lilie,
die
;
–/-n
.
– Vgl. auch .
1.
›Lilie‹; in den Belegen begegnet
lilie
vielfach im Orientierungsfeld mit  1, , und im Gegensatz zu ,  2, ; starke Häufung tropischer und bildhafter Verwendungen;
lilie
steht dann im Vergleich mit der Brustwarze der Frau, als Symbol für ,  12, als Tropus für
Christus
und (häufiger)
Maria
.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Phraseme:
nicht zwischen rosen und lilien hängen
›nicht nur angenehm sein‹.
Bedeutungsverwandte:
 1.
Syntagmen:
lilien ansehen / nemen
(als Schmuck),
die brust die lilien schauen lassen
;
die lilie / lilien
[wo, z. B.
in der aue
]
wachsen / reifen / blühen / welken, für den dornen geschönt sein, hel gleich den sternen sein, der welt gemeine sein, einen langen stengel haben
;
Maria / Christus die / eine l. sein
;
etw. schöner den lilien
(›als Lilien‹)
sein
;
sanftmütigkeit der l. gleich sein, der l. überadeln wollen
›die Lilie übertreffen wollen‹;
aus lilien öl machen, etw. mit lilien bestreuen / durchflorieren / zieren
;
die l. des ackers, der keuschheit
(mehrfach)
/ reinigkeit, die l
. ›Krone‹
der arzenei
;
die blaue / gelbe / (schne)weisse / reine / feine / schöne / unbeflekte / minnigliche l
.;
die l. am wasser, aus der aue, im garten, sonder missefal, unter den dornen
;
die weisheit der lilien
.
Wortbildungen:
lilienblank
›weiß wie eine Lilie‹,
lilienblat
,
lilienblume
,
lilienblut
(Gw zu
2
),
lilienbusch
›lilienbewachsener Ort‹,
lilienfarbe
,
lilienfeld
fiktiver Namensbestandteil eines romhörigen Königs,
liliengarten
,
liliengerte
(für Maria),
lilienöl
›öliger Auszug der Weißen Lilie‹,
liliensaft
,
liliental
(für Maria).

Belegblock:

Luther, WA (
1527
):
Das Euangelium [...] henget nicht zwischen rosen und lilien.
v. Ingen, Zesen Rosenw.
79, 1
(
Hamburg
1646
):
ihre brust ließ ohne sorgen / | ohne neid und hinterhalt / | die schnee⸗weissen liljen schauen | auf den fol⸗bebluͤhmten auen.
Ebd.
80, 29
:
[die Begierde] izt unter dem schatten der lieblichen augenlider / bald zwischen den zwe anmuhtigen lust⸗huͤgeln / des liljen⸗blanken brust⸗feldes.
Ebd.
84, 27
:
Bald nahm sie lilien / bald rosen / und fuͤgte sie an ihren weissen hals und ihre rohte lippen.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
du ein lilia uz den ouwen, | du eine vrouwe obir alle vrouwen.
durch waz her si lilige heze, | vil note ich daz vorgeze, | ich sage iz mannen und vrouwen: | liligen wachsen in den ouwen, | sint alle der werlt gemeine.
Dubizmay, kurß zu Teutze
72, 19
(
hess.
,
1463
):
Also liligen vnder den thornen also ist mein freundin vnder den Iungenfrawen.
Neumann, Rothe. Keuschh.
2359
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
einen langen stengel die lilie had, | [...] |. ess bedudit das die kuscheit sal lange | in dem menschen weren.
Ebd.
2367
:
das lilien safft heilet zu hand | di wonden di da sint gebrand.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Lylien sten in vuchte | In drierhande luchte
(Minneallegorie).
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. (
osächs.
,
1343
):
Seht an die lilien des acheris wî si wahsin, und si inerbeiten nicht.
Gille u. a., M. Beheim
110, 147
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
nach | des kaisers pstetikaite | Dez von dem lilgen velde | werden sich die Jermani gseln | und auss irn fursten ainn erweln.
Ebd.
245, 21
:
Der rauhen disteln auff dem stil | und der nessel ist es ze vil, | ab ir art uber adeln wil | der lilgen, veigel, rasen, | Negel plümlein, zeitlasen.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Do leg wir gancz am schadenn, | Ob nit dein [mutter Gottes] gut | Senfftmutiglich an neiget, | Das unns zu werd geeiget | Die lilgen plut.
Ebd. (
1517
/
8
):
Den zorn hastw in güt gekert | [...] | Und uns funden die lilgengert, | [...] | Ee dw gabst form gestalt und pild | Dem sün Gotts.
Dw reine gert von Jesse stam, | In deinen lilgen garten clam | Jesus.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
Dein [HERR] Edler gruch schmeckt wunderlich, | Erbreite dich, O Lili schoͤn.
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
Lilietum, Ein lilien busch da vil lilien wachßen.
Bremer, Voc. opt.
50189
(
wobd.
,
15. Jh.
):
Lilium lilgenplum.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
ich engesach noch vernam nie, da man rosen phlantzat, daz da lylien wuͤchsent. aber uff dirre wurze der minne da wahsent alle edel bluͦmen.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
1, 734
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
Reinekeit des libes gelichet men der wisheit der lilien vnd der luterkeit der engele.
Ebd.
2, 835
:
[Cristus] was die vnbefleckete lylie vnd die gemeine felt bluͦme, do alle guͦte menschen das honig der ewigen suͤßekeit an ladent.
Thiele, Minner. II,
14, 49
(Hs. ˹
wobd.
,
15. Jh.
˺):
die jungen sicht man sich krönen | mit schappeln und mit rösen, | gemaht uß zittlösen, | mit lilyen durch florieret.
Sudhoff, Paracelsus (
1568
):
Darumb die materia tincturae das größt perlin [...] ist, das nach [...] aller menschen betrachtung auf erden sein mag. und das ist die lili der arznei und alchimei, welche die philosophi so heftig und streng gesucht haben.
Strauch, Schürebrand (
els.
,
E. 14. Jh.
):
dar gegene dise materie glichet alse eine grobe ruhe tistele gegen allen den edeln liligen und rosen, die ie gewuͦhsent.
Warnock, Pred. Paulis
2, 171
(
önalem.
,
1490
/
4
):
Also die miniklich lily under den dornen ufgat, also ist min frúndin under den tochtren
(Cant. 2, 2).
Ebd.
17, 53
:
die senftmütikait ist gelich ainem pluͦmen oder edlen lylya.
Rot
325
(
Augsb.
1571
):
Lilgn, vom wort Lilium, ein Lilien oder bluͦm / weiß / blaw / gelb lilgen / lilium conuallium.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
Alsô tuot unser frawe, diu gibt [...] den püezern violisch varb, den martern rôter rôsen varb, den junkfrawen lilienvarb.
liligenöl ist guot für der vergiftigen tier piz.
des krautes pleter sint gestalt sam diu liligenpleter.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
7, 29
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
(du)
[Maria]
veldpluem, demüetig tal, | (du) lilge sunder misseval, | Christus aus dir plümleichen plüet.
Ebd.
8, 28
:
du demüetigs, reiches lilgental.
Weber, Füetrer. Poyt.
190, 5
(
moobd.
,
1478
/
84
):
Wie das raine weib | mit klarhait sunst thŭet scheinen, | noch verre pas ist meiner frawen leib | für si geschönt alls lilien für den doren.
Kehrein, a. a. O. ; ; ;
Fischer, a. a. O. ; ;
Dubizmay, a. a. O.
63, 16
;
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
96, 24
;
Gille u. a., a. a. O.
110, 169
;
343, 12
;
Bihlmeyer, Seuse ;
Rohland, Schäden, S. 
466
;
Matthaei, Minner. I, ;
Rieder, a. a. O. ;
Warnock, a. a. O.
2, 81
;
3, 221
;
Päpke, Marienl. Wernher ; ;
Eis u. a., G. v. Lebenstein
43, 10
;
Keil, Peter v. Ulm
54
;
Vgl. ferner s. v.
1
 5,  2.
2.
›Lilie als Herrschaftszeichen, als Schmuckgegenstand, als Bild oder Gravur auf Gebrauchsgegenständen‹.
Rechts- und Wirtschaftstexte, berichtende Texte.
Syntagmen:
die stole lilien haben, das wetter die lilien herabschlagen
;
die l. vergüldet, in einer fane sein
, [wo]
eingegraben
[sein],
perlen haben
;
der adler in der l
. ›Krone Frankreichs‹
nisten
;
die l. an / von gold / gestein, von steinen
;
die blaue / grosse / güldene / kostbärliche / vergüldete l
.;
der schild mit lilien, das humeral mit einer l., das wappen mit lilien
.
Wortbildungen:
liliengefelde
›Schildfeld mit Lilien‹,
lilienzweig
.

Belegblock:

Ziesemer, Gr. Ämterb.
10, 17
(
preuß.
,
1404
):
ein silberyn kopchin uff dem lede eine lylie gegraben.
Luther, WA (
1537
/
8
):
das aus seinem [Christi] Munde ein Schwert auff einer seiten gehe und ein lilienzweig auf der andern seiten.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
608, 3242
(
Magdeb.
1608
):
Zur Lincken Frantzoͤsiche Knecht / | Drey Lilgen waren im Fehnlein / | [...] | Zwey ding prangen froͤlich herein | Die Lilg am Wassr / der Mann beym Wein.
Loesch, Kölner Zunfturk.
11, 250, 8
(
rib.
,
2. H. 15. Jh.
):
twe blauwe lelien, de sijn vergult end ellic heft 4 grote perlen.
Struck, Marienst. Wetzlar
1158, 70
(
hess.
,
1495
):
Tzwa
e
alt stolen, eyn gulden, dy
e
ander hait lilien etc.
Helbig, Qu. Wirtsch.
2, 29, 14
(
md.
, Hs.
M. 16. Jh.
):
bej gefangenn Matz jm hosennlatz gefundenn 7 guldenn ringe [...] 1 lilien gefelde – solches der [...] richter zw sich jn vorwarung genomenn.
Stoltzius, Chym. Lustg. (
Frankf./M.
1624
):
Sonn vnd Mon stehen hier zugleich / | Beide fuͤren zween Lilien zweig.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1407
):
unser wapen mit den dreyn lilgen burden unsern vordern verlichen von kunk Cunrat.
Ebd. (
nobd.
,
E. 15.
/
A. 16. Jh.
):
[das weter] slug die liligen und die plumen neben herab und durch daz gewelb.
Wendehorst, UB Marienkap. Würzb.
484, 31
(
nobd.
,
1527
):
das humeral mit drey grossen silberen vergulten buchstaben und einer lilgen.
Uhlirz, Qu. Wien (
moobd.
,
1482
):
ain halbs vergulcz fraungesperr, [...], vir lilign von praunn staindlein.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Da was gerichtet ein altar, [...], in der mitten ein liligen an goldt und an gestain.
Leidinger, V. Arnpeck (
moobd.
,
v. 1495
):
ain kostperliche liligen von golt und edlem gestain.
Turmair (
moobd.
,
1529
):
er [künig in Frankreich] soll der Teutschen müessig stên [...] und der adler werd in die lilgen nisten.
Ziesemer, a. a. O.
237, 14
.
Vgl. ferner s. v. (
das
2.