erkriegen,
V.;
teils unr. abl.;
zu bereits
mhd.
oft nicht unterscheidbarem
erkriegen
›etw. (durch Kampf, Anstrengung) gewinnen, erlangen‹
und
erkrîgen
›etw. gewinnen, erlangen‹
(
Mwb
1, 1966
).
1.
›etw. durch bestimmte Verhaltensweisen, Handlungen, Haltungen erlangen, erwerben‹; selten auf die Aneignung von negativ konnotierten Bezugsgrößen (z. B.
neid
) bezogen; auch: ›etw. erreichen; jn. zu etw. bringen‹; ›jn. (z. B. einen Ehepartner) bekommen, gewinnen‹;
zu  5, vgl.  14.
Bedeutungsverwandte:
 10,  3,  1; vgl.  1.
Syntagmen:
etw
. (z. B.
barmherzigkeit / feindschaft / weisheit, geld, sein erbe, ein keusches leben, js. liebe und minne, js. huld und freundschaft
)
e., jn
. (z. B.
einen freund / man
)
e., etw
. [wie] (z. B.
durch ergeizigkeit / manheit, mit fleis, arbeit / demut / künheit, mit sechs dingen
)
e., j. e, das [...]
;
j. viel des lobes / rumes e
.;
jn. zu etw. e
.

Belegblock:

Kochendörffer, Tilo v. Kulm (
preuß.
,
1331
):
Doch was er [Abraham] so gevuge | Und also gar bederbe | Daz er ircreik sin erbe.
Luther, WA
33, 161a
, 23 (
1530
):
hie in diesem leibe mus es [das ewige leben] erlangt undt erkriegt werden. Wie kriegt mans aber?
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Alsô ist der sêle vil süezer diu gnâde, die si erkrieget mit sunderlîcher wîsheit und vlîze, dan die allen liuten gemeine ist.
Jostes, Eckhart
78, 27
(
14. Jh.
):
Wann si [sele] den leip uberwunden hat [...] so erkrieget si, daz got kúmen múz zu der sele.
Werbow, M. v. Amberg. Gew.
56
(
omd.
/
oobd.
,
v. 1382
):
an chuntschaft dieser stucke der gepot unsers herren ist ez unmugleich eynem alden menschen daz ewig leben zw erchrigen und besiczen.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
16, 14
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
Noch dem erbarn stryte irkrigite Cyngius dy vruntschaft und erbarkeit alle der Tartirn durch der manheit unde der gerechtikeit dy her bewyste.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1488
):
dieselben mit irer künheit und geschicklickeit der weer vor andern vil groß rums und lobs erkriegten.
Sachs (
Nürnb.
1551
):
Kan auch kein herrn darzu erkriegen, | Der mir pro cento neun wil geben.
Ebd. (
1562
):
Ein vernünfftige tochter schon | Dieselb erkrieget bald ein mann.
Ebd. (
1563
):
Und besserst dich selb nichts darvon, | So nennt man dich ein losen mann, | Und hast deß weder rhum noch ehr, | Sunder erkriegest nur dest mehr | Neid, feindschafft und ungunst darvon.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
Wir bedoͤrften wol das wir ein wise koͤnden vinden do mit wir die barmherzkeit Gotz erkriegen moͤchten.
Was der mensche gewalteklich gewinnen sol, das muͦs er mit arbeiten erkriegen und mit flisse.
Karnein, de amore dt.
106, 2
(
moobd.
,
v. 1440
):
Begert ain edel man ainer burgerin lieb vnd mynn zu erkriegen, mit sölchen wortten sol er anvahen.
Kochendörffer, a. a. O. ;
Jostes, a. a. O.
73, 20
;
Neumann, Rothe. Keuschh.
5448
;
Thiele, Chron. Stolle ;
Qu. Brassó
5, 524, 22
;
2.
›etw. erstreiten, erobern, (durch Kampf, gewaltsam) in seinen Besitz, an sich bringen‹; von Personen: ›jn. in seine Gewalt bringen, gefangen nehmen‹;
zu  5, vgl.  3.
Mehrfach berichtende Texte.
Bedeutungsverwandte:
; vgl.  11,  9.
Gegensätze:
.
Wortbildungen:
erkriegung
›Eroberung‹ (dazu bdv.: vgl. , ,  2).

Belegblock:

Luther, WA (
1539
):
Was solt er [der Cardinal] wol gethan haben, wo er jn [Antonius Schenitz] hette erkriegt und neben Hans Schenitz im Kercker gefangen?
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Nabuchodonosor | Lac Jerusalem bevor | Und irkreic Joachim | Den kunic gevangen im.
Die [werltlichen vursten] sich hie lazen dursten | Nach eren unde landen, | Striten mit iren handen, | Uf daz sie vil ircriegen.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
yn dem selbin jare sante her seyne botschaft yn Italien [...] eynen cardinal, [...] das der weder erkrigen sulde die lant unde die stete die zu der heiligen kirchen gehorten.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
17, 1
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
wen sy yn
[den toten Herrscher]
brengin an dy stat do her sal begrabin werdin, so totin si alle di pfert [...] unde als das volk das si irkrygin uf dem wege.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Nürnb.
1483
):
[Überschrift]
wye die andern schlechten leut hiessen. die dem dauid halffen in der veruolgung sauls. vnd in der erkriegung des reichs.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
das einer mit fechten und mit seim aigen pluet und wunden erkriegen möcht, das wäre êrlich und frei.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
562, 2
;
3.
›etw. (ohne eigenes Zutun, aktives, zielgerichtetes Handeln) erhalten, bekommen; etw. gewährt bekommen‹; vereinzelt: ›jn. zur Welt bringen, gebären‹;
vgl.  58,  4.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  6,  1113; vgl.  5.

Belegblock:

Luther, WA Br. (
1537
):
Es gehe mir nu, wie Gott will, zum Tod oder Leben, so bin ich noch wohl bereit, weil ich [...] auch die Gnade erkriegt, daß ich wieder die silberne Quelle habe
(›ein Blasenleiden hat nachgelassen‹).
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Nürnb.
1483
):
Das ander Capitel. sagt den lobgesangk anne. [...] Vnd wieuil kindere anna darnach erkrigte.
Ebd. (
Nürnb.
1483
):
Das. VI. capitel [...] von der peyn die sie darumb von got erkryegten
(›auferlegt bekamen‹).
v. Maren, Marquard. Ausgabe
108, 20
(
Venedig
1483
):
die gnade die iagt den menschen von allen dingen die geprestenhaftig sind vnd treibet den menschen durch alle tugende als das er mit der gnade erkrieget alle tugende nach dem pesten.
Ebd.
25
:
[Das ander werck gotts] ist so der mensch dartzuͦ kumpt das er alle zuͦvellig tugend erkriget das er kumpt in das wesen der tugende das got in im [...] wuͤrcket.
4.
›jn. bekriegen, angreifen‹;
vgl.  13,  3.

Belegblock:

Gereke, Seifrits Alex.
4294
(
oobd.
, Hs.
1466
):
sy [ain diet fraissam] schullen her aus kumen | noch vor des jungisten tages frist | und schullen mit dem Anterchrist | erchriegen die christenhait.