beiten,
V.;
Fortsetzung von
ahd.
beiton
,
mhd.
beiten
›warten‹
und
ahd.
beiten
,
mhd.
beiten
›drängen‹
(; ).
Zum Nebeneinander von
beiten
(V.) und
beiten
(V., unr. abl.) und zum Veralten des Wortes s.
Besch, Sprachlandschaften.
1967, 147/8
.
1.
›warten (absolut); auf e. P., auf etw. in der Zukunft Liegendes warten, dem Kommen e. P. / e. S. entgegensehen; sich nach jm. sehnen‹.
Bedeutungsverwandte:
(V.) 2, ,  1, , , .
Syntagmen:
den knecht / regen b., künftige zeit b
.;
einen tag / monat, ein jar, eine weile, lange zeit b
.;
js
. (z. B.
gottes, des herren
)
/ e. S
. (Gen.; z. B.
der freude, des jamers / todes / trostes
)
b
.;
jm. b
. ›auf jn. warten‹,
jm. e. S
. (z. B.
der beschwerde
)
b
.;
nach jm
. (z. B.
dem gefärten
)
b
.;
lange b
.;
b. unz auf die nacht
;
b., bis [...] / unz [...]
; subst.:
langes b
.;
sonder / ane (alles) b
.;
jm. das b. lang machen
.

Belegblock:

Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
ir sult sîn als liute, die alle zît wachent und beitent irs herren.
Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Daz ouch daz vleisch vorwerdet, | Daz in der erden erdet | Unde also lange beitet | Biz der sun iz uz leitet.
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
Dâ wart ouch lengir nicht gebeit.
Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
Jrret aber in echt not, der is miit rechte erben sol, so můt man beiten, vnz daz her kome.
Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1403
):
7 groschen [...] in 5 tagen zu Bresslow vorzeret, beytende noch geferten.
Rueff, Rhein. Ostersp.
2281
(
rhfrk.
,
M. 15. Jh.
):
so sich lib und sele musent scheiden | und mogent des nit lenger beiden.
Aubin, Weist. Köln/Brühl (
rib.
,
um 1500
):
beidt hie langer, soe sall hie dat goit bezalen.
Wolf, Gesetze Frankf.
213
(
hess.
,
1432
):
das die fruweschiff [...] des morgens nit lenger hie am staden halden und beiden sullen [...] dan bisz acht uren.
Froning, Alsf. Passionssp.
6137
(
ohess.
,
1501ff.
):
des todes wel ich beyden alhie!
Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl. (Hs. ˹
pfälz.
,
M. 16. Jh.
˺):
stetig will ich nach dir beidten, | deßgleichen thue du wider zu mir!
Bergmann, Ambr. Liederb. (
Frankf.
1582
):
darauff ich hoff, starck harr und beyte.
Mone, Adt. Schausp. (Hs. ˹
omd.
,
1391
˺):
so
e
beyte wir, bis daz sy
e
gesterbit.
Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
der richter noch dy scheppin sint nymande pflichtig zcu beyten der, dy nicht do sint.
Strauch, Par. anime int.
117, 23
(
thür.
,
14. Jh.
):
du sprach he: ,herre, beide, laiz mich minen vadir begrabin!‘
Eggers, Psalter
59, 23
(
thür.
,
1378
):
Beite gotis, tv menlich.
Neumann, Rothe. Keuschh.
3910
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
lange wile wir nach ym beiten.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
Dornach beitte her sobin tage unde liess die tuben anderweit uss der archen.
Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
das der koning von frankrich ouch in deme burgundischen lande lege zu schadene unnd beitete, wann die dutczen fursten quemen.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
, Hs. 
v. 1325
):
Waz he lenger beitet, daz ist unrecht.
Pyritz, Minneburg
2263
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Wann ez [verstentnizze] tut dich sunder beyden | Sines willen e bescheyden.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
,o herre‘, sprichet er, ‘du baitest im nút allaine, súnder du ruͤffest im taͤglich.
daz můz wol dem mentschen loken, so es gedenket das es Got so groslich erzúrnet hât, und er im so gnaͤdklich baitet siner bekerde.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
do lag ein grosse menige der siechen, die beitetent bitze daz der engel unsers herren nider ging in den tich.
Do muͤstent sú noch do beiten viertzig tage e er zů himel fůr.
so ein wetter kummet, regen und hagel, so fliehent sú [lúte] under ein tach und beitent bitz das wetter vergat.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
we dien, die des grozen jamers beitent sint!
Lauchert, Merswin (
els.
,
1352
/
70
):
dirre froͤiden solt dv mit gůteme friden beitende vnd wartende sin.
vnd bitte dich [...], daz dv min hie an dem warmen beitest.
Strauch, Schürebrand (
els.
,
E. 14. Jh.
):
das sú ires geminneten getultecliche und froͤliche beite.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
wann wir sein sún der heilgen
.
vnd beiten dez lebens.
Lemmer, Brant. Narrensch.
19, 82
(
Basel
1494
):
Der wis schwigt vnd beit kunfftig zytt | Vß vnnütz red / keyn nutz entspringt.
Ebd.
86, 25
:
ob er joch lang zyt din schont | Dir würt des beittens wol gelont.
Bobertag, Eulensp. (
Straßb.
1515
):
Vlenspiegel [...] beitet biß sie aber ein ackerlengen giengen.
Fuchs, Murner. Geuchmat
1981
(
Basel
1519
):
Jr wurdt kein bůler syngen, schryen, | Tag vnd nacht der zarten beyten.
Barack, Teufels Netz (
Bodenseegeb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Sol ir ainr dem andern ain monet baiten, | Er tuot ims des vierden pfennings hœher raiten.
Löffler, Columella/Österreicher (
schwäb.
,
1491
):
schetz ich das ietz in den trúckninan zum ersten gearen ist, wider zů aren und den regen zů baitten.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
O grymmer tod, nit baide, | Mein leben von mir schaide.
Müller, Nördl. Stadtr. (
schwäb.
,
1416
):
von den dreißig guldin wert [...] den bürgern on alles beitten in acht tagen gebe 5 guldein.
Brandstetter, Wigoleis
228, 5
(
Augsb.
1493
):
sein Ameyen der er mit begierlichem herczen begeret vnd gebeytet hete.
Fischer, Eunuchus d. Terenz (
Ulm
1486
):
Bait ain klain. ob du wilt.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Bait noch ain weil! lass nacht werden!
Gereke, Seifrits Alex.
2396
(
oobd.
, Hs.
1466
):
pait mein hie, | wenn ich reit nit allain.
Munz, Füetrer. Persibein
455, 1
(
moobd.
,
1478
/
84
):
Nicht lennger man da paite.
Helm, H. v. Hesler. Apok. ; ;
Quint, Eckharts Pred. ;
ders., Eckharts Trakt. ;
Loesch, Kölner Zunfturk.
1, 27, 18
;
90, 9
;
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
3437
;
8963
;
Rueff, a. a. O.
271
;
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
2190
;
Bergmann, a. a. O. ;
Kurz, Waldis. Esopus ;
Opel, Spittendorf ;
Schade, Sat. u. Pasqu. ;
Palm, Veter Buoch ;
Kehrein, Kath. Gesangb. ; ;
Stackmann u. a., Frauenlob
8, 13
[b], 1;
Gille u. a., M. Beheim
99, 640
;
Vetter, a. a. O. ;
Bihlmeyer, a. a. O. ; 7;
Lindqvist, K. v. Helmsd.
2693
;
Lemmer, a. a. O.
25, 15
;
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst ; ; ;
Arndt, biechlin
D jv
;
Löffler, a. a. O. ;
Haltaus, Liederb. Hätzlerin a. a. O. I, ;
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. ; ;
Voc. Teut.-Lat.
g iiijr
;
i vijv
;
Alberus
g ijv
;
Dietz, Wb. Luther ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 503
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Öst. Wb.
2, 939
;
Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 371
.
2.
›(eine Schuld) stunden, die Leihfrist für etw. verlängern; jm. Zahlungsaufschub gewähren; jm. Kredit gewähren, jm. etw. borgen‹.
Bedeutungsverwandte:
 2,  17,
1
 3,  2,  2.
Syntagmen:
zins, die schuld b
.;
einer ürte b
.;
jm. b., jm. e. S
. (z. B.
des lones
)
b., jm
. [eine Zeitlang, z. B.]
zwei jare, acht tage b., jm
. [bis zu einem Zeitpunkt, z. B.:]
zu weihnachten b
.;
auf etw. b
.;
lange b
.
Wortbildungen:
beitknecht
›Schuldknecht‹,
beitlon
›Pachtgeld, Zins‹ (a. 1683),
beitschilling
›Verzugszins‹ (a. 1536; 1559),
beittag
›Stundung‹ (a. 1648; 1675; dazu bdv.:  4).

Belegblock:

Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
Von bekanter scholt, wy lange man dy beyten sulle.
Palm, Veter Buoch (
schles.
, Hs.
E. 14.
/
A. 15. Jh.
):
Do sprach der alde: Beite mir noch einest, ich gibe dir einen schillinc.
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
14ra, 16
(
nobd.
,
E. 14. Jh.
):
wan di svͤnder schepfen sein gvte mit der er in peitet vñ porget piz si sich bekernt.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
35, 10
(
nobd.
,
1469
):
wann der freybot den habern uff die obgeschriben zeyt nicht fordert und beyt zu Weynachten, hat dann der freyman des habern nicht, so solt er im beyten, biß er im wider fellig wurde.
Leisi, Thurg. UB
8, 604, 36
(
halem.
,
1387
):
mag denn der zinser vertrösten uff den nachgenden blůmen, so sol man im ouch baiten und gestůnden.
Jörg, Salat. Reformationschr.
101, 8
(
halem.
,
1534
/
5
):
hullffend ein andern gar fast jn fürsetzen / lichen / beiten / schenken.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
Jch hab jetz nit so vil, das ich euch die Milch bezalen moͤg. Jr muͤssen mir acht Tag beiten.
Argovia (
halem.
,
1535
):
Er soll ouch sinen ignosten beiten (gestunden), vntz dz er dz vas vsgeschenket.
Maaler (
Zürich
1561
):
Dein straaf ist allein ein zeytlang Verzogen / oder ist dir noch nit geschenckt / Du verleürst nichts daran dann das beyten.
Bächtold, N. Manuel. Zugabe H. R. Manuel
343, 1298
(
Zürich
1548
):
Der nit einr ürten beiten mag, | Der ist ein schlechter wirt, fürwar! | Ich beiten mengem schier zwei jar, | Der mir doch keiner zalung denkt. | Lang beitet aber ist nit gschenkt.
Jaspers, St. v. Landskron
76r, 6
(
Augsb.
1484
):
so der tag kompt an dem in eine͂ bezalen sol
.
so wil er jm nicht lenger beÿten er geb jm dann ettwas
.
so er doch beÿten moͤcht an seÿnen schaden.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Lang beitten / ist nit queitten.
Auer, Stadtr. München (
moobd.
,
1343
):
Swer den andern bechlagt umb gelt, und der gelter gicht, er hab noch frist darumb, auf swelheu frist er swert, die er von im hab, darauf sol man im payten.
swer daz übervert, oder süst paitt auf chain sogetan werk, der hat sein gelt auf dem selben verloren.
Mollay, Ofner Stadtr.
249, 6
(
ung. inseldt.
,
1. H. 15. Jh.
):
alleÿn das kirchen, kloster, Spital Vnnd alle gotishewser vnnd ire priesterschaft sol nicht pflichtig seÿn czu paiten II ader dreÿ Iaͤr, Sunder alle Iar sullen sÿ mugen nemen iren czÿns.
Leman, Kulm. Recht ;
Schade, Sat. u. Pasqu. ;
Welti, Stadtr. Bern ;
V. Anshelm. Berner Chron. ;
Müller, Stadtr. Ravensb.
137, 14
;
203, 14
;
Dirr, Münchner Stadtr. ;
Schmitt, Ordo rerum
658, 17
;
Sanford, Wb. Berufsbez.
1975, 11
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
3.
›etw. (eine Handlung) auf einen späteren Zeitpunkt verschieben‹.

Belegblock:

Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl. (Hs. ˹
pfälz.
,
M. 16. Jh.
˺):
al wochen bar, kein ander zil, | kein beiden weder stundt noch weil.
4.
›in einer Haltung ausharren; jm. standhalten, jn. bezwingen‹.
Bedeutungsverwandte:
.

Belegblock:

Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
under des schede ich gerende was, | saz ich mit beitender zucht, | minem druzzel was suze sin vrucht.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Der mengem hatt des lebens büss | Geton, und baitten ir sin, | Ich waiss daz wol daz er üch schin | Sin vil baldes ellend tütt.