pfeife,
die
;
-Ø/-n
;
zu
mhd.
phîf(e)
›Blasinstrument, Pfeife‹
(f.), dies aus
vulgärlat.
pipa
›Röhre, Rohrpfeife‹
, einer Bildung zu
lat.
pîpâre
›piepen, pfeifen‹
(
Kluge/S.
1995, 539
).
1.
›Pfeife, aus einer Röhre bestehendes Blasinstrument‹.
Bedeutungsverwandte:
, , , .
Wortbildungen:
pfeifensänger
.

Belegblock:

Buch Weinsb. (
rib.
,
um 1560
):
Es waren bei mir […] licentiat Goltberch, fort meister Engel und m. Michel mit dem virginail und pfeifen.
Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
zo der selver zit des morgens zo eicht uiren doe reden die burgermeister uis mit piffen ind mit trumpen bis an den Judenboichel.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
, zu
1351
):
in der selben zit sang man ein nuwe lit in Duschen landen, daz was gar gemeine zu pifen unde zu trompen.
Ebd. (
mfrk.
, zu
1360
):
Auch hat ez sich vurwandelt mit den pifen unde pifenspel unde hat ufgestegen in der museken.
Ebd. (
mfrk.
, zu
1367
):
Des vogelers pife gar suße sang, da he det den fogelfang.
Thiele, Minner. II,
32, 880
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
men ensach da niemans truren. | da waren pyffen und taburen, | vedelen, harpen und sentolen.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1563
):
als in einer nahend bey im wonende ansprach, daß er […] mit der sackpfeiffen die geladenen wolt frölich machen, sprach er: Ey, laß mich unbekümmert, ich hab meine pfeiffen verloren.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
14, 6
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
Der provincien inwoner […] sint alle mit luste bevangin unde gegebin […] deme sange unde seytin spyl und pfyfin.
Gille u. a., M. Beheim
23, 53
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Mit singen machet man auch churcze weil so vil, | pusaunen, pheiffen, orgeln hart man schallen.
Ebd.
324, 30
:
Da wart manch susser schal | von pfeiffen, lauten unde | harpfen und raten kunde, aller hand saiten spil.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Wan alle instrument gemein, | Orgel, laut, pfeiff, wie man die nent, | Mit irn stimen erclungen rein.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 306, 2
(
Hagenau
1534
):
Die eltern nemen offt ein brett / und schlagen auff ein banck / das es nur einen thon hat / so tantzen die kinder / und gilt yhnen eben als vil / als were es ein gute pfeife / oder seyttenspiel.
Brack (
Basel
1483
):
Fistula. schalmey oder pfeyff.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Von herr ze herr brach der schall, | Prosunnen, pfiffen über all | Ze baider sitt erclungen.
Maaler (
Zürich
1561
):
Pfeyff (die) Fistula. Pfeyffen oder floͤuten von buchß.
Rennefahrt, Staat/Kirche Bern (
halem.
,
1622
):
sich die unseren by derglychen fhüren mit fackelen, trummen und pfyffen sechen laßen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1379
):
do die wachter an die wacht giengen, do horten si ain grozz gedön von pfiffen und von pusunen.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
198, 5001
(
schwäb.
,
1453
):
ich sy im grossen zorn, | Und uff hais bläsen bald die hörn, | Die krummen pfiffen und busun.
Voc. rerum (
Augsb.
v. 1474
):
Sambuca schwegel vel pfeiff.
Guth, Gr. Alex. (Hs. ˹
oobd.
,
E. 14. Jh.
˺):
Dar nach gepot er pald | Daz allez volk wer berait | So man die pfeyffen auf dreit.
Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl. ;
Gille u. a., a. a. O.
115, 61
;
Matthaei, Minner. I, ;
Bremer, Voc. opt.
1, 361
;
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 93
;
Bad. Wb.
1, 194
;
2.
langes, schmales Gefäß als Maß für Flüssigkeiten, bes. für Öl, auch ›Ölfaß‹.
Syntagmen:
eine pf. öl
.

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
2, 6, 26
(
preuß.
,
1444
):
Steffan Vrost und Jocob Felthusen von Danczik seyn […] gebruchet und gebusset uff czehen geringe mark, das sie eyne pfeyffe olye dohin gebracht haben.
Ebd.
4, 492, 14
(
preuß.
,
1456
):
der sal geben van der last zaltczhering und pfeyffe olye 2 gute scot.
Helbig, Qu. Wirtsch.
3, 20, 14
(
md.
,
1371
):
Hermen Koningh ses pipen oleys unde dre vat.
3.
›männliches Glied‹.
Syntagmen:
die pf. einstossen
.

Belegblock:

Lohmeyer, K. v. Nostitz (
preuß.
,
1578
):
Ob sie auch wol gefragt, weil sie den jungen Herrn in der Kindheit gekannt, ob ihm auch (cum venia) die Pipe zu Zeiten gestanden, hat sie geantwortet; nein, sie wisse nichts darum.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
um 1480
):
Dez lacht er und sprach ,ja je je jo‘ | Und zeigt in pald sein pffeifen do | Mit seinen beiden pfeiffenseken.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 15. Jh.
):
Man sagt auch glaublich, das sie zu ainer zeit mit gedachtem irem eheman sich also zertragen, […] dem man die pfeifen erwüscht und im gar nahe die gar abbissen.
Ebd. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Nit wais ich, was sie von disem Melcher Schenken gehalten het, der also mit ragender pfeifen von diser welt abgeschaiden.
Weber, Füetrer Poyt.
135, 7
(
moobd.
,
1478
/
84
):
,Fraw, lat mich klagen auch mein not!‘ | ,Hör, schweig nwr still vnd stos palld ein dein pfeiffen‘.
4.
phras.:
die pfeife einziehen
›sich von etw. zurückziehen, nachgeben‹;
die pfeifen zusammenstimmen
›aufeinander abstimmen‹;
eine gute pfeife haben
›gut reden können‹;
nach js. pfeife tanzen
›sich seinem Willen fügen‹;
der pfeife entfält der ton
›mutlos werden‹;
jm. fält die pfeife aus dem ärmel
›j. stellt sich bloß‹;
jm. fält die pfeife in die asche
›jm. fällt das Herz in die Hose‹.

Belegblock:

Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Das er muß nach seiner Pfeiffen tantzen, | Vnd jm also das har abspuͤlt.
Froning, Alsf. Passionssp. 
2700
(
ohess.
,
1501ff.
):
Friddel, du hoist eyn gudde pyffen: | wie hie sprichet, damidde wer en begriffen.
Luther, WA (
1530
):
So wollen wir Gottes son heissen, die pfeiffen ein zihen und schweigen.
Das muͤgen mir doch treffliche vnd billich keiserliche tichter und schreiber heissen. Aber wo ist hie der meister, der dise pfeiffen zusammen stimmen mag?
das Luther nicht hat erspringen moͤgen, dorumb hat er sein pfeiff eingezogen und dorauff noch nie geantwort.
Ebd. f. (
1532
):
das die dazu beruffen sind, das sie sollen Apostel sein und leuchten, wollen nicht gerne erfur […] halten hinder dem berge und ziehen die pfeiffen ein.
Ebd. (
1531
):
Aber man schweiget da wol stille und zeuhet die pfeiffen ein, die weil jr denn die Warheit schweiget.
Ebd. (
1537
/
40
):
Aber er [Jesus] kompt ihnen nicht allein zuvor und beweiset sich als ein meister, sondern gibt yhnen auch eine gute Schlappen, das sie [die Pharisäer] die Pfeiffen einziehen und ihren weg gehen.
Ebd. (
1544
):
Da mus Hannas Caiphas den kopf niderschlagen, die pfeiffen einzihen, dorffen nichts darzu thun.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1488
):
Do solich mere und botschaft gen Nurenberg kament, do entfiel der pfeiffen der ton.
Sachs (
Nürnb.
1563
):
Und zog darnach sein pfeiffen ein, | Weil er verstund die antwort sein.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Dem pfarrer war die pfeifen in die eschen gefallen und row in übel der hochmüetigen reden.
Lemmer, Brant. Narrensch.
67, 11
(
Basel
1494
):
Stelt er sich ernstlich zů der sach | Das man jn ouch für witzig halt | biß jm die pfif vß dem ermel fallt.
Schade, Sat. u. Pasqu. ;
Dietz, Wb. Luther .