erbilden,
V.
1.
›etw. schaffen, gestalten‹; häufig refl.: ›entstehen, sich entwickeln, ausbilden‹;
vgl.  6,  245.
Älteres Frnhd.; Texte der Mystik.
Bedeutungsverwandte:
 2,  2; vgl.  4,  13.
Syntagmen:
jn
. (z. B.
got
)
/ etw. in sich e., sich / etw. in jm
. (z. B.
in dem engel / menschen / son
)
e., sich in e. S
. (z. B.
in der vernunft, in das bild der sele
)
e., sich in jm. aus etw
. (z. B.
aus allen dingen
)
e., got in sich
[wie] (z. B.
kräftiglich, in einer wesenlichen weise
)
e
.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
daz innigeste und daz edelste, daz in der natûre ist, daz erbildet sich aller eigenlîchest in daz bilde der sêle.
Möhte sich der minste engel erbilden oder geborn werden in der sêle, dâ engegen wære alliu disiu werlt niht.
Ders., Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Er muoz lernen diu dinc durchbrechen und sînen got dar inne nemen und den krefticlîche in sich künnen erbilden in einer wesenlîchen wîse.
Jostes, Eckhart
94, 24
(
14. Jh.
):
also erbildent sich lebleich all dink im suͦn.
Strauch, Par. anime int.
28, 30
(
thür.
,
14. Jh.
):
di dinc di sich irbildin in der fornuft, di termint di fornuft.
Ebd.
120, 31
:
wan alliz daz Got geschaffin hait, daz ist in eime iclichin engile erbildit vil edilre.
Quint, Eckharts Pred. ;
ders., Eckharts Trakt. .
Vgl. ferner s. v.  5.
2.
›jn. / etw. abbilden; sich ein Abbild, Bild (von etw.) schaffen, herstellen; sich zeigen, darstellen‹; auch: ›etw. auf sich wirken lassen‹;
vgl.  2,  3.
Überwiegend Texte der Mystik.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  4.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
das gvͦt, das si [...] sahen in gotte, das was so gros vnd so verborgen, das es sich nicht erbilden mochte in irme verstantnisse.
Neumann, Rothe. Keuschh.
5581
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
dit stucke bedudit der schilt | in deme di henne ist erbilt.
Strauch, Par. anime int.
136, 27
(
thür.
,
14. Jh.
):
wan daz bilde daz sich da irbildit in deme spigile, inist nicht naturlich.
Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Czu dissem spele quam ouch lantgrafe frederich der freydiger unnd sach das unnd erbildete das in sich unnd wart sere czorning.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
wie mag daz sin in der natur, daz ein grozes hus sich erbildet in einem kleinen spiegel.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
daz sich das grosse guͦt daz Got ist, in dem spiegel sinre selen nút erbilden mag.
Vgl. ferner s. v.  1.
3.
›sich seelisch, geistig in etw. hineinversetzen, sich e. S. ergeben‹;
vgl.  7,  5.
Bedeutungsverwandte:
I, 10; vgl.  1.

Belegblock:

Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Ie mêr sich der mensche dar în [pênitencie unsers herren] erbildet. ie mêr im abevallent alle sünde und pîne der sünde.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
solt du mit gedultigem lidende und mit aller demuͤtkeit dich in sin liden erbilden und dich dar in trucken.