ausspannen,
V.;
in der Mehrzahl der Belege regelmäßig, bis ins 16. Jh. aber – vor allem im Part. Perf. – auch unr. abl.
1.
›etw. (Gefaltetes) flächig ausbreiten, ausspannen; etw. (z. B. die Hände) in eine Richtung ausstrecken‹.
Bedeutungsverwandte:
 1, ,  1,  2; vgl.  1.
Syntagmen:
das garn / segel / tuch a., das a.
(subst.)
der hände
;
ausgespantes segel / nez.
Wortbildungen:
ausspannung.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Expandere. Auß spannen breiten strecken tehnen.
Luther. Hl. Schrifft.
Hos. 5, 1
(
Wittenb.
1545
):
es wird eine Straffe vber euch gehen / Die jr ein Strick zu Mizpa / vnd ein ausgespannet Netz zu Thabor worden seid.
Voc. Teut.-Lat.
c iiijv
(
Nürnb.
1482
):
Außspannen außrecken.
2.
›etw. verteilen, austeilen, verbreiten‹.

Belegblock:

Andreae. Ber. Nachtmal
62r, 8
([
Augsb.
]
1557
):
stell dir nun Christum also dar / daß sein Flaisch nicht an alle orth außgespannen.
3.
›jn. in der Folter strecken, spannen; jn. gestreckt ans Kreuz schlagen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1;  1,  3.

Belegblock:

Lappenberg, Fleming. Ged. (
1632
):
hier hängst du ausgespannt, geädert, abgefleischt.
Luther, WA (o. J.):
Daruber Ehr Jhn Omacht verschmachtet, vnd am Creutz außgespannen wirt.
Ebd. Bibel (
1522
):
Die andern aber sind außgespannen, vnnd haben keyn erloßung angenommen.
Andreae. Ber. Nachtmal
61r, 2
(
Augsb.
1557
):
daß der Leyb Christi allenthalben außgedoͤhnet vnd außgespannen waͤre.
4.
›(ein Arbeitstier) ausspannen‹; teils als Synekdoche i. S. v.
a) ›rasten; einkehren‹;
b) ›etw. pfänden‹; ütr. im Part. Perf.: ›ausgelassen, gelöst‹.
Bedeutungsverwandte:
,  2; vgl.  2,
2
.
Syntagmen
das vieh / pferd / ros, den stier a.
, im Textzusammenhang teils Ellipse des Obj.; ütr.:
ausgespannene wilde bauern.

Belegblock:

˹Hierher ?:
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1561
):
dass in den kunsten alsbald des andern tages ausgespannet und die vor augen sichtig sehend erzt verlassen.
˺
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
um 1525
):
sein sy all neben Rettersheim ein hole steyg hinauff komen gen Sümerich zu, alda haben sie ausgespant zu mittemtag.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
jener arme Baur, dem die Soldaten ein Pferd außspanten.
Jörg, Salat. Reformationschr.
509, 20
(
halem.
,
1534
/
5
):
alls er mit laͤrem wagen dar fůr / us spien / und stan lies.
Maaler (
Zürich
1561
):
Außspannen / die rossz außgeschirren.
Ebd.:
Die rossz Außstellen / Außspannen.
5.
›etw. (ein Fuhrgeschäft, ein Gewerbe) aufgeben‹; als Synekdoche anschließbar an 4.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  3.

Belegblock:

Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
daruber verdurben die fuhrleute und musten ausspannen.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
128v, 8
(
Leipzig
1588
):
leute / di etwan in Hofediensten mit Vngnaden abgesattelt oder in Kauffmans hendeln oder andern Gewerbden [...] ausgespannet haben.
Opel, a. a. O. .
6.
›etw. vergeben, verlieren; jn. e. S. berauben und dadurch ruinieren‹; beide Belege mit unsicherer Interpretation.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
Hiob 30, 11
(
Wittenb.
1545
):
SJe haben meine Saelen ausgespannen / vnd mich zu nicht gemacht / vnd das meine abgezeumet.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Wie er sein czins unnd rente | Het auß gespant.