1
kappe,
die
;
–/-n
;
aus
mlat.
cappa
›Mantel mit Kapuze‹
(
DuCange
2, 110/3
).
– Zur Sache:
Foltin, Kopfbedeckungen.
1963, 208/11
.
1.
›kuttenartiges Oberkleid mit oder ohne Kopfbedeckung‹; als geistliche Amtskleidung: ›Ordenstracht, liturgisches Gewand‹; als Obrigkeitssymbol bei Rechtshandlungen: ›Amtskleidung eines Richters‹.
Phraseme:
ämpter geben kappen
(redensartlich);
die kappe anhaben / anlegen / tragen
›Mönch sein / werden‹; ˹
die kappe ablegen, liegen lassen, auf den zaun hängen
, jeweils ›aus dem Kloster austreten‹˺;
die kappe empfangen
›ein Amt antreten‹;
kappe und platte
›Kutte und Tonsur als äußere Zeichen des Mönchtums‹;
kappe und strik
als äußere Zeichen der Bettelmönche.
Bedeutungsverwandte:
 1,  1,  1, ,  1, , .
Syntagmen:
eine k. antworten, von jm. nemen, jm. eine k. abtun / abziehen / antun; in der k. begraben werden, mit einer k. gekleidet sein, ane k. gehen; geistliche / graue / rote / schwarze / seidene k.; aufschlag der k.; angehang an der k
.
Wortbildungen:
kappengeschmeis
›Mönchsgesindel‹ (a. 1584; 1593), ˹
kappenherre
(a. 1514),
kappenmönch
(seit 1514)˺ ›Ordensbruder des gemeinsamen Lebens‹,
kappenschinder
›(abwertend) Kapuziner‹ (a. 1588),
kappentuch
,
kappenzehent
(a. 1565),
kappenzins
(seit 1380).

Belegblock:

Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1402
):
3 m. dem monche zu eyme kappentuche gegeben.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
270, 18
(
preuß.
,
1414
):
2 kappen von sydenen stucken, do die capplanen inne regiren.
Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
der richter noch de schepene suͦlen huͦben noch huͦte, cappen noch hantschuͦ noch mantel an traghen.
Jürges u. a., Waldecker Chron. (
wmd.
1543
):
sollen nun hinfuro die cloisterpersonen in statt der uberglaubigen kappen und kleidung ein ander ehrlich cleid antun.
Chron. Köln (
Köln
1499
):
die 4 orden [...] mit vanen, mit crucen und kertzen, [...] stonden in geistlichen kappen ind gebede.
Koeniger, Sendgerichte (
rhfrk.
1492
):
man [...] thuet auch der vorbenante herr ein rote kapp an.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Nun war der Moͤnch ein langer Man, | Het auch ein lange Kappen an.
Neumann, Rothe. Keuschh.
2242
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
das der uss dem orden geloffen sy | me danne ab her die kappe lisse ly.
Luther, WA (
1544
):
Da jr [...] weisse oder grawe Kappen tragen, dis oder jenes nicht essen oder anruͤren.
Fuͤrsten und herrn [...] wurden rechte pfaffen und muͤnche, on das sie nicht platten noch kappen trugen.
Ebd. (
1535
):
er wuͤrde jnn dem selben, wenn er die Kappen anlegte, so rein und unschuͤldig.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1488
):
daß Carolus [...] sein hailtumb mit der kappen, das wir auf diese zeit nennen ein kormantel, gelaßen hab.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
Ich han enphangen [...] dise kappe und dise kleider und min priesterschaft.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
220, 26
(
els.
,
1362
):
er [...] wonete do inne gekleidet mit einre armen múnche cappen.
Gagliardi, Dok. Waldmann
2, 458, 10
(
halem.
,
1489
):
naamend sy am ersten für, wie die priester allsampt sölten kappen uff den achßlen thragen.
Thielen, Gr. Zinsb. Dt. Ord.
55, 32
;
Wyss, Limb. Chron. ;
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch ;
Koeniger, a. a. O. ;
Karnein, Salm. u. Morolf
327, 4
;
Neumann, a. a. O.
3758
;
Reichert, Gesamtausl. Messe
14, 25
;
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 249, 17
;
Pausch, Ital.-Dt. Sprachb.
121
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Vgl. ferner s. v.  1, (
das
3,  1, ,  6, .
2.
in Anlehnung an 1. Bezeichnung für verschiedene Oberkörper und Kopf bedeckende Kleidungsstücke oder Teile einer Rüstung, z. B. ›Oberkleid, kurzer Mantel mit oder ohne Kopfbedeckung; Schulterkragen mit Kopfbedeckung; Umhang, der Hals und Schultern deckt‹; auch ›Narrenkappe‹; offen zu 3.
Phraseme:
die kappe verschneiden
›etw. verderben‹;
in js. kappe schleifen
›sich js. Willen fügen‹;
jm. eine kappe kaufen / schneiden
›jn. zurechtweisen; jn. zum Narren machen‹;
sich in die kappe schicken, sich zur kappe neigen
›gern den Narren spielen‹;
harte, tödliche kappe
›Rüstung‹.
Bedeutungsverwandte:
,  23,  1,  1, (
der
1, ; vgl.  1, .
Syntagmen:
eine k. anlegen / finden / tragen / überschlagen, mit etw. beschlagen, auf der achsel liegen haben; jn. in eine k. bekleiden; bäuerische / braune / geschnitzelte / kleine / kurze / lange / neue / reiche / rote / scharlache / schlechte / spanische / weite / zweifache k.; tuch zu einer k.
Wortbildungen:
kappenkleid
(um 1476),
kappenrunzel
,
kappenzaum
(a. 1559).

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Als ob ich mîne kappen einem gegeben hæte.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Denn mancher ist also verrucht, | Ein andern in der Kappen sucht.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Cappin runtzil me dan zwir, | Gra, wiz, swartz, swie sie nu sint.
Meisen u. a., J. Eck
8, 5
(
Leipzig
1520
):
hat er ein schlechts rot bannet auff, [...] ein rot kepleyn daruber.
Schade, Sat. u. Pasqu. (o. O.
1542
):
Fürcht warlich, sie werden im ein kappen kaufen.
Gille u. a., M. Beheim
56b, 23
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
tregt rot schuch | und mehelsch tuch, | czu sniczelt chappen.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1420
/
41
):
derselb [...] wart zu dem keplin vorn eingerant durch den hals auß und durch das keplin durchauß.
Ebd. (
1444
):
füren gemeincklich nyderlendisch kleider und grobe mentellein und kurtze keplein.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1521
):
Ruderigo hat mir geschenckt 6 eln schwarcz kützen tuch zu einer kappen.
Sachs (
Nürnb.
1553
):
Nach disem hader hab ich unden | Mein rote kappen wider-funden.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
nam der diener sin kapen und schluͦg si úber daz herz.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Man sach den schnellen knappen | Mitt ainer richen kappen.
Löffler, Columella/Österreicher (
schwäb.
,
1491
):
die werdent [...] gemacht mit vil tuͤchern oder mit witten langen cappen.
Zingerle, Inventare (
tir.
,
1465
):
ain prawne kappen mit vechwemel vnterzogen.
Stackmann u. a., Frauenlob
5, 33, 6
;
Kurz, a. a. O. ;
Dinklage, Frk. Bauernweist.
34, 33
;
Roloff, Brant. Tsp.
63
;
114
;
Lemmer, Brant. Narrensch.
4, 19
;
9,
Vorr. 3;
Müller, Stadtr. Ravensb.
226, 15
;
Bastian u. a., Regensb. UB
208, 19
;
Nyberg, Birgittenkl.
2, 37, 20
;
Klein, Oswald
18, 58
;
Alberus
g jr
;
Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 493
.
Vgl. ferner s. v. .
3.
›Kopfbedeckung‹; metonymisch: ›Schläge auf die Kopfbedeckung, Prügel‹; ›Träger der Kopfbedeckung, Krieger‹.
Bedeutungsverwandte:
 1,
1
 1, ; vgl.  1.
Syntagmen:
jm. die k. aufsetzen; die k
. (Subj.)
jm. abfallen; mit k. gehen, jn. auf die k. schlagen, jn. bei der k. erwischen; k. mit langem schwanz, mit zotten; rok und k.; graue / grosse / rote / schwarze / türkische / wollene k.
Wortbildungen:
kappenhut
,
kappengugel
,
kappenrücken
›Streit‹, ˹
kappenzagel
,
kappenzipfel
˺ ›Kapuze; Zipfel an der Kapuze‹.

Belegblock:

Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1407
):
48 m. vor 32 ceplin und ysenhute.
Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
got ist umbe in, als mîn kappe umbe mîn houbet ist.
Froning, Alsf. Passionssp.
4537
(
ohess.
,
1501ff.
):
were ich by er, ich sluge sie uff die kappen.
Fastnachtsp. (
nobd.
v. 1486
):
Sitzt still, sitzt still, last eur gnappen! | Habt auf eur huet und kappen!
Thiele, Minner. II,
18, 271
(Hs. ˹
wobd.
,
15. Jh.
˺):
es ist nit guͦt rieben graben | mit kappen zippfeln, als man sait.
Buck, U. v. Richent. Chron. Conz. (
alem.
,
um 1430
):
so hattend sy kain hüt uff und nament groß kappen, an die mentel genäget.
Sappler, H. Kaufringer
30, 49
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
sie gangent als die rinder | mit iren kappen, die selben toren. | daran sie machent oft zwai horen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
v. 1536
):
die kingin und alle junckfrauen [trugen] auff dem haupt kappenhüt mit schönen schmucken.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
darumb dorft es nit vil vests oder kappenruckens.
liess im der graf ain kleins reckle und ain kappen mit zotten [...] machen.
Straus, Juden Regensb.
760, 50
(
oobd.
,
1507
):
das sy [juden] mit zaichen, kapen und ander claidung geen sollen.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
603
(
oobd.
,
1607
/
11
):
1 hauben oder kapp von grien und gelb pappageyfedern.
Ukena, Augsb. Hl. Kreuzsp.
233
(
stir.
,
v. 1494
/
n. 1520
):
Vnder dem kreüctz befelcht euch ir kappen.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
28, 32
;
329, 14
;
Buck, a. a. O. ; ;
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst ;
Barack, a. a. O. ;
Schmitt, Ordo rerum
98, 20
;
Zingerle, Inventare ;
Vgl. ferner s. v. ,
1
,  1,  1.
4.
phrasematisch zu 2 und 3 mit der gemeinsamen Bedeutung ›Schläge, Prügel bekommen / erteilen; einen Verweis erhalten / erteilen‹:
jm. eine kappe anhenken / aufsetzen / bringen / nähen / schroten / setzen / zurichten; (grobe / schimpfliche) kappen aufklauben / einnemen / haben; es gibt / gilt kappen
›es gibt Prügel‹.

Belegblock:

Chron. Magdeb. (
nrddt.
, Hs.
1601
):
er habe ihn getreulich lassen vorwarnen, [...] ihm sey eine Kappe zugericht.
Tittmann, Schausp. 16. Jh. Ayrer Sidea
251, 131
(
Nürnb.
1618
):
drumb hab acht, es wird kappen geben.
Bobertag, Schwänke (
Straßb.
1522
):
da wüßt er wol, das er aber ein kappen muͦst haben.
Ebd. (o. J.):
Wa sind solche böse buͦben, da würt es kappen geben.
Thiele, Minner. II,
18, 306
(Hs. ˹
wobd.
,
15. Jh.
˺):
ich schriett dir schier ain alt kappen | mit miner funst zuͦ dinem muͦl!
Ukena, Luz. Sp.
2621
(
halem.
,
1575
):
Es gilltt kappen so wir zuckend.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
das er [...] auch in seinem abwesen ain solche schimpfliche kappen ingenomen.
Goedeke, P. Gengenb. ;
v. Keller, Ayrer. Dramen ;
Lemmer, Brant. Narrensch. Vorr.
61
;
5.
ütr. auf Gegenstände, die etw. bedecken: ›Dachstuhl, Turmhaube‹.
Syntagmen:
balken / holzwerk zu der k.

Belegblock:

Chron. Köln (
Köln
1499
):
der torn stonde also sunder kappe bi hundert ind 16 jair ungemacht.
Koeniger, Sendgerichte (Regestbeleg);
Otten, Schreibtrad. Sittard.
1977, 102
.