ordinanz,
ordinanzie,
ordination,
die
;
hohe Schreibvarianz des Ableitungssuffixes (aus lat.
-atio
):
-az, -azie
(s. dazu
Rosenqvist, Frz. Einfluß.
1932, 393
).
– Keine oobd. Belege.
1.
›Verfügungsrahmen e. S. oder e. P.; tatsächlich vollzogene Setzung, Verfügung, Gestaltung‹; als Metonymie: ›für die Ausführung einer Verfügung gegebenes Tagegeld‹; die hier angegebenen Nuancen sind jeweils schwach belegt;
offen zu 2; vgl.  12.
Bedeutungsverwandte:
1
 12,  8,  10.
Syntagmen:
o. machen, jm. eine o
. [geben],
eine o. aus etw. ziehen
›ableiten‹;
j. bei einer o. sein
;
von einer o. etw. einnemen
;
die o. des rex / herren
›Gottes‹
/ rates, der mandeln
›Mandelkerne‹,
die o. des gebrauchens / haltens
;
die ausdrükliche / halbe / ganze / rechte o
.

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
1, 41, 26
(
preuß.
,
1385
):
das wir denne alle myt enandir eyne ordinancie redelichin dorus geczien mogen, das sulch ir ufsacze von der genadin unsers herren und der herschafft czustoret sulle werden.
Wyss, Limb. Chron. U (
mfrk.
,
1371
):
want ich bẏ diser schickuͦnge unde ordinacien dises vurgeschreben testamentis [...] selbenz mẏt disen vorgeschreben gezugen gewest bin.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
1517
/
8
):
Das dan verclert leibes persan | In wein und prot gestalt erkorn | Wirt pis der welte ent | Hy taglich in der priester hant, | Her, dürch dein selbes ordinancz | Und wort, die dw liest hinder dir.
Fischer, Folz. Reimp.
41, 215
(
Bamb.
1485
):
noch ir
[der
mandeln
]
rechten ordinancz | So stercken sie des hirns substancz.
Loose, Tuchers Haushaltb. (
nürnb.
,
1512
):
adi 3 settember nam er par ein czu seiner notturft von einer ordinancz facit 1 ℔.
Sudhoff, Paracelsus (
1536
):
alein was got in den schaz der arznei miltikeit geben hat, und der ordinanz unsers haltens und geprauchens.
Maaler (
Zürich
1561
):
Ordinantz eines radts. Decretum. Ordinantz machen / Ein ding ordenlich ansaͤhen oder anrichten. Ordinem rei gerendæ componere.
Müller, Welthandelsbr.
293, 5
(
schwäb.
,
1514
/
5
):
Solhs ist des rex ordinantz.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1560
):
denen gibt man ain gantze ordinantz, ist 36 kreutzer, und denen ainspenigen, so auf die herrn warten, gibt man ainem ain halbe ordinantz, das ist 18 kreutzer.
Ebd. Anm. 1 (zu
1556
):
Zalt ... 11 ainspennigen, so den plinden lermen haben helfen machen, jedem ain ordinantz 6 fl.
Wyss, a. a. O. U ;
2.
›herrschende soziale und rechtliche Ordnung; damit vorgegebener, vor allem sozialer / rechtlicher Verhaltensrahmen‹; als Metonymie: ›sprachliche Fassung der Ordnung in Form von Regeln, Statuten, Gesetzen‹; ›einzelne Regel‹; speziell: ›Waageordnung‹;
vgl.  1234.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld):  1,  1, ,  1234,  1, ; vgl.  2,  4.
Syntagmen:
die / eine o. ordenen / setzen / annemen / halten / verwandeln
›abändern‹
/ verkündigen / schirmen / schützen / ziehen
›aus bestimmten Gegebenheiten ableiten‹,
der geiz die o. zerstören
;
die o
. (Subj.) [wie]
lauten
, [etw.]
beinhalten
;
eine ware ane o. liegen
›herumliegen‹,
sich mit jm. auf eine o. besprechen, sich nach einer o. ermeien
›belustigen‹,
eine botschaft nach der o. mitbesenden
;
die o. der stätte
;
die alte / fürstliche / rechte / vorgeschriebene, jm. gegebene o
.;
laut der o
.

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
2, 9, 32
(
preuß.
,
1436
):
ist gewegen die alde ordinancie der stete dis landes alzo luthende: wen die stete czu tage vorbottet werden, [...], das [...].
Ebd.
359, 27
:
das dyn itczlicher raeth, [...], die geboth unsers heren homeisters vorgerurt und diesse vorgeschr. ordinancie vorkundige.
Ebd.
3, 381, 10
(
1452
):
beslossen, das die von Konigsberg [...] die botschafft baussen landes sollen durch ire ratskompan gleich den stetten Thorn, Elbing und Dantzig und nach der ordinantia mittebesenden.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
1605
(
rib.
,
1444
):
Saget mir, wanne koempt uch dat in | Dat ir myne ordinance verwandelt | Ind myne wercke na uren willen handelt?
Lau, Qu. Neuß (
rib.
,
1536
):
Dit is die ordinancie der stat waegen zo Nuyss.
Schneider, Pont. u. Sid.
126, 24
(
rhfrk.
/
mosfrk.
,
2. H. 15. Jh.
):
Do die pinxsten waren kommen vnd die gefangen inhalten solten nach gewonheit der abenturen vnd als das die ordinants inhielt, do [...].
Gille u. a., M. Beheim
139, 173
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
daz ist ain gute vernunfft | und ach ain naturliche czunfft | czu rehter ordenancze, | Sa man ain mynder klainer gut | in ain grossers und pessers tut | ordenn mit rehter pflancze.
Sachs (
Nürnb.
1544
):
Ein wahr lag hin, die ander her, | Als ob es auff dem sewmarck wer; | Unfleissig, on alle ordinantz.
Rieder, Gottesfr. (
els.
,
1363
):
alle dise vorgeschriben gesetzeden und ordinancien gebieten wir der vorgenant meyster gemeinlich allen phlegeren und bruͤderen únsers ordens [...] ungebrochen ze haltenne.
Maaler (
Zürich
1561
):
Ordinantz (die) Digestio, Constitutio, Scitum.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
1539
):
by vorgedachter inen gebner vnnser ordinanntz [...] zehanndthabenn vnnd [...] getrüwlich zeschützen.
Kottinger, Ruffs Etter Heini (
ohalem.
,
1538
):
’sgsaz gotts und die ordinanz | zerstört der gytt mitt sy’r finanz.
Rot
300
(
Augsb.
1571
):
Constitution / Ordinantz / Stellung/ satzung als constitutiones patruum. Jtem entlicher beschlus vñaußtrag.
Ebd.
300
:
Disziplin. Lehr / zucht / vnterweysung / ordinantz.
Ebd.
334
:
Ordination, Ordnung / so vil schier / als Ordo.
Loesch, Kölner Zunfturk.
317, 7
;