ausspannen,
V.;
in der Mehrzahl der Belege regelmäßig, bis ins 16. Jh. aber – vor allem im Part. Perf. – auch unr. abl.1.
›etw. (Gefaltetes) flächig ausbreiten, ausspannen; etw. (z. B. die Hände) in eine Richtung ausstrecken‹.Syntagmen:
das garn / segel / tuch a., das a.
(subst.) der hände
; ausgespantes segel / nez.
Wortbildungen:
ausspannung.
Belegblock:
Luther. Hl. Schrifft.
Hos. 5, 1
(Wittenb.
1545
): es wird eine Straffe vber euch gehen / Die jr ein Strick zu Mizpa / vnd ein ausgespannet Netz zu Thabor worden seid.
2.
›etw. verteilen, austeilen, verbreiten‹.Belegblock:
Andreae. Ber. Nachtmal
62r, 8
([Augsb.
] 1557
): stell dir nun Christum also dar / daß sein Flaisch nicht an alle orth außgespannen.
3.
›jn. in der Folter strecken, spannen; jn. gestreckt ans Kreuz schlagen‹.Belegblock:
Luther, WA
48, 277, 14
(o. J.): Daruber Ehr Jhn Omacht verschmachtet, vnd am Creutz außgespannen wirt.
Ebd. Bibel
7, 374, 29
(1522
): Die andern aber sind außgespannen, vnnd haben keyn erloßung angenommen.
Andreae. Ber. Nachtmal
61r, 2
(Augsb.
1557
): daß der Leyb Christi allenthalben außgedoͤhnet vnd außgespannen waͤre.
Kehrein, Kath. Gesangb.
1, 367, 1
; Schweiz. Id.
10, 266
.4.
›(ein Arbeitstier) ausspannen‹; teils als Synekdoche i. S. v.a) ›rasten; einkehren‹;
b) ›etw. pfänden‹; ütr. im Part. Perf.: ›ausgelassen, gelöst‹.
Syntagmen
das vieh / pferd / ros, den stier a.
, im Textzusammenhang teils Ellipse des Obj.; ütr.: ausgespannene wilde bauern.
Belegblock:
˹Hierher ?:
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil.
21, 133, 39
(schles.
, 1561
): dass in den kunsten alsbald des andern tages ausgespannet und die vor augen sichtig sehend erzt verlassen.
˺
Baumann, Bauernkr. Rotenb.
614, 16
(nobd.
, um 1525
): sein sy all neben Rettersheim ein hole steyg hinauff komen gen Sümerich zu, alda haben sie ausgespant zu mittemtag.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew.
25, 20
(Straßb.
1650
): jener arme Baur, dem die Soldaten ein Pferd außspanten.
Jörg, Salat. Reformationschr.
509, 20
(halem.
, 1534
/5
): alls er mit laͤrem wagen dar fůr / us spien / und stan lies.
Ebd.:
Die rossz Außstellen / Außspannen.
5.
›etw. (ein Fuhrgeschäft, ein Gewerbe) aufgeben‹; als Synekdoche anschließbar an 4.Belegblock:
Opel, Spittendorf
147, 20
(osächs.
, um 1480
): daruber verdurben die fuhrleute und musten ausspannen.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
128v, 8
(Leipzig
1588
): leute / di etwan in Hofediensten mit Vngnaden abgesattelt oder in Kauffmans hendeln oder andern Gewerbden [...] ausgespannet haben.
Opel, a. a. O.
104, 35
.6.
›etw. vergeben, verlieren; jn. e. S. berauben und dadurch ruinieren‹; beide Belege mit unsicherer Interpretation.