paternoster,
oft getrennt geschrieben:
pater noster,
das
(meist)/
der
(selten);
-s
, auch
-Ø/-Ø
;
zu
mhd.
pater-noster
(), dies aus
lat.
pater noster
, den Anfangsworten des Gebets.
1.
›Gebet des Herrn, Vaterunser‹; zum Wortlaut des Gebets vgl. Matth. 6, 9ff.
Zu Volkskundlichem:
Hwb. dt. Abergl.
8, 1513-1515
.
Syntagmen:
das p. können / beten / sprechen / sagen, jn. das p. leren, sich ein p. lang lassen
;
im p. etw. schreien / sprechen, mit einem p. für jn. bitten
;
auslegung des p
.;
eines p. lang
;
buch über das p.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
wir ruofen alle tage und schrîen in dem Pater noster: ‘herre, dîn wille werde!’
Toeppen, Ständetage Preußen
2, 619, 26
(
preuß.
,
1444
):
so sal eyn yderman seyn gesynde […] zcu deme gelouben […] mit allem vleyse halden, so das sy ir pater noster und gelouben wol kunnen.
Froning, Alsf. Passionssp. 
1436
(
ohess.
,
1501ff.
):
und wyl em zu trost und zu heylen | allen dagk hundert paternoster mitdeilen.
Jostes, Eckhart
84, 20
(
14. Jh.
):
Daz ist die auzlegung des pater noster.
Bihlmeyer, Seuse  (
alem.
,
14. Jh.
):
wer […] im teglich zu eren ein Pater noster sprech, dem woͤlte got hie guͤtlich tůn.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
das ist […] dir nútzlicher das du dich hie inne lossest ein pater noster lang, denne du dich hundert jor uͤbetest in andern zwein wisen.
daz heilge pater noster, daz leret uns der oberste meister Cristus.
Banz, Christus u. d. minn. Seele 
124
(
alem.
,
1. H. 15. Jh.
):
Manger schwert und schilt mich úbel an, | Der das pater noster noch nit recht kan.
Morrall, Mandev. Reiseb. 
178, 18
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
bit ich all trúw cristen das sie got woͤllend fúr mich bitten mit ainem pater noster.
Sappler, H. Kaufringer
16, 272
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
man sol den pater noster | und den glauben das kinde lern.
Thielen, Gr. Zinsb. Dt. Ord.
111, 22
;
Wyss, Limb. Chron. ;
Fischer, Brun v. Schoneb. ; ;
Langen, Myst. Leben 
179, 10
;
Gille u. a., M. Beheim 
176, 193
;
303, 32
;
Bihlmeyer, a. a. O. ;
Vetter, a. a. O. ;
Ott-Voigtländer, Rezeptar
206v, 24
;
Kläui, Urk. Kaiserstuhl 
137, 18
;
ders. Schweiz. Urbare 
2, 235, 20
;
Schib, H. Stockar 
4, 5
;
Wolf, Norm im sp. Ma.
37,
M3, 25;
Sappler, a. a. O.
17, 28
;
Munz, Füetrer. Persibein
232, 5
;
Möller, Fremdwörter.
1915, 122/3
.
2.
›Rosenkranz, Gebetsschnur‹.
Zur Sache:
LThK
9, 45-49
; .
Syntagmen:
das / ein p. drehen / machen / haben / tragen / feil haben / entwenden / zerbrechen, ein p. in die hand nemen, ein p. am hals tragen, jm. ein p. schuldig sein
;
in p. glorieren, mit einem p. kommen
;
agatsteinenes / bernsteinenes / korallenes / kristallenes / güldenes / silbernes / weisses / gelbes / gemaltes / langes / schlechtes p.
Wortbildungen
paternosterdreher
›Paternosterhersteller‹ (dazu bdv.: ),
paternosterkorn
›Kugel des Rosenkranzes‹,
paternosterladen
,
paternosterperlenmacher
,
paternosterring
,
paternostersäckel
(a. 1442) ›Beutelchen für den Rosenkranz‹,
paternosterstein
(a. 1476) ›Paternosterkoralle‹.

Belegblock:

Ziesemer, Marienb. Ämterb.
24, 36
(
preuß.
,
1447
):
item gelegen 1 tonne zalcz dem paternosterdreer.
Loesch, Kölner Zunfturk. (
rib.
,
2. H. 15. Jh.
):
ein gulden paternoster mit einre gulden lelien mit enem ballaes.
Buch Weinsb. (
rib.
,
1575
):
gab ir gelt heraus gegen das silber paternoster.
Hertel, UB Magdeb. (
nd.
/
omd.
,
1469
):
Szo sollen auch die offenbaren unczuchtigen frouwen keyne korallen, pater noster, nach […] geczyrde uffinbar in der kirche nach straszen tragen.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck 
120, 6
(
thür.
,
1474
):
darczu gehoren alle frouwengeczirde […], also vingerlin, creutce, vorspan, korellin paternoster unde ander gesmogk.
Luther, WA (
1530
):
Die parfussen Munch hefften zwolff patter noster, kornnclein, an alle thurmer ec. mit verhaissung vnzelichs ablas.
Hampe, Nürnb. Ratsverl.
1, 25, 26
(
nobd.
,
1479
):
goltsmid, der da smeltzt paternosterkorner.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1496
):
da stunden zwen paternosterperleinmacher im pranger.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst :
sie glorieren in Ringen, Paternoster, Agnusdei. Es muͤst ein Frau wol fuͤnfftzig Elen Důchs haben zů einem Mantel, ee sie das korallen Paternoster verdeckt.
Da erdachten dy Buren ein anders und liesen inen grose Paternoster machen mit grosen Ringen und zogen grose Seil dardurch und hanckten es an die Haͤls, und wan sie uff die Kirchweihen zogen, so warden mer Luͤt zů Dot geschlagen von den Paternoster dan vor mit den Geweren.
Hampe, Ged. v. Hausrat
4, 8, 15
(
Straßb.
um 1514
):
Och so můstu eyn Pater noster han | Eyn vergulten Byßem apfel groß dar an | Vnd sunst schoͤne zeychen Corallen knoͤpffen.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
möchte mancher meynen, er sähe einen Kram⸗Gaden auffgethan, oder in einen Pater-noster Laden.
Müller, Welthandelsbr.
297, 15
(
schwäb.
,
1514
/
5
):
Augstain schwartz, da man Pater noster auß macht.
Rot
328
(
Augsb.
1571
):
Maschen […], das ist anfassen / anhengen / wie man die schnelfingerl / Pater noster ringel […] anfasset.
Dirr, Münchner Stadtr.  (
moobd.
,
um 1365
):
swelicher froͤmder kramer pater noster, lebzelten, slos, margram […] der ist da mit hie.
Straus, Juden Regensb.
211, 26
(
oobd.
,
um 1475
):
hab er sich fur ein Cristen ausgeben und ein fromck an seinem hut und ein paternoster am hals getragen.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
1049
(
oobd.
,
1607
/
11
):
Ein paternoster von gelb durchsichtigem augstain.
Sattler, Handelsrechn. Dt. Orden 
146, 8
;
477, 28/9
;
507, 21
;
519, 28
,
Ziesemer, Gr. Ämterb.
236, 21
;
512, 12
;
Struck, Klöster
379, 33/5
;
Skála, Egerer Urgichtenb.
5, 10
;
39, 2
;
Grosch u. a., a. a. O. 
319, 36
;
Kisch, Leipz. Schöffenspr. ;
Wendehorst, UB Marienkap. Würzb.
479, 3
;
485, 34
;
Sachs 17, 
159, 17
;
Tittmann, Schausp. 16. Jh. 
2, 300
;
V. Anshelm. Berner Chron. ;
Major, Haussradt A iijv;
Morrall, Mandev. Reiseb. 
122, 5
;
Schnyder, Qu. Zürcher Wirtsch.
346, 2
;
Vetter, Schw. zu Töß ;
Kottinger, Ruffs Etter Heini ;
Müller, a. a. O.
289, 10
;
Dirr, a. a. O. ;
Bastian u. a., Regensb. UB
145, 4
;
469, 39
;
Bauer u. a., a. a. O.
330
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Öst. Wb.
2, 466
.
Vgl. ferner s. v.:
altvater
2.
3.
›Pferdegebiß mit einer Kugelreihe im Maul des Pferdes‹; Ütr. zu 2.

Belegblock:

Schwäb. Wb. (a. 
1614
).