landesherre,
landherre,
der
;
-n/-n
.
1.
›Träger der höchsten Herrschaftsgewalt, Herrscher, Regent und oberster Gerichtsherr eines Territoriums (z. B. König, Herzog, Bischof)‹; auch von mehreren Personen, metonymisch von einer Gebietskörperschaft (z. B. dem Rat einer Stadt) gesagt;
offen zu 2; zu  89,  1.
Wortbildungen:
landesherschaft
.

Belegblock:

Peil, Rollenhagen. Froschm.
56, 387
(
Magdeb.
1608
):
Die Froͤsch in diesem Land allsamen / Muͤssen mich als jhren Landsherren / Fuͤr vnd fuͤr vnterthenig ehren.
Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
der lanthere sal sich des [gottes hůses] vnderwinden vnde sal iz iar vnde tach vnder ime haben.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
waren uf des siten vil unser landesherren uf der Lane, mit namen grebe Johan von Nassauwe.
Chron. Köln (
rib.
,
1421
):
die Hossen twongen vil lantzheirschaft, stede ind slosse.
Aubin, Weist. Köln/Brühl (
rib.
,
1595
/
1600
):
Erkennen wir scheffen [...] unsern gnedigsten fürsten [...] und curfursten etc. und irer curf. dchlt. coadjutoren [...] vur geweldige landfürsten und herrn zu richten uber hals und buech und weisen irer cur- und furstliche dchlt. zue gebot [...] vort wassergang, klockenschlach und nachfolge, [...] als einen geweldigen landherrn zustehet.
Aubin, Weist. Hülchrath (
rib.
,
1607
):
So tue ich diesem hohen gericht ban und frieden [...] in namen des bischoven von Colln als landherrn und gewaltherrn, tue diesem gericht ban und fried von wegen herzog Ferdinand, coadiutorn in statt des bischofs als landherrn und gewaltherrn.
Ebd. (
1539
):
nachdem dan die gewalt und execution irs wisdomps by inen niet ist, hait der orden sich des an den lanthern ader andern geburlichen richteren [...] zu beclaigen.
Loersch, Weist. Boppard (
mosfrk.
,
1460
):
Die heymbergen des [...] gereichtz und der lantman myt, die wijsent unserm gnedigen hern von Trier [...] vur eynen obirsten lantheren und schirmer des obgenanten gerichtz Galgenscheit.
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. (
mosfrk.
,
16. Jh.
):
so pflege sulche beswirte parthie dairvan ain seine gnaden als lant- und lehenheren sampt derselbiger burchmaner uf den sael zu Salm zue appelleren.
Luther, WA (
1522
):
Wenn die nu davon sind, das kirchen und kloͤster wuͤst ligen, So las man denn die Landherren damit machen was sie woͤllen.
Ebd. (
1544
):
wenn ich des Keisers oder des Landsherrn gebot hoͤre, das da sagt: Das soltu thun, das soltu lassen.
Ebd. (
1530
):
Es syndt nicht Stadtherrn odder Landesherrn, ßonder Weltherren.
Ebd. (
1533
):
ist das wort, so auch wir jnn unser sprach jnn gemein einen Herrn heissen, als einen Hausherrn oder Landsherrn, oder wie ein Diener oder Unterthaner seinen Herrn nennet.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
1525
):
Wiewol wir alle unsere tag nye des willens [...] gewest, das wir uns gegen ewern erberkaiten und weyshaiten als unsern lands und oberherren in ainicher ungeharsam empörn [...] hetten wöllen.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
alle die kúnige von arabia vnd lant herren der erden: die trůgen zůsamen silber vnd golde salomon.
Buck, U. v. Richent. Chron. Conz. (
alem.
,
um 1430
):
wurden die brief verlesen, die die küng und landsherren gesendet hattend.
Maaler (
Zürich
1561
):
Landsherren (die) Prefecti provinciaru͂.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
293
(
Genf
1636
):
Landtherr / so allein Regieret / m. Monarque, monarcha.
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 216, 22
([
Augsb.
]
1548
):
Landes Herren seind allweg gewesen | Wer kündt sunst vor boͤsem gwalt genesen | Wern frumme Landesherren nicht | So trib sein gwalt manch boͤsewicht.
Auer, Stadtr. München (
moobd.
,
n. 1347
):
Wer in des landshern dienst ist, den sol man in der zeit nicht anchlagen.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Das der prelaten und der lantzherren amblewt niemant mag verpiten uͤmb irr herrn schuld.
Große, a. a. O. ;
Jürges u. a., Waldecker Chron. ;
Loesch, Kölner Zunfturk.
11, 331, 13
;
Aubin, a. a. O. ;
Müller, Alte Landsch. St. Gallen ;
Rennefahrt, Staat/Kirche Bern ;
ders., Zivilr. Bern ;
Auer, a. a. O. ;
2.
›Vasall, Lehensmann des obersten Landesherrn in unterschiedlichem Stand und Abhängigkeitsgrad, z. B. im Fürsten- oder Grafenstand‹; allgemeiner: ›Adliger, Edelmann‹;
zu  8,  11.
Bedeutungsverwandte:
, .
Gegensätze:
1
 2.

Belegblock:

Chron. Köln (
rib.
,
1416
):
doe bleven doit 16 lantzheren, herzogen ind greven.
Foltz, UB Friedb. (
hess.
,
1403
):
solich virstrickunge auch taden wider den erluchten hochgebornen fursten herzoge Ruprecht seligen, der doch ein korfurste was und zum riche gehorete, darynne unser lantherren umbe uns auch eins teils waren.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
,
1335
):
der eit get also: den vride, den der keiser geboten hat, di vursten gelobit haben, di lantherren gesworn haben, daz he den stete wolle halden.
Die burger [...] zu Vriberc [...] haben ouch daz recht [...], daz kein lantherre so ho ist noch so achper, he si burcgreve oder ratgebe oder ritter [...] kumet he her in diz wikbilde, man verspreche im sine pfert wol mit rechte.
Pyritz, Minneburg
4183
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
War umb in sin frawe bete | [...] | Daz er daz selbe nymmer ließe, | Wann ob ez in der keyser hieße | Und alle sin lantherren.
Gille u. a., M. Beheim
99, 444
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
het der schalk unraine | Sein landes herren allesand | und die pesten in seinem land | zu hauss peten mit aine.
Sachs (
Nürnb.
1557
):
Verheyrat er die tochter sein | Einem schlechten land-herrn allein.
Chron. Strassb. (
els.
,
1362
):
Donoch fůr Künig Růdolf gen Costentze und mahte do mit den bürgern und mit den landesherren einen lantfriden.
Ebd. (
E. 14. Jh.
):
zů jüngest gav er [babest] eime landesherren zů Napels groß gůt.
Dierauer, Chron. Zürich (
halem.
,
1415
/
20
):
In dem selben jar do ward der roͤmpsche kúng von Bechem gefangen von sinen lantzherren.
Bachmann, Haimonsk. (
halem.
,
1530
):
Do die lantzheren vernămmend, daz Rengnold und sine bruoderen gen Dordonna komen wărend, do [...] thettend [sy] innen groß eer an.
Schmitt, Ordo rerum
102, 33
(
salem.
,
2. Dr. 15. Jh.
):
Satelles [...] Satrapa landsherre, Satelles Phasallus dinstman [...] Vasellus riutter [...] lehenman.
Maaler (
Zürich
1561
):
Landsher (der) Satrapes.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1378
):
darnach opfert der kunig mit anderen fursten und mit sinen lantzhern.
Morrall, Mandev. Reiseb.
24, 21
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
den selben Soldan totten sin aigen lantzherren und erwaltent ainen andern.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
da wurden etlich lannthern und lanndtlewt im lanndt ze Osterreich veraynt und machten puntnes wider kayser Fridreichen, iren lanndsfursten.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
14. Jh.
):
alle die da sind in der fuͤrsten kapplen oder lantherren capplen, die sulen auch den vorigen nichts phlichtg sein.
Lampel, Qu. Wien
1, 8, 15722, 8
(
moobd.
,
1459
):
Kaiser Friedrich III. [...] befiehlt, daz dhain graf, freij, lantherr, ritter oder knecht [...] der vogtey auf irn leüten [...] sich underwinden möge.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
do ward hertzog Otto von Beirn von den landtsherren zů Hungern gefodert zů einem konig in Hungern.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Der herzog besetzt überal die ämbter mit Swaben und auslendern, gab in der reichen töchter [...]; des hetten die lantherrn vor nit gewont.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
57, 12
;
v. Birken. Erzh. Österreich ; ;
Merk, Stadtr. Neuenb. ;
Brandstetter, Wigoleis
228, 15
;
Diehl, Dreytw. Essl. Chron. ;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. ;
Fuchs, Kart. Aggsbach ;
Wopfner, Bauernkr. Tirol
83, 28
;
Schmitt, a. a. O.
101, 23
;
Vgl. ferner s. v.  1, .
3.
›Vertreter der Landgemeinden in der (politischen) Gauversammlung‹ (so das Glossar der u. g. Ausgabe).

Belegblock:

Qu. Brassó
5, 459, 39
(
siebenb.
,
1613
):
Ist Ein Ehrsamer Weiser Rat, die Ehrliche Hundertmannschaft und die Landherrn hora 3. auf dem Rathaus versammelt worden [...]. Gaben die Landhern Rechenschaft.