tugendhaft,
auch
tugendhaftig
, Adj.
– Vgl. die teils parallelen Bedeutungsfelder von , , .1.
›durch positive, dem Menschen als erreichbar angenommene Eigenschaften gekennzeichnet, die den theologisch-moralischen Tugendvorstellungen der Zeit entsprechen; danach handelnd bzw. zu entsprechender Handlung verpflichtet‹ (allgemein); im Einzelnen oft religiös motiviert, dann: ›fromm, demütig, gnädig, heilig usw.‹ (als vorauszusetzende Eigenschaften auf dem Weg zum Seelenheil); eher säkular: ›moralisch integer, anständig, ehrlich, vorbildlich für andere, ehrenhaft‹ (als einer Person zugeschriebene Eigenschaften wie als Kennzeichnung ihrer Handlungen); Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘, auch berichtende Texte.
Syntagmen:
j
. (z. B. in seiner sele, gegen jn
.) t. sein
; das leben den tugendhaften ungleich sein
; der tugendhafte diener / heide / keiser / vater, die tugendhafte antwort / art / manier / sele / traurigkeit, das tugendhafte leben, tugendhafte werke
.Belegblock:
wenn einer jetzo so tugendhafft were wie Cato, [...], so ist die Zeit nicht / [...] / die dergleichen Leut hoch achten.
Keyser Antonius ist vnleydlich dem Roͤmischen Reich geweist / das er jedermann auff seine Stoische tugendhaffte manier ziehen [...] wollen.
dú tugendhaft sele flúget úber als daz uf ertrich ist und úber all creatur.
Er ist selig, der do bekennet sein krankheit [...], wann die selb kunst wirt im sein ein anfanck und gruntfest einer tugenthaftigen und demutigen traurikeit.
Ebd.
18, 27
: sehe der mensch, wie als sein leben so ungestalt [...] sey der gotlichen ordenung [...] wie ungeleich es auch sey den unschuldigen, den tugenthaftigen.
die [kinde] doch sint wunder tugenthaft, | lutzelig, zúhtig, raine, | behúet vor allem maine.
Was die benennete Person | Vor einen Ursprung habe [...] | [...] zugleich werd offenbahr / | Ob sie nach solcher Eigenschafft / | Werd böss sein oder Tugenthafft.
Das ist der mensch und sin krafft | In siner sel tugent hafft.
[Paris] Den vil tugend haften man | In züchten fragen do began.
das sint die werk tugenthaft; | die vertreibt des weines kraft.
das er im [tadel] mag entrinnen | durch tugenthaffte spreutz, | [...] | mit hilf des heilgen creutz.
das tugenthafft leben das ist got genëm.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
40, 9
; Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
5a, 8
; Lindqvist, a. a. O.
470
; Steer, Schol. Gnadenl.
1, 661
; Munz, Füetrer. Persibein
434, 4
; 2.
Eigenschaften, Haltungen und Handlungen kennzeichnend, die man Frauen zuschreibt bzw. ihnen als verpflichtend auferlegt; im Einzelnen: ›sittsam, treu‹ (von der Ehefrau); ›keusch, sexuell enthaltsam, jungfräulich‹ (von Klosterangehörigen); ›ohne Sünde‹ (von Maria); als Spezialisierung anschließbar an 1; Belegblock:
entflogen ist mir mein erenreicher falke, mein tugenthafte fraue.
Nachdem [...] herr Philips landtgraff zu Hessen [...] den erbarn und tugenthafftigen Margrette und Elisabett von Laerbach zu irer abferttigung deß closterß zum Sehe zweyhundertt gulden [versprochen].
As Astroges tochter tugendhafft | Gebar den kúng Cyrum, | Also gebar Maria Jhesum Cristum.
smal schulter, dicke hende, | bewart gar tugenthafft.
Ebd.
41, 3
; Belegblock:
ob er wol aussaͤtzig war / so war er doch ein Tugendthaffter tapfferer Herr.
Belegblock:
das ist als vil gesprochen: almechtiger gott, tugenthafter got, und gott úber all kúng.