steiger,
der
,
in 1 Beleg (Ansatz 1)
das
;
-s/-Ø
;
Zusammenfall zweier Bildungen, nämlich zu (V., unr. abl.) und (V.); die Ansätze 3, 4 und 6 morphologisch zu ersterem, 1 (vermutlich, aufgrund einiger Schreibungen), 2 (zumindest für einige Belege des Inseldeutschen) und 5 zu letzterem, die semantischen Bezüge können quer dazu liegen.
1.
›Gerüst; Balkenwerk; Tribüne‹;
vgl. (V., unr. abl.) 1.
Mfrk.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,  2,  1,
2
 12,  4, I, 3456, ,  1,
1
 67,  1,  1.
Wortbildungen:
steigerdiele
›Gerüstbrett‹.

Belegblock:

Buch Weinsb. (
rib.
,
um 1560
):
sint die drei, [...] uff einem steiger gericht worden.
Chron. Köln (
Köln
1499
):
up dem doimhof an dem sale was ein steiger gemacht mit einre groisser breider trappen ind dat wart behengt mit koestlichen tapiten.
Schoop, Qu. Düren
450, 27
(
rib.
,
1546
):
Gegeven zween sechsnidderen vier daich, haint steigerdille in den thorn gesnidden, den daich den beiden XV alb.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
, Hs.
2. H. 16. Jh.
):
di Lane vur Limpurg warf in di garten alle umbe unde umbe unde maniche rame mit gewande unde furte di ober mollen zu steigern enweg
[hierher?].
Hilliger, Urb. St. Pantaleon (
rib.
,
1656
):
ieder fuss der haustein ist mit ½ konigsthlr. bezahlt, der steinmetzer das steiger zu machen aus seinem holz und bort ad 200 thlr. geben.
Schmitt, Ordo rerum
236, 34
.
2.
›Steiger, Grubenaufseher, der den Anordnungen des Betriebsbeamten gemäß die Arbeiten leitet und die Arbeiter beaufsichtigt‹; in den Quellen stehen folgende Tätigkeiten im Vordergrund: stetiges Befahren der Grube, Aufsicht über die Arbeit, Bezahlung der Arbeiter, Regelung der Schichten, Verantwortung für die Arbeitsmoral und den Arbeitsfrieden, Rechtssicherung;
vgl. (V. und V., unr. abl.) 1.
Zur Sache:
Paul, Wb. Bergmannsspr.
1987, 234-237
, mit detaillierten Äußerungen zum sich im oobd. Inseldeutsch im Laufe der frnhd. Zeit verändernden semantischen Verhältnis von
steiger
und
bergmeister
:
steiger
zunächst auch (bis 1504) ›regalherrlicher Beamter‹ und damit neben dem
bergmeister
stehend, von da an eher ›Grubenaufseher‹, demnach im Rang niedriger als der
bergmeister
.
Gehäuft bergbaubezügliche Texte des Omd. und östlichen Inseldeutschen.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld): ,  2,  1,  2, , ,  3.
Syntagmen:
der s
. (Subj.)
einfaren / ausfaren / entlaufen, aufacht geben, auf die häuer sehen, den bergteil / gebrechen befaren / besichtigen, arbeiter anlegen / ablegen, nicht vom berge reisen sollen, jn. des schachtes lehenen, auf der zeche gegenwärtig sein, nahe der zeche güter haben, keine zwei zechen innehaben, untreue schichtmeister vermerken, sich gegen den gewerken gehorsamlich erzeigen
;
vom s. ein bergwerk aufnemen, das mas
›Grubenfeld‹
mit dem s. bauhaft halten, der schichtmeister auf den s. sehen
;
der s. des bergs / königs
;
der verständige / unverdächtige / königliche s
.;
das ampt des steigers
.
Wortbildungen:
steigerlon
.

Belegblock:

Helbig, Qu. Wirtsch.
4, 116, 22
(
md.
,
1499
/
1500
):
der schichtmeister sall auf den steiger vnd der steiger auff die hewer vnnd arbeter fleyssig sehenn, do mit der steiger sein schicht vorvol anfahr.
Ebd.
5, 35, 28
(
1520
):
dass die steiger zu yeder schicht gegenwertig uff der zcechen sein und den arbeitern selbs unslet und eisen geben sollen.
Ebd.
40, 17
(
1545
):
alle steiger vnnd arbeiter sollen sich [...] kegenn den gewerckenn ader befelhabern gehorsamlichen ertzeigenn.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
104, 4
(
Frankf./M.
1568
):
Jch treib alles Ertz Knappenwerck / | Jm Thal vnd auff Sanct Annen Berg / | Mit den Steigern / Knappen vnd Bubn | Jn Stollen / Schacht vnd den Ertzgrubn.
Ermisch, Sächs. Bergr. (
osächs.
,
1479
):
wullen wir, das man uß den hutluten, steigern ader von der knapschafft vir die trefflichsten und berckvorstendigsten, [...], neme unnd das sich dieselben umb das stufengelt sullen benugen lasen.
Ebd. (
1499
/
1500
):
Es sall keyn steyger zcwu zcechen ader meher ynne haben ane wissen und willen des bergmeisters.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
104, 16
(
omd.
,
um 1559
):
Mancherley argwenigkeit zu vormeiden, sol keim steiger zuhegelaßen werden, vorstandt zu sein fur seinen schichtmeister, dieweil sie zugleich auf einer zechen diener sein.
Ebd.
105, 31
:
also sein dieselbigen gebrechen [...] durch berckmeister und geschwornen sambt acht unvordechtigen steigern aufs vleisigst befahren und besichtiget worden.
Ebd.
200, 4
(
1554
/
1633
):
Steigerlohne. die werden gemacht nach achtunge der mühe und geschickligkeit des steigers, deßgleichen den untersteigern [...], alles durch bergkmeister undt geschworne.
Ebd.
200, 8
:
Kein steiger darf keinen untersteiger haben, der sein bruder, vetter oder aidem sey.
Mylius (
Görlitz
1577
):
Præses fodinæ Steiger oder Huͤtman.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1531
):
dass auch das erzt noch anzahl des vorlags und der hutten gleichlich soll geteilet werden. Wo aber der steiger indert sein teil doran vorkurzte, so wirt inen dasselbe teil dorumb vorzunemen wissen.
Ebd. (
1537
):
haben wir heut. dat. den ietzt geordenten unserm bergmeister mit harten eiden eingenomen [...], wie [...] unser aussatz und ordnunge handhaben und das best einsehen haben solde, domit dieselb forderlich bei den emptern der schichtmeister steiger und dergleichen stattlich vorsehen und gehalden werden.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
173, 3953
;
Helbig, a. a. O.
4, 79, 13
;
142, 27
;
Ermisch, a. a. O. ;
Löscher, a. a. O.
60, 12
;
Weizsäcker, Graupn. Bergb.
28, 35
;
184, 39
;
229, 35
;
Wutke, a. a. O. ; ;
Piirainen, Igl. Bergr., S. 
83
;
ders., Stadtr. Kremnitz
11
; S. 
155
;
3.
›Person, die gerne in die Höhe steigt, Kletterer‹; teils negativ konnotiert, dann Tendenz zu ›Höhenflieger, Luftkutscher‹; vgl. (V., unr. abl.) 1, mit negativer Konnotation vgl. 4.

Belegblock:

Luther, WA (
1525
):
gute schwymmer ertrincken gerne und gute steyger fallen gerne.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
311, 1585
(
Magdeb.
1608
):
Der beste Steiger fellt sich todt / | Der beste Schwimmer leid Wassers noth.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Die manch steiger und climer, | Zu vor auß die in den hoen pareten. | All hie in diser kure | Sich so gar groblich mercken lan | In der erforschung pure.
4.
wohl ›Seiltänzer‹;
vgl. (V., unr. abl.) 1.

Belegblock:

Bücher, Berufe Frankf.
1914, 122
(a. 
1451
);
Dwb interpretiert den bei Bücher zitierten Beleg wegen seines Vorkommens in der Doppelformel
stijger und minnere
als ›Schürzenjäger‹.
5.
›Bietender bei einer Auktion‹;
zu (V.) 3.
Bedeutungsverwandte:
.

Belegblock:

Dasypodius (
Straßb.
1536
):
Steyger / vnderkaͤuffer. Licitator.
Maaler (
Zürich
1561
):
Steiger / Der mer auff ein ding beütet. Licitator.
6.
s. (V., unr. abl.) 4.