garn,
das
;
-s/-e
, auch
.
1.
›aus Fasern gesponnener Faden, Garn‹.
Phraseme:
jm. auf das garn sehen
›jm. auf die Finger sehen, ihn genau beobachten‹.
Syntagmen:
g. (auf)kaufen / bleichen / machen / schneiden / spinnen / verkaufen / verwirken / winden; flachsenes / flämisches / gutes / hanfenes / langes / leinenes / rohes / wollenes g
.
Wortbildungen
garnstal
›Garnwinde, Spule‹ (a. 1483; dazu bdv.: ).

Belegblock:

Mieder, Lehmann. Flor. f.(
Lübeck
1639
):
Wie das Garn ist / so gibt es Tuch. Gut Garn gut Tuch / grob Garn grob Tuch.
Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1402
):
20 pf. vor nolden und garn, die secke zu neen.
Toeppen, Ständetage Preußen
2, 689, 16
(
preuß.
,
1446
):
und treyben kowffenschatcz und kowffen flasch und garne und lynwant den inwonern dis landis.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
333, 2279
(
Magdeb.
1608
):
Machten auch viel Schleufflein vnd Garn / | Von Linden Bast / vnd Pferde Haarn.
Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
nach deme totlibe sal de vrowe nemen ire morgengabe vnde alle, daz zuͦ deme varende guͦde hored [...] Garn, lachen vnde tislachen.
Helbig, Qu. Wirtsch.
4, 11, 24
(
md.
,
1357
):
Ouch sal derselben bleiche zcu nütze nymant keinerleige linyn garn, smale linwat, rohen goltzsch, zcwirn nach flachs uz unsern landen furen.
Scholz-Babisch, Klev. Rheinzollw.
428, 41
(
rib.
/
westf.
,
1597
):
Druege war, ist specerie, kupfer, glaß, schweveln, weidt, hanf, flachs, garn.
Schmidt, Frankf. Zunfturk. (
hess.
,
1421
):
waz man vorter in diesem hantwercke lijnen garns dut blaferwen, daz sal man tun ferwen mit weyde und mit keiner andern farwe.
Ebd. (
hess.
,
1482
):
Es sal auch keyn meister dem andern garn oder wollen verkeuffen, damit er mehe duche, barchen, decklachen oder linen hinder sich brenge.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
95, 5
(
Frankf./M.
1568
):
Ich kan auch machen Garn vnd Netz / | Zur Jaͤgerey vnd zu der Hetz.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
Seyne swester die hiess Nema, die span garn unde machte das erste tuch unde cleidt.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
9, 31
(
osächs.
,
1570
/
7
):
soll eine jede magd winterzeit des abends unter licht fumf gebind garn spinnen.
Ebd.
252, 21
:
Man bleichet garn, zwirn und leinwath.
Schultheiss, Achtb. Nürnb.
109, 3
(
nobd.
,
1383
):
Peterin von Regenspurg sich geurteilt von der stat 10 jar [...] daruͤmb daz sie den verbern und lodern wollen und garn verstal.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
Das Ramus bey jhr Mayestat | Mich etwan eintrag vnd verraht | Der mir hat gsehen auff die garn.
Spanier, Murner. Schelmenz.
48, 186
(
Straßb.
1512
/
3
):
So waiß ich wol, wer ful garn spint, | das er zuͦ knipffen vil gewint.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1550
):
ob yemandt für sich und sein haushaltung garen kauffen und verwürcken lassen woͤllt, das soll ime frei sein.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Er liess auch darneben der saugamma etwas genawer uf die garn sehen, damit sie in irer bueberei etlich zeit ufgehalten ward.
Karnein, Salm. u. Morolf
709, 1
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
wer git mir spillen und nadeln, | ein kremer wolt ich gern wesen, | gurtel, bendel, seckel und garn, also ein kremer, der uff daz mere wil farn.
Schnyder, Qu. Zürcher Wirtsch.
367, 20
(
halem.
, zu
1414
):
ein zentner henffis oder flaͤsins garns her in xvj den. und ij. den. ze legerlon.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1562
/
4
):
Dergestalt das er roß, küe, kelber, win, korn, klaider, gwand, höw, strow, garn [...] und derglichen waren angenomen.
Fuchs, Murner. Geuchmat
1787
(
Basel
1519
):
Der muͦß ouch hechten lecken künnen, | Weschen, buchen oder spynnen, | Mit garn vff winden gelt gewynnen.
Deinhardt, Ross Artzney
158
(
oobd.
,
1598
):
Nimb vngesaten griens garn vnd seudt es in aschen. Vnd bindt ims über die geschwulst.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
um 1365
):
Ez sol niemant chain wullein garn ze pfant nemen, oder er geit dem richter 60 dn, der stat als vil.
Piirainen, Stadtr. Sillein
80b, 18
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
vnd levͤchter vnd leyn vnd flachz vnd leinein garen vnd leinein gewant.
2.
›(aus Garn gewirktes) Netz (bes. für den Fischfang)‹; ütr. ›Falle‹.
Phraseme:
ein garn stellen
›eine Falle stellen, Intrigen spinnen‹;
jn. in sein garn bringen
›jn. in seine Gewalt bringen‹.
Bedeutungsverwandte:
 1.
Syntagmen:
ein g. (auf)spannen / auswerfen / setzen / spinnen / stelen / ziehen; mit g. fische / vögel / fische fangen, ein gebiet mit g. umziehen
›einzäunen‹;
ein enges / grosses / verbotenes g
.
Wortbildungen:
garnmacher
›Netzstricker‹ (a. 1512).

Belegblock:

Ziesemer, Marienb. Ämterb.
36, 30
(
preuß.
,
1427
):
Vischgerethe: czum ersten 1 gros garn uff die Czingersche lache, 1 garn uff die Mutlouw.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
191, 16
(
preuß.
,
1516
):
Vischtucher: 13 weite tucher, 3 enge tucher, 5 ancker, 6 schiffe, 2 keiperkahn, 2 grosze garn.
Luther, WA (
1544
):
Also sehe ich auch, das Gott ein garn gesponnen uber Deutschland.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
184
(
mrhein.
,
um 1335
):
Peter vnd andreas, komment. | Vnd volgen ir mir sollent. | Stellent nach luden vwer garn. | Vnd lazent daz vischen varn.
Kollnig, Weist. Schriesh.
90, 35
(
rhfrk.
,
1369
):
wer anders lendet in Videnheimer marg mit garnen, danne der von Videnheim ist, der ist minem herren verfallen umb funftehalp pfunt heller.
Schmidt, Frankf. Zunfturk. (
hess.
,
1489
):
man soll auch des nachts keyn garn setzen, auch nit leuchten.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Solch grosse Visch han sie gefangen | Mit Buͤberey vnd boͤsem Garn, | Damit die gantze Welt durchfahrn.
Perez, Dietzin
1, 43, 7
(
Frankf.
1626
):
meine Gedancken gar nicht sind / der welt Netz vnnd Garn zu stellen.
Ebd.
406, 11
:
nach dem sie einen dicken Wald mit jhren Garen vnd Tuͤchern vmbzogen / liessen sie die Hunde lauffen.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
diz recht er liz | Und sinen vuez von willen stiz | In diz netze und in diz garn | Der sunden.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
140, 35
(
Nürnb.
1548
):
wo zwey ehlich werden / dem Teuffel auß dem garn lauffen.
Sachs (
Nürnb.
1557
):
Der vogler list, darmit sie fiengen | Die waldvögel, die umb-zu-bringen | Mit garen.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
nu werfent aber us dis garn, und ir súllent vohen.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
da sahen sie ein Menschen, ein Jäger, der spant die Garn uff und wolt das Gewild jagen.
Roloff, Brant. Tsp.
1468
(
Straßb.
1554
):
das wir hant disen hasen gefangen / | Allein über halß on garn und hag.
Müller, Welthandelsbr.
296, 37
(
schwäb.
,
1514
/
5
):
die vischer, die visch haben, verlegen all cost, volck, parcken und garn.
Bauer, Geiler. Pred. 474f.,
26
(
Augsb.
1508
):
So mache dir ain enges garn oder noͤtze / dadurch sy nit mügen kommen.
Thiele, Minner. II,
7, 281
(Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
sust bin ich umbgeben | mit ungluͤcks garn.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
E. 14.
/
A. 15. Jh.
):
daz nieman mit garnen zam tuben vachen sol.
Bachmann, Haimonsk. (
halem.
,
1530
):
Nunn gsich ich yetz wol, daz mich Karly so lang gejagt hat, untz daz er mich inn sine garnn brăcht hat.
Fuchs, Murner. Geuchmat
1633
(
Basel
1519
):
Wenn Venus eym das garn thuͦt stellen.
Wyss, Luz. Ostersp.
3, 95, 8
(
Luzern
1616
):
Ein vischen wend wir heben an | daß garn ich nach wol füeren kan.
Klein, Oswald
19, 194
(
oobd.
,
1431
/
2
):
In grossen wassern michel visch | facht man mit garnen strecken.
Skála, Egerer Urgichtenb.
97, 5
(
nwböhm.
,
1573
):
4 lebendig Gens vnd Ailff Ellen garn dem fritzschen Zu hagengrun gestollen.
3.
›Eingeweide, bes. Gedärme von Tieren‹.
Syntagmen:
g. abkaufen / sieden / verkaufen; gesottenes / rohes g
.

Belegblock:

Ermisch u. a., Haush. Vorw.
76, 17
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Laß daz viech vom erlenlaub oder lauge von neuen gesottenem garn saufen.
Müller, Welthandelsbr.
125, 11
(
schwäb.
,
1506
):
daby verkouft man leder, federn, flaisch, garen, kaß, schmaltz und flachs.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1550
):
doch sol inen, die rohen garen herzubringen, verbotten sein.
Ebd. (
schwäb.
, zu
1550
):
doch sollen alle kauderer und fürkeuffel an kainem andern ort ire garen verkauffen, dann auf dem verordenten garenmarckt.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 777, 19
(
schwäb.
,
1622
):
Deßgleichen soll auch niemandts in den häusern, es habe dan darzu gute sondere eingemawerte kessel, bauchen oder garn sieden.