pfeifen,
V., unr. abl.
1.
›mit, auf der Pfeife blasen‹;
zu  1.
Phraseme:
mit jm. pfeifen
›mit jm. übereinstimmen‹;
auf jn. pfeifen
›Schlechtes von jm. reden‹;
über jn. pfeifen
›auf jn. schimpfen‹;
jm. die warheit pfeifen
›jm. die Wahrheit sagen‹;
recht pfeifen
›die Wahrheit sagen‹;
auf dem lezten löchlein pfeifen
›(mit der Kraft) am Ende sein, in den letzten Zügen liegen‹.
Syntagmen:
ein lied, einen reigen / tanz pf.; jm. pf
. ›jn. mit Musik begleiten, ihm zu Ehren aufspielen‹.

Belegblock:

Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
385
(
Köln
1476
):
Sy sprongen ind sy pyffen | Ind ryeffen spytelych.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
, zu
1357
):
in diser zit sang man unde peif in allen disen landen dit lit.
Ebd. (
mfrk.
, zu
1362
):
in disen geziden da sang man unde peif dit lit unde widergesenge.
Ebd. (
mfrk.
, zu
1395
):
da reden di Walen des morgens enweg unde lißen ir pifer pifen durch di nacht.
Schade, Sat. u. Pasqu. (
Wittenb.
1524
/
5
):
Darvon du auch dein theil ergreifst: | Deshalben mit dem Entchrist pfeifst, | ,Daß nur die ee nit werd gestatt, | Dann es dir in der küchen schatt.
v. Groote, Muskatblut (
nobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Ir grossen heubt ir sit bedeubt | uff gůdem spor, ir pifft daz ror | mit grossen vngelympen.
Gille u. a., M. Beheim
296, 143
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Vil vester dann wann porpiteiffen, pfeifen und aller glancz, tancz ader sust lust.
Ebd.
301, 199
:
mit tanczen und ach springen, | pusaumen, pfeiffen, singen | und allem saiten spil | Haben sy lustes vil.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
um 1480
):
Wan wie ez get, | Allz ers verstet | Allso pfeift er den reien.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
E. 15. Jh.
):
da pfeif man in durch die stat untz an Weinmarkt.
Ebd. (
nobd.
,
1488
):
die statpfeifer stunden auf dem Mark […] und musten pfeifen als lang als man alle glocken leutet in Nürnberg.
Fastnachtsp. (
nobd.
,
15. Jh.
):
Da gab einer auß, ich het ir dran griffen, | Und hat das jar her auf mich gepfiffen.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
v. 1618
):
Pfeiffer, pfeif vns ein züchtigen Reyen! | Man pfeifft; sie Tantzen alle ab.
Roloff, Brant. Tsp. 
2491
(
Straßb.
1554
):
Do kumpt Ulysses der Künig schon | Mit seinen dienern iner gohn | Dem went wir als suͤß pfeiffen und singen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1548
):
als die kay. mt. hinab über den Berlach gezogen, haben die statpfeifer im ercker […] am Rathaus gepfiffen, bis die kay. mt. wol hinab komen ist.
Ebd. (
schwäb.
, zu
1549
):
da haben die statpfeiffer im ärcker auf dem Rathaus gepfiffen, wie man seinem vatter vor auch gethan hat.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
4770
(
schwäb.
,
1453
):
Das man in wol die warhait pfiff | So kern sy sich doch nit dar an.
Baumann, Bauernkr. Oberschw. (
schwäb.
,
v. 1542
):
sobalt er [der ubeltheter] strencklich gefragt wart, da pfeyfet er recht.
Diehl, Dreytw. Essl. Chron. (
schwäb.
,
1549
):
so ging man mytt pfiffen und trumenn hinaus.
Memminger Chron. (
Ulm
1660
):
Am Sontag vor H. Creutz Tag / kamen vom Necker drey Wägen mit Wein an / denen Pfeiffete man vorher.
Goldammer, Paracelsus
7, 45, 28
(
1530
):
die ihn [geist] im maul umbtragen, pfeifen und singen, lesen und allegieren ihn, und in irem herzen ist er nie da gewesen.
Buck, U. v. Richent. Chron. Conz. (
alem.
,
um 1430
):
und sölt och dazwüschen nieman kain gelöff, noch kain geschraig machen, weder mit pfifen, noch mit dehainen ander sachen.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
1379
):
Wir haben och gesetzet, das nieman in vnser stat sinen brutlof noch hof mit phiffene noch mit tantzenne in dehein closter ziechen sol.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Inmitten in kurtzer frist | Brach dü riche schowey | Uss der statt ze Troye. | Ir pfiffen und ir hornes schall | Über alle Krichen herr erhall.
Nach des fürsten gebott | Tamburen, pfiffen, flöttieren | Übte man vor den zieren.
Lemmer, Brant. Narrensch.
62, 15
(
Basel
1494
):
Mit seittenspyel, mit pfiffen, syngen | Am holtzmarckt vber die bloͤcher sprı̄gē | Das důnt studenten, pfaffen, leyen.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
359
(
Genf
1636
):
pfeiffen / auff der pfeiffen spielen.
Niewöhner, Teichner
304, 47
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
da sein lieb erhort den val, | da hiez si pauken und pheiffen dar | und sampt der tumen ein michel schar.
Schade, Sat. u. Pasqu. (
Regensb.
1524
):
wann wir ain feir oder fasttag beim ban pieten, so pfeift man und plerret über uns wie über die Juden.
Klein, Oswald
18, 24
(
oobd.
,
1431
/
2
):
auch kund ich fidlen, trummen, paugken, pfeiffen.
Ebd.
19, 135
:
die vor an dich geloubent hand, | die pfeiffent dir mit grillen | zu tanz auff ainer tillen.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Alle römische geistlikait […] muesten singen pfeifen tanzen peten in allen kirchen umb ain regenwetter.
wer gern tanzt dem ist guet zu pfeifen.
Roloff, a. a. O.
2464
;
Schlosser, a. a. O.
5847
;
Thiele, Minner. II,
12, 168
;
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 93
;
Wiessner, Wortsch. Wittenw. Ring.
1970, 146
;
Öst. Wb.
3, 34
.
2.
von den Tönen, die Tiere, z. B. Vögel, von sich geben;
zu  1.
Bedeutungsverwandte:
, .

Belegblock:

Voc. inc. teut.
t ir
(
Speyer
um 1483
/
4
):
Pfeifē als die gens singē.
Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl. (Hs. ˹
pfälz.
,
M. 16. Jh.
˺):
gar heimlich solstu schleichen | ee dann der hauß han tuet pfeifen.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
360
(
Genf
1636
):
Das pfeifen oder Zischen der schlangen.
3.
›mit dem Mund die Töne der musikalischen Pfeife nachahmen‹;
zu  1.

Belegblock:

Fuchs, Murner. Geuchmat
798
(
Basel
1519
):
Wenn man eym gouch von locken seyt, | Ee das man pfiffet, ist er bereyt.
Dalby, Lex. Mhg Hunt.
1965, 165
.
4.
bedeutungsverwandt zu  1.