harren,
V.
1.
›auf etw. / jn. warten, etw. / jn. erwarten‹; in religiösen Texten oft mit der Komponente der freudigen Erwartung des ewigen Heils, dann auch: ›sich nach etw. / jm. sehnen‹.
Bedeutungsverwandte:
(V.) 1, ; vgl.  3, ,
1
 3,
1
, ,
1
 1.
Syntagmen
mit Dat. / Gen. / präp. Akk.:
jm. h.; des herren / des liechtes h.; auf jene zeit h., nicht nach der sünde h
.

Belegblock:

Neumann, Rothe. Keuschh.
4838
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
uff das man nicht harre nach den sunden | di des menschen hertze entzunden.
Böhme, Morg.R.
18, 27
(Hs. ˹
schles.
,
1612
˺):
wenn ich schweige / werden sie auf mich harren.
Sachs (
Nürnb.
1554
):
Wie? müß wir dir noch lenger harrn?
Trunz, Meyfart. Tub. Nov.
19, 8
(
Coburg
1626
):
Seyd getrost vnnd vnverzagt / harret des HErren / vnd dencket / das dieser Zeit Leyden der Herrligkeit nicht werth sey / die an vns soll offenbart werden.
Scholz, Lanfrank. Chir. Parva
229r, 21
(
md.
/
oobd.
,
1446
/
8
):
so harre bys / die bunde czu heÿlle deß fleßes.
Pfeiffer, Nic. Jerosch. Chron.
171
;
Logau. Abdank.
172, 23
;
Kurrelmeyer, Dt. Bibel Var. K;
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 46
.
Vgl. ferner s. v.  2,
3
 13,  2.
2.
›abwarten, zögern‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. ,  15, ,  2,  4, .
Syntagmen:
mit etw. zu lang harren
.

Belegblock:

Stambaugh, Friederich. Saufft.
27, 16
(
Frankf./O.
1557
):
Wenns aber dazu
[Tag des jünsten Gerichts]
komen wird / so wird sie
[die Sünder]
es gerewen / aber es wird zu lang geharret sein.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
170v, 26
(
Leipzig
1588
):
So sey es nun mit vnser Busse vnd mit dem Gebet zu lang geharret.
Anderson u. a., Flugschrr.
12, 11, 26
;
Reichmann, Dietrich. Schrr.
180, 4
.
3.
›standhalten, durchhalten; (in einem Zustand) ausharren‹; offen zu 4.
Bedeutungsverwandte:
 1116; vgl. ,  2, ,  1,  2, .
Syntagmen:
auf / in etw. h.
,
20 jare h
.
Wortbildungen:
harrer
.

Belegblock:

v. Keller, Amadis (
Frankf.
1571
):
Agraies [...] nötiget sein Feinde dermassen, daß der mehrertheils, so sein strengheit sahen, förchteten, daß er jhn die lenge nicht harren, noch bestehn mögen würde.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
504, 5
(
els.
,
1362
):
Ich [der túfel] mach daz einre so uil isset das er trege wirt, der ander so wenig das er in gottes dienest nút harren mag.
Bachmann, Haimonsk. (
halem.
,
1530
):
er [Karl] sprach zuo innen: „Ir herren, ich hab Muntabant also belägret, darumm ich nŭt darvor dannen zŭchen will, untz das ichs gwunnen hab, [...]. Darumm sag ich ŭch, das sy nŭt lang harren mögend.“
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
9, 3
;
Thiele, Minner. II,
16, 142
;
4.
›(an einem Ort oder in einem Zustand) bleiben, verweilen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  10, , , ,  3,  2.
Wortbildungen:
harrig
›andauernd‹ (a. 1524).

Belegblock:

Maaler (
Zürich
1561
):
Harren / Ein zeyt lang an einem ort wonē.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
11, 13
(
tir.
,
1464
):
er was vol des heiligen geistes vnd harret in dem gepët vnd in guten werchen.
Ebd.
32, 8
:
Das chind [...] pegërt nicht an zulegen chain köstleich gwant, es ist nicht harren in dem zorn.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
112
;
5.
als imperativischer Ausruf
harre!
: ›Halt! Warte nur! Warte ab!‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1537
/
40
):
do wurden sie erbittert, sagten: Harr, der ist der erbe, wen wir in nur zu tode schlagen, so werden wir herrn des weinbergs.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
Hinder mir horte ich her treden | Und ruffen mit luder stymmen | Und in eyme grossen grymmen: | ,Hare, gespiele! ist das der man | Den ich da gesehen han.
Sachs (
Nürnb.
1554
):
Harr, pfaff, gmach an!