geschworen,
part. Adj.
zu
1
, .
1.
›vereidigt, von einer befugten Person oder Instanz eidlich auf eine Ordnung und deren Einhaltung verpflichtet‹; die Verpflichtung kann den Wirtschafts-, Sozial-, Rechtsbereich betreffen, ist aber meist auf einen Teil- oder einen engen Einzelbereich, den Vollzug einer bestimmten Funktion bezogen, sie kann die Mitwirkung an der Aufstellung von Ordnungsformulierungen (eher legislativ) wie deren Vollzug (eher exekutiv) beinhalten;
geschworene leute
sind sowohl der Ordnung wie der
herschaft
oder deren Amtsträgern verpflichtet; die Verpflichtung scheint in Einzelfällen zeitlich punktuell, einmalig auf eine singuläre Aufgabe bezogen zu sein, eher aber auf eine gewisse Dauer, einen festgelegten Zeitraum.
Gehäuft Rechts- und Wirtschaftstexte.
Bedeutungsverwandte:
 2.
Syntagmen
, prädikativ (relativ selten):
j
. (z. B.
der zeidler
)
g. sein, j. jm
. (z. B.
dem richter
),
der herschaft g. sein, j. dazu g. sein, das [...], j. den rechten, zu den rechten, der herschaft, zu der herschaft g. sein
; meist attributiv, z. B.:
der geschworene ablasser
›Weineicher‹
/ abschläger
›Qualitätsprüfer von Kupfer‹
/ amer / ausrufer / (fron)bote / büttel / diener / eicher / eisengräber / fasser / fleischgeschauer / gerichtsknecht / gerichtsweibel / hubner
›Schöffe des Hubengerichtes‹
/ knecht / man
(z. B. als Sachkundiger bei der Geländebegehung, für die Sicherung von Weistumsfestlegungen)
/ markscheider / meister / probierer
(s.  6)
/ richter / schöffe / schreiber / umgeher / versucher
›Münzprüfer‹
/ waldburger / weinsticher / weger
›Beauftragter für das Gewichtswesen‹
/ zieler
›Spielrichter beim Schützenfest‹
/ zingiesser, der geschworene rat
›Träger der Satzungs-, Ordnungs-, Vollzugsgewalt (der Stadt München)‹,
die geschworene kundschaft
›Gremium eidlich Verpflichteter zur Schlichtung von Holz-, Waldnutzungsrechten‹ (a. 1367),
die geschworenen ältesten / amptleute / bürger
›Personen, die den Bürgereid geleistet haben‹
/ fünfer
(für ein Fünfergremium)
/ kriegsleute / lehensleute
.

Belegblock:

Aubin, Weist. Hülchrath (
rib.
,
1549
):
das register der doemcusterien binnen Collen, [...], betreffen heirlicheiden, zinsen, rechten und kurmueden, so de scheffen und gesworen leinlude aldaer zo Anstell wisen und halden.
Dat nuwe Boych (
rib.
,
1396
):
dat man darvmb eynen geswoiren Schrijuer by dat hoegerichte satte, die alle vrdel vnd kuntschaff dem armen as dem Rijchen beschrijuen soulde.
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. (
mosfrk.
,
1594
):
wenn das Hochgericht die Landstrassen der einzelnen Dorfbänne abmarken will, so sein eins ieden dorfs geschworne alsten vorzugehen und, [...], zu weisen schuldig.
Küther, UB Frauensee
345, 40
(
thür.
,
1521
):
szo solnn vylgedachter Claß, Anna sein elige gemahel und ire beyd leybserben uns und unßerm closter gelobt und geschworn seyn unsern schaden warnen und [...] unser getraw leuth sein.
Ermisch, Sächs. Bergr. (
Leipzig
1509
):
haben wir uff gemelt bergkwergk einen tuglichen heubtman an unser stadt, dartzu einen bergkmeister, acht geschworne bergkvorstendige man [...] gestelt.
Ders., Freib. Stadtr. (
osächs.
, Hs. 
v. 1325
):
Ein iklich besezzen man uffim gebirge der gestet ouch wol an eime gezuge her in die stat, [...] vor gerichte, daz bezugit ein man wol herin mit dem richtere unde mit den geswornen luten.
Pfeiffer, Frk.-bay. Landfr.
299, 30
(
nobd.
,
1411
):
die geswornen eisengraber und versucher, als sie von des lantfrids wegen zu der muncze bey uns geben sind.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
17, 33
(
nobd.
,
1470
):
und ir acht doselbst am gericht und schopfenstuel als die andern geswornen schopfen zu Rattelßdorff sitzen zu den hochgerichten urtail sprechen sullen.
Ebd.
44, 27
(
1450-70
):
das der putel der thumbrobstey als wol gesworen sol sein zu iren rechten als unser herschaft.
Ebd.
116, 15
(
1. H. 15. Jh.
):
ob der hube eine nicht gebawet were, [...], und von den gesch(w)oren hubnern gesagt und gerucht wurde, so ist im der geschworne knecht im jar ein mall zu gebitten, das er das bebawen soll.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1449
/
50
):
man het bestelt 4 gesworen poten, die brieff hin und her trugen.
Mon. Boica, NF.
2, 1, 43, 22
(
nobd.
,
1464
):
das ein gerichtsschreiber darzw gesworn were, das alle gerichtswandel, die eyner herrschaft zwͤstund, als oft des not geschehe, von gerichtsschreibern beschriben geschickt wuͤrden.
Köbler, Ref. Nürnberg
58, 7
(
Nürnb.
1484
):
EJn yeder Burger der gen einem andern Burger Rechtens notturfftig ist. soll im zwaymal fuͤrpiete͂ lassen. durch einen geschwornen fronpotten.
Maaler (
Zürich
1561
):
Geschworen / Von dem man den eyd genommen hat. Iuratus. Geschworne kriegßleüt. Authorati milites. Die Geschwornen meister so ein werck besaͤhen muͤssend ob es wol oder übel gemacht. Inspectores. Geschworner radt / Geschworne richter / dz sy nach innhalt vnnd laut deß gesatzes woͤllend richten. Iuratus Senatus, Iurati iudices.
Müller, Stadtr. Ravensb.
58, 3
(
oschwäb.
,
1326-30
):
daz nu hinnenthin ewklich ain besetzter gesworner raut hie ze Rauenspurg in der statt sin sol und zesamen komen sond.
Ders., Handel Paumgartner
206, 19
(
schwäb.
,
1548
):
(soll K. Mt.) durch jemandes der iren in beisein des geschwornen wegers daselbst antworten.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
1552
):
Wer eins undergangs bedarf, der mueß ihn am obern schultheißen zuwegen bringen, der nimmt dann aus den vier flecken zehen geschworne männer zue im und undergeth zwischen zwei partheyen.
Ebd. (
1615
):
und solle solche annemung [zue einem gemeiner] vor beeden vorgesetzten schultheißen und den geschwohrnen fünfern, doch mit vorweißen deren herrschaft darunder einer ziehen würde, beschehen.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 576, 9
(
schwäb.
,
1588
):
so soll alßdann dem- oder denselben durch den amptman oder geschwornen richter [...] erstlich bei 5 ℔, zum andern mal bei 10 ℔ und [...] bei leib und guet frid gebotten werden.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
um 1365
):
Ez suͤllen all weinschencken [...] ir kandel pringen hintz dem gesworen zingiesser, den diu stat gesetzet hat, und der sol die beschaͤwen.
und suͤllen irew padschaͤuffel zuͤ dem fewer pringen, und die gesworen omer mit iren zuͤbern. die zimerlaͤut und maurer mit iren aͤcksten [...] sullen all zuͦ dem fewer choͤmen.
Steinberger u. a., Urk. Hochst. Eichst.
237, 20
(
noobd.
,
1332
):
daz er mich oder mein erben darauf [purchstal] schol setzen ze einem purchmann und ze einem gesworenn diener.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16. Jh.
):
so sol der gegendrichter [...] die schran berufen, [...], mit den zwelf mannen, so im und der herrschaft gesworn sind.
Ebd. (
16. Jh.
, Hs.
17. Jh.
):
das niemant umb unßer herrn aigen und güetern geseßen sein und den rechten geschworn, nur allein si werden darzue erbetten.
Piirainen, Stadtr. Sillein
48a, 18
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
Von dem der vor einez gesworen mannez angesicht eyn champher wunden enphecht.
Ders., Igl. Bergr.
39b, 36
(
slow. inseldt.
,
16. Jh.
):
wo zway lechen zu krieg lig(en), gegeneinannder, vnd gwint ains das annder, mitt dem p(er)ckmaisterr, vnd mit den geschwornen Leutn, als ain Recht ist, [...].
Ders., Stadtr. Kremnitz
43
(
mslow. inseldt.
,
1537
):
Es sollen auch zw d(er) puchsen [...] dreÿ schlissel sein, Vnnd d(er) Richter einen, d(er) pergkhmaister den andern, Vnnd ein geschworner Waltpurger den dritten haben.
Mollay, Ofner Stadtr.
215, 2
(
ung. inseldt.
,
1. H. 15. Jh.
):
Dy alten offner schollenn eynen richter auß denn geschwornenn purgern von dem perg nemen.
Dinklage, a. a. O.
106, 3
;
114, 36
;
Mon. Boica, NF.
2, 1, 40, 6
;
Rennefahrt, Recht Laupen ;
Sappler, H. Kaufringer
32, 43
;
Vock, Urk. Hochst. Augsb.
224, 25
;
Rapp, UB Stuttg. ;
Gehring, a. a. O.
3, 765, 27
;
Dirr, a. a. O., S. f.;
Patocka, Salzwesen.
1987, 77
;
Piirainen, Igl. Bergr.
25b, 12
;
33, 22b
;
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
27, 1
;
Bad. Wb.
2, 391
;
Vgl. ferner s. v. ,  23,  3,
1
 3,  1,  1,  1,  6.
2.
phras.:
geschworener montag
, ˹
geschworenes montagsgericht, geschworener dienstag
˺, letztere Bildungen mit je 1 Beleg; ›Montag, an dem die neu gewählten Beamten, Magistratspersonen o. ä. den Amtseid abzulegen pflegten oder an dem Gericht gehalten wurde‹; als Termine kommen in Betracht: der erste Montag nach Weihnachten, der erste Montag nach dem Dreikönigstag (wohl meist), ein Montag nach Ostern; entsprechende Zeitansätze sind für den Dienstag anzunehmen.
Beleghäufung für das Mfrk., auch Nobd., sowie das siebenbürgische Inseldeutsche; Rechts- und Wirtschaftstexte.

Belegblock:

Rudolph, Qu. Trier (
mosfrk.
,
1190
):
vendentes porcum quilibet dat nummatam in feria secunda post ebdomadam pasche et feria secunda post octavam epiphanie (dictis gesworne mandach).
Ebd. (
1539
):
Es erkennt der scheffen uf solch des herren scholtheißen frag dem hochwürdigsten ihrem gnedigsten fürsten und herren zween geschworner montag, als nemblich montags nach aprilis und den andern montag nach ,Quasi modo geniti‘.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
77, 16
(
nobd.
,
1452
):
und liessen ein gesworn montagsgericht durch die bescheiden Heitzen Heidebach schultissen, Eberharten Hoe, Hannsen Butel, [...], des obgenanten dorfs Michelriet schoffen, besiczen.
Rechn. Kronstadt
2, 169, 3
(
siebenb.
,
1529
):
am mytich noch dem gesvoren montach 2 phunt vax.
Rechn. Hermannst.
120, 41
(
siebenb.
,
1485
):
3. dominica proxima vor dem geschwore montag.
Ebd.
340, 31
(
1501
):
Item feria tertia ut dicitur am gesŭoren dÿnstag flor. 0 den. 38.
Rechn. Kronstadt
3, 73, 9
;
136, 37
;
222, 14
;
3.
gesagt von Bezugsgrößen, auf deren Verbürgtheit, Rechtmäßigkeit, Gültigkeit, Wahrheit ein Eid geleistet wurde: ›geschworen, eidlich abgesichert‹.
Obd.; Rechts- und Wirtschaftstexte, Chroniken.
Phraseme:
geschworene brüder
(s. u. Beleg
Henisch
).
Syntagmen:
der geschworene (bund)brief / stein
›Grenzstein‹
/ werkschuh
(ein Entfernungsmaß),
die geschworene geschau
›Warenprüfung‹
/ steuer / wage, das geschworene statbuch / rechtbuch / viertel
(eine Maßangabe für Wein).

Belegblock:

Schultheiss, Achtb. Nürnb.
117, 3
(
nobd.
,
1384
):
und suͤllen mit namen alle stete unsers bundes dise sach offenlichen in iren steten verkuͤnden und beruffen und dann in irer stat gesworn puch schreiben.
Edlib. Chron. (
ohalem.
,
um 1500
):
als die von switz gerend, söllend die von zürich nach der geschwornnen bünd brieffen sag ze tagen komen.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 96, 5
(
schwäb.
,
1445
):
welcher für die geschworne stain vervurt oder darüber zeunet, auch darüber grüeb und ainen außstüeß, der [...] soll [...] fünf schilling zu peen geben.
Ebd.
783, 37
(
1622
):
daß soll man an den geschwornen wagen und sunst nandert wegen lassen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
ist ze wißen, daß dieselben dn. so bös waren, daß ain rat geschwern geschaw darüber setzt
[im Glossar der Quelle wird
geschaw
als ›Schauer‹ interpretiert; ist möglich].
Henisch (
Augsb.
1616
):
Geschworene Brüder / jurati fratres. Moribus nostris adoptio quædam usitata est.
Bastian u. a., Regensb. UB
146, 17
(
oobd.
,
1359
):
und haben uns [...], durch einer mereren sicherheit [...] bei dem ayde, der vor gesworn ist, zu einander gemacht, verluͤbt und verbunden mit vereintem willen, daz wir und unser stat bey demselben gesworn brief [...] beleiben sullen.
4.
›eingefleischt‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
1
 17,  3.

Belegblock:

Dietrich. Summaria
24r, 19
(
Nürnb.
1578
):
Wer nun an solchem bekendtnuß fest helt / dem soll weder Teufel noch Hell (die doch geschworne feind des HERRN Christi / vnd aller Christen sind) schaden thun.