gezelt,
das
,
vereinzelt
die
;
-es
(für
das
)
/ -e
, auch
.
1.
›Behausung, auf Zeit angelegte, zu verschiedenen Zwecken, z. B. als wohnungsähnliche Unterkunft, als Hütte für kürzere Aufenthalte, als Festzelt, als Herrschaftsgebäude eingerichteter bzw. genutzter Ort‹; auch: ›einfacher Vorhang (zum Schutz gegen Fliegen)‹; ›Zunftstube‹; bei Tieren z. B.: ›Bienenkorb‹; auffallend weiter extensionaler, darunter bildlicher und metaphorischer Bezug; die Bdv.-Ausdrücke (s. u.) weisen oft als pars pro toto auf Bauart und Materialien des
gezeltes
; vgl. dazu auch den Beleg
Brandstetter
(s. u.), in dem
gezelt
zu ›Laubschmuck‹ tendiert; offen zu 2.
Bedeutungsverwandte:
 12,  1, ; ,  123, ,  1, .
Syntagmen:
das / ein g. aufrichten / aufschlagen / bessern / brauchen / finden / machen / sehen
;
nicht aus dem g. dürfen
›müssen‹,
auf dem g. einen affen haben, in js. g. kommen, jn. in sein g. füren, jn. in seinem g. haben, das feld mit gezelten erstecken, unter einem g. liegen
;
das g. des meisters
›Hochmeisters‹,
der hirten
;
das g. von seilen, von tuch
;
das neue g
.
Wortbildungen:
gezeltreime
›Zeltspruch (ein Spruch über dem Eingang eines Zeltes; Bildlichkeit der Minnedichtung)‹.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
¶ Tentorium. Huͤtte / gezelt.
Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1399
):
11 scot deme trappier vor yserynne nagil und andir gerethe zu des meisters nuwe gezelt am sonnobunde vor unser frauwen tag der gebort.
Luther. Hl. Schrifft.
1. Mose 26, 17
(
Wittenb.
1545
):
[Jsaac] schlug sein Gezelt auff im grunde Gerar.
Ebd.
4. Mose 13, 20
:
besehet das Land / [...] / ob sie in Gezelten oder Festungen wonen.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
324, 1996
(
Magdeb.
1608
):
Der Schustr wolt sein Leder hinrecken. | Die Lein vnd Wollnweber jhr Gewand / | Wie man Gezelt braucht auff dem Land.
Ebd.
424, 5103
:
[Das er, Koͤnig
der
Bienen
]
nicht duͤrff ausser dem Gezelt / | Sein Speiß suchen im weitem Feldt.
Alberus
xx ijv
(
Frankf.
1540
):
ein gezelt oder fürhang / der muͤcken halben.
Gerhard, Hist. alde e
285
(
omd.
,
um 1340
):
Vant van erst, [...], | Der hirten vortun und gezelt, | Di si slugen uf daz velt, | Wi si ir vichlech scharten | Und ebne daz bewarten.
Strauch, Par. anime int.
81, 17
(
thür.
,
14. Jh.
):
der mich [sele] geschaffin hait, der hait geruwit in mime gezelde.
Jahr, H. v. Mügeln
1746
(
omd.
, Hs.
1463
):
welch fürste kumt in min [Mildekeit] gezelt | und wirt in miner tat gesen, | dem ist von gotte wol geschen.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Lk. (
osächs.
,
1343
):
Gebitêre, iz ist uns gût hî zuͦ sîne; mache wir drî geczelt
[
Mentel
1466 /
Emser
1527 /
Eck
1537:
tabernakel
;
Luther
1545:
Hütten
].
v. Tscharner, Md. Marco Polo
25, 1
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
so kumt der herre uf eyn velt, do sint me wen x tusint geczelt
[dies zu 2]
uf geslagin siner lute. Abir sin geczelt das ist gar groz, des wonunge beheldet in ym wol m rittir; dem geczelde ist czu gevugit eyn andir geczelt, das hot bynnen eyn kuniglich gemach odir eyn sal und eyne camere des herren chaam. Ouch sint do by dem geczelde cameren unde vugirmuren vil.
Thiele, Minner. II,
7, 30
(Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
ein myniglich felt, | da sach ich ein geczelt | gar richlich uff geschlagen.
Ebd.
30, 65
:
ich sach gelych des hymmels trone | in dem anger ein gezelt.
Matthaei, Minner. I, (Hs. ˹
nalem.
,
1459
˺):
frow Lieben gezelt rymen waß, | der lut also, als ich in laß: | [...] | allain lieb mir lieben tuͦt.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
513, 5
(
els.
,
1362
):
Also beschach das der keyser lag vnder eime gezelte vnd schlief.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
der mich [Gotes muͦter] geschuͦf, der ruͦwet in mim gezelt und leret mich daz ich woneti in Jacobes gezelt.
in dem buͦche vindet man daz únser herre hern Moýsen hiez machen ain gezelt und ain gotzhus und hiez in daz taillen mit aim umbehange.
Roloff, Brant. Tsp.
479
(
Straßb.
1554
):
Ich [Wolust] hab auch das mehrtheil in der welt | Von Künigen und Fürsten in meiner gezelt | Die mir taͤglich zuͦ hoff thunt ryten.
Müller, Nördl. Stadtr. (
schwäb.
,
1473
):
Was auch also strafgeltz gevallet, daz sol komen an ainen gemainen nutz der zunft und statt, das davon harnasch, gezelt
[›Zunftstube‹]
oder ander notturft unser zunft gemacht und gebessert werden sol.
Brandstetter, Wigoleis
228, 22
(
Augsb.
1493
):
do ward das veld alles vmb vnd vmb mit kleinen beümlin vnd kostlichen gezelden erstecket.
Jahr, a. a. O.
129, 2048
;
Rieder, a. a. O. ;
Voc. inc. teut.
i vijr
;
k iijv
;
k vr
;
Vgl. ferner s. v.  2.
2.
›Zelt, einzelne Zelteinheit eines Zeltlagers; (kollektiv:) Zeltlager, Gesamtheit aller Zelte, Lagerunterkünfte eines Heerhaufens‹; Spezialisierung zu 1.
Bedeutungsverwandte:
 123, , , , (
das
4, .
Syntagmen:
das g. aufschlagen
(kollokativ)
/ aufbreiten / sehen, keine gezelte haben, das g. in das feld füren, in die reise nemen, zu einer asche werden
;
gezelte
(Subj.)
von leinwand sein
, [eine Anzahl]
gezelte in dem her sein
;
aus dem g. entrinnen, jn. aus dem g. treiben, in dem g. liegen / sein, sicher ruhen, jn. in das g. fordern / füren, mit g. zu felde liegen, dem haufen etw. samt g. schicken, unter die gezelte laufen
;
das g. des markgrafen / obersten
.
Wortbildungen:
gezeltwagen
.

Belegblock:

Ziesemer, Gr. Ämterb.
11, 40
(
preuß.
,
1407
):
2 geczelt des marschalks, item 3 hotten des marschalks, item 4 nuwe hotten des covents.
Luther, WA (
1525
):
das sie [Kinder von Jsrael] hinter inen der Egypter Gezelt sehen.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
430, 5284
(
Magdeb.
1608
):
wenn andre ziehn zu Feld / | Vnd ledig lassen die Gezelt.
Loersch, Weist. Boppard (
mosfrk.
,
1509
):
Reysewagen. Nihill. Han widder reyßwagen noch gezelt nie gehabt.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
156, 28
(
rhfrk.
,
um 1435
):
Sy zügen fort als lange / das sie vor Troye kamen / Da vor slugen sie ir gezelde vff.
Alberus
f iijv
(
Frankf.
1540
):
gezelt / das heer laͤger / feldlaͤger.
Röhrich u. a., Cod. Dipl. Warm.
4, 506, 22
(
omd.
,
1433
):
doselbist sie [fiende] ire geczelt allreyte haben uffgeslagen.
Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
[herczogen von burgundien] sin geczelt ist wiss samit gewest mit edelm gesteine.
Gille u. a., M. Beheim
453, 1656
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Dises volk daz vor der stat lag, | het vor gemachet ain anslag, | Wie daz sie under die gezelt | welten laffen in daz ein velt.
Ebd.
453, 1854
:
Von leinwat waren vil gezelt. | sust warn die hüten in dem velt | Daz maist tail aller samen | gemachet mit ölpamen.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
dem hellen hawfen die zwu newen und pesten puchsen sampt ainem raiswagen, gezelt, stain, pulfer und anderer geraitschaft zu schicken.
Sachs (
Nürnb.
1559
):
Der Türck auch lig gerüst zu veld | In seinr wagenburg und gezelt.
Morrall, Mandev. Reiseb.
144, 21
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
wenn sie in die raiß farend, so niemend sie ir húser mit in, als wir tuͦnd unser gezelt.
Klein, Oswald
85, 9
(
oobd.
,
1415
?):
Die handwerch und hütten und ander ir gezelt, | das ward zu ainer aschen in dem obern veld.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
inn dem kayserlichen heer sindt gewesen 800 geczelt und hutten und lawbhutten und ob zwayntausent weggen an die gezeltwegen unde hutten.
Qu. Brassó
4, 501, 43
(
siebenb.
,
1534
, Hs.
1613
/
7
):
da dieser Emericus Czybak bei Felmer in seinem Gezelt fein sicher ruhet, wird er von diesem Batjani Orbán überfallen.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
375
;
Wyss, Limb. Chron. ;
Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl. ;
Baumann, a. a. O. ; ;
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
40, 2
;
Qu. Brassó
4, 13, 16
;
Vgl. ferner s. v. ,  1.
3.
›als Zelt, Raumgebilde gedachte Nähe Gottes; Gottnähe als Wesen, Existenz, Inhalt der Seligkeit sowie des Schutzes‹.
Md. / wobd.; älteres Frnhd.; Texte der Sinnwelt ,Religion‘.
Bedeutungsverwandte:
,  1, ; vgl. (
der
3.

Belegblock:

Sievers, Oxf. Benedictinerr. (
hess.
,
14. Jh.
):
wollen wir wonen in deme gezelde sines riches, wir inmogen dar nit kummen dan mit guden werken.
Eggers, Psalter
32, 23
(
thür.
,
1378
):
al vmme waz sin gezcelt
[›Umhüllung‹];
vinstere wassere in den wolkenen der luft.
Ebd.
58, 6
:
Wan he hatte mich vorborgen in sime gezcelde
[
Mentel
1466:
tabernackel
;
Dietenberger
1534:
wonung
;
Froschauer
1530:
hütten
].
Ebd.
68, 15
:
Dv beschermes si [suzse] in dime gezcelde
[
Mentel
1466ff. /
Eck
1437:
tabernackel
;
Luther
1545, Ps. 31, 21:
Hütten
]
von der wedersprache der zcungen.
Schmidt, Rud. v. Biberach
10, 23
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Disen grosen geisten begegent der gemal (Cristus) vnd „sendet in groslich sin lieht vnd sin warheit vnd vuͤrt si in sinen heiligen berg vnd in sin gezelt“.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
,Got hât si erwellet und fúr welt und hat si gemachet wandlend in sim gezelt‘. Disú wort sint gesprochen zuͦ aim ieglichen saͤlgen mentschen, und sint drú ding dar an ze merkenne. daz erst ist dú erwellung; daz ander ist dú fúr erwellung; daz dritte dú wandlung in dem gezelt.
Daz dritte ist ain wonunge in der hymelschen pfallentz und in dem goͤtlichen gezelt. ,unsers herren gezelte‘, sprichet ain wiser man, ,ist sin zeswe und die winster‘. so er die sele genimet in sin arme und si umbvahet, so ist si in daz goͤtlich gezelt gemaͤhelt.
Schmidt, a. a. O.
178, 22
.
4.
(von 1 und 2 ausgehend und an 3 anschließend:) in tropischer Verwendung auf verschiedene Bezugsgrößen bezogen, mehrfach auf die Mutter Christi, den Leib Mariens.
Meist älteres Frnhd.; Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  3.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
In dem êrsten beginne der êrsten lûterkeit dâ hât der sun ûfgeslagen daz gezelt sîner êwigen glôrien.
Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl. (Hs. ˹
pfälz.
,
M. 16. Jh.
˺):
der helle tag hat seins gezelt | wol auf gericht vor all diß welt – | nun huettet euch, ir lieben zwey, vor leide.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
1517
/
8
):
Dar umb das junckfrewlich gezelt | Dar in Got menscheit hat erkorn.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
,er ruͦwet in mim gezelte‘, dar an ruͤmet si sich daz si daz gezelt waz. nu sont ir merken daz drier hand lúte ruͦwent in gezelten. [...]. do ruͤwet er in dem edlen gezelt, in seiner rainnen muͦter lip, und waffent sich in dem gezelt mit der rainnen mentschait.
Klein, Oswald
21, 47
(
oobd.
,
1416
):
Mai, dein gezellt
[›Du, dein Laubdach o. ä.‹]
gevellt mir wol.