tugendsam,
Adj.;
vgl. .1.
›im Sinne eigenwertiger moraltheologischer wie profaner Tugendvorstellungen der Zeit lebend und handelnd‹; mit Betonung der religiösen Komponente: ›gottgefällig, gerecht, fromm, rechtschaffen, nach dem Seelenheil strebend‹; eher säkular: ›integer, ehrlich, vorbildlich, ehrenhaft‹; dazu speziell mit Betonung des Beziehungsaspektes (in Ansprachen, Begrüßungen, Gesprächen sowie im sozialen Umgang mit anderen): ›höflich, freundlich‹; Gewisse Beleghäufung für Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Syntagmen:
j
. (z. B. ein fürst / jüngling, die mutter
) t. sein / werden
; sich t. beweisen
; jn. t. grüssen
; der tugendsame kaufherr, die tugendsame erlustierung / hand / tat, das tugendsame blut / leben
.Wortbildungen:
tugendsamigkeit
Belegblock:
Wie dann wirt mann keusch, lieblich, demuͤtig, tugentsam. ec. Der do glaubt ist from, [...] Derhalben haben sie geirret, als ich hab gesagt, Aristoteles und Thomas, das durch ubung tugentsam einer solt werden.
Doe sprach dat doyghdsam furstlich bloyt [...].
ire syet togetsam und kynder fromme.
was vns zu seiner ehrlichen recreation vnnd tugentsamen erlustierung wird fuͤglich [seyn].
das nünde lebichen das ist stete, | [...] | bewiset sich alle zyd togundsam
(ütr.).
[ich] lasße solichs [...] zu rechtem erblehen, [...] den ersamen und tugentsamen Adam Scheffer [...].
[fraw Welt] Veracht scham, zucht und ehrbarkeit, | [...] | Ein still und tugendtsames leben.
Wie die frommen doch allzeit kommen | [...] | Und durch ir tugendsame that | Eim volck [zu gut].
Der jungeling was so tugentsam [...] das su in so liep gewan.
wir mvͦßen den sv́nden sterben vnd vs got geborn werden in ein tugentsam leben.
Es hatt vor jaren gewonet ein reicher tugentsamer Kaufherr / inn der statt.
die ander saͤligkait / die ist Tugentsamikait. Wider daz ander haubtlaster / das ist Neid. Wann woͤllicher mensch / guͤtig unnd tugentsam ist der tregt kainen Neid noch haß gegen seinem naͤhsten.
Williams u. a., a. a. O.
796, 23
; 2.
›Eigenschaften, Handlungsmotivationen und Pflichten charakterisierend, die Frauen zugeschrieben werden‹; im Einzelnen: ›keusch, sittsam, ehrbar, treu‹ (besonders von Ehefrauen); ›jungfräulich, unschuldig, ohne Sünde‹ (von der Gottesmutter); auch als ehrendes Namensattribut für Klosterfrauen gebraucht; Belegblock:
Ein ehrlich tugendsam Weib macht daß jhres Mannes Seel in jhr lebt.
EJn tugendsam Weib, ist ein edle gabe, vnd wird dem gegeben der Gott fuͤrchtet.
das vör üns komen ist im gehegit ding dy Jrbar vnde Toguntsame frawe Katherina Krawszynne.
Schaw, ein solch tugendsames weib, | Die ir beide an seel und leib | [...] | Ein solch ehrenkleid hat angschnitten.
[Gabriel] Gehe zu der Tugentsam, | Gruͤß mirs vnd redt mit jhr.
Tugendsame Jungfraw [...] Tugendsames weib.
Belegblock:
der epgot der do vil houbte hot [...], der ist der geweldigiste und ouch der tugintsamste.
Belegblock:
Der gutzegauch mit seinr natur | Ist des heuchlers ein klar figur, | Der auch eins schalckes farb wol hat, | Kans doch verbergen dunckel glat, | Macht tugentsam all sein parabel.