gesaz,
das
;
-satzes/-sätze
, auch
,
gesast,
das
(nur vereinzelt),
gesazt,
das / die
;
–/-e
;
zum finalen
-t
s. . – Vgl. das höhergradig polyseme und infolge teilweise breiterer Beleggrundlage differenzierter dargestellte und anders gegliederte
gesez
.
1.
›Gesetz, Ordnung, Regel, Statut, wie sie von Gott oder vom Menschen gesetzt, geschaffen, beschlossen werden und der Einhaltung unterliegen; Gesetz, innere Anlage, Struktur der Natur, der Vernunft oder einer göttlichen / menschlichen Setzung‹; vereinzelt Offenheit des vom Menschen beschlossenen Gesetzes in Richtung auf
gaukelwerk, spinnenwep
.
Bedeutungsverwandte:
 3,
1
 1,  1,  2,  1, (
die
1, , ˹ 310, ˺ (mehrfach), (
das
5, , (
die
1,  1, , ; zu  2 / (
das
3 teils partiell synonym, teils davon unterschieden.
Syntagmen:
das / ein g. anbringen / annemen / anschauen / aufrichten / ausrufen / brechen
(mehrfach)
/ erfüllen / erneuern / gebrauchen / haben / halten
(mehrfach)
/ hören / lesen / machen / übertreten, lieb haben, js. g. anbeissen, jm. sein g. messen, jm. ein g. geben / ordnen, das g. in das herz schreiben
;
das g. etw. sagen, auf frieden stehen
;
das recht das g. sein
;
des gesatzes ungewon sein, sich des gesatzes verzeihen
;
dem g. folgen / gehorsamen / wiederstreben / nachgehen / nachleben / schaden, verpflichtet / unterworfen sein / werden, gehorsam / untertänig sein
;
am g. halten, auf das g. sehen, nicht auf das g. halten, bei dem g. bleiben, durch g. urteilen / regieren, sich im g. üben, jn. im g. unterweisen, nach dem g. handeln / regieren, jn. nach dem g. leren, nach dem g. brot bachen, unter dem g
. (
behaft
)
sein, jn. von dem g. drängen / freien, wieder das g. freien / streben, zwei weiber nemen, etw. wieder das g. sein, etw. zu einem g. geben
;
das g. Christi / gottes, des fürsten / herren / landes / handwerks / glauben, der ackerteilung / christenheit / gemeinde / gnade / natur / stat / vernunft, das g. der armen
›Armenrecht‹;
das alte / bischöfliche / bäbstliche / geistliche / christenliche / fremde / götliche / menschliche / weltliche / wolverwarte / natürliche g
.;
das g. in den gliedern, über das handwerk
;
der inhalt, die sele des gesatzes, die zeremonie, aufhebung des gesatzes, das volk des gesatzes, laut des gesatzes
.
Wortbildungen:
gesatzen
›etw. regeln, ausrichten, bestimmen‹,
gesatzenrecht
,
gesatzung
,
gesazbrecher
,
gesazerfaren
,
gesazfeindisch
(1. H. 16. Jh.),
gesazforscher
,
gesazfrei
,
gesazfürchtig
,
gesazgeber
,
gesazgeberin
,
gesazgelerte
(
der
),
gesazkönig
,
gesazkündig
(dazu bdv.: , ),
gesazlerer
,
gesazlos
(1. H. 16. Jh.),
gesazman
›Gesetzgeber‹ (1. H. 16. Jh.),
gesazschänder
,
gesazsteller
,
gesaztitel
,
gesazverhüter
,
gesazverständiger
,
gesazverständigkeit
.

Belegblock:

Luther, WA (
1527
):
Also thuͤt auch das volck des gesatzs, die werckhailigen, die ruͤmen sich auch für den andern irer werck.
Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
1. Eim newen Gesatz folgt newer Betrug. 2. Es ist kein Gesatz / es hat ein Loch. [...]. 6. Wo kein Gesatz ist / da ist kein Mißhandlung. 7. Gesatz seynd Meister / vnnd nicht die Menschen.
Viel Gesatz vnd Ordnung helffen nicht darzu / daß die Leut fromm sein.
Helm, Maccabäer (
omd.
/
nrddt.
, Hs.
A. 15. Jh.
):
Alle die gunst haben der e, | gesazen ir dinc dar nach me, | daz sie mir [Mattathias] nachvolgende sint!
Fellmann, Denck. Schrr.
2, 97, 19
(
Worms
1527
):
Glauben ist, dem Wort Gottes gehorchen, [...]. Welcher das thut, dem ist nit müglich, daß er irre, wenn er schon irret. Er erfüllet das gsatz Gottes auffs höchst, wenn er es schon bricht. [...], darumb hat er auch keyn gesatz mer, 1. Timot. 1, sonder er selb ist im eyn gesatz, Rom. 2.
Dedekind/Scheidt. Grob.
114, 23
(
Worms
1551
):
So hoͤr darüber ein gesatz: | Würffs in die schüssel daß es schmatz.
Schwartzenbach (
Frankf.
1564
):
Rechtserfarn. Rechtweiß. Gesatzkuͤndig. Rechtgelerter.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
18, 39
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
alle unvernunftige creatur ist genugsam in den enden und gesaczen seiner natur nach der ordenung, die im gegeben und aufgesaczt sein von seinem schopffer.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
15. Jh.
):
das du ordenlich regirest nach der gesatzt deines glauben.
Franck, Klagbr.
229, 6
(˹wohl
Nürnb.
˺
1529
):
Sol man gesatz geben / das diser muͦtwil gezempt werde?
Kurrelmeyer, Dt. Bibel Var. (
Straßb.
1466
):
der trager der ee
[Var. um 1475-1518:
trager der ee oder gesatz geber
]
der gibt die segen.
Warnock, Pred. Paulis
7, 95
(
önalem.
,
1490
/
4
):
jetz bevindent wir ain ander gesatzt in únsren gelidern, die emptzklich widerstrept dem gesatzt únser vernunft.
Ebd.
9, 135
:
im gsatzt der gnaden habent wir, daz Christus, [...], selb geseit hat, [...], wie der rich mann ass und trank schinbarlich und costli.
Ebd.
147
:
wie alle die verderbent, die dem gesatzt und der regierung des lips folgent.
Kurz, Murner. Luth. Narr (
Straßb.
1522
):
was in fünfftzehen hundert ioren | Je gesatz gemachet woren, | Das hon gethon die narren, doren.
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
Iure consultus, Eyn gesatz verstaͤndiger / d’ die rechte ußlegt.
Iurisperitia, & iurisprudentia, Gesatz verstendigkeyt.
Legirupa, & Legirupio, Ein gesatz brecher.
Legislator, & Logifer [...] Ein gesatz geber / gesatz steller.
Nomodidactes, Ein gesatzlerer.
Nomophylax, ein gesatz verhuͤter.
Temperare ciuitatem legibus, Die statt / odder burgerschafft mit gesatzen recht fuͤren.
Thesmophora, Ein zuͦnam der Goͤttin Cereris / ein gesatz geberin.
Ebd.
geSatzkündiger. Iurisconsultus, Iuris peritus, [...]. geSatz verstendigkeyt. Iurisperitia, & Iurisprudentia. geSatzforscher / der jm gesatz sich uͤbet. Leguleius.
der geSatz tittel. Rubrica metaph.
Warnock, Pred. Paulis
7, 96
(
önalem.
,
1490
/
4
):
jetz bevindent wir ain ander gesatzt in únsren gelidern, die emptzklich widerstrebt dem gesatzt únser vernunft, und daz wir nit wellent, daz tuͦnd wir, und daz so wir gern und och soltend tuͦn, das tuͦnd wir nit.
UB Zug
229, 13
(
halem.
,
1386
):
[dz si] das ungelt oder zol únser stat nach únser gesast geben sol, da von súllend si oͮch geben als ander lútte tuͦnd.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
1539
):
[so habennt wir] satzungen, rechte und straffen zum theyl nüwlich angsehen [...], zum theyl vs vnnser handueste vnnd alten gsatzbücheren vnd roͤdelen [...] in ein buͦch [...] inlyben lassen.
Maaler (
Zürich
1561
):
Gesatzkoͤnnig / Ein Jurist. Iure consultus.
Gsatzfrey / Den gsatzten nit vnderworffen. Liber à legibus. Gsatzgeber / Ein vrhaber der gsatzten. Architectus legis, Scriptor legum, Legislator. Gsatzgeleerter / Der gesatzen / brüchen vnd gewonheiten seines lands bericht vnd erfaren. Leguleius, Iurisconsultus, Iurisperitus. Gsatzschender / Der ein gsatz zerbricht. Legirupa.
Wyss, Luz. Ostersp.
3, 46, 13
(
Luzern
1597
):
Ouch würdt mann hören inn gestalt, | Was der gsatzerfaren mit im redt | Vnd was er für ein antwort hett.
Rennefahrt, Staat/Kirche Bern (
halem.
,
1659
):
schuldig, das vatterland [...] zu schirmen, ja guͦt und bluͦt darfuͤr auffzusetzen, welches benebens auch das gesatz der natur selbsten gepietet.
Löffler, Columella/Österreicher (
schwäb.
,
1491
):
die gestalt des wercks zuͦ beschriben, welchi die ackerbuwenden gelich wie ain seckt und gesatz in zerschnidungen der aͤcker nach folgind.
Heydn. maister
9r, 3
(
Augsb.
1490
):
Sprach er [Solon] ein starcker gewalt. was ist ein gesacz. Jst ein spÿnnen wepp.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
daß auf dasselb mal was ain gesatzt und gewonhait hie, [...], daß hinfür niemant von hinnen ziehen solt dann mit ains rats wißen.
Anderson u. a., Flugschrr.
6, 7, 11
([
Augsb.
]
1523
):
Darumb sol ein yegklich Christen mensch sich tag vñ nacht uͤben im gesatz vnd wort gottes.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Gesatzfuͤrchtig / der fuͤrcht das gesatz zu uͤber tretten / metuens judiciorum. Gesatzgeber [...]. Gesatzkoͤnig / ein Jurist / Iureconsultus.
Das Gesatz ist GOttes Rugk: Das Evangelium GOTtes Angesicht. Das gesatz ist zorn / das Evangelium genad.
Buijssen, Dur. Rat.
327, 21
(
moobd.
,
1384
):
do die meng der gelawbigen (wuͦchs), wart geben zw (ainer) gesaczung daz allain an den sunttagen (si) enphiengen den leichnam Christi.
Klein, Oswald
1, 65
(
oobd.
,
1421
):
kain maister das voltichtet | wann got, der jedem sein gesatz | wäglichen misst mit seiner heilgen hand.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
durch das weib überredet er [hellisch fürst] auch den man, das er auch das götlich gesatz und geschaft übertrat.
darumb macht er gesatz, doch wenig, damit ers nit übermacht, wan ein alt sprichwort ist ,vil gesatz vil unbehorsam‘ und ,groß recht kain recht‘.
da hies künig Karl ain artikel oder gesatz aus dem alten fränkischen und teutschen rechtbuech lesen.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1537
):
das prott, das das nach seinem kauf und gesatzt rechtlich gepachen werd.
Anderson u. a., a. a. O.
5, 4, 23
;
7, 4, 23
;
29, 7, 12
;
Franck, Klagbr.
233, 13
;
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Koller, Ref. Siegmunds ;
Goldammer, Paracelsus
2, 285, 4
;
Kurz, a. a. O. ;
UB Zug
263, 2
;
Köbler, Stattr. Fryburg ;
Schib, H. Stockar
12, 20
;
Welti, Stadtr. Bern ;
Rennefahrt, Statut. Saanen ;
ders., Staat/Kirche Bern ;
Wyss, Luz. Ostersp.
3, 176, 45
;
Meisen u. a., J. Eck
45, 37
;
Rauwolf. Raiß ;
Hulsius
G jr
;
Dietz, Wb. Luther ;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß f.;
Vgl. ferner s. v. ,
1
 13,  1,  3,  2, (Adj.) 4,  4,  13,  3.
2.
›Bibel, Altes und / oder Neues Testament; letztwillige Verfügung, Testament eines Menschen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  67.
Wortbildungen:
gesazpriester
›Priester des Alten Testamentes‹ (a. 1551).

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
4, 126, 33
(
preuß.
,
1453
):
in dem neuwen gesatz oder testament sprech sannt Peter in seiner epistell: ir sollet sein gehorsam euwern obristen.
Warnock, Pred. Paulis
9, 121
(
önalem.
,
1490
/
4
):
Ze dem andren bewär ich daz durch daz gesatzt der geschrift, daz hat geweret von Moysen bitz uff Christum.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
Got der Her hat in dem alten Gesatz gebotten, das man im kein bresthaftig Thierlin opffern solt.
UB Zug
775, 9
(
halem.
, zu
1433
):
und getruwetdin da ira jarzitbuͥch, das wistte die gesatz uff dem guͦt.
3.
›kleinere Einheit, Abschnitt eines Textes‹.

Belegblock:

Adomatis u. a., J. Murer. Bab. vor
2258
(
Zürich
1560
):
Das erst gsatz. | O Beel nun laß dir gfallen | das opffer ußerwelt.
Maaler (
Zürich
1561
):
Gsatz eines lieds. Versus.
Schweiz. Id. (dort reichhaltige Belegliste).