erwachen,
V.
1.
›aus dem Schlaf aufwachen, wach werden‹; gelegentlich auch: ›aus einem Zustand der Bewusstlosigkeit, der Betrunkenheit oder eines Traumes wieder zu Bewusstsein kommen‹; mit durativer Komponente: ›wach bleiben‹; auch bildlich;
vgl.  38.
Phraseme:
frü erwachen
›klug, aufgeweckt, geistig regsam sein‹;
[...] und mit dem erwacht ich
›[...] und plötzlich musste ich feststellen, dass ich nur geträumt hatte‹.
Bedeutungsverwandte:
 1,  1; vgl. .
Gegensätze:
,  1,  1.
Syntagmen:
j. / etw
. (z. B.
die sele
)
e
. (absolut);
j
. [wann] (z. B.
alsbald, in der nacht
), [wie, warum] (z. B.
aus / von einem schlaf, mit schrek / ungeduld, von dem geschrei / traum / wein, von freuden
)
e
.

Belegblock:

Luther, WA (
1529
):
Meine augen erwachen auch inn der nachtwache.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
11, 1
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
wen si abir irwachtin, so trebin si alle lust mit den juncvrowin.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 445, 33
(
Hagenau
1534
):
mit dem erwacht ich. Wem da treümet wie er gelt finde [...] der ist froͤlich / aber als balt er erwachet / so findet er nichts.
Menge, Laufenb. Reg.
4860
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
Schloffen ist yme [kinden] ouch gesunde | Wenn es erwachett denn zestunde | Sol man es baden.
Ebd.
5450
:
trinken das [tryaker] ze mitternacht | Als du vom sloffe bist erwacht.
Schmidt, Rud. v. Biberach
82, 15
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Ich [got] beswer vͥch, das nieman wekke vnd mache mit enheinen sachen, daz dvͥ geminnetvͥ sel erwache, vntzent daz si selbe wil wachen.
Lauater. Gespaͤnste
34r, 17
(
Zürich
1578
):
als es [vnghür] sich übel gebebt / vnd gsüfftzet / sye der Exorcista [...] darab erwachet.
Klein, Oswald
40, 1
(
oobd.
,
v. 1408
):
Erwach an schrick, vil schönes weib.
Ebd.
116, 52
(
1428
/
30
):
wer in wil teuschen auf dem stück, | der müss gar frü erwachen.
ders. Hl. Schrifft.
1. Mose 9, 24
;
Peil, Rollenhagen. Froschm.
60, 510
;
Wiessner, Wittenw. Ring
2397
;
Barack, Zim. Chron. ;
Sappler, H. Kaufringer
5, 260
;
Munz, Füetrer. Persibein
40, 7
;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
103, 9
;
2.
›vom Tode auferstehen‹; auch trans.: ›jn. vom Tode erwecken, erlösen‹; Spezialisierung zu 1.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2,  5.

Belegblock:

Luther, WA (
1525
):
das Himel und Erden jnn eim nu dadurch verbrand und verendert wird sein, und alle Todten erwachen.
Froning, Alsf. Passionssp.
7034
(
ohess.
,
1501ff.
):
herwache, herre, und byß en bereyt!
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Ob in der [todes schlaffe] noch begriffen hat | Und in erwachen nút erlat.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
38, 11
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
uns armen sünder lamen | erwachen er [got] began.
3.
›zum Vorschein kommen; sich entfalten‹; als Ütr. anschließbar an 1.
Phraseme:
jm. erwacht werden
›jm. in den Sinn kommen, in jm. erweckt werden‹.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
Hes. 7, 6
(
Wittenb.
1545
):
Das ende kompt / es kompt das ende / es ist erwacht
[
Luther
1541:
dringet auff
;
Eck
1537:
würdt aufwachen
]
vber dich.
Thür. Chron.
7r, 21
(
Mühlh.
1599
):
Da erwachte Hannibals Gluͤcke.
Opitz. Poeterey
48, 7
(
Breslau
1624
):
Wenn die schoͤne Sonn’ erwacht / | Vnd der tag dem schatten weichet.
Klein, Oswald
37, 84
(
oobd.
,
1417
?):
Mai, du kanst machen | allen sachen | ain erwachen, | des wir lachen.
Ebd.
41, 44
(
1428
):
sölcher miett | und eer ward nie den freunden mein erwachet.
Vgl. ferner s. v.  1,  4.