ausstrecken,
V.;
vereinzelt (
Luther
) rückuml.
1.
›etw. auflösen, aufwickeln, entwirren‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,  2,
1
 1.

Belegblock:

Schweiz. Id. (a.
1541
;
1561
).
2.
›etw. linear auf ein Ziel hin ausstrecken, waagerecht halten, in die größtmögliche Länge bringen; etw. über seine Normalhöhe anheben, nach oben strecken, recken; etw. in der Fläche ausdehnen‹; jeweils von Konkreta.
Bedeutungsverwandte:
 1, ,  1, ,
1
 8; vgl.  1,  3,  2.
Syntagmen:
den arm / hals, die hand, die flügel a., die zunge, den schnabel nach etw. a., etw. als einen hut a., weinstok reben gegen jm. a., den anker a.
(›auswerfen‹),
das haupt über das wasser a.
(möglicherweise phras., dann: ›den Kopf über Wasser halten‹);
mit ausgestrekten armen.

Belegblock:

Rosenthal. Bedencken
26, 14
(
Köln
1653
):
daß er das gebottene vnd verbottene koͤnne erwehlen / seine Hand außstrecken zum Wasser vnnd Fewr.
Ulner (
Frankf.
1571
):
außstrecken / mehren / groͤsser werden / vmb sich wurtzeln / erstrecken.
Schmitz, Schiltb.
156, 11
(
Frankf.
1597
):
sie hat das Graß schon geschmeckt / vnd die Zungẽ darnach außgestreckt.
Ebd.
167, 3
:
daß derselbige niederste Ast deß Baums Schnabel wehre / melchen er nach dem Trunck Außstrecke.
Luther. Hl. Schrifft.
1. Mose 3, 22
(
Wittenb.
1545
):
das er [Adam] nicht ausstrecke seine hand / vnd breche auch von dem Bawm des Lebens.
Ebd.
Hes. 17, 7
:
der Weinstock / hatte verlangen an seinen wurtzeln zu diesem Adeler / vnd streckt seine Reben aus gegen jm.
Mylius (
Görlitz
1577
):
Orthodoron Außgestreckte hand lang.
Goldammer, Paracelsus.
5, 2, 11
(
1530
):
Der himel ist der tag. den streckt got aus als ein hut von einander oder ein duch auseinander.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
streck nun auß mein Hand, | Greiff an das Werck mit frewden.
Maaler (
Zürich
1561
):
Das haupt über das wasser Außstrecken. [...]. Das Außstrecken oder außspannen der hẽden.
Rauwolf. Raiß ([
Lauingen
]
1582
):
den man auff eim Camel am Creutz mit außgestreckten Armen gebunden.
A. à S. Clara. Deo Gratias (
Wien
1680
):
die Fuͤß ausgestreckt wie die ausgezogene Froͤsch.
3.
›etw. (Zeichen) sichtbar aufstecken, aushängen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2.
Syntagmen:
das zeichen / fänlein a.

Belegblock:

Schweiz. Id. (a.
1530
/
1
).
4.
›von einem Punkt ausgehen, sich von einem Punkt aus verbreiten‹; hier anschließbar das bei
Luther
belegte:
mit ausgestrekter lust.

Belegblock:

Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1583
):
Von jm der morgstern wirt erweckt, | Das liecht vor jm sich weit außstreckt.
Dietz, Wb. Luther .
5.
›sich auf etw. beziehen; sich auf etw. schwer Erreichbares erstrecken‹; Ütr. zu 2.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  6,  3,  2 (jeweils zur 1. Nuance).

Belegblock:

Ruh, Bonaventura
344, 25
(
oschwäb.
,
2. V. 15. Jh.
):
Die erlichtung in der glichikait [...] sol sin vf erhoͤpt zů den vnbegriffenlichen dingen, vß gestreckt zů den uerstentlichen dingen, vß gelert zů den vngloͤblichen dingen.
Ebd.
344, 27
:
begird der liebin, die sol sin vf erhoͤpt zů got, vß gestreckt zů dem naͤchsten, vß gelert zů der welt.
6.
bedeutungsverwandt zu  2.