geige,
die
;
–/-n
.
– Zur Sache: f.
1.
Musikinstrument: ›Geige, Violine, Fiedel‹.
Gehäuft poetische, didaktische, religiöse Texte, vielfach in Versform.
Bedeutungsverwandte:
 1,
1
,
2
, .
Syntagmen:
die g. spannen / streichen / ziehen
.
Wortbildungen
geigenbogen
(dazu bdv.: ),
geigennagel
›Nagel zum Geigenstimmen‹ (dazu bdv.:  1),
geigensak
›Behältnis für eine Geige‹ (2. H. 15. Jh.),
geigentruhe
›Geigenkasten‹ (a. 1589).

Belegblock:

Peil, Rollenhagen. Froschm.
48, 138
(
Magdeb.
1608
):
Singen auch jhr vielstimmige Reyen / | Jn Pfeiffen / Zithern / Lauten / Geygen / | Fein kunstreich nach der Musen arth.
Ebd.
119, 2368
:
Die Sirenen / waren Meerfrawen / | Sehr fein vnd freundlich anzuschawen / | Sangen holdselig / liebliche reygen / | Jn Bosaunen / Pfeiffen vnd Geygen.
Oorschot, Spee. Trvtz-N.
252, 5
(
wmd.
,
1634
):
Wan die schöne Sonn wil scheiden, | Süß ich Jhr die Geigen streich.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
107, 2
(
Frankf./M.
1568
):
Die Geigen wir gar kuͤnstlich ziehn | Daß all schwermuͤtigkeit muß fliehn.
Henschel u. a., Heidin
40
(
nobd.
,
um 1300
):
An trank vnd an azze | Hat si kein vber mazze | Mit gvten siten spotten | Mit gigen vnd mit Rotten.
Gille u. a., M. Beheim
345, 60
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
ire brüstlein warn herte | als zwen ler geigen sek.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
1517
/
8
):
Das ich nit darff hoffiren gan | mit lauten noch mit geigen.
Sappler, H. Kaufringer
19, 150
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
wer der welt ze dienst will leben, | dem würt ain solch lon gegeben, | als der geigen würt ze lon.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Hie sihet man vroͤlich ǒgenblicke von lieb ze liebe gan; hie harphen, gigen, hie singen, springen.
Adrian, Saelden Hort
2843
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
sus lie daz kint sich schowen | mit ainer welschen gigen.
Thiele, Minner. II,
13, 81
(Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
da schlug man im die gigenn an den kopff.
Geier, Stadtr. Überl. (
nalem.
,
1559
):
der breütigam [...] soll [...] allain mit ainer geigen, lauten oder dergleichen saitenspiel zuͦ kirchen geen.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Gigen, rotten sunder wank | Ze allen zitten man da sach.
Maaler (
Zürich
1561
):
Geygenbogen (der) Fidelbogen.
Heidegger. Mythoscopia
4, 25
(
Zürich
1698
):
Jhre soͤne [...] freuen sich der Geigen.
Voc. rerum (
Augsb.
v. 1474
):
Cluus leyr nagel vel geigen nagel.
2.
phras.:
der himmel hängt voller geigen
›die Umstände sind für jn. derart, dass er glücklich und voller freudiger Zuversicht sein kann‹;
nach js. geige springen
›js. Befehl, Anordnung befolgen‹;
auf der alten geige bleiben
›alles beim Alten lassen‹;
etw. ist eine alte geige
›etw. ist der alte, übliche Brauch‹;
eins auf der geige fiedeln/machen
›Geschlechtsverkehr haben‹.

Belegblock:

Fastnachtsp. (
nürnb.
,
15. Jh.
):
Wenn sie die wurz nimpt in irn munt, | So wirt ir so vil süßer freud kunt, | Das sie maint, es regen eitel zucker und feigen | Und der himel hang vol süßer geigen.
Und müßen allain ligen in dem pett | Und haben niemanz, der mit uns redt | Und mit uns schimpfen kan und lachen | Und darnach ains auf der geigen machen.
Fuchs, Murner. 4 Ketzer
701
(˹wohl
Straßb.
˺
1509
):
Er was ein einfaltiger tropff, | Nit vil künst hett in seinem kopff | Vnd meint, der himel hieng vol gigen.
diß ist sin alte gygen.
Schade, Sat. u. Pasqu. (
obd.
,
1524
):
ir sagt, man sol das evangelion predigen und doch auf der alten geigen bleiben: so ists eben wie vor.
3.
Strafinstrument für Vergehen, oft den Frauen zugeschriebene Unzucht; Halsgeige zum Einschließen von Hals und Händen als öffentliches Schandzeichen (meist für Frauen, denen Unzucht oder andere Vergehen nachgesagt werden).
Wobd./oobd.
Syntagmen:
jm. die g. anlegen; etw. mit der g. abbüssen, mit der g. gestraft werden, jn. in die g. schlagen
.

Belegblock:

Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 57, 1
(
schwäb.
,
1639
):
sollen sie nach gelegenheit jedes verschuldens mit der geigen, halßring [...] gebüesst werden.
Ebd.
740, 14
(
schwäb.
,
um 1585
):
Ein weibspersohn soll in der geigen abbueßen.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
, Hs.
1587
):
Wäre es aber sache, daß die gottslästerung so groß wäre, so soll sie in die geig geschlagen werden.
Rennefahrt, Wirtsch. Bern (
halem.
,
1699
):
Daß die jenigen spinnerinnen, so wullen verkauffen oder versetzen, mit einer leibstraff belegt werden soltend, das ist entweders mit der gefangenschafft oder mit anlegung der so genanten geigen.
Roder, Stadtr. Villingen (
önalem.
,
1668
):
der widersetzliche theil vor beede persohnen die straf [...] in den thurn oder dreimahliger stellung an die geigen abbiessen solle.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Hat erfunden [...] allerlai gefenknus und leibstraf über den menschen, nemlich keten geigen türn, schergenstuben.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1569
):
Wann die weiber ainander raufen, schlahen oder schelten, die sollen zu wandl die geigen zwen tag antragen.
Ebd. (
moobd.
,
1582
):
hat si es an den guet nit, so sols sie die geigen tragen.