erenreich,
auch mit epithetischem
erentreich,
Adj.
– Vielfach Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘, oft gebundener Form.
1.
›heilig, herrlich‹ (von Gott gesagt); ›von Gott auserwählt, verherrlicht, erhöht‹ (von Maria gesagt); auch: ›heiligend, selig machend‹;
vgl.  12.
Obd.
Bedeutungsverwandte:
 12; vgl.  13,  3.
Syntagmen:
der erenreiche got / name, die erenreiche gotheit / Maria
.

Belegblock:

Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Do er [Jesüs] zu muter dich erkoß. | Lob hab, du erentreiche!
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
O du ewige Gottheit. | O du Ehrenreiche Gottheit.
Bachmann, Haimonsk. (
halem.
,
1530
):
Ach gott, mit uff gehepten händen gegen himel durch din erenttricher und helger namm bit ich dich.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
11, 47
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
die heilig vasten ist so fron | mit erenreichem lon, | der mensch davon sich leutert als das gold.
Ebd.
40, 1
:
Lobt all zungen des ernreichen | gotes leichnams wirdikait.
Kehrein, a. a. O. ;
Mayer, a. a. O. ;
Gille u. a., M. Beheim
132, 106
;
Rieder, St. Georg. Pred. ;
Klein, Oswald
109b, 2
;
Kummer, Erlauer Sp. .
2.
›tugendhaft, redlich, anständig‹ (als e. P. zugeschriebene positive Eigenschaft); speziell mit Bezug auf Frauen: ›keusch, sittsam, ehrenhaft‹;
vgl.  36.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  6,  7,  2,  12.
Syntagmen:
die erenreiche frau / meid / pflicht, das erenreiche gefieder / kleid
.

Belegblock:

Luther, WA (
1535
):
bist ehrentreich fraw, sed es Teufels hur, gehort ghen hel.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
7, 6
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
entflogen ist mir mein erenreicher falke.
Pyritz, Minneburg
3442
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Solt ich ir lob und ir gelider, | Ir lobes erenriches gevider | Mit worten gar behullen.
Sachs (
Nürnb.
1559
):
Die sol ein bieder weib anschawen | Als einen erentreichen spiegel, | Ehlicher lieb und trew ein siegel.
Ebd. (
1560
):
Wiewol ich ehlich gnommen han | Octaviam, die ehrentreich.
Schade, Sat. u. Pasqu. (
orhein.
1520
):
Adam, wie hast du din erentrich küniglich kleid in das kot laßen fallen.
Gille u. a., M. Beheim
117b, 3
;
Thiele, Minner. II,
21, 44
;
3.
›gesellschaftlich anerkannt, vornehm, von hohem Stand und Ansehen‹ (als Kennzeichen des sozialen Status); ›berühmt‹; in der Regel als höfliches Namensattribut in der Anrede;
vgl.  7.
Bedeutungsverwandte:
 1; vgl.  2,  1,  4, (Adj.) 2,  1,  4,  1.

Belegblock:

Luther, WA (
1533
):
Es sind aber nu an meiner lere so viel, so eddel, so hochgeborne Fuͤrsten und Herrn, auch so ehren reich und lobesam, als Hertzog George jhe gewest.
Ders., WA Br. (
1535
):
Gnade und Friede in Christo mit meinem armen Paternoster u. s. w.! Ehrenreiche, liebe Frau!
Froning, Alsf. Passionssp.
906
(
ohess.
,
1501ff.
):
O edeler herre erentrich, | dyn bede ist ßo mogelich | das [...].
Roloff, Brant. Tsp.
2308
(
Straßb.
1554
):
Künig Artus der mildt und ehrenreich | Auff erden ward nie mein gleich.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Erren riche frowe min, | Waz üch arges ist geschechen!
Sappler, H. Kaufringer
8, 22
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
[ain reicher burger] was frumm und tugentlich | und darzuo gar erentrich.
4.
›respektvoll, der Würde e. P. angemessen, jm. Ehre erweisend‹;
vgl.  8.

Belegblock:

Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
1517
/
8
):
Deshalb ir wird ich kroͤne | Fuͦr alle weib die kuͤng Artus | An seinem hofe hat verhenckt | [...] | Und manchen erentreichen gruß.