haube,
bis ins 16. Jh. häufig
hube,
sehr selten
hufe,
die
;
–/-n
;
gelegentlich auch
hauben,
die
;
-Ø/-Ø
.
1.
›Haube, Kappe; eng anliegende, das Haar (meist auch die Ohren) verhüllende, mützenartige Kopfbedeckung sowohl von Männern als auch (häufiger) von Frauen‹; oft aus wertvollen Materialien (z. B. Seide) gefertigt und reich (z. B. mit Spitze) verziert; bei Frauen wohl auch: ›das Haar verbergendes, gebundenes Kopftuch‹; speziell für die Kopfbedeckung des Geistlichen: ›Bischofsmütze, Mitra‹.
Zur Sache vgl.
Foltin, Kopfbedeckungen.
1963, 195-198
.
Bedeutungsverwandte:
 2, ,
1
 3,  1; vgl. , .
Syntagmen:
eine h. aufhaben / stelen / tragen, jm. eine h. aufbinden / aufsetzen
;
unter der h. blos sein, jm. nach der h. greifen, das haar aus der h. lassen
;
die beisene / damaszene / gestrikte / gewirkte / goldene / indianische / kolische / rote / schöne / seidene / teuerbare h
.
Wortbildungen:
haubenband
,
haubenbändel
(a. 1536),
haubenseide
(a. 1480); Diminutiv:
häubel
(1. H. 15. Jh.),
häublein
(15. Jh.).

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
der richter noch de sschepene suͦlen huͦben noch huͦte, cappen noch hantschuͦ noch mantel an traghen.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
124, 22
(
rhfrk.
,
um 1435
):
Die konnygynne hat keyn hube vff / jr hare hing yre zü rucke.
Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Sy trugen ouch huben uf der gassen in mancherley wisse unnd farbe, als dy frowen pflegen.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
16, 34
(
nobd.
,
1413
):
so sol man derselben zehen pfunde nemen ein halp pfunt heller und sol die geben umb ein kolische hawben und darin legen sechs pfunt.
Brack (
Basel
1483
):
Tenia. haubenbãdt. vel extremitas vit te dependens in modum corone.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Gürtel, huben, crone, fürspan | Da mitt ziertte sy [Floranda] die man.
Goedeke, Fischart Flöh haz,
157
(
Straßb.
1594
):
So nah griff sie mir nach der hauben, | Das ich mich gar kaum aus mocht schrauben.
Rennefahrt, Staat/Kirche Bern (
halem.
,
1664
):
Dem weiblichen geschlecht ist auch [...] geordnet, dz dieselben sich bei dem tisch des herren in tüchli, als dem rechten erbaren geschmuck, einstellind, aber ohne spitzli an den tüchlinen und huben.
Bauer, u. a., Kunstk. Rud.
603
(
oobd.
,
1607
/
11
):
1 hauben oder kapp von grien und gelb pappageyfedern.
Uhlirz, Qu. Wien (
moobd.
,
1469
):
[weil er seinem]
vettern Purkharten Klain daselbs zu Weinding ain silbreine vergulte fraunguͤrtl und zwo hauben, mit gold gestikch, gestoln.
Starzer, Qu. Wien (
moobd.
,
1624
):
seiden gestrickte oder gewürckte hauben.
Kummer, Erlauer Sp. (
m/soobd.
,
1400
/
40
):
Medicus dicit: | Rubein, wie ist dein lon so graß! | du pist under der hauben ploß.
Toeppen, Ständetage Preußen
2, 671, 7
;
Loesch, Kölner Zunfturk.
1, 173, 12
;
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch ;
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
25, 5
;
Bergmann, Ambr. Liederb. ;
Thiele, a. a. O. ;
Gille u. a., M. Beheim
268, 7
;
453, 2832
;
Kurrelmeyer, Dt. Bibel Var.;
Schib, H. Stockar
9, 33
;
V. Anshelm. Berner Chron. ;
Bauer, u. a., a. a. O.
372
;
Zingerle, Inventare ; , 39;
Rechn. Kronstadt
3, 514, 15
;
Vgl. ferner s. v.  2,
2
,  2,  1, , .
2.
›aus Leder oder Metall (Eisen) bestehende Kopfbedeckung des Kriegers im Kampf (als Bestandteil des Harnischs); Helm, Sturmhaube‹; daneben: ›vom Ritter unter dem Helm getragene Kappe (zur Verringerung des Helmdrucks)‹; metonymisch: ›Krieger, Kämpfer‹.
Älteres Frnhd.; Rechts- und Wirtschaftstexte.
Phraseme:
jm. zu der haube greifen
›jn. bedrängen, bedrohen; mit jm. Streit anfangen‹;
jm. auf der haube sein
›jm. lästig werden‹.
Bedeutungsverwandte:
1
 1,  1, ; vgl. , , , .
Syntagmen:
eine h. mit gehäng
›Helm mit anhängendem Wangen- und Nackenschutz‹;
die englische / gute / preussische / spitze h
.
Wortbildungen:
haubengehänge
,
haubenmacher
(a. 1463),
haubenschmied
,
haubenschmiedknecht
(a. 1417).

Belegblock:

Ziesemer, Marienb. Ämterb.
1, 16
(
preuß.
,
1383
):
Czum ersten hat er gelosen uf dem huse in der harnnaschkamer: 29 panczir, item 26 gehenge, [...] item 437 helme, item 7 ysinhute, item 8 huben.
Ders., Gr. Ämterb.
413, 34
(
preuß.
,
1411
):
Item harnasch: 6 platen, 1 isenhut, 2 prussche helm, 2 huben, 180 schog pfile.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
3885
(
rib.
,
1444
):
Du sijs der genoich dich zo wapenen hie. | Da sint helme, huven, platen ind pantziere.
Schultheiss, Achtb. Nürnb.
73, 3
(
nobd.
,
1349
):
Vlrich Herman des haubensmids bruder.
Kläui, Schweiz. Urbare
2, 24, 17
(
halem.
,
1393
):
Von dem [Hans Wiman saͤlig] viel dem gotzhus bantzer, hub und ander sin harnesch ze val.
Boner, Urk. Aarburg
26, 71
(
halem.
,
1392
):
so het Kristan Rot 2 blos huben behalten und 1 huben mit einr behenke, die selb von Saltzman harkam.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
iedoch ist sovil usser seinem schreiben zu versteen, das inen Würtemberg gern zur hauben het gegrifen und ursach gesucht, das Balinger ampt ohne gelt widerum von inen zu lesen.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Dem komen wol tzwelf hundert | Hauben durch der wirde schaw | Tzu hilf von dem von Mantaw.
Auer, Stadtr. München (
moobd.
,
1347
):
Ez sol niemant [...] bey der nacht chainerlay waffen nicht tragen, weder pantzier, hantschuoch noch hauben, neur des richters chnecht.
v. Bunge, Livl. UB
320, 2
;
Ziesemer, Gr. Ämterb.
18, 3
;
18, 8
;
136, 37
;
Thielen, Gr. Zinsb. Dt. Ord.
107, 39
;
Ziesemer, Marienb. Ämterb.
159, 17
;
Meijboom, a. a. O.
7484
;
Wyss, Limb. Chron. ;
Schmidt, Frankf. Zunfturk. ;
Roder, Hugs Vill. Chron. ;
Uhlirz, Qu. Wien
2, 1, 1615, 56
;
Zingerle, Inventare ; ;
Bücher, Berufe Frankf.
1914, 60
.
Vgl. ferner s. v. , , .
3.
›Hülse, Zwinge am Ende von Messer- und Gabelheften‹ ().

Belegblock:

Buch Weinsb. (
rib.
,
1578
):
ein scheide mit oder ohn silber besclagen, die messer mit silbern hauben.
Bauer, u. a., Kunstk. Rud.
661
(
oobd.
,
1607
/
11
):
1 indianische kurtze krumme wehr, die handheb, hauben, guarnison und hefft, alles reich von gold überzogen und eingesenckht.
Bauer u. a., a. a. O.
684
.
4.
›die einem zur Jagd abgerichteten Greifvogel (besonders dem Falken) aufgesetzte Kopfhülle‹.

Belegblock:

Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
Brengent ir nit myme fogel ein hube gut?
Thiele, Minner. II,
12, 90
;
Dalby, Lex. Mhg Hunt.
1965, 94
f.
5.
›Federbusch am Kopf von Vögeln‹.

Belegblock:

Bauer u. a., Kunstk. Rud.
153
(
oobd.
,
1607
/
11
):
1 hautt von einem frembden indianischen [...] vogel, daran noch der kopf mit einer runden hauben von federn.
6.
möglicherweise: ›haubenartiges Metallgefäß‹; vielleicht auch: ›Hacke‹; dann zu
haue
.

Belegblock:

Ziesemer, Gr. Ämterb.
454, 22
(
preuß.
,
1440
):
In den molen: Obirmole: [...] 1 handbock, 1 boͤchsmeysel, 2 phannen und hauwben, 6 beillen, 4 steynwoffen.