1
heien,
(seltener)
heigen,
V.;
zu
mhd.
heien
›wachsen; aufziehen, hegen‹
().
1.
›ein Stück Land umzäunen, eingrenzen (um es für einen bestimmten Zweck zu nutzen)‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.
Wortbildungen:
heirecht
›Recht, Äcker vom allgemeinen Weidegang auszuschließen‹ ().

Belegblock:

Müller, Nördl. Stadtr. (
schwäb.
,
1443
):
so hat man in der kuppelwaid ain ort ufgefangen ze hayen; daz ist ain vichwaid.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
1578
):
Wan aber die underthonen, sy sein gleich hinder welcher herschaft die wöllen geseßen, acker, die von alters hero erwißne hayrecht, hetten, denselben sol mit diser ordnung nichts benommen sein.
2.
›etw. (z. B. eine Anpflanzung / Schonung / Wiese, ein fischreiches Gewässer) schützen, pflegen, vor Schaden bewahren (z. B. durch amtliche Festlegungen)‹; wohl auch: ›eine landwirtschaftliche Fläche bewirtschaften‹; offen zu 3.
Gehäuft Rechtstexte.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2.
Syntagmen:
den acker / wald, die wiese, das buchholz / feld / wasser, die (heim)hölzer h
.
Wortbildungen:
heiholz
›Schonung; einzelner Baum in derselben‹,
heiung
.

Belegblock:

Küther, UB Frauensee
357, 42
(
thür.
,
1525
):
Der hoffman sal auch czu rechter unde czimlicher czydt die wessen heigen lassenn.
Geier, Stadtr. Überl. (
nalem.
,
1589
):
zuͦ haiung und verschonung deß laichs und der jugend, auch zuͦnemmung und merung deß fischfangs und allermeniglichem zuͦ nutz und guottem.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 793, 42
(
schwäb.
,
1607
):
Zum dritten, daß die hew ernstlich und strenglich [...] gehayet, auch tag und nacht guet achtung und huot getan und gehabt werde, so lang und vil, biß die dem vich wohl entwachsen und erzogen seyen.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1660
, Hs.
17.
/
18. Jh.
):
Wür [...] haben auch darin [in dem wald] ain haiholz, da soll kainer nicht hinfahren unzt daß man es erlaubt iedem man.
Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
1597
):
Das buechholz daselbst sollen si heien; so einer ausser erlaubnus des herrn [...] darinnen betreten wirt, ist er von einen stamb zwelf pfening verfallen.
Mell, Steir. Weinbergr.
139, 38
(
smoobd.
,
1543
):
wer mit absengen weingarten, gehäger oder haiholz vernicht.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
, Hs.
17. Jh.
):
desgleichen auch andere ire haimbhölzer, die bißher nit geraumbt, sonder zu der güeter notturft gehait worden sein, die sollen si hinfüron auch haien und zu den güetern brauchen.
damit [...] ain ieder wissen müge, wie es hinfüran mit dem holzschlag und haiung der bemelten hoch- und schwarzwäld gehalten werden.
Bretholz, Liechtenst. Herrsch.
255, 5
(
smähr. inseldt.
,
1414
):
dieselben wisen hayt man zway jar nocheinander vnd in dem dritten jar leit se in der prach.
Schnelbögl, Salb. Karls IV.
100, 19
;
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. ;
Gehring, a. a. O.
612, 56
;
Müller, Handel Paumgartner
98, 11
;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ; ;
Siegel u. a., a. a. O. .
Vgl. ferner s. v. .
3.
›sich um etw. / (selten) jn. kümmern; etw. / jn. in Schutz nehmen; etw. pflegen, fördern, bewahren‹; anschließbar an 2.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2,  12,  15,  9, ,  2.

Belegblock:

Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
Jn dem jore [...] 1285 do nam sich ein trügener ane und sprach, er were keyser Friderich. und heigetent in etliche herren uf künig Ruͦdolfe zuͦ leyde.
Sappler, H. Kaufringer
26, 95
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
die sel würt gruonen von leidens haien | als die schön ros vom tauw des maien.
Turmair (
moobd.
,
1529
):
Der êelich stand, wie die alten schreiben, ist ain brunn und sam, darauß alles guts entspringt, [...]; darumb si in fast gehaid haben.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
, Hs.
um 1545
):
derselbig richter oder ambtman solls dan ferrer der herrschaft zu Gotweig anzaign, damit alle ubl gestrafft und di frünkait gehait werde.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
17. Jh.
):
diejenige, so inen [verdächtigen personen] haimblicher weis underschlaipf geben, sie gehaiet und zur ungebür conivirt und gschwigen.
v. Groote, Muskatblut ;
Gille u. a., M. Beheim
333, 63
;
Niewöhner, Teichner
564, 995
;
Winter, a. a. O. ;
4.
›wachsen, gedeihen‹.

Belegblock:

Stackmann u. a., Frauenlob
5, 62, 11
(Hs. ˹
nobd.
,
3. V. 15. Jh.
˺):
da muz verlust und ouch gewin zwischen in da heien.
5.
vielleicht: ›sich auf etw. einrichten‹.

Belegblock:

Adomatis u. a., J. Murer. J. Man. Spieg. (
Zürich
1560
):
Vergissz auch nit das man anzeig | das sich der Wirt nach gesten heig.
6.
›etw. (eine Klage) vor Gericht bringen‹.

Belegblock:

Geier, Stadtr. Überl. (
nalem.
,
2. H. 13. Jh.
):
Wir gebietent oͧch, das dehaine únsir burger dehain clag haige umb dehain gúlt fun den, die vail guͦt fuͦrnt in únser stat.