berüren,
V.
– Zu Aspekten des Aberglaubens um das Berühren: , 1104f.
1.
›etw. körperlich bewegen; sich fortbewegen; sich bewegen, rühren‹.
Wortbildungen
berürde
2 (dazu bdv.:  1).

Belegblock:

Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
6170
(
rib.
,
1444
):
Dyne sele de voeret | Dynen licham ind beroeret.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
Es ouch soliche siechen die in disen minneclichen tich kummet, nach dem das das wasser beruͤret wurt.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Er waz gepunden als ein sakch | Mit riemen und mit snuͤrn; | Er macht sich nicht beruͤrn.
Buijssen, Dur. Rat.
30, 16
(
moobd.
,
1384
):
Der priester [...], der schol sich beraitten mit ainer stoll und mit ainer alben [...], daz er sich desterpazz berueren muͤg.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1394
):
wan sich allermeͣnichlich mit aller aribait, mit varen, geen und reiten vil desterbaz berüren mag.
v. Maren, Marquard. Ausgabe
92, 26
(
Venedig
1483
):
der [...] von leichten dingen der beruͤrde oder ander bewegung wirt gefellet.
Niewöhner, Teichner
326, 99
.
2.
›jn. / die menschliche Seele (o. ä.) / Seelenfähigkeiten des Menschen bewegen, rühren, innerlich ergreifen, ansprechen‹, meist von Gott als Handelndem, aber auch von weltimmannenten Größen (wie der Liebe), in 1 Beleg vom Teufel gesagt, in diesem Falle: ›jn. anfechten, versuchen‹; Ütr. zu 1.
Texte religiösen, gehäuft mystischen Inhalts; erhöhte Belegdichte im 14. Jh.
Syntagmen:
liebe / leid jn. b., die welt das herz b., der böse geist den menschen b., der heilige geist / got die sele b., got js. bekentnis / begerung b., Christus die herzen b., warheit jn. b
.
Wortbildungen:
berürde
3,
berürlich
1 (1. H. 14. Jh.),
berürung
3.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Man sol grunttôt sîn, daz uns berüere weder liep noch leit.
Ez sprichet ein meister, daz diu sêle berüret wirt âne mitel von dem heiligen geiste.
In dem êrsten berüerenne, da got die sêle berüeret hât.
daz ein guot mensche wol mac ein guot mensche sîn und doch berüeret werden und wanken von natiurlîcher liebe vaters, muoter.
Nû prüevet selbe, wie ein tôte sî und wie wênic ez in allez berüeret, daz in der werlt ist.
Gropper. Gegenw. (
Köln
1556
):
das berurte seine Jünger / seine rede letzlich vor so gantz vngereimbt / selsam / vnnd vnleidlich gehalten.
Strauch, Par. anime int.
24, 35
(
thür.
,
14. Jh.
):
sal ich Gott bekennen, so muiz min bekentnisse und min begerunge von Gode berurit werdin.
Sermon Thauleri
14v, 18
(
Leipzig
1498
):
dein hertz wurt dick berurt vnd bekeret võ der werlt.
Langen, Myst. Leben
209, 34
(
nobd.
,
1463
):
saint der pose gaist auff der / stunde des todes den menschen / gern beruret.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
also zúhet der minnecliche Cristus nach ime alle hertzen die von ime ie beruͤrt wurdent.
So Got mit sinen beruͤrungen und mit sinen goben kummet zů vil menschen, so vindet er die stat bekúmbert.
vindest du in den werken ein innerlich beruͤrunge, der nim in den werken als subtilklichen war.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
2, 137
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
Der in blig der gnaden gottes beruͤret den menschen innewendig.
Ebd.
1936
:
dis geistliche beruͤren wirket got in vns zvͦ aller ersten, vor allen gaben.
Warnock, Pred. Paulis
28, 254
(
önalem.
,
1490
/
4
):
durch die berürd wirt gewonlich in der geschrift liden verstanden.
Steer, Schol. Gnadenl.
5, 157
(
halem.
,
15. Jh.
):
daz got vúrkome die sele vnd si erweke vnd si beruͤre vnd vf richte zů dem gůten gedanke.
Karnein, de amore dt.
163, 315
(
moobd.
,
v. 1440
):
wann er berurt wirt mit den waffen der mynn vnd begir, sein sach werd offenwar.
Quint, a. a. O. ; ; ;
Jostes, Eckhart
50, 22
;
Strauch, a. a. O.
14, 29
;
Vetter, a. a. O. ; ;
Schmidt, Rud. v. Biberach
9, 23
;
Eichler, a. a. O.
1, 106
;
Warnock, a. a. O.
28, 262
;
Karnein, a. a. O.
162, 287
;
3.
›von etw. herrühren, sich von etw. herleiten, von etw. / jm. ausgehen‹; nur schwach und punktuell belegt.

Belegblock:

Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
91, 12
(
thür.
,
1474
):
zcinßgutter, die von andern herschafften zcu lehen beruren.
Ebd.
277, 32
:
wye her umbe ettliche gutter, [...], von uns zcur lehen berüren, dy lehen zcu bewisene angelanget werde.
Ebd.
239, 32
.
4.
›jn. / etw. konkret berühren, anfassen‹ (auch von
feuer
u. ä. gesagt); ütr.: ›(eine astronomische, geometrische Linie oder sonstige Gegebenheit) berühren‹; auch in verschiedenen anderen, meist schwach belegten Übertragungen.
Phraseme:
jm. sein geschwär / eis berüren
›jn. auf einen wunden Punkt ansprechen‹;
rechten grund berüren
.
Syntagmen:
jn
. (z. B.
den herren
)
/ etw
. (z. B.
js. finger / hand / mund, den saum des kleides / esterich, die erde / wunde, das grab
)
b., den meridian / zirkel b., feuer / regen jn. b
.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
als vil wirst dû geeiniget und gesæliget in dem vunken in der sêle, der zît noch stat nie enberuorte.
Ders. Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Ein wîser arzât der enberüeret niemer den siechen vinger des menschen.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
184, 9
(
Frankf.
1535
):
Schwebel ist [...] gůt zu den artzneien der aussetzigkeyt / besunder wan jn das feur nit berürt.
Feudel, Evangelistar
127, 23
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
her berurte ere hant unde dy suche vorliz sy.
M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
wird gefragt nach dem punckt in der Eelipt. der zugleich damahln den meridian beruͤhret.
das genaw moment in welchem die licht’ und finstere scheiben einander zu erst beruͤhren.
Pyritz, Minneburg
4577
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Sie [mynne] wunt und brennet tuͤre, | Welich mensch sie beruret recht.
Gille u. a., M. Beheim
443, 258
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
hor, werder furst, | die stuk du haben würst, | da mit du rechten grunt berurst.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
128
(
Nürnb.
1517
):
bis so lang der geliebet sein handt heimlich einlest und das schwechst an der breut leib berürt.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
30, 6
(
els.
,
1362
):
ist es das du ir grab beruͤrst mit gantzem gloͮben, so wissest das du gesunt wurst.
Ebd.
111, 30
:
vnd sprach, er enmoͤhte den esterrich der kirchen nút beruͤren vmb daz heiltům daz do inne verborgen were.
Ebd.
541, 16
:
Also regente es an allen enden vmbe sú vnd berůrte sú nie kein regen.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Was bresten hettent alle lút | Und da mit [tolde] berůrtent sich, | Die genasent schnelliklich.
Maaler (
Zürich
1561
):
Ein sein geschwär oder eissen Beruͤren / das ist / eim etwas furhalten [...] das jn verdreüßt [...]. Tãgere ulcus.
Brandstetter, Wigoleis
195, 30
(
Augsb.
1493
):
Der selbe stein wz solicher art. dz den niemant dorffte berueren.
Ebd.
206, 19
:
Hiemitt warde mund von mund berueret.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
88, 19
(
tir.
,
1464
):
der torst nimmer vmgen in seinem aigen haus noch perüeren das geschwëll der türen mit seinen füessen.
Quint, Eckharts Pred. ; ;
Struck, Kollegiatstifte
56, 1
;
Göz. Leichabd. ;
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. ;
Dietrich. Summaria
18v, 44
;
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Williams, a. a. O.
350, 1
;
351, 14
;
797, 17
;
Päpke, a. a. O. ;
Bauer, a. a. O.
112, 20
;
123, 12
;
Schirmer, Wortsch. Mathematik.
1912, 10
.
5.
›etw. mit etw. bestreichen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
2. Mose 12, 22
(
Wittenb.
1545
):
nemet ein püsschel Jsopen [...] vnd berüret da mit die Vberschwelle / vnd die zween Pfosten.
6.
›jn. / js. Körper in sexueller Absicht anfassen, mit jm. Geschlechtsverkehr haben‹; meist aus der Perspektive des Mannes gesehen; Synekdoche zu 4.
Wortbildungen:
berürde
4.

Belegblock:

Luther, WA (
1527
):
Dieser man neme nicht aller welt gut, das er ein ander weib beruͤrte, und schlefft bey seinen eygenen toͤchtern.
Ders. Hl. Schrifft.
1. Kor. 7, 1
(
Wittenb.
1545
):
Es ist dem Menschen gut / das er kein weib berüre.
Neumann, Rothe. Keuschh.
4816
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
das ein man | unnd ein wip gemeinschafft han | unnd ir ein das ander nicht berure | unnd di unkuscheid nicht vollen fure.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
65, 1
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
sint si gar kusch, si beruren nymmer keyn wip ane ir eygen wip.
Roloff, Brant. Tsp.
1938
(
Straßb.
1554
):
So ich doch bin ein biders weib | Und ye khein mann beruͤrt mein leib.
v. Maren, Marquard. Ausgabe
9014
(
Venedig
1483
):
Zům fuͤnfften wirt dise tugend befleckt mit leiblicher beruͤrde als von helsen vnd des gleich.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
12, 8
;
Päpke, Marienl. Wernher ;
Dietz, Wb. Luther ;
7.
›räumlich konkret aus einer niedrigen Position, zeitlich an eine Grenze, ein Ziel heranrücken; etw. erreichen‹; ütr. auch z. B. vom mystischen Streben nach Vereinigung mit Gott und weiteren zielgerichteten Handlungen / Geschehen gesagt, dann z. B.: ›an etw. herankommen, e. S. nahe kommen, etw. erreichen‹.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
ein blîchen, daz ist, dâ der engel mit sînem nidersten den himel berüret.
Neumann, Rothe. Keuschh.
1557
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
einen besunderen sangk di [reinen mede] furen, | wanne si di ewigen freude beruren.
Eichler, Ruusbr. steen
50, 3
(
els.
,
sp. 14. Jh.
):
so vns me gelust zvͦ smackende, vnd so wir tieffer kriegen in sin gedrenge oder beruͤren gottes.
Heydn. maister
9v, 22
(
Augsb.
1490
):
als er nun achtzig jar beruͤrt het.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
diu taub [...] nist hôch, [...], dâ kain tier si berüeren mag.
Niewöhner, Teichner
564, 2537
(Hs. ˹
moobd.
,
n. 1400
˺):
er hat daz czil beruͤret | da in hat die welt von gefuret.
Dirr, Münchner Stadtr. .
8.
›jn. / etw. betreffen, angehen, sich auf etw. beziehen, etw. anbelangen‹.
Gehäuft Rechts- und Wirtschaftstexte.
Phraseme:
es berürt mich nicht(s)
›es geht mich nichts an‹.
Bedeutungsverwandte:
 14,  3, (V.) 3; vgl.  1.
Syntagmen:
jn
. (z. B.
got, eine person, den nächsten, die prälaten
)
/ etw
. (oft Rechtsrelevantes, z. B.
das ampt, gut / land / urbar / blut / leben, den tod, grund und boden, einen eid
)
b
.; formelhaft:
etw
. (z. B.
die münze, das abziehen
›den Tod‹)
berürend
.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Attinere. Antreffen belangen beruͤren angehen.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
508
(
Köln
1476
):
Et wardt eyn rayt geslossen, | Beroyrt dye Nederport.
Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
also wid or lant beruren ist.
Köbler, Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
Ein [...] amptknecht was er vor vns / od’ dem gericht by sine͂ eyd sagt / das sin ampt berürt / dem sol gegloubt werden.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Es beruͤhrt mich nichts / es geht mich nichts an / nihil ad me attinet.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1340
):
do diu chlag grunt und podem berůt.
Klein, Oswald
113, 26
(
oobd.
,
1438
):
das man euch selber nicht enzeich, | des icht berür der eren teich.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
A. 16. Jh.
):
ist das sach ist das nit das pluet peruert, so mag es woll sein.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1565-81
):
Wann ain angesessner umb unerbar sach entrünnet oder weicht, das das leben beruert.
Zingerle, Inventare (
tir.
,
1478
):
Jnuentari [...] des V̄lrich Ramung abziehen berụrend.
Kisch, Leipz. Schöffenspr. ;
Gille u. a., M. Beheim
125, 90
;
Köbler, a. a. O. ; ;
Wickram
4, 5, 6
;
Seuffert u. a., Steir. Landtagsakten
2, 236, 22
;
Bischoff, a. a. O. ; ;
Vgl. ferner s. v. .
9.
›jn. in seiner Stellung / etw. (Abstraktes wie die Ehre, Konkretes wie die Luftröhre) antasten, verletzen, beschädigen‹.

Belegblock:

Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
19, 31
(
thür.
,
1474
):
wort, dy yme sine ere unde gelymph beruren.
Ebd.
254, 27
:
Hans Rote hat met sollichin gesetczin dy were nicht berurt nach gebrochin.
Luther. Hl. Schrifft.
Hag. 2, 14
(
Wittenb.
1545
):
Wo aber ein vnreiner von einem berürten Ass / dieser eines anrüret.
Cirurgia H. Brunschwig (
Straßb.
[
1497
]):
Würt aber der hals verwunt an der lincken syte͂ da mit die luft roͤr berürt ist so ist es ein grosse wund.
Gagliardi, Dok. Waldmann
2, 76, 4
(
halem.
,
1489
):
er hab die erbern lüt uff dem land vor uns gar merklichen berürt.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
tuot man ez [öl] in ain aug, ez berüert niht vil und ist doch daz aug gar zart.
Niewöhner, Teichner
398, 111
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
da wirt dann der sin beruret: | wa ein plinter den andern furet.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
8, 8
(
tir.
,
1464
):
so möcht ich doch sein löbleiche ëre nicht perüeren.
Stackmann u. a., Frauenlob
7, 7
;
Klein, Oswald
111, 122
;
10.
›jn. treffen, überkommen, ergreifen, jm. zustoßen‹; vereinzelt von positiv bewerteten Bezugsgegenständen gesagt, dann: ›jm. zuteil werden‹.
Syntagmen:
fieber / siechtum / tadel / strafe, der hellen glut, gnade jn. b., der schlag jn. b
.;
vom schlag berürt werden, mit dem schlag berürt (sein)
.
Wortbildungen:
berürung
4 (›Schlagfluß‹; a. 1627).

Belegblock:

Luther, WA (
1538
):
Es hadt ihn ein heyliger Neidt unnd Eifer berurdt.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
When noch das selbig laster drifft, | Die stroff yn auch berüret.
Serranus (
Nürnb.
1552
):
Beruͤrt mit dem schlag.
Wickram
4, 30, 16
(
Straßb.
1556
):
das den jungen kauffman ein gar hartes fieber beruͤren ward.
Eschenloher. Medicus (
Augsb.
1678
):
EIn Kind [...] ward [...] vom Schlag oder Gewalt GOttes beruͤhrt.
Klein, Oswald
22, 156
(
oobd.
,
1431
/
2
):
Doch hat der mensch ain adel | von got, natürlich brait, | ob in ain böser tadel | berürt, als ich vor sait, | das er im mag entrinnen.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
27, 3
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Wen mein gnad berüeret, | der wirt mit kunst und weishait so erfolt.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
München
1586
):
das wir stehen in vester hut, | Das vns nit brhuͤer der Hellen glut.
Sappler, H. Kaufringer
10, 50
;
62
;
71
;
11.
›etw. ausführen, darlegen, berichten; etw. erwähnen, beiläufig mitteilen‹; als part. Adj.
berürt
zur Bezugnahme auf Vorerwähntes (meist) oder auf Vorausgedeutetes (selten) gebraucht, dann: ›erwähnt, angesprochen‹.
Bedeutungsverwandte:
 3, (V.) 2,  12, ; zum part. Adj. (Adj.) , , ; vgl.  2.
Syntagmen:
etw
. (z. B.
den streit, die begräbnis
)
b., etw. kürzlich b., b., wie [...] / das [...] / zu [...]
;
der berürte anfang (der rede) / spruch, die berürte bürgerschaft / historie / stat / tagzeit /
[Person]; formelhaft:
wie oben / vor / hernach berürt (ist)
.
Wortbildungen:
berürung
5.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Præmissum. Ob gemelt erzalt berurt angezeigt genant gedacht gesagt verlaudt.
Gropper. Gegenw. (
Köln
1556
):
der esse laut berurter wort des Herren Johannis vj. seyn Fleisch.
Schwartzenbach (
Frankf.
1564
):
Vorgenannt. [...]. Vermeldter. Beruͤrter. [...]. Obbegriffener. [...]. Jetzt verlaute sach.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
25, 27
(
thür.
,
1474
):
Sintdemal sich Mertin Glate geczuges vormessin habe, als vor berurt ist.
Ebd.
258, 14
:
des andern teyls, darynne ir berurt, wye beyde part yre sache mechticlich uff vire yr frunde gegangen sint.
Opitz. Poeterey
17, 3
(
Breslau
1624
):
das auch alle die lehren / welche sonsten zue der Poesie erfodert werden / vnd ich jetzund kuͤrtzlich beruͤhren wil / bey jhm nichts verfangen koͤnnen.
Gille u. a., M. Beheim
79, 419
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
das solch antwurt, | der ich yczt etlich han perurt, | sein falsch.
Ebd.
120, 447
:
als uns dann perüret | oder schreibet Crisostimus | uber Sanctum Matheum.
Ebd.
441, 17
:
Gar lang zeit vor deiner gepürt | da würtu, maget paure, | pezaichenot und ach perürt | durch mancher hand vigaure.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
um 1480
):
O Maria, von dir beruret | Unß Isaias 7
o
capitulo.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
DIe zwei búcher machabeorum [...] do beruren vns die streite.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
1376
(
schwäb.
,
1453
):
Als es der Eckhart haͮt berürt, | So sol er ungebunden ston.
Brandstetter, Wigoleis
234, 38
(
Augsb.
1493
):
als jch vngenantt in der vorrede vornen am anfang berueret hab dise history [...] zu schreyben.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Beruͤhren / kuͤrtzlich anziehen / ein wenig beruͤhren.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Die ietz ain wenig berüert hystori kan ich nicht namhaftig vinden.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
9, 1
(
tir.
,
1464
):
Die ausrueffung [...] des selligen Eusewÿ mit steter perüerung des löbleichen lebens des [...] lerers Jeronimi.
Ebd.
83, 20
:
Die ding die peschleus ich nu all mit dem ent vnd perüer widerum die pegrebnüs des selligen Eusewÿ.
Gropper. a. a. O. ; ;
Küther, UB Frauensee
244, 18
;
414, 25
;
Grosch, a. a. O.
120, 11
;
Merk, Stadtr. Neuenb. ;
Mell u. a., Steir. Taid. ;
Moscouia
B 1r, 4
;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
Zingerle, Inventare ;
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
38, 28
;
Dietz, Wb. Luther .