orgel,
die
;
-Ø/-en
.
– Zur Sache: ;
LThK
1986, 1226
;
Hwb. dt. Abergl.
6, 1306-08
.
1.
entsprechend lat.
organum
›jedes arbeitspraktische Werkzeug‹ vom Körperglied (Hand, Fuß) bis hin zum Musikinstrument, ohne daß aus den jeweiligen Belegen immer eine verläßliche nähere Bestimmung möglich wäre; im einzelnen Bezug auf den ›Weber- und den Spinnradschemel‹.
Vor allem Wörterbücher.
Bedeutungsverwandte:
,  2.

Belegblock:

Voc. inc. teut.
r viijr
(
Speyer
um 1483
/
4
):
Orgel organu͂ e͂ instrume͂tu͂ musicale.
Voc. Teut.-Lat.
y jv
(
Nürnb.
1482
):
Orgel. organu͂ latine. nablu͂ hebraice. psalteriu͂ grece.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
353, 22
(
Genf
1636
):
Orgel [...]. Organa pneumatica.
Rot
334
(
Augsb.
1571
):
Orgl. Ein zebrochens Griechisch woͤrtel / gantz heist es Organon, Ein instrument / Ein jedlichs hantgeschür / damit man etqas
[sic!]
bewegt / schafft oder thuͦt. Ein Musicalisch instrume͂t / von pfeiffen / oder seyten zugericht / deren seind mancherley art.
Ebd.
337
:
Fuͦß geschirr / instrument das man mit den fuͤssen uͤbt: Als in den Orglen / das vnter geruͤst das man tritt [...]. Es mügen auch die Weber schemel / vnd die pretl an den spinnredern pedal genent werden.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
47, 12
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
wart der red ein stumme, | doch dein gepurde nuer herwider fuerte | orgel der stimme.
Bremer, Voc. opt.
35002
;
Schmitt, Ordo rerum
336, 2
.
2.
›Orgel, zu den Ärophonen zählendes Musikinstrument, dessen Klänge durch Luftverdichtung erzeugt werden‹. In den aufgeführten Belegen erscheint
orgel
als relativ einfaches Instrument im Cumulus mit anderen, so daß keine genaue Spezifizierung vorgenommen werden kann; teils ist (auch nach Ausweis einzelner Pluralbelege) speziell die Orgelpfeife gemeint; als Metonymie: ›Orgelklang‹.
Zur Sache:
Lex. d. Mal.
6, 965
.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld):  1,  1,  2,
1
,  1, , , .
Syntagmen:
orgeln hören
;
die orgeln
(Subj.)
sprechen / klingen
;
mit orgeln ringen, got in den orgeln, mit orgeln loben
;
die stimme der orgel
;
der ton von orgeln
.

Belegblock:

Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
Da dun ich sij horen singen lieder, | Sproͤche, gedichte und gewyder | Und dar zu manichen suͤßen don | Von harppen und ander seitenspil schon | Von orgeln und anderm gedoͤne.
Ich horen sij
[die Stimme eines Raben]
lieber dan den done | Von orgeln odir psalterien.
dar nach sij [Latria, Gods Dinst] sich zu iren orgeln dut | Und den sußen done davon gen dut.
Palmer, Tondolus (
Speyer
um 1483
):
Darnach hort Tundalus sel orgeln / harpfen vnd allerlei seitenspil.
Dubizmay, kurß zu Teutze
36, 8
(
hess.
,
1463
):
Lobt got In den cymbelen der wol laẅtüng in dem kore lobt In in den seytten vnd In den orgelen.
Gille u. a., M. Beheim
225, 54
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
lobt got mit herphen, argeln dan | und mit all dem, das hillet schon.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Wan alle instrument gemein, | Orgel, laut, pfeiff, wie man die nent, | Mit irn stimen erclungen rein.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
Daß ich jetzo der halb todten Musicalischen Jnstrumenten, der Pfeiffen vnd Geigen, der Harpffen, Cythern, Lauten vnd Orgeln (welche man offt vnd viel mit vnd neben dem Gesang brauchet) geschweige [...], dz ist, wenn die sach selbst, von welcher das Gesang gemacht worden, auch nit allein lieblich vnd annemblich, sondern hochwichtig vnd voller weißheit ist.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
Er selb was ein vatter der singenden in der herpfen vnd in der orgelen
[
Froschauer
1531:
geygen
;
Eck
1537:
pfeiffen
;
Luther
1545, 1. Mose 4, 21:
Pfeiffer
].
In den felbern in mitzt sein: hiengen wir an vnsere orgeln
[
Eck
1537:
seitenspil
;
Luther
1545, Ps. 137, 2:
Harffen
].
Maaler (
Zürich
1561
):
Gsangspil allerley gattung von pfeyffen gemacht / als orgel / positif. Organa.
Rot
355
(
Augsb.
1571
):
Tabulatur, Außgesetzter gesang auff Orglen / lauten / harpffen / ec. den einer wie ein Tafel für sich legt / vnd darnach schlecht.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
wenn der luft fäuht ist, sô sprechent die orgeln und die saitenspil niht sô süezleich sam wenn daz weter haiter ist.
Roder, Hugs Vill. Chron. ;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
68, 8
.
3.
›Orgel, in Kirchen, selten auch in Herrschaftsbauten stehendes, hohen monumentalen Zwecken dienendes, kulturelle Macht ausstrahlendes Musikinstrument‹.
Bedeutungsverwandte:
.
Syntagmen:
eine o. machen
(z. B.
neu, auf einem hause, in der kirche
)
/ bedienen / stimmen, mitten in die kirche setzen, ein dorf x orgeln haben, die o. zum lobe gottes brauchen, eine o. für ein gewaltiges werk halten
;
got
(Dat.obj.)
etw
. (Subj.)
werter denne eine o. sein, vorpfeifen wie eine o. zusammen heften, das böse gewissen wie eine hellische o. sein
;
die o
. (Subj.)
dissonieren
;
geld an die o. kommen
›für die Orgel verwenden‹,
die königin bei der o. stehen, mit der o. ein responsorium singen, von der orgel (etw.) sagen
;
die o. mit x registern, mit xfachem flötenwerk
;
die hellische / indianische / reiche / schöne o
.;
eine o. von 1000 registern, die o., nach wunsch geziert
(nachgestellt);
der klang, das corpus / werk der orgel
;
die hochmesse mit den orgeln, schmer zu der o
.
Wortbildungen
orgelbalg
(dazu bdv.: ),
orgelklang
,
orgellade
›Windkasten einer Orgel‹,
orgelpfeife
,
orgelror
(dasselbe),
orgelsang
(im Beleg Kosewort für die Minnedame; s. u.
Pyritz
),
orgelschlaher
›Organist‹ (dazu bdv.: ),
orgelspiel
(oder zu 2?),
orgeltreter
›Person, die den
orgelbalg
in Bewegung setzt‹.

Belegblock:

Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1402
):
8 scot eyme knechte, der dy orgeln half machen uf dem huse.
Luther, WA (
1522
):
ich wollt nit, das du myr eyn orgell mitt viertzehen register und tzehen fach fleuttenwergk mechtist.
Ebd. (
1543
):
sie [Juden] zweiveln, Equivocirn, tappen und suchen, wie ein ungelerter organist die claves oder orgelpfeiffen sucht.
Schade, Sat. u. Pasqu. (
md.
1521
):
was sol man auch sagen von den orgelen und von den glocken, die so gemein worden seind daß iezund nahent kein dorf ist, es wil drei oder vier oder fünf haben?
Hilliger, Urb. St. Pantaleon (
rib.
,
1652
):
6 Febr. hat der orgelmächer im kloster erstlich angefangen an der orgel zu arbeiten. 12 hat meister Balthasar das corpus der orgel geliffert und aufgericht.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1582
):
Lobpreiset ihn an frewdentagen | [...] | Mit seitenspiel vnd guͦtem klang, | Mit pfeiffen vnd mit orgelsang.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Vnd wuͤßt eben vom Christen Glauben | So viel die Blinden vnd die Tauben | Von Farben vnd von Orgelpfeiffen.
Schmitt, Ordo rerum
261, 5
(
omd.
,
1466
):
Canna orgel rore.
Pyritz, Minneburg
1492
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Min suße rein quintern gedon, | Min sußer lutter rotten clank, | Min pfiffen schal, min orgel sank, | Min nachtigaln snebelin, | Min lerchen munt.
Gille u. a., M. Beheim
321, 8
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
wann pfeiffen, saitenspile, | pusamen, orgeln klank | Krank ist wider gesank | und ist nur laicherei.
Trunz, Meyfart. Tub. Nov.
26, 15
(
Coburg
1626
):
Das boͤse Gewissen / ist wie ein hellische Orgel / von vielen 1000. Registern.
Voc. Teut.-Lat.
y ijr
(
Nürnb.
1482
):
Orgellade. pinax od’ gemalte hanttaffel. od’ romat romataffel. oder rechentaffel.
Harsdoerffer. Trichter (
Nürnb.
1653
):
Die Orgel wird gebraucht zu dem Lobe Gottes.
Bremer, Voc. opt.
85004
(
wobd.
,
1436
):
Organista qui scit cantare in organis [...] orgelschlachter.
Buck, U. v. Richent. Chron. Conz. (
alem.
,
um 1430
):
von dem undern hof och ain gang und obnen by der kantzel und unden by den organan.
und sungend die vesper zuͦ dem thuͦmb [...], mit schönem gelüt und in den organan.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
Wissent, einen swank in die heiligen wunden unsers herren mit minnen ist Gotte werder denne alle die orgellen und die gloggen und das hoch gesenge.
Roder, Stadtr. Villingen (
önalem.
,
1622
):
so der organist bei einer hochzeit die orgel schlecht, soll ihme der hochzeiter drei batzen oder das mahl und dem orgeltretter ain batzen geben.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Orgen und saiten spil | Ist bi im [kaiser] stætekliche vil: | Moyses, Abraham, | Mit Davide singent | Und ir suͤsses saiten spil | Wunneklich erklingent.
Maaler (
Zürich
1561
):
Orgel (die) Positif. Organum.
Positiff / Orglen / Jnstrument mit pfeyffen die man blaasen muͦß mit grossen blaaßbelgen.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
353, 24
(
Genf
1636
):
Orgelbalck / Der Blaßbalck.
Ebd.
27
:
Orgellaͤde / [...] Arca organaria.
Ebd.
33
:
Orgelschlager / Organist.
Martin, H. v. Sachsenh. Tempel
942
(
schwäb.
,
1455
):
Ein orgel was zuo Praug | Nauch allem wunsch geziert, | Die yetz vast dissoniert | Mit mangem valschen toun
(hier als politische Sellungnahme dienend: Bezug auf die Hussiten).
Ebd.
966
:
Noch weiß ich orgeln vier | Geziert von hohem werck, | Zuo Köln und Haidelberg, | Zuo Erdfurt und zuo Lips.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Derselbig, wie er die new orgl anfieng zu stimmen, mocht er nit für guet haben, do die weiber oder die kinder durch die kirchen liefen und ine irrr machten.
ain schöne orgel im münster, welche für der gewaltigsten werk ains in deutschen landen mag geachtet werden.
Rot
392
(
Augsb.
1571
):
Calcand, ein orgeltretter.
Memminger Chron. Chr. (
Ulm
1660
):
Die Borkirchen bey S. Martin war gemachet / vnd die Orgel / welche zuvor dahinden stunde / mitten in die Kirch gesetzet.
Mollay, H. Kottanerin
26, 36
(
moobd.
,
1439
/
40
):
Vnd die Jung KungInn [...], die stuend oben bei der Argel.
Hilliger, a. a. O. ;
Gille u. a., a. a. O.
224, 6
;
Wendehorst, UB Marienkap. Würzb.
231, 34
;
Koller, Ref. Siegmunds ;
Baumann, Bauernkr. Oberschw. ;
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
410
;
832
;
Rechn. Kronstadt 2,
168, 34
;
Voc. inc. teut.
r viijr
;
4.
›Zuber, Kübel‹; Ütr. zu 2, wohl aufgrund der „Ähnlichkeit der verhältnismäßig schmalen und hohen, sauber in der Reihe stehenden Dauben [eines Kübels] mit Orgelpfeifen“ oder aus der Kastenform kleinerer Orgeln ().
Bedeutungsverwandte:
, ,  6,
1
,  1,  12, .

Belegblock:

Sexauer, Schrr. in Kart.
273, 31
(
alem.
,
um 1510
):
Si haben ouch zwo schüsßlen zuͦ der spyß vnd eine zuͦ dem brot für ein zwehelen. ein groß geschirr ze subern. das ist ein örcklin / ein kanten.
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
Orca, Ein hoͤltzin geschirr dariñ man allerley saltzet / ein zuber / orckel / brente. Orcula [...] ein kübelin / oͤrkelin.
Gagliardi, Dok. Waldmann
1, 258, 10
(
halem.
,
v. 1489
):
Die kübler söllen geben: ein örgili um 10 d., ein wingeltli 14 d., ein wassergelt 18 d.
Maaler (
Zürich
1561
):
Oergely (das) Kübel. Situla.