pestilenz,
pestilenzie
(letzteres seltener),
die
(auch
der
und
das
);
(für
die
)
/–
.
1.
›ansteckende, in der Regel tödlich verlaufende Krankheit, Seuche, Epidemie‹; speziell: ›Pest, Beulenpest‹; als Metonymie: ›einzelne Pestbeule‹; vereinzelt auf Tierkrankheiten, z. B. eine nicht näher identifizierbare Pferdeseuche, bezogen.
Bedeutungsverwandte:
 3, (s. v.  2), (
der
3,  1, ,  2,  1,  1,  2, (
der
1, , , ; .
Syntagmen:
(die) p. bringen / abwendig machen / fluchen / fürkommen / verhüten
;
p.
(Subj.)
von bösem luft entstehen, jn. ankommen / anstossen
;
an der p. krank werden / liegen / hingehen / sterben
,
in einer p. sterben
,
durch die p. verstreut werden
,
jn. mit p. plagen
;
p. der beulen
;
grausame / grosse p.
;
pflaster auf die p.
,
rezept wieder die p.
,
traktat von der p.
;
gebresten / krankheit / sucht / plage / strafe / zeichen der p.
Wortbildungen:
pestilenzbeule
,
pestilenzblater
(a. 1592),
pestilenzfürseher
(a. 1585),
pestilenzgeschwer
(a. 1587),
pestilenzhaus
›Pestkrankenhaus‹ (a. 1572),
pestilenzkraut
,
pestilenzspital
(um 1600).

Belegblock:

Luther, WA (
1527
):
das etliche so verzweiffelt boshafftig sind, das sie mit der Pestilentz alleine darumb unter die leute odder ynn die heuser lauffen, das yhn leyd ist, das die Pestilentz nicht auch da ist, und wollen sie dahin bringen, gerade als were diese sache ein solcher schertz, als wenn man yemands zur schalckeit leuse ynn pelttz odder fliegen ynn die stuben setzet.
Stambaugh, Friederich. Saufft.
30, 7
(
Frankf./O.
1557
):
darumb wer das nerrisch geredt / so jemand spreche / Die Pestilentz fluchen ist nicht Suͤnde / sondern nur ein geringer [...] Haußfluch.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
, zu
1395
):
da waren große sterben in Duschen landen. Unde der großen pestelencien han ich vir gesehen.
J. W. von Cube. Hortus
76, 26
(
Mainz
1485
):
diesser dranck benympt anzwyfell die sucht der pestilentz.
Ebd.
116, 18
:
der geroch von disser rynde benympt den boͤsen lufft do von die pestilentz ensteen mag.
Röhrich u. a., Cod. Dipl. Warm.
4, 99, 12
(
omd.
,
1425
):
wen ym hoffe yerlichen pestilencia pfleg czu seyn, dy ich sere schuwe.
Neumann, Rothe. Keuschh.
3871
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
wer ess in sinen dranck tud, | so istess wider di pestilencien gud.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1450
/
80
):
Des vorgenanten jars erhub sich ein großer und grausamer pestilentz durch alle lant, das kaum der drit mensch beleib.
also [...] starb Jobst Tetzel am pestilentz.
Sachs (
Nürnb.
1563
):
Gwaltig zu regieren anfieng | [...] | Die gschwind kranckheit der pestilentz.
Menge, Laufenb. Reg.
5117
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
Daß der herbste [...] | Bringen mag [...] | Gebresten blotren pestilentz.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 373, 3
(
Hagenau
1534
):
Das dich die Pestilentz ankom. Die heilige geschrifft hatt vier plagen / Pestilentz / Thewrung / Krieg / und Bestien.
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
Pestilentz / oder gemeine sucht vñ plag. Lues.
Lemmer, Brant. Narrensch.
88, 19
(
Basel
1494
):
Wann jr nit haltten myn gebott | Will ich [der herr] uch geben plag vnd dot | Kryeg / hunger / pestilentz / vnd dür | Hytz / ryff / keltt / hagel / tunders für.
Müller, Lands. St. Gallen
101, 27
(
halem.
,
1562
/
4
):
dieweyl laider pestilentz, vech prest, thüre, der türgkh, der gäch tod und ander erschröckenlich strafen Gottes vor ougen, soll hiemit das tanzen allenthalb abgestellt sein.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
258
(
Genf
1636
):
pestilentz beul [...] pestilentzhauß [...] pestilentzkraut.
Müller, Nördl. Stadtr. (
schwäb.
,
1503
):
die strafen, so der allmechtig über die mentschen mit teurin, mit den platern, genant mala frantzosa, pestilentz und andern ungehörten plagen bisher verhengt hat.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1563
):
es seind auch ir fil, so zaichen der pestilentz gehapt, gestorben.
Und sollen, die mit der kranckhait der pestilentz beladen, [...] die zeit der sterbenden leuff sich der offnen beder müssigen.
Anderson u. a., Flugschrr.
2, 14, 9
([
Augsb.
]
1523
):
wir derffen vnß nit wu͂deren / der erschrockliche͂ Plag. die got zů vnß schicket / nemlich hagel / wasserfluͤß / krieg / pestilentz.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Pey des kaysers zeyten ward es ubel steen in seinen und mer landen mit posser muntz, teurung, pestilennzen an vil ennden und mit kryeg in dem Reich.
Weitz, Albich v. Prag
133, 14
oobd.
,
A. 16. Jh.
˺):
Ain regimen fuͥr die pestilencz. Item die druͤß koͤmen an iij stetten an ainen menschen.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
kam [...] das pestilenz under si, sturben, wie das viech fielens dahin.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
109, 6
(
tir.
,
1464
):
das si den vnselligen priester pald sölten [...] verprennen, oder aber der vergift tod der pestilencz, [...], der würd nicht auf hören.
Mosler, UB Abtei Altenb.
2, 225, 32
;
Struck, Cist. Marienst.
1040
;
Krebs, Prot. Spey. Domkap.
1, 2510, 3
;
J. W. von Cube. a. a. O.
76, 20
;
26
;
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
102, 8
;
104, 5
; 9;
192, 7
;
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
21, 28
;
Röhrich u. a., Cod. Dipl. Warm.
4, 99, 12
;
Toeppen, Ständetage Preußen
3, 223, 33
;
497, 17
;
Thiele, Chron. Stolle ; ;
Eis u. a., G. v. Lebenstein
51, 12
;
Thür. Chron.
13r, 6
;
Ders. Hl. Schrifft. Offb. Vorr.
2467, 6
;
Buck, U. v. Richent. Chron. Conz. ;
Lehmann, Rezeptb.
233
;
Sudhoff, Paracelsus ;
Menge, a. a. O.
4090
;
4215
;
4966
;
5164
;
Rieder, Gottesfr. ;
Kurrelmeyer, Dt. Bibel Var.;
Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen ;
Schib, H. Stockar
74, 19
;
141, 34
;
Gleinser, Anna v. Diesb. Arzneib.
1989, 219
;
Heydn. maister
21v, 19
;
Voc. inc. teut.
s vijv
;
Alberus
II iijv
;
Rot
338
;
Öst. Wb.
2, 1131
;
Eckel, Fremdw. Murners.
1978, 47
.
Vgl. ferner s. v.  4,  1.
2.
›Plage; Verderben, Untergang‹.
Phraseme:
auf dem stul der pestilenz sitzen
›ein Übel darstellen‹;
etw. als eine pestilenz fliehen
.
Wortbildungen:
pestilenzhaftig
(1. V. 16. Jh.).

Belegblock:

Chron. Magdeb. (
nrddt.
, Hs.
E. 16. Jh.
):
Anno 1546 [...] ist D. Martinus Luther [...] in Gott verstorben, welcher ein gros licht der Christenheitt war [...] und [...] des Papsts Pestilentze.
Rosenthal. Bedencken
41, 1
(
Köln
1653
):
Sie werden vom Heiligen Geist in den Psalmen angezeigt / als die auff dem Stuhl der Pestilentz sitzen; sie seind die Pest vnd fangende Kranckheiten im Glauben.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
63, 12
(
tir.
,
1464
):
wenn er [Jeronimus] höret ein müessig wort, das floch er als ain grossen pestilencz oder sucht.
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
21, 28
;
Öst. Wb.
2, 1131
.
Vgl. ferner s. v.  5.