enthaben,
V.,
unr.;
zu
mhd.
enthaben
›bleiben; jn. zurückhalten; jn. beschützen; Halt finden‹
(
Mwb
1, 1661
).
– Im mittleren Frnhd. allmählich auslaufend.
1.
›jn. / etw. (im Sinne eines Zugehörigkeitsverhältnisses) als sein Eigen betrachten‹; ›etw. in Besitz nehmen und damit dem eigenen Schutz unterstellen‹; auch konvers: ›jn. als Bezugs- bzw. Autoritätsperson anerkennen‹;
vgl.  36, zu  1.
Bedeutungsverwandte:
 12; vgl. ,  9,  16,  2.
Gegensätze:
 1.
Wortbildungen:
enthaber
›j., der etw. aufnimmt, in Besitz nimmt‹ (im Beleg als Äquivalent zu lat.
susceptor
›Einnehmer‹; dazu bdv.:  2,  12),
enthabung
1 ›das, was jm. zugehörig ist; Besitz‹ (im Beleg als Äquivalent zu lat.
substantia
›Hab und Gut‹).

Belegblock:

Gerhardt, Meister v. Prag
176, 20
(Hs. ˹
nobd.
,
1477
˺):
Nymant mag zweien herren gedinen / eintweder er wirt ein hassen / vnd den andern liep haben / oder er wirt einen enthaben / vnd den andern hassen.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
alle die andern mann in allen stetten wo sy entwelent die helfent in von ir statt
.
in dem silber vnd in dem golde vnd in der enthabung
[Var. 1475
2
-1518:
in der hab
;
Luther
1545, Esr. 1, 4:
gut
]
vnd in den vichen.
Ebd. Var.:
gott der hilffet mir: vnd der herre ist ein entphaher
[Var. 1475
1
:
enthaber
; 1475
2
-1518:
auffnemer
; nd. Bibel 1478:
entfanger
; Ps. 53, 6 (Vulgata)]
meiner sele.
2.
›nach der moraltheologischen Tugend des Maßhaltens handeln, sich mäßigen, e. S. enthalten, sich bei etw. zurückhalten‹;
zu  1a, vgl.  21.
Bedeutungsverwandte:
vgl. (V.) 1,  10.
Wortbildungen
enthäbig
›enthaltsam, keusch‹ (dazu bdv.: ),
enthabung
2 ›Enthaltsamkeit, Askese‹ (im Beleg als Äquivalent zu lat.
abstinentia
›Enthaltsamkeit‹; dazu bdv.: ,  4,
1
 12,  1).

Belegblock:

Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
es gezimpt dem bischoff zesein [...] ein herberger einen gútigen: [...] einen enthebigen
[nd. Bibel 1478 /
Luther
1545, Tit. 1, 8:
keusch
].
wann in der kraft die wissentheit: wann in der wissentheit die enthabung
[nd. Bibel 1478:
abstinencie
;
Froschauer
1530:
bescheydenheit vnd maß
;
Luther
1545, 2. Petr. 1, 6:
Messigkeit
]
: wann in der enthabunge die gefridsam.
Wiessner, Wittenw. Ring
313
(
ohalem.
,
1400
/
08
):
Wolt ir euch enwench enthaben
[hier: ›sich zurückhalten, den Mund halten‹]
, | Ein red mag ich für war sagen.
Jaspers, St. v. Landskron
9v, 28
(
Augsb.
1484
):
Wie magstu dich enthabe͂ võ heissen zaͤhern deiner auge͂.
3.
›sich wo aufhalten, befinden, wo bleiben‹;
zu  6.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  10, (V.) 1,  2,  4,  1,  3.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Nicod. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Wirt dich enthabe | und bite wenz morgen vru
(Sinn: Warte und gedulde dich bis morgen früh).
Niewöhner, Teichner
7, 73
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
so gar chlain ist daz gestell | da sich gaistleich dinch enthaben.
Ebd.
564, 3981
(Hs. ˹
moobd.
,
n. 1400
˺):
wie der grozze got sich mag | in dem chlainn prot enthaben.
4.
›jn. / sich / etw. (vor e. S.) bewahren, schützen‹; ›sich einer als unangenehm bewerteten Bezugsgegebenheit entziehen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  10,  2,  8,  3.

Belegblock:

Gereke, Seifrits Alex.
8378
(
oobd.
, Hs.
1466
):
wann er
[Alexander]
sich zu chainer stundt | vor der hicz enthaben chundt.