanten.
Bachmann, Haimonsk. (
halem.
,
1530
):
Gang, nimm dyß tod puren und wyrf sy zumm venster uß!
Maaler (
Zürich
1561
):
Baurenlaͤben (das) Vita rusticana. Baurengwerb […] Baurenhandtierung.
Bauwrenschencke. Donum agreste.
Lauater. Gespaͤnste
35v, 11
 (
Zürich
1578
):
hat ein arbeitsamer pur / oder ein fuler muͤssiggaͤnger […] das gschütz erfundẽ?
Roder, Hugs Vill. Chron. (
önalem.
,
1525
):
wo sie die husser wusstend, die großhansen under dem burenhuffe, das stießend sy an mit fur.
Unger, Richtes Stig (
schwäb.
,
15. Jh.
):
ettlicher bure ist so listig und will den hofe uffgeben, und ime sin spruch behalten, damit er dem herren inträg tun und ine fur annder gericht ziehen und umbtriben muge.
Sappler, H. Kaufringer
8, 365
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
ain grosser baur, | der was fraisam, stark und saur, | an ainer ketten stark und guot.
Ebd.
12, 116
:
der paur beraitet sich darzuo, | das er fuor gen acker auß.
Nyberg, Birgittenkl.
1, 44, 35
(
schwäb.
,
1472
):
drey guldin solle der bawr auch geben jerlicher guͤlt dem cappitel zuͤ Augspurg.
Ebd.
2, 155, 44
(
um 1522
):
da pot der graff bey lib vnd gůt den bauren uͤber lut, daz keiner kein vffrůr machte.
Ebd.
245, 23
:
ob das hochwirdig heilig sacrament noch da wer. Da prachten sy vns daz […] gantz heimlich […], wan wa es ein selloser paur gesehen het, muͤstend wir freilich daz ausgelert haben.
Turmair 1, 
457, 29
 (
Augsb.
1517
):
ein lederer sol von seinen heutten sagen, ein pawr mit seinem pflueg umb gen, pawr sol bei dem pflueg bleiben.
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 221, 2
([
Augsb.
]
1548
):
Ain freyer Baur ist Herrn genoß | Und wann er schon ist des gůtes bloß | Doch ist er von geburte frey | So wol als sein Herr selber sey.
Andreae. Ber. Nachtmal 
30v, 18
([
Augsb.
]
1557
):
Daher nachmals die Pawrñ gesagt / Die Pfaffen radbrechen vnsern Herrñ Got in der Messz.
Ebd.
33r, 11
:
darmit kain troͤpfflein Bůt verschüttet / oder den Pawren an die knoͤbel baͤrt gehencket wurde.
Barack, Zim. Chron.  (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
es sei kain kunst, ain kindt zu machen, dann die bauren und unverstendigen kindens schier am besten.
Ein buren in ainer juppen | Nem ich für deiner siben.
Rot
361
(
Augsb.
1571
):
Volgen etlich Bawren Latein / das ist / wie der gemain Mann die Lateinischen wort corrumpirt.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
1484
):
gesezt ist hie zue Kirchheim eim bauren zue haben 18 schoff und ein söldner 12 schoff.
Ebd. (
16. Jh.
):
wann ainer stirbt bey uns, er sey baur oder söldner, so nimpt der amptman bey uns die klaider gar, die er verlassen hat.
Ebd. (
1643
):
Gemaindrecht, wievil deren im ganzen marckt, waß ganz und halb baurn, lehner und söldner oder batzenheußlin sein.
Ebd. (
1550
):
die bauren sollen denen müllern das wasser zu denen diennen zeiten lofen lon.
Ebd. (
1586
/
91
):
der geit zu benn 5 ß, geheren die 15 pfening mir und die andern den paurn.
Ebd. (
1577
):
Es soll kain baur er sei neu oder alt nit gehen acker faren, es seien dann alle seine güeter […] zuvor vermarckt.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 40, 26
(
schwäb.
,
1559
):
welcher, er sey paur, söldner oder anderer, drey küe hat, demselben kein gaiß mit nichten zu haben vergondt […] soll sein.
Ebd.
60, 30
(
1639
):
auf daß man zu feürsnöten mit eimer desto baß versehen seye, sollen alle vermöglichen bauren jeder zwen aimer haben.
Ebd.
782, 2
(
1622
):
es soll niemands in der herrschaft gerichten und obrigkeiten alhie, die pawren, soldner oder andere, so der herrschaft aigene hoff, solden oder güetter uff ihren leib und leben lang und nit füro noch länger empfangen und bestanden haben, […] besitzen.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Bawer / der ausserhalb der mauren wohnt.
Gott ist allein Gott vñ Herr / wir sind alle seine bawren. […]. Was soll einem bawren ein zart megdlin / jhm gehoͤrt eine starcke baͤwrin / die jhm butter vnd kaͤß mache. […]. Bawrengurr / rusticus, agrestis equus. Opp. Spanisch roß. Bawren genß / anseres rusticorum.
Bawer deß pferd kluger war / dann der Pfarrherr. […]. Die Muͤller han die besten Schwein / Die in dem gantzen lande sein / Das machen der bawren secke / Drumb muß mancher frommer bawr / Sein Knecht dest fruͤrer auffwecken.
Stattischer Bawer / urbanus rusticus, qui et ruri et in urbe habitat.
Niewöhner, Teichner 
517, 82
(Hs. ˹
oschwäb.
,
1368
˺):
der da drischt und habt den phlůg, | der ist darumb nit ain půr.
Klein, Oswald
104, 21
(
oobd.
,
1431
/
2
):
Nu mir der pawer ist gevar, | und auch gen Brixsen nicht wol tar.
Ebd.
113, 42
:
ain jeder in dem orden sein, | Die fürsten, graven, ritter und knecht, | ir burger, pawren, all vermeldt.
Dirr, Münchner Stadtr.  (
moobd.
,
1340
):
Swelich arm man auf dem land, er sey paur oder seldner, […] zů eleichem heyrat greifent, der sol noch enmach sein hawsfrawen nicht hoͤher bemorgengaben, dann mit dem zehenten tail seins gůtz.
Koller, Reichsreg. Albr. II.
36, 2
(
1438
/
9
):
wie und wo er selben und sein lehenserben und seine edelmanne, burger, pawern und undertanen zu recht steen sollen.
Straus, Juden Regensb.
979, 114
(
oobd.
,
1518
):
die J. lauͤfen … und kauͤfen allenthalb uf dem gaͤ das vieh an rindern und anderm, kauͤfen es fuͤr, lassen es bey dem pauͤrn bis zuͤ der zeit ires gefaͤllens.
Bischoff, Steir. Landr.  (
m/soobd.
, Hs. 
v. 1425
):
Wann ainem herren ain pawr fûder vert, den bestêtigt sein amptman wol.
Wann ain pawr ainem herren entrinnet, waz er guts fürt treibt oder trait, wer ims nympt auf ainer strassen, […], des ist ez.
Bauer, Imitatio Haller
70, 19
 (
tir.
,
1466
):
Es ist vil pësser ain volkchömner diemuetiger paur, der da got dienen ist, denn ain hoffärtiger stern seher, der da merkchen ist den lauff des himels.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
14.
/
16. Jh.
):
Wenn ain erbhold gar aus der herschaft will ziehen, es sei der paur oder sun, der sold solhes thun mit vorwissen unsers bropst.
Starzer, Qu. Wien  (
moobd.
,
1624
):
von ainem tutzet gestrickten bawrenhosen, […], gibt zue mauth … – – 4 pf.
Ebd. :
von ainem stuck bawrenloden – – 24.
Bretholz, Liechtenst. Herrsch.
51, 21
(
smähr. inseldt.
,
1414
):
das hew muessen die pawrn fürn vnd die hawer aufvochen vnd auf dem schober hellffen.
Rechn. Kronstadt
3, 293, 16
 (
siebenb.
,
1545
):
pawern Messer 300 thecae – klein schnÿczer 125 thecae.
Qu. Brassó
4, 154, 4
(
siebenb.
,
1612
):
mit dem Michel Weiss ziehen viele Croner willig, viele teutsche Studenten, Pauren, Zekel, Wallachen, Türken.
Ziesemer, a. a. O.
112, 20
;
Lohmeyer, a. a. O. ; ; ;
Kurz, Waldis. Esopus ; ;
Brinkmann, Bad. Weist. ; ;
Österley, a. a. O. ;
Kollnig, Weist. Schriesh.
244, 25
;
Thür. Chron.
10r, 21
;
23
;
17r, 10
;
Helbig, a. a. O.
2, 110, 25
;
3, 86, 24
;
4, 23, 8
;
Anderson u. a., a. a. O.
21, 4, 8
;
Küther, UB Frauensee 
56, 23
;
363, 21
;
23
;
386, 20
;
Skála, Egerer Urgichtenb.
50, 19
;
55, 7
;
62, 16
;
101, 28
;
121, 5
;
152, 3
;
188, 12
;
195, 10
;
213, 11
;
244, 1
;
Lippert, UB Lübben 2, 
286a, 23
;
Weise. Jugend-Lust ; ;
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. ;
Fastnachtsp. Überschr.;
Mon. Boica, NF. 1, 
272, 8
;
286, 6
;
2, 1, 32, 3
;
167, 26
;
176, 2
;
292, 6
;
Gille u. a., a. a. O. 
99, 618
;
328, 461
;
453, 702
;
Lexer, Tucher. Baumeisterb. ;
Hoffmann, a. a. O. 
135, 33
;
Köbler, Ref. Nürnberg 
185, 10
;
Reichmann, a. a. O.
228, 25
;
Lemmer, a. a. O. 
65, 79
;
82, 3
;
Krebs, Prot. Konst. Domkap. 
8353
;
Schade, Sat. u. Pasqu. ;
Schlosser, H. v. Sachsenh. 
3510
;
Hauber, UB Heiligkr. ;
Diehl, Dreytw. Essl. Chron. ;
Müller, Welthandelsbr.
135, 35
;
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 94, 27
;
124, 32
;
Nyberg, a. a. O.
2, 272, 10
;
Klein, a. a. O.
105, 10
;
Seemüller, Chron. 95 Herrsch. ;
Straus, a. a. O.
211, 33
;
833, 138
;
979, 114
;
Moscouia
C 3v, 31
;
Bischoff, Steir. Landr. ; ; Anm. 3; ;
Piirainen, Stadtr. Sillein
86a, 18
;
97a, 26
;
102b, 10
;
ders., Stadtr. Kremnitz
63
;
65
;
69
;
Bretholz, a. a. O.
124, 21
;
231, 25
;
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
43, 10
;
Qu. Brassó
5, 451, 30
;
Schmitt, Ordo rerum 99, 1.
3
;
168, 1
;
Bremer, Voc. opt.
13001
;
Voc. Teut.-Lat.
a vr
;
y iiijr
;
Voc. inc. teut.
s iijr
;
Hulsius
N ijv
;
Harsdoerffer. Trichter 3, 
141, 6
;
Dietz, Wb. Luther ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 428
;
433-435
;
Bad. Wb.
1, 128
;
Öst. Wb.
2, 574
;
3, 1223
;
1247
;
Matzel u. a., Spmal. dt. Wortschatz.
1989, 68
;
West, Dasypodius.
1989, 273
;
Bader, Rechtsformen.
1973, 123
;
294
;
Winkler, Flugschr.
1975, 95
;
Wolf, Bergmannsspr.
1958, 170
.
2.
›Winzer, Weinbauer‹; Spezialisierung zu 1.
Wortbildungen:
bäuernweingarten
.

Belegblock:

Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Lk. (
osächs.
,
1343
):
her sprach zů dem bûwêre des wîngarten.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel  (
Straßb.
1466
):
Ein man […] der pflantzt ein weingarten […] vnd baut einen turn vnd antwurt in den baurn.
Zingerle, Inventare  (
tir.
,
1495
):
Aus allen pewernweingarten auf dem thurn geit man die dreyssigist pac.
Mell, Steir. Weinbergr.
126, 27
(
smoobd.
,
1445
):
Das die pauern ir zimmer in perkrechten abthun. Item das all pauern in allen perkrechten ire zimmer darinn si heüslich sitzen untzt auf ainen keller und press zwischen hin und des vorgenanten sand Johannstag ze sonnwenden abprechen und sich domit in dörfer […] setzen sollen.
Mell, a. a. O.
115, 9
;
Bischoff, Steir. Landr. ;
3.
Gebrauch in einer Fülle von Redensarten (im Anschluß an 1), die vor allem die gesellschaftliche Stellung und Wertung des Bauern betreffen.

Belegblock:

Anderson u. a., Flugschrr.
27, 1042, 26
(
Erfurt
wohl
1522
):
Es ligt am tag als der pawr ann der sonnenn, wie die anthonier […] sich selbs verraten.
Luther, WA (
1530
):
wie ein grober baur blehet er den bauch.
Istam doctrinam quisque novit, sed hindersich, wie die baurn die spiesse tragen.
Ebd. (
um 1535
):
Wenn man den baürn vnter die banck steckt / so ragen doch die bein erfur
[›Bauernart läßt sich nicht verleugnen‹].
Wenn man den baürn flehet / wechst yhm der baǔch
[›wenn der Bauer weiß, daß man ihn braucht, wird er hochmütig‹].
Weise. Jugend-Lust  (
Leipzig
1684
):
Ein iedweder Bauer stehet vor das gantze Dorf.
Gille u. a., M. Beheim 
444, 225
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
der paur ist zu der posshait waker.
Spanier, Murner. Narrenb.
28, 62
(
Straßb.
1512
):
Es hoͤrt in die puren haber stro
[›Bauern verdienen gleiche Behandlung wie das Vieh‹; so auch
Luther
, WA 51, 652, 190].
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 190, 26
(
Hagenau
1534
):
Burger und bawer / scheydet nichts denn die mawer.
Ebd.
191, 9
:
Wenn die burger zu Radthauß gehen / so gehet der bawer vor. […]. Ackerbaw und bawerwerck ist der Deutschen narung gewesen.
Ebd.
307, 5
:
Er thut es gern / ja wie die bawren ynn thurn steigen. Das ist / er thůts ungern.
Ebd.
342, 13
:
Man laß den Edelleutten yhr wilpret / den pawern yhr kirchweyhe / den hunden yhr hochzeit / so bleibt man ungeraufft.
Ebd.
27
:
Sachte ins dorff / die pawern seind truncken
[ähnlich:
Bächtold
, N. Manuel. Elsli 368].
Ebd.
2, 261, 20
([
Augsb.
]
1548
):
Die Bawren bitten nichts so hoch von Got / als das iren Junckherrn die Roß nicht sterben.
Bächtold, N. Manuel. Elsli
277, 547
(
Basel
1530
):
Wenn man die buren anfacht bitten, | So grosset in’ der kopf und grind.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Der bawer vnter den Doctorn / der Esel vnter den affen […]. Wenn man die bawren verderben will / so muß man einen bawren vber den andern setzen. […]. Laß den bawren jhre kirchmeß […]. Wir sollen darauff schlagen / als die bawren auff die Woͤlff.
Weiber list / Gottes gnad / vnd der bawren schalckheit / hat nimmer kein ende.
Ein boͤser frecher bawr / ein vngehalten lawr […]. Wirt dir dein nahrung hart vnd sauer / So denck wie es der erste bauer / Mit vngehorsam hab verschuldt […]. Ein getauffter bawr ist besser / denn ein vngetauffter Edelman. […]. Ein starcker geschefftiger bawr ist edler / denn ein fauler feiger Edelman. Weide koͤpffe vnd stoltze bawren / muß man in dreyen Jaren einmahl behawen. […]. Weiber weinen / (truncken) bawren betten / spiler schweren / geschicht alles ohn andacht. […]. Einem vollen bawren oder Mañ / soll nicht ein mensch / sonder auch ein geladner wag / oder fuder hew weichen / zanck zu verhuͤten […]. Bawren darff man nicht starcken thewren wein geben / es thuts jhnen leicht ein frischer brunn / vnd stuck brot […]. Bawren hetten gut leben / wann sies wusten. Bawren machen Kauffleut / Kauffleut machen Juncker / Juncker machen Bettler […]. Bawren schimpffen nicht / sie schlagen dreymal auff eine stett. […]. Bawren seind schaͤlck / wers nicht glaubt / ist auch einer. […]. Bawren soll man nicht ins Regiment setzen. […]. Bawren vnd arme / haben auch jhren zorn / er hat aber die wehre nicht. Wer eines Bawren begert zu geniessen / der muß jm auff die haut greiffen vnd schiessen […]. Bawren vnd gloͤckner / richten selten ketzerey an. Da der Bawer den fliegen die stette nicht gunte / vnnd wolt sie mit einem strowisch verbrennen / steckt er das gantze hauß an.
Den Bawren vnd Kauffleuten gebūrt zu halten / was sie gereden […]. Den Bawren trawen auff jhr eid / Heist trawen eim Wolff auff wilder heid. […]. Der Bawr den bawren in nacken schlegt / Wenn er gleich gold vnd samet tregt. […]. Der Herren sünd / der bawren buß. Wenn die Herren mit einander rauffen / muͤssen die bauren haar hergeben. […]. Der pfenning ernehrt manchen Bawer / Vmb jhn wirdt sein nahrung sawer. Der ist ein gehertzter Mann / […] / der ein Wolff nicht fuͤrcht vmb Liechtmeß / vnd einen Bawren in der Faßnacht […]. Die Bawren koͤnnen einen mores lehren. Die bawren wolten gern burger sein / burger Edelleut / Edelleut Fuͤrsten. […]. Die bawren zahlen Bier vnd Wein / Daruon die Herren froͤlich sein. […]. Die Pfaffen tragen die kleinen Creutzlin hinden nach / die bawren die grossen voran. Die Priester sollen beten vnd lehren / Die burger vnd bawren andre nehren. […]. Du Priester bete / du Fuͤrst vertrete. Du bawr acker vnd gete. Ein bawr der nicht Ritter ist / kan einen andern nicht zum Ritter schlagen. […]. Ein bawr ist ein bawr / (ein bewrisch man) vnd bleibt ein bawer / wenn er gleich alle tag im silber vñ gold gienge / […]. Ein bawer ist doch ein bawer / Gibt er etwas / so sihet er sawer. […]. Ein bawer soll ein bawer sein / vnd keilen seinen pflug. […]. Ein bawer geb nicht ein wurst / vmb aller gelehrten geschickligkeit. Ein bawer kompt so bald in Him̃el / als ein Edelmann. […]. Es kan ein bawer so wol ein weiß wort reden / als ein grosser Doctor.
Gelt macht auß bawren Edelleut. […] Gott hat drey ding erschaffen / Den adel / Bawren vnd Pfaffen. […]. Jn bawren gehoͤren Ruben. […]. Je mehr man den Pferden die beine schrapet / je besser sie ziehen: je mehr man die bawren schindet / je mehr sie geben. […]. Jst ein bawer verstendig vnd voll rath / so ist er hoͤher dañ ein burger / der da heist wenigrath. Kan vnser Herrgott regnen / so koͤnnen die Bawren oder reichen auff steltzen gehen. Es ist kein kling (schermesser) die schaͤrpffer schirt / Denn wenn ein bawr (bettler) zum Juncker wirt. […]. Wo ein bawr ein Herr wirt / da gehets vber arme leut. Kein bawr last jhm gern in seinem teuch fischen. Landsknecht ins Feld / vnd bawren hinter den pflug / vñ burger auff den wall. […] Sol / mir / sind der Pfaffen noten: Jch / sol / gehoͤrt den bawren zu. Vnter den bawren pfeifft auch ein hirt wol. Von Bawren kommen bawren her. Wein den Hensen / wasser den gensen / Bier den bawren / Brandtwein den Huren. Wenn der Bawr Herr wirdt / wenn der Narr voll wirt / wenn die Magdt Fraw wirdt / vnd die Fraw Herr wirt / das kan die Erde nicht tragen. Wann bawren anheben zu wuͤten / So hilfft an jhnen kein guͤten. […]. Wenn die Herren tag leisten / so wartet der bawr seiner kuhe. Wenn helt der Fuͤrst ein groß Gastbot / Muß jhm der bawr aufflegen brot. […]. Wenn man einen bawren bitt / so geschwellen jhm die stiffel. […]. Weñ man einem bawren einẽ finger beut / so will er darnach die faust gar haben.
Wenn man einen bawren auff einer seiten in den sattel hebet / so felt er zur andern wider herab. Wenn man einen bawren strafft / so knarret er / wie ein newer vnd vngeschmirter wagen. Wenn wer der bawr ein Fuͤrsten kind / So wer er doch grob wie ein rind. Wer die Bawren schmirt vnd jhnen hoffiert / den beschmeissen sie. Wer die bawren treibt / den schmieren sie / vnd hoffieren jhm. Wer einem bawren den hindern kratzt / dem hoffiert er zu lohn in die hand. […]. Zu einem guten Statt wesen / gehoͤrt bawr vnd burger / artzt vnd rechtsprecher.
Bäumker, Geistl. Liederb.  (
oobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
so möcht’s ein buwren morn verdriessen
[›so ist dies höchst verdrießlich‹].
Rechn. Kronstadt
3, 807, 40
(
siebenb.
,
1482
):
dy feygen zin den pwren wngezwnd.
4.
abwertend sowie als Schimpfwort und Spottname für eine Person oder Personengruppe mit den dem Bauern zugeschriebenen typischen Eigenschaften, vor allem Unbildung; in 1 Beleg (s. u.
Bolte
) als Bestandteil eines Fluches.
Wortbildungen:
(auch zu 1 stellbar):
bauerngrete
.

Belegblock:

Weise. Jugend-Lust  (
Leipzig
1684
):
(schlaͤgt ihn.) Du ungehobelter Bauer / solst du eine Koͤnigliche Person mit verdrießlichen Worten aufhalten?
Fastnachtsp. (
nobd.
15. Jh.
):
Hab an dich, du grober paur, | Du ackergurr.
Sachs (
Nürnb.
1559
):
Die pawren-greth mit dem antlasayren.
Ebd. (
1562
):
Der bawer ist ir ackerdrol.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
Das dich der Rit schuͤt, alles Buren
[vgl.
alles
2].
Adomatis u. a., J. Murer. Nab.
549
(
Mühlh./E.
1556
):
Es stand üch fürwar übel an | Daß ir ein soͤlchen gwalt sond han | Und lond üch erst ein buren schelten.
5.
›Bergbautreibender, Bergmann‹;
zu  17.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  6.

Belegblock:

Ermisch, Sächs. Bergr. (
osächs.
, Hs.
1433
):
Kumpt is also verre, das derselbige buwer ercz vindet, des mag her wol hauwen eyne kerbe ane var.
Ebd. (Hs.
1484
 ?):
Ist daz eyn man buwet, der eyn buwer ist.
6.
einmaliger oder vereinzelter Gebrauch als Nomen agentis zu
bauen
1; 7; 9; 10 im Sinne von ›Bewohner‹; ›Erbauer‹; ›Stifter, Gründer‹; ›Bildner, Former‹.
Bedeutungsverwandte:
 1.

Belegblock:

Ziesemer, Proph. Cranc. Jes.
24, 6
 (
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
wirt maldiunge di erde vrezzen, und ire woner werden sundegen. ouch werden dorumme ire buere toben, und wenig lute werden gelasen.
Ebd.
49, 17
:
dine buyer sint komen, die dich nydirrysen und zustoren, di werden von dir gen.
Fischer, Brun v. Schoneb.  (
md.
, Hs.
um 1400
):
der dritte strit, also ich nehist las, | under des tormes buweren was | zwuschen den knechten und den vrien.
Maaler (
Zürich
1561
):
Bauwer / Der da bauwet / oder bauwen laßt. Aedificator.
Roth, E. v. Wildenberg  (
moobd.
,
v. 1493
):
Remus und Romulus, der stat Rom stifter und pawͦer.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann 
34, 49
 (Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
der erden kloßes bauer; des meres streum trenner; der luft unstetigkeit mischer.