beharren,
V.
– Im eigenen Corpus für die Bedeutungen 1 und 2 vorwiegend obd. belegt; insgesamt gehäuft im mittleren und späteren Frnhd.
1.
›beständig bleiben, stetig andauern (von Zuständen); standhaft bleiben (von Personen); an einem Ort, in einem Zustand (ver)bleiben, verharren, aushalten; eine Zeitspanne bleiben, eine Zeitlang mit jm., in etw. verbringen, ausharren; warten‹; offen zu 2.
Bedeutungsverwandte:
 1,  4,  3,  11, (V.) 2, ,  5, , .
Gegensätze:
, .
Syntagmen:
lang / eine stunde lang b., drei tage mit jm. b
.;
zu Rom, bis zum ende, in dem greuel, in der torenkappe / stärke / sünde / gotteslere, in fängnis / hartseligkeit / leiden b
.;
beharrender schmerz
.

Belegblock:

Göz. Leichabd. (
Jena
1664
):
In der Hochheiligen GOttes Lehr nimmt Er sich mehr Zeit zu beharren vor.
Luther. Hl. Schrifft. 
Röm. 6, 1
(
Wittenb.
1545
):
Sollen wir denn in der Sünde beharren / auff das die Gnade deste mechtiger werde?
Chron. Nürnb. Anm. 3 (
nobd.
,
1494
):
da es den Gefangenen […] schwär ist in väncknuß zu beharren.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel  Var. (
Straßb.
1466
; Var.
Augsb.
um 1475
):
Mich derbarmt der schare: wann sy vollendent
[Var. Z:
beharrend
]
ietzunt mit mir drey tag.
Anderson u. a., Flugschrr.
4, 12, 12
([
Straßb.
]
1524
):
Haltendt an […] beharrendt biß zům end / thůnd manlich.
Ebd.
22
:
Christus […] hat von eüwert wegen in hartseligkeit vnnd leyden beharret biß in den bittern todt.
Bernoulli, Basler Chron. 4, 
444, 13
(
alem.
,
um 1454
):
und behartend die Kriechen zů Rome und wurdent nit Cristen.
Lemmer, Brant. Narrensch. 
57, 93
(
Basel
1494
):
Beharr / so gib ich dir myn sel | Zů pfand / du kumbst nit jnn die hell.
Ebd.
110b, 2
:
Ich weiß noch ettlich faßnacht narren | Die jnn der dorenkapp beharren.
Qu. Schweiz. Gesch. 1, 
65, 20
(
halem.
,
1470
):
Er forchte, soͤlle es also beharren, das sin ein statt in etlich weg bald můsse entgelten.
Steer, Schol. Gnadenl. 
2, 132
(
moobd.
,
15. Jh.
):
so der mensch jn der sterk behart biß jn das end.
Opel, Spittendorf ;
Schmitt, Ordo rerum 
673, 23
;
Voc. Teut.-Lat.
s iiijr
;
Alberus
V jr
;
Rot
300
;
Dietz, Wb. Luther ;
2.
›etw. fortsetzen, fortführen; in etw. fortfahren; etw. beharrlich durchführen, durchhalten; etw. (gewaltsam) durchsetzen‹.

Belegblock:

Dienes, E. Gros. Witwenb.
1, 15
(
nürnb.
,
1446
):
das der [herre] auch dich kreftige in dem mut, das du beharres dorynn piß in den zeitlichen tot.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
Nu diser behert also lange klophende das diser [got] durch sins hertendes willen uf stet und git im alles das er wil.
Lemmer, Brant. Narrensch. 
25, 18
(
Basel
1494
):
Die Niniuiten bzaltten vor | Gar bald jr schuld / vnd wurden quit | Doch bhartten sie die lenge nit | Sie nomen vff noch groͤsser we.
Ebd.
84, 27
:
Ob eyner joch vil gůts hat gthon | So würt jm doch nit der recht lon | Wann er nit bharret jnn das end.
Kottinger, Ruffs Adam (
Zürich
1550
):
Yetz lob ich dich, wol gfallst du mir. | nit mer! beharr d’ sach für und für.
Jörg, Salat. Reformationschr.
214, 3
(
halem.
,
1534
/
5
):
wo man den luterschen handell weren und straaffen wett / wurd der gmein man […] ein pundt zamen machen / und solichs mit gwallt beharren.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
Dass d’Eidgnossen […] den krieg zů gmeinem abzug beharren soͤllen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1552
):
daß man neben Gottes mechtiger handt den krieg beharren und den allgemeinen beschwerden verhoffenliche endtschaft machen kann.
Fischer, Eunuchus d. Terenz  (
Ulm
1486
):
was ists? […] was wilt du dir? warumb lachest? beharrest allso?
Guth, Gr. Alex. ;
Bernoulli, Basler Chron. 6, 
148, 23
;
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
1, 206, 13
;
Jörg, a. a. O.
730, 14
;
Vgl. ferner s. v.  3.
3.
›an etw. festhalten; hartnäckig auf etw. (auch: mit Worten) bestehen, in etw. beharren‹.
Bedeutungsverwandte:
 2,  11,  4, ; (V.) 2.
Gegensätze:
 1,  1.
Syntagmen:
an etw. b., auf dem fürnemen / unrecht, der anzeige / aussage / bitte / lästerung / meinung b
.;
im geiz / neid / zorn, in sünden, in dem ungehorsam / ziel, in der unzucht b
.

Belegblock:

Schwartzenbach (
Frankf.
1564
):
Bey ainer red bleiben. Nicht wanken. […] Mit beharrtem ernst anhalten.
Köbler, Ref. Wormbs
352, 8
 (
Worms
1499
):
so einer bekennet in pynlicher frag vnd daruff beharret vnd besteet.
Küther, UB Frauensee 
393, 15
(
thür.
,
1530
):
seint obertzelte dorffschafften gleichwol uf irem unpilchen furnemen […] beharret.
Skála, Egerer Urgichtenb.
212, 2
(
nwböhm.
,
1577
):
Sej alles die Warheitt was er bekendt woll darauff In Todt beharn.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
69, 30
(
Nürnb.
1548
):
wer im geytz / zorn neid […] beharren wolte.
Ebd.
131, 27
:
Da soll das weyb sich huͤtten / das sie […] in dem vngehorsam nit beharre.
Dietrich. Summaria 
21r, 6
(
Nürnb.
1578
):
weyl sie [Phariseer] auff solcher lesterung beharren.
v. Keller, Ayrer. Dramen  (
Nürnb.
1618
):
Auf der bitt nicht beharren thut!
Wickram 4, 
13, 8
(
Straßb.
1556
):
Als aber der jung seiner weiß nicht abston wolt / sunder gantz darauff beharret.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Beharren […] auff seinem fuͤrhaben bleiben.
Skála, a. a. O.
177, 7
;
198, 13
;
Vgl. ferner s. v.  2,  1,  5.
4.
›in etw. stocken, innehalten, mit etw. einhalten‹.

Belegblock:

Kurz, Waldis. Esopus  (
Frankf.
1557
):
Zuletst warff er
[Hund]
sich rundt vmbher, | Weißt jn
[anderen Hunden]
die zehn, thet weydlich gnarren; | Da theten alle Hundt beharren | Vnd blieben all mit jm bestahn.