grünen,
V.
2.
›grüne Blätter treiben, ausschlagen, erblühen, aussprießen (vom beginnenden Wachstum); wachsen, gedeihen (vom kontinuierlich sich ausweitenden lebendigen und gesunden Wachstum); in gesunder Blüten- oder Laubpracht stehen (jeweils von Pflanzen)‹; ütr. vereinzelt vom Menschen (bei Luther
negativ konnotiert); Wortbildungen:
grünieren
Belegblock:
Grünet wol, ihr bunten Matten, | seid, ihr Lüfte, seid geküßt.
[die falschen Christen] gruͤnen und gleyssen doch so huͤbschs, als weren sie alleyne die heyligen.
[die Abgoͤttischen] grunen und bruͤsten sich daher wie ein Lorberbaum.
Ein Baum / der vom Wetter geschlagen / schlaͤgt doch wieder auß vnd grünet.
von dem umbeloufe des himels gruonet und loubet allez, daz in der werlt ist.
Daß der Heyland wie laub vnd graß, | Solt auß der Erden gruͤnen.
den berg hot der groze chaam lozin uf unde nidir beseczin mit boumen di do wachsin unde grunen.
wie es in einem heyssen sommer gehet / da alles verdorret / vnd verschmeltzet / da nichts weder grunen / noch wachssen kan.
Grunen / außschlagen / wie der wald vnd gras / [...]. Grunen / wachssen / zunem͂en / auffkom͂en / grosser werden / sich mehren / stercken [...]. Grunen / bluͦhen [...].
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
117, 14
; v. Tscharner, a. a. O.
10, 1
; Böhme, Morg.R.
150, 4
f.; Thiele, Minner. II,
14, 34
; 3.
›fortleben, in der nachkommenden Generation weiterleben (von der Erinnerung, der Familie u. ä.); Nachkommen haben, sich fortpflanzen, sich vermehren‹.Belegblock:
Uwer [hus von Israhel] grab werde ich uf tuende, | Daz ir werdet wider gruende.
Deine treu⸗liebende Groß⸗Eltern gedachten bei ihrem nunmehro sich findenden Alter in dir wiederum zu gruͤnen.
Hierzue koͤmpt die hoffnung vieler kuͤnfftigen zeiten / in welchen sie fort fuͤr fort gruͤnen vnd ein ewiges gedaͤchtniß in den hertzen der nachkommenen verlassen.
Virgilius / Horatius [...] ligen schon vor tausend Jahren in der Asche / doch [...] grúnet ihr Lob noch immer.
also sollen sie gruenen, daß sie auch an irem disch sehen ir kinder als neu zweig.
Ebd.
6, 190, 2
: nach deim tod wirstu sehen deine kinder gruenen und ire kinder.
4.
›sich entfalten, sich ausbreiten (z. B. vom göttlichen Prinzip, von der Gnade usw.), zunehmen; leben, gedeihen; florieren, prosperieren (z. B. vom Wohlstand eines Reiches); sich in etw. auszeichnen (z. B. in der Tugend)‹; in Vergleichen und tropischen Verwendungen anschließbar an 2; Syntagmen:
j., js. mut, der ritter, der gemeine nuz, die kreatur / liebe / tugend / weisheit / welt, das kreuz / land / reich / weib, die sinne g.; etw. / jn. grünend erhalten / machen; in der gotheit g.; die grünende kraft
.Belegblock:
Diu selbe kraft, [...], dâ got inne ist blüejende und grüenende mit aller sîner gotheit.
Diu stat, diu ungenant ist, in der gruonent und blüejent alle crêatûren in rehter ordenunge.
gotes minstes des sint alle crêatûren vol und lebent und wahsent und gruonent dar inne.
Dein weip wirt mit gnugsam grunen als die weinrebe in den wenden deins hauß.
wanne in eime einigen funckelin des engelis grunit, laubet und luchtit alle dyse werlt.
wanne gotes liebe sal ane schemen | in irme hertzen gruͤne unnd zu nemen.
Ebd.
2845
: di kuscheid groͤnet vor gote, | wo sich di heldet nach sime gebote.
so wirt denne die tugent fruhtbar und gruͦnet an goͤtlicher minne.
dass kein undertan hat koͤnnen fuͤrkommen noch gruͦnen, wen durch taͤglich schenkin.
die volkomenheit, wan in dem houpt grüenent alle sinne, so die uzzern so die inren.
(Laß dich die lieb nit betoͤren!) | E dir die ee versprochen werd; | Oder du gronest nimmer uff erd | Und gewinst laster und schaden.
[daß] die ainigkait gepflantzet und unsers verhoffens alweg gronend erhalten wirt.
[gâben des hailigen gaistes], die die pluomen Christum machten grüenend in der zarten schaln unser frawen.
mir stolzt der müt von rechter gier | und grünet als ain bäm. | Man legt mich zu der breut
(hier als erotisches Bild).
wie doch derselbe jung ritter in seiner jugent grúnaht, doch grúnat er vil mer in der tugent seiner keẃschait.
die enzündung der vnlauterkait die grünät in mir.
Franck, Klagbr.
232, 28
; Schmidt, Rud. v. Biberach
182, 15
; Goldammer, Paracelsus
4, 246, 12
; Haas u. a., Erasmus/Jud. Klag
24r, 17
; Ukena, Zuger Trag.
3506
; Bauer, a. a. O.
30, 24
.‒
Vgl. ferner s. v. .5.
›sich wohl befinden, sich freuen (von Menschen und deren Eigenschaften, Gefühlen); im Zustand der Gnade und Freude durch Gott erneuert werden, neu und ohne Sünde geboren werden; ewig leben‹; auch von der Auferstehung Christi gesagt; in Vergleichen und tropischen Verwendungen anschließbar an 2.Texte religiösen und didaktischen Inhalts.
Belegblock:
Allez daz ie leit geleit, | An unses herren schowe, | Grunent vor alle owe.
swer Got minnet | [...] | Den zirt her mit siben tugenden, | Die [...] | [...] immer grunen und vrischen.
die [volck] werden ym hertzen gruͤnen fur freuͤden.
so mus dieser Gott, der mensche ist, vom tode wider erstehen, grunen und lewendig werden.
wo es jnen widerfaren were, hette jr hertz im leibe gegrunet fuͤr freuden.
Tunc etiam gruneten et pleni fur freuden cordibus exultantes ut ipsi angeli.
Ez grunet mir in dem herzen min | als uf der auwen.
Di chron di muz gar scherflich ingedrucht werden den, di ewiclichen grunen und bluen schullen vor meinem vater.
daz alliz daz fordorrit was fon sunden [...], das wirdit fuchte und gruninde und wasinde fon der gnade.
di marter Cristi auch von uns tribet | das keine bose begerunge in uns blibet | unnd der mensche grunet in reinikeit.
uff den froͤlichen Juͤngsten Tag / wenn alle Gebeine gruͤnen werden wie Graas.
die sel würt gruonen von leidens haien.
[vrawe] du grüender jugent galme.
6.
›jn. / etw. zum Blühen, Ausschlagen, Leben bringen; etw. verbreiten, vermehren, verstärken; jn. wiederbeleben, retten‹.Belegblock:
Daz her [Jhesus] sie gruenet und vrischet | Mit sines heren geistes towe.
getorsten beid stett den unwillen nit fürer grünen noch rügen.
[Die sunn] ist auch prennen, vnd mit ir natürleichen hicz ist si grünen vnd fruchper machen alle frücht der ërden.