gotlos,
Adj.
1.
›sündhaft, schlecht, böse (von Menschen und Institutionen); frevelhaft, gewissenlos, bösartig (von Handlungen)‹;
offen zu 2; vgl.  1.
Bedeutungsverwandte:
(Adj.) 6, , ,  2,
1
(Adj.) 3,  1,  1, (Adj.) 8,  3,  2,  1,  1, , , .
Gegensätze:
,  1.
Syntagmen:
der gotlose papist / bube / haufe / könig, die gotlose anleitung / obrigkeit / welt, das gotlose volk / leben / maul / wesen, die gotlosen ketzer / kinder / menschen / soldaten / wesen
.
Wortbildungen:
gotlose
(
die
) ›Gottlosigkeit‹ (a. 1550/1),
gotloserei
›Ruchlosigkeit‹ (16. Jh.),
gotlosheit
›Sündhaftigkeit‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1521
):
O eyn gotloße und unvorschampte vormessenheyt, die man mit kercker, ban, [...] und flammen solt bezwungen [...]!
Ebd. (
1524-27
):
Solche plage der finsternis hat Gott gedrewet zur straffe allen Gottlosen, die Gottes wort ungehorsam sind.
wie vil mer wirdt der schuldig sein der gotloßheyt, der nit widerstehet nach all seinem vermuͤgen, wie er kan dem gotlosen thun.
Ders. Hl. Schrifft.
Ps. 58, 11
(
Wittenb.
1545
):
DEr Gerecht [...] wird seine füsse baden in des Gottlosen
[
Mentel
,
Eck
1537:
sünders
]
blut.
Ebd.
2. Mose 23, 1
(
Wittenb.
1545
):
DV solt falscher anklage nicht gleuben / Das du einem Gottlosen
[
Mentel
, Var. 1470:
vngengen
; 1475:
vnmilten
; um 1475
2
:
boͤsen
;
Dietenberger
1534:
vngerechten
]
bey stand thust / vnd ein falscher Zeuge seiest.
Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. vngerat. Sohn (
Wolfenb.
1594
):
O du Gottloser Bube, Gott wird dich straffen.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
577, 2236
(
Magdeb.
1608
):
Als aber die gefangne Mann / | Jhr jammergeschrey fiengen an / | Lacht der Bischoff von hertzen grund / | Sprach mit seinem Gottlosen Mund.
Boon, St. Prätorius
58, 24
(
Ülzen
1579
):
da sonsten die gottlose Welt mit grawsamen wasser ist vberschwemmet [gewesen].
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1582
):
SElig zůpreisen ist der mann, | Der sich enthelt von den gotlosen.
Denn zwar du bist ein Got, | Dem gottlos wesen nicht gefelt, | Bei dir hat keine stat, | Wer boͤses thůt in dieser welt.
Der gotlos thůt on hindersorgen | Von andern leuten gelt auffborgen, | Doch er bezalet nimmermer.
Alberus
ff jr
(
Frankf.
1540
):
Asotus, [...] der keyn mas helt / acht keyner erbarkeyt / lebt wie ein gottlosser.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
ein Gottloser aber lebet alle Tage, als ob er nimmermehr sterben solte.
Goldammer, Paracelsus
7, 34, 11
(
1530
):
herr, gib uns nit den gotlosen in ir hend, das ist den reichen, den mechtigen.
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 149, 6
([
Augsb.
]
1548
):
Ain Gotloser / der über ain arm volck regiert / das ist / ain brüllender Loͤwe und giriger Beer.
ders.
Hl. Schrifft. Hiob, 20, 5
;
Jes. 57, 20
;
Harms u. a., Alberus. Fabeln
29, 29
;
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
8, 9
;
115, 26
;
Thür. Chron.
15v, 10
;
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
177v, 8
;
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Franck, Klagbr.
232, 13
;
Reichmann, Dietrich. Schrr.
128, 17
;
Moscherosch. a. a. O. ;
Lauater. Gespaͤnste
36r, 5
;
Haszler, Kiechels Reisen ;
Gilman, a. a. O.
2, 145, 8
;
148, 9
;
182, 21
;
ders. Deo Gratias ;
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
53
;
Dietz, Wb. Luther ;
Vgl. ferner s. v. (Adj.) 1,  5,  2, ,  2,
2
 2,  1,
2
.
2.
›vom rechten Glauben abgewichen; dem falschen Glauben anhängend; atheistisch, ungläubig; von Gott verlassen‹.
Gegensätze:
 1,  1.
Wortbildungen:
gotlosen
1 ›ketzerisches Unwesen treiben‹; 2 ›jn. für gottlos erklären‹ (a. 1533),
gotlosfürchtig
›Gott nicht fürchtend und ehrend‹,
gotlosei
,
gotlosigkeit
,
gotlosig
.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Impietas. Gottlosey gottlosigkeit vngottseligkeit jmpietet heyllosigkeit vngerechtigkeit. [...] Impius. Gottloß vngottselig heylloß vnheilig verdampt verbannet.
Pfefferl, Weigel. Ges.
26, 36
(
Hamburg
1646
):
Das konnen die Gottlosen haben vben vnd thun, vnd wirdt immer erger mit ihnen. Vrsache ist, sie fehlen des wehsens des wahren glaubens.
Luther, WA (
1521
):
Das sey auff diß mal gnug von yhrem gotloßen priesterthum, opffer und dienst, darauß eyn itzlich fromm mensch genugsam unterweyßt ist, auff das, wenn ehr erkent und sihet, das er des teuffels [...] priester sey.
du, gottloßer hauffe, des Bapst anhang, willt uns leren, das wyr opffern [...] diße [...] gaben und freuden.
du, gottloser Papist, sihest yn dyßem sacrament eyn andern gott, der tzuvorsuͤnen sey.
Ebd. (
1524
):
der falschen anklag, so die gottlosen auff die rechten Christen legen (denn sie sagen, solche lere sey auffruͤrisch).
Ebd. (
1524-27
):
also lesst Gott dem Gottlosen raum und zeit zur busse und besserung und zu seiner bekerung.
Ebd. (
1524
):
Als zu der Apostel zeit gab er das Roͤmische Keiserthum, wiewol es ein Gottlos Reich war und sich hart wider die Christen legete.
Ebd. f. (
1525
):
Ob auch die Gottlosen werden aufferstehen? Antwort: So wol als die Gottseligen, Denn Christus ist ein Richter uber lebendige und tod, sie seien from oder boͤse, gerecht oder Gottlos. [...] Die Gottlosen aber, so jnn jrem unglauben sterben, wedren nicht hingezuckt werden jnn den Wolcken dem Herrn entgegen [...] So werden die Gottlosen eben so wol aufferwecket als die Gleubigen, Aber diese ,zur aufferstehung des lebens,‘ Jene ,zur aufferstehung des Gerichts‘.
Ebd. (
1531
):
Donec cum eo manserimus, sumus sicher fur falschen gottlosen leren.
Ebd. (
1532
):
Also sol sich ein Christen an Gottes wort halten, das er solch heidnisch und Gottlose geschwetz widder den galuben aus schlahe.
Ebd. (
1543
):
Was solten Buchstaben vermuͤgen, als Buchstaben aus eigener krafft, wo nichts mehr dazu käme? Was helffen sie den Teuffel, Tuͤrcken, Juͤden und alle Gottlosen, so solcher Buchstaben [...] on unterlas misbrauchen.
Alberus, Barf. (
Wittenb.
,
1542
):
Der Welt absagen / heist nicht Kirchen bawen / [...] / sonder an Christum gleuben etc. Kirchen bawen / [...] / kan auch ein Gottloser.
Gropper. Gegenw. (
Köln
1556
):
Die gotlosen Ketzer wenden grossen fleiß an / ob [...].
Christus (der jren künfftigen vnglauben vnd Gotlosigkeit / zuuor erkendt hat).
Was moͤcht doch wider sein almacht [...] gotlosiglicher gedacht ader gesagt werden.
Rosenthal. Bedencken
13, 33
(
Köln
1653
):
daß sie [...] zu den Ketzereyen vnd Gottlosigkeit geschwigend hette.
Ebd.
21, 22
:
Gewißlich wer dieser Kirch den Vorzug nit wil geben / der ist entweder gantz Gottloß / oder er stuͤrtzt sich selbst durch grobe Vermessenheit.
Franz u. a., Qu. hess. Ref. Bd.
2, 72, 25
(
hess.
,
1527
?):
[bittet er um Urlaub]
von disem gotlosforchtigem volke.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
8, 12
(
Frankf./M.
1568
):
Wie denn auch der Gottloß vnd schendliche Heyde Epicurus bekennet hat / es sey zwar ein Gott / der gebe aber niemand nichts.
Mathesius, Passionale (
Leipzig
1587
):
das vnsere Religion vnd Glaube / die klare warheit [...] ist / vnnd nicht ein blosser [...] wahn vnd gedanken der jetzigen boͤsen vnd Gottlosen Juͤden / Moͤnche vnd anderer Irregeister.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
271, 10
(
Nürnb.
1548
):
Das heyst doch ye ein grosse vnterschied gemacht / zwischen gotlosen / vnd Gotseligen leuten. Denn da ists beschlossen / der Gottloß sol vnd muß plag haben.
Golius (
Straßb.
1597
):
Impietas, vngotsfoͤrchtigkeit / Verachtung Gottes / Gottlosigkeit.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
daz er [mensch] vor waz als ein armer gotloser dūrftig, der zemal blind waz und im got verr waz.
wir syn gotloisz und gnadenloisz und mynneloisz und aller tugende nacket und bloisz.
Jörg, Salat. Reformationschr.
743, 14
(
halem.
,
1534
/
5
):
die wyl sy sechend das keyn pitt / manen / [...] noch fründschaft gegen den baͤpstlern / und gottlosen / den v orten nüt erschusse.
Ebd.
836, 22
:
baͤttends früntlich / das jr herren fürhin / jn jr statt predicanten annemend / so uff frid und růw stalltend / und die ufruͤrischen pfaffen so an cantzlen gotlosend / hinweg taͤtend.
Maaler (
Zürich
1561
):
Gottloß / vngloͤubig / d’auff Gott gar nichts haltet. Atheos.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
damit der neu gotlos verfluecht aberglaub, nur alten weibern, hueren und pueben annemlich, außgereut würd.
Gropper. a. a. O. ;
Mathesius, a. a. O. ;
Logau. Abdank.
170, 23
;
Goldammer, Paracelsus
5, 175, 17
;
Anderson u. a., Flugschrr.
19, 4, 9
;
Andreae. Ber. Nachtmal
4r, 15
;
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 147, 13
;
2, 149, 5
;
2, 150, 3
;
2, 155, 2
;
2, 182, 5
;
Vgl. ferner s. v.  4.