erharren,
V.
1.
›geduldig, mit Hoffnung auf Erfüllung auf etw. / jn. warten, etw. abwarten‹; häufig mit Bezug auf Luthers Übersetzung von Sir. 1, 28 (s. u.); überwiegend mit Genitivobjekt;
zu  8,  1.
Vor dem 16. Jh. nur vereinzelt bezeugt; überwiegend Texte der Sinnwelt ,Religion‘.
Bedeutungsverwandte:
(V.) 1, (V.) 2,  2,  2,  1,
1
, ,  4, .

Belegblock:

Luther, WA (
1521
/
2
):
Szo bald aber die bosze stund fur ubir ist, szo wir des erharren unnd bleybenn, szo kompt die sussickeyt gottis.
Ebd. (
1525
):
Endlich kan ers
[Gott]
nicht lassen, so wenig als er sich selbs lassen kan, wers nuͦr kan erharren
(über Gottes Gnadenhandeln).
Ebd. (
1544
):
So kanstu mit freuden des Juͤngsten tags erharren und darfest dich nicht fur dem Gerichte fuͤrchten.
Ebd. (
1524
):
Darumb auff got wil hoffen ich, | mein hertz auff jn sol lassen sich, | ich wil seins worts erharren.
Ders. Hl. Schrifft.
Sir. 1, 28
(
Wittenb.
1545
):
ein Demütiger erharret
[
Mentel
1466:
enthabt
;
Froschauer
1531:
staat
;
Eck
1537:
wartet
]
der zeit / die jn trösten wird.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Ein lange zeit sie da erharten, | Mit grosser forcht theten erwarten, | Wenn sich nun oͤffnen wurd die Erden.
Sachs (
Nürnb.
1563
):
Der demütig erharrt der zeit, | Die tröstet.
Ebd. (
1560
):
Ich kan der kirchweyh kaum erharren.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel Var. (
Straßb.
1466
):
Ob ich auch moͤcht entphahen in der nacht vnd geberen sún: ob ir ir woͤlt beyten
[Var. 1483-1518:
erharren
;
Luther
1545, Rut 1, 18:
harren
]
vntz das sy gewúchsen.
Turmair (
Ingolst.
1519
):
niemant wolt der Ungern erharren noch wider si ziehen.
2.
›etw. überstehen, durchhalten‹; absolut: ›überdauern‹;
vgl.  58,  3.
Überwiegend alem.
Bedeutungsverwandte:
 2; vgl. ,  2,  4,  16, (V.) 3.
Wortbildungen
erharrung
›Verzögerung‹ (dazu bdv.: ).

Belegblock:

Luther, WA (
1526
):
Da hoͤret nu glaube und gotts wort zu, das man solchs muͤge ertragen und erharren.
Bachmann, Haimonsk. (
halem.
,
1530
):
do fiengend sy sich an schnell weren; aber ich weiß nŭt, wie syß erharen mochtend, wann sy hattend kein schirmm dann den felssen.
Jörg, Salat. Reformationschr.
298, 28
(
halem.
,
1534
/
5
):
wie sy von Zürch / den ix orten keins wegs willfaren / all ding jnn verzug / und uff erharrung stracktend.
Maaler (
Zürich
1561
):
Erharren / Biß zum end waͤren. Perdurare.
3.
›mit etw. rechnen, etw. als wahrscheinlich ansehen‹;
vgl.  8,  29.

Belegblock:

Sachs (
Nürnb.
1563
):
Hadrer, verkehrt, klaffer und narrn, | Bey den nichts guts ist zuerharrn, | Zu den soll sich ein mensch nit gsellen.