ausbreiten,
V.
1.
›etw. in der Horizontalen (meist), Vertikalen (vereinzelt) oder im Raum ausdehnen, ausbreiten, entfalten‹; speziell: ›etw. zum Verkauf auslegen‹.
Phraseme:
jm. die federn a.
›mit jm. ein Hühnchen rupfen‹.
Bedeutungsverwandte:
 1,  1, ,  14; vgl. .
Syntagmen:
den brief / himmel / teppich, die höhe / wolke, das kleid / segel / tuch, die fittiche / flügel / zweige, die hände gegen / zu jm. a.
;
ausgebreiteter weinstok, ausgebreitete faust / hand, ausgebreitetes nez
; subst.:
das a. verbieten.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
2. Mose 9, 29
(
Wittenb.
1545
):
Wenn ich zur Stad hin aus kome / wil ich meine Hende ausbreiten gegen dem HERRN.
Ebd.
2. Mose 25, 20
:
die Cherubim sollen jre Flügel ausbreiten oben vber her / das sie mit jren flügeln den Gnadenstuel bedecken.
Ebd.
2. Kön. 19, 14
:
da Hiskia die brieue [...] empfangen vnd gelesen hatte / gieng er hin auff zum Hause des HERRN / vnd breitet sie aus fur dem HERRN.
Ebd.
Sir. 24, 22
:
JCh [Weisheit] breitet meine zweige aus / wie eine Eiche.
Gille u. a., M. Beheim
237, 53
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
ir seind under eine | Worden ein auss gepraites necz | uber die perg.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
[Das er] sich worlich betuncken let | Kein hö würd me so auß gepreyt | Noch tiff allz er die hab bestet, | O ley, pis nit so grob!
Feur, lufft, erd und des meres wag | Und was dar zwischen sich auß preit, | Swimpt, swept, creucht.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
232, 4
(
Nürnb.
1548
):
der selb Herr hat den himel außgebreytet / die erden hat er gegruͤndet.
Rauwolf. Raiß ([
Lauingen
]
1582
):
Badtuͤcher / so gebrauchet seind worden [...] mit einer langen stangen / in einem zug / so gleich außbraiten / die zuͦ trücknen.
Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
1651
):
Wan ainer mit ausgebraiter faust oder hand über ain andern schlegt.
Voc. Teut.-Lat.
c iijr
;
Voc. inc. teut.
b vjv
;
b viijr
;
Alberus
tt iijr
;
Rot
305
;
310
;
Dietz, Wb. Luther ;
Öst. Wb.
3, 847
.
2.
›jn./etw. begünstigen, fördern, mehren, größer, stärker, mächtiger machen, zur Entfaltung kommen lassen‹; refl.: ›mächtiger werden, zunehmen‹.
Bedeutungsverwandte:
, ,  1, , (V.) 3, ,
1
 13, .

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Adaugere. Vielen hauffen mehren groͤssern erweitern außbreiten erdickern heufflen manchfeltigen.
Ulner (
Frankf.
1577
):
Außbreiten. Vmbher schleichen / außstrecken / mehren / groͤsser werden / vmb sich wurtzeln / erstrecken.
Luther. Hl. Schrifft.
1. Mose 9, 27
(
Wittenb.
1545
):
Gott breite Japheth aus / vnd las jn wonen in den Hütten des Sems.
Ebd.
1. Mose 10, 18
:
Da her sind ausgebreitet die Geschlecht der Cananiter.
Ebd.
2. Mose 1, 12
:
je mehr sie [Fronuögte] das Volck druckten / je mehr sich es mehret vnd ausbreitet.
Ebd.
Hiob 1, 10
:
Du [HERR] hast das werck seiner [Hiob] hende gesegenet / vnd sein Gut hat sich ausgebreitet im Lande.
Göz. Leichabd. (
Jena
1664
):
in welchem [Leben] er aus dem Grabe zu gruͤnen / und aus seiner Asche zu bluͤhen / und sich lieblichst auszubreiten gedachte.
3.
›etw. (z. B. js. Lob) verkünden; etw. (z. B. den Glauben) bekannt machen, verbreiten‹; Ütr. zu 1.
Wortbildungen
ausbreiter
(dazu bdv.:  2,  2, ).

Belegblock:

Kohler u. a., Peinl. GO Karls V. (o. O.
1532
):
wellicher jemant durch schmachschrifften [...], die er aussbreittet [...] vnschuldiger weise laster vnnd vbell zumysst, Wa die mit Warheit erfundenn wurdenn, Das der geschmecht [...] peinlich gestrafft werden möchte.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
Lobt GOTT mit grossen Frewden, | Sein Namn thut weit außbreiten.
Schwartzenbach (
Frankf.
1564
):
Außruffen. Außkuͤnden. Außbringen. Offenbaren. Kundtbar machen. Verkuͤnden. An tag bringen. Gemein machen. Vnter das gemein volck außbreiten.
Luther. Hl. Schrifft.
Lk. 2, 17
(
Wittenb.
1545
):
Da sie [Hirten] es [Kind] aber gesehen hatten / breiteten sie das wort aus / welchs zu jnen von diesem Kind gesagt war.
Rot
306
(
Augsb.
1571
):
Diuulgirn [...] vnder das gemein volck außbreyten [...]. Diuulgator / Außbreyter / gmeinmacher / außschreyer oder beruͤffer.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
251
(
Nürnb.
1517
):
dann (das) das götlich lob außgebreitet und (got) großgemacht werde.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Der erweitert und auspraitt ser den heiligen kristenlichen gelauben.
Mayer, Folz. Meisterl. ;
Voc. Teut.-Lat.
c iiijr
;
Voc. inc. teut.
b viijr
;
Dietz, Wb. Luther ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 288
;
Öst. Wb.
3, 847
;
Winkler, Flugschr.
1975, 90
.
4.
›jn. öffentlich anprangern, beschreien‹; rechtssprachliche Spezialisierung zu 3.

Belegblock:

Luther, WA (
1531
):
das ich sie [Gottsfeinde] wil offentlich fur Gott und der wellt verklagen, beschreien und ausbreiten, das sie [...] zu spot werden.
5.
das herz, den mund ausbreiten
›sich jm. gegenüber öffnen, sich zu jm. hinwenden‹.

Belegblock:

Luther, WA Bibel (
1522
):
O yhr Corinther, vnser mund hatt sich auffthan zu euch, vnser hertz hat sich außbreyttet. [...] Darumb breyttet yhr euch auch aus.
Marginalie:
vnnd spricht, seyn hertz vnd mund sey frolich vnnd außbreyt.