morgenstern,
der
;
–/-e
und
-en
, auch
.
1.
›Morgenstern, morgens vor dem Aufgang der Sonne am Osthimmel erscheinender, als besonders hell wahrgenommener Planet Venus‹; sein Aufgang vor der Sonne und seine Wahrnehmung dienen zu reichhaltigen Vergleichen (vgl. , in den Belegen) sowie naturbegründeten und religiösen Konstruktionen; zu (
der
1,  1; offen zu 2.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe.
Bedeutungsverwandte:
,  2, , , extensional gesehen:  1; vgl. .
Syntagmen:
der m. anbrechen / aufgehen, vor der sonne kommen, die kumft der sonne verkünden, durch die wolken brechen, schein geben, in der sele aufbrechen, der m. zeigen, das [...], die morgensterne got loben
;
Venus ein m. heissen, als der m. vor der sonne gehen, der mensch als der m. sein (sollen), j. als der m. ausscheinen, geziert sein, die sele als der m. aus der finsternis aufdringen / aufsteigen, augen, Maria, die frau, die ewige weisheit als / sam der m. leuchten
;
der tag vor dem m. aufbrechen, j. jn. vor dem m. gebären
;
der helle / liechte / rechte m
.;
augen wie der m
.

Belegblock:

Luther, WA (
1518
):
Ist nit zweyfel, das der morgenstern vor der morgenroͤt herbricht.
Ebd. (
1535
):
Cum Iohannes praecedit, ut cum Morgenstern, quae dicit: Ego non sol, sol furtraber, quando ego adsum, bricht der tag an.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Der mensche, der hie zuo komen wil, [...] – der sol sîn als ein morgensterne: iemermê gote gegenwertic und [...] erhaben über alliu irdischiu dinc.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
nu git her schin von verne | also der lichte morgensterne.
Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl. (Hs. ˹
pfälz.
,
M. 16. Jh.
˺):
So springt sie vor mich an den tanz, | leuchtet wie der helle morgen sterne.
Voc. inc. teut.
q vjr
(
Speyer
um 1483
/
4
):
Morge͂stern Ven’ Vesper’ hesper’ lucifer ide͂.
Schmitt, Ordo rerum
9, 19
(
omd.
,
1466
):
Lucifer mogenstern.
Pyritz, Minneburg
1942
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Sie luchtet sam der mornstern, | Der vor dem tag uff brichet.
Reichert, Gesamtausl. Messe
84, 6
(
Nürnb.
um 1480
):
denn die Alt Ee [...] ist nur ein vorbot der Newen, als der morgensternn vor der sunnen kumbt.
Mayer, Folz. Meisterl. (o. O. / J.):
Wo warstu [Job] do ich saczt die grunt festen der erden, do mich lobtten die morgensternn.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
so aber der liehte morgensterne uf brichet enmitten in miner sele, so [...] verswindet ellú vinstri.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
Der fünft planêt haizt Venus ze latein und haizt ze däutsch der morgenstern.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
54, 321
;
Helm, H. v. Hesler. Apok. ;
Quint, a. a. O. ;
Kehrein, Kath. Gesangb. ; ;
Strauch, Par. anime int.
76, 24
;
Gille u. a., M. Beheim
150, 22
;
Bihlmeyer, a. a. O. ; ;
Koppitz, Trojanerkr. ; ;
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
1761
;
Vgl. ferner s. v.
2
,  3,  14,  1.
2.
metaphorisch für lichtvolle, meist personale Größen religiöser oder (seltener) religiös überhöhter Existenz gebraucht, vor allem für Gott, Jesus Christus, die Jungfrau Maria, die Minnedame, auch für ,göttliche Erleuchtung‘; speziell: liebkosender Ausdruck im Sinne von ›Schatz, Liebste‹.
Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
als liebkosender Ausdruck .
Syntagmen:
den m. grüssen, jm. den m. geben, j. (die magd, got, Maria) ein / der m. (sein)
;
der m. aufgehen, die finsternis durchbrechen, das herz durchglästen, durch sein gnadenliecht scheinen
;
der aufbrechende, liechtbrehende / liechte / rechte m
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
swer des vleisches not | In diser werlde vorwindet, | [...] | Dem geb ich den morgensternen.
,Ich bin der stam‘ Got selben quit | ,Und das geslechte Davit, | Ein morgensterne liechtes clar‘.
Luther, WA (
1528
):
Er [Christus] heist Ein lamb, Ein fels, Ein eckstein, Sonn, morgen stern, born, breudgam, hausherr, ein lerer, ein vater.
Bergmann, Ambr. Liederb. (
Frankf.
1582
):
Das ich bey dir wer gerne, | du edles drüsserlein, | Du bist mein morgensterne, | doch fehlts an dir allein.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
5, 6
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Nicht mer geet auf mein lichtbrehender morgenstern, gelegen ist sein schimmern.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
66v, 14
(
Leipzig
1588
):
zu vnsern zeiten / vnd in diesen Landen / da der rechte Morgenstern durch sein Gnadenliecht so helle scheinet / das [...].
Sachs (
Nürnb.
1552
):
Ach, gruß dich gott, mein morgen-stern, | Mein augn sehen dich alzeyt gern.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
Maria liechter Morgenstern, | Bitt Gott fuͤr all Christglaubige Seeln.
Matthaei, Minner. I, (Hs.
15. Jh.
):
so luͤstig waz die magt gevar. | si waz ein morgenstern.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
und grŭzte den ufbrechenden lichten morgensternen, die zarten kúngin von himelrich.
Do der liehte morgenstern Maria heiterlich durprach die leiden vinstri dines tunkeln herzen.
Martin, H. v. Sachsenh. Tempel,
80
(
schwäb.
,
1455
):
Maria, liechter morgenstern, | Durchglest min hercz das dunckel!
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Du liechter morgensterne, | Du suͤsser mandelkerne, | Du klarú fin, du Gottes schrin.
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Dubizmay, kurß zu Teutze
37, 5
;
Jungbluth, a. a. O.
34, 47
.
3.
›keulenförmige Hiebwaffe, deren Kopf strahlenartig mit spitzen Nägeln besetzt ist‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. .