geschworene,
der
;
-n/-n
;
subst.
Adj.
zu (part. Adj.).
›Person, die eidlich auf die Wahrnehmung einer bestimmten, durch Satzungen, Regeln festgelegten Funktion im Rechts-, Wirtschafts-, Verwaltungsbereich, im Bergbau, im Bereich der Kirche und Kirchenorganisation verpflichtet wurde und diese Funktion meist als Mitglied eines Gremiums unter Leitung einer vorgesetzten Instanz oder in deren Vertretung ausübt‹; im einzelnen z. B. ›Gerichtsschöffe‹; ›Berggeschworener, Mitglied eines Bergamtes mit der Aufgabe der Aufsicht über einen bergbaulichen Betrieb‹; ›Mitglied des Rates einer Stadt‹; ›Funktionsträger im Zunftwesen‹.
Zur Sache:
Hrg
1, 1602
.
Rechts- und Wirtschaftstexte.
Bedeutungsverwandte
(bzw. sachbereichszugehörig):  12, ,  1, (s. v. ), , (
der
10,  15, ,  2.
Syntagmen:
geschworene kiesen / setzen / wirdigen, zu sich nemen
(zur Unterstützung),
dem richter zuordnen, jm. zu steuer
›Unterstützung‹
geben, zu sachen des berges gebrauchen
;
(die) geschworene(n)
(Subj.)
abtreten / beratschlagen, sich besprechen, recht erzälen / sprechen / suchen, urteil geben, zeuge sein, auf den acker gehen
(zu dessen Besichtigung),
etw
. (im Bergbau)
erkunden, das ort, die zeche / feuerstätte besehen, die zeche befaren, das bergwerk durchfaren, auf die bergordnung acht geben, die metze abstreichen
(zur Sicherung der Maße),
den taglon setzen, dem probst gehorsam sein, den send helfen behegen / besitzen
;
dem geschwornen den stab geben
;
jn. bei den geschworenen verklagen, etw. mit den geschworenen überkommen
;
sich mit den geschworenen vereinen / vertragen, mit den geschworenen den weingarten besehen, etw. vor den geschworenen austragen, bergverständige zu geschworenen aufnemen / vereiden
;
(der) geschworene des berges / dorfes / gerichtes / hofes / lehenmannes, der herschaft / stat
(vielfach)
/ universität
;
die geschworenen vom rat, vom lande
;
unzucht bei
›im Beisein‹
der geschworenen
.
Wortbildungen:
geschworenenampt
(Beleg s. v. ).

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
1, 210, 6
(
preuß.
,
1412
):
die summa [...] des hinderstelligen geschosses sines gebittes, welch geschos wir [...] in beheltnisse emphangen haben, sunder die gesworne vom lande und us den steten mit etlichen brudern, die wir in dorczu czu hulfe hatten gegeben.
Helbig, Qu. Wirtsch.
4, 110, 33
(
md.
,
1497
):
das die [...] einwoner [...] sich selber Richter vnd gesworne, zu Hanthabung vnd Regirung Irer gericht Stat vnd Berg gerechtigkeit [...] kyesen.
Hilliger, Urb. St. Pantaleon (
rib.
,
1415
):
da sal der vurg. herre van Schoneck dar myt eme brengen 1 knecht, 1 haefge, 1 vogelhunt ind 1 wynt, as dey gesworen des hoeffs ouch wijssent.
Cirullies, Rechtsterm. Anh.
1981, 192
(
rhfrk.
,
1365
):
daz der agkir, do die gesworin uffe gegangin han, daz der yn der Grosluckin gut gehore.
Koeniger, Sendgerichte (
rhfrk.
,
2. H. 15. Jh.
):
So fragt der sendher, ob der gesworne in der massen da sy und stee, dass er wolle mym hern dem probst gehorsame sin, sinen send helfen behegen, besitzen, sin recht zu erzelen.
Kollnig, Weist. Schriesh.
59, 28
(
rhfrk.
,
1562
):
der loblichen universitet zu Haidelberg ingelaibter inwoner, geschworener und an dem hochloblichen kayserlichen chammergericht approbirter notarius.
Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
Ab eyn ungerichte geschege totslagis [...], unde das eyn radmann adir scheppe adir des rotes gesworner adir der richter gesehen hette.
Ermisch, Sächs. Bergr. (
osächs.
,
1499
/
1500
):
Von den amptlewthen und geswornen. [...] Die geswornen sollen sich zu allen des berges sachen den amptman unnd bergkmeister gebrauchen lassen und sollen allen mögelichen vleis thun und ankeren, das der gewercken gelt aufs getrewlichste vorbauwet werde.
Ebd. (
Leipzig
1509
):
Die geswornen sollen alle xiii tag ein itzliche tzech befaren, eigentlich besehen unnd erkunden, wie darinne gebauet wirt.
Ders., Freib. Stadtr. (
osächs.
, Hs. 
v. 1325
):
Ist aber, daz der statrichter unde di geswornen von der stat unde ouch ander burger, di besezzen sint in der stat, kumen uf daz gebirge [...], und haben da zu schaffene, di sullen swert unde mezzere tragen ane vare zu rechte.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
62, 19
(
omd.
,
1514
/
8
):
Die vier geschwornen des bergs werden durch die gewerckschaft aus den steigern aber heuern des bergs mit wissen und rath des berckmeisters gekorn.
Ebd.
154, 16
(
1554
/
1633
):
Bergkmeister undt geschwornen enthalten sich deß kuckskrentzelns genzlich vor sich selbsten, haben auch in keinen verborgenen scheine einige anpart daran.
Ebd.
172, 1
:
Geschworne befahren ein jede zeche inner vierzehen tagen einmahl, ein jeder in seiner refier.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
106, 3
(
schles.
,
1346
):
Wir Rathmanne der stat Bresslow Bekennen offinbar an disem brife [...], Daz w’ mit rate vns’ Eldsten, Scheppfen vnde geswornen wͤsgesaczt han vir huben.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1504
):
nochdem wir uns mit sampteczlichen burgern von Breslaw und andern huttenhern knapschafft geschwornen eldesten gewercken [...] vereynet haben.
Ebd. (
1529
):
Es soll vornehmlich der bergmeister recht haben, die mutung und lehen auf allerlei metall sampt hutten muhln und was zum bergwerg gehoert und frei befunden, zu vorleihen und beineben den geschwornen allerlei bergsachen ze richten.
Ebd. (
1539
):
dass er [perkhauptmann] nit allein wann er von den gewercken erfordert wird, sondern für sich selbst m. g. h. und gemeinem perkwerck zugut bei den perkwerch vleissig zuesehen haben, auch soviel von nöten dieselben durchfaren besichtigen oder durch die geschworne zu geschehen verordnet, damit allenthalben dobei richtig und wol gehandelt werde.
Köbler, Ref. Nürnberg
124, 15
(
Nürnb.
1484
):
Anspruͦch vnd vordrung [...] soͤllen vor den Burgermeistern vnd den geschworen des Rats. die yezuzeitten zu Jne gesetzt werde͂ die man nennt die funf [...] auszgetragen werden.
Müller, Nördl. Stadtr. (
schwäb.
,
1348
/
50
):
swelher anders mit me luͤten fuͤr gat an die gesworn, so sol ieglicher der mitganger aht tag von der stat sin.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
1484
):
es mag niemand den ander vor recht überweysen, er sey dan ein gesworner des gerichts.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 755, 15
(
schwäb.
,
1580
):
alles das, so ain gericht zustööt, soll er auch verbunden sein, es were dann, ob ain handel fürkeme, der mich oder in selbs betreff, da soll er uffstohn und die zeit ainem andern geschwornen den staab geben.
Auer, Stadtr. München (
moobd.
,
1347
):
Umb ain unzucht bey dem richter oder bey den gesworen.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1365
):
Die gesworen habent gesetzet, daz all sneyder, die hie in der stat wellent wuͤrchen, alls tuͦch, [...] daz sy sneyden wellent, mit der wag und mit dem gelöt enpfahen.
Fuchs, Kart. Aggsbach (
moobd.
,
1412
):
Do sprachen dew geswaren das recht trewlich und ungevêrdlich das pest, so sew chunden.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1443
):
schankung so man den geswaren tüet sol niemant engelten an seinen rechten.
Ebd. (
16. Jh.
, Hs.
17. Jh.
):
Item soll auch der vor gemelte ambtman vier geschworn zu ihm haben, geseßen auf den güetern, dieselben sollen mit einander gehen auf rain und pidtmarchen.
Wopfner, Bauernkr. Tirol
24, 14
(
tir.
,
1521
):
der gestalt, das ime [richter] ĕtlich gesworn wie in anndern unnsern gerichten zuegordnet [...] werden.
Helbig, a. a. O.
4, 75, 23
;
5, 35, 23
;
Hilliger, a. a. O. ; ;
Löscher, a. a. O.
56, 34
;
Ermisch, Sächs. Bergr. ; ; ; ; ;
Bindewald, a. a. O.
112, 4
;
Weizsäcker, Graupn. Bergb.
232, 11
;
Wutke, a. a. O. ; ;
Schultheiss, Achtb. Nürnb.
32, 32
;
34, 1
;
Dinklage, Frk. Bauernweist.
43, 24
;
Bell, G. Hager
376, 1, 1
;
455, 1, 6
;
496, 2, 13
;
Koller, Ref. Siegmunds ;
Rennefahrt, Recht Laupen ;
ders., Stadtr. Bern ;
ders., Statut Saanen ;
Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen ;
Boner, Urk. Brugg
470, 2
;
Gehring, a. a. O.
3, 336, 26
;
Wintterlin,a. a. O. ;
Auer, a. a. O. ;
Dirr, a. a. O. ; ;
Wopfner, a. a. O.
184, 4
;
Patocka, Salzwesen.
1987, 78
;
Piirainen, Igl. Bergr., S. 
70
;
ders., Stadtr. Kremnitz
11
;
41
; S. 
127
;
Veith, Bwb. ;
Rwb ff.; (hier umfängliches Wortbildungsfeld).
Vgl. ferner s. v.
2
 8,  9,  7,  2,  4,  22.