nothelfer,
der
;
-s/-Ø
.
1.
›personenhaft gedacher Gott, wie er in den Texten der frnhd. Zeit sowohl für die Antike wie für das alte Israel wie für das christliche Mittelalter semantisiert wird‹: als unsterblicher Schutzgeist, als allmächtiger Helfer in allen Notsituationen, z. B. bei militärischen Unternehmungen, bei Dürre, bei persönlichen Verlusten;
vgl. (
die
1,  2.
Bedeutungsverwandte:
,  14, ,  2,  2.
Wortbildungen:
nothelferin
1,
nothülferin
.

Belegblock:

Luther, WA (
1523
):
willtu ettwas bitten von Gott, so bitt, das dyr nott ist [...] Denn seyn name heyst Adiutor in oportunitatibus, in tribulatione, Nothelffer.
Ebd. (
1531
/
3
):
Denn jnn noͤten anruffen [...], ist Gottes dienst und gebuͤrt Gott alleine, der ist allein ein Nothelffer und Heiland, on welchen alles ander nichts ist noch hilfft.
Ders. Hl. Schrifft.
Jer. 14, 8
(
Wittenb.
1545
):
Du [HERR] bist der trost Jsrael / vnd jr Nothhelffer.
Ebd.
Dan. 6, 27
:
Er [Gott Daniels] ist ein Erlöser vnd Nothelffer / vnd er thut Zeichen vnd Wunder.
Alberus
Z iiijv
(
Frankf.
1540
):
Opitulus Jupiter nothhelffer. Jupter. i. iuuans pater.
Ebd.
zz iijv
:
ein nothulfferin der geburt. Iugalis, quia dea matrimonij.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
34, 30
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Nothelfer in allen engesten; [...] genediger erhörer aller zu dir rufender – erhöre mich!
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
man anhabet, müet den höchsten des römischen reichs nothelfer und got, Jupiter genant, das er [...] regen lassen.
Der alten Römer beschwerung und abvordrung der nothelfer der stat. [...]: ist indert etwan ein got oder göttin, heiliger nothelfer oder nothelferin im himel, auf ertreich oder in der hell [...].
Alda ward lob und dank gesagt den göttern und nothelfern des römischen reichs, wurden alle ding hin und abgesprochen.
das si [...] si [menschen] zu dem alten glauben und êr und anrüefung der untödlichen götter und nothelfer [...] wider brächten.
2.
›Person, der man aufgrund der von ihr angenommenen Nähe zu Gott die Möglichkeit der Hilfe in äußeren und inneren, oft religiös bedingten Nöten und Ängsten zuschreibt, sie zu diesem Zweck anruft / beschwört und in das kirchliche Brauchtum der Heilsvermittlung bzw. des Heilskultes hebt‹; die Belege geben sowohl eine tief religiöse Heilsfunktion des
nothelfers
(speziell der
nothelferin
, der Gottesmutter) wie seine bis ins Sarkastische und Obszöne reichende Ironisierung und (besonders in der Reformationszeit:) theologische Abwertung zu erkennen; teils findet sich der
nothelfer
mit moralischen Qualitäten ausgestattet und für moralische Zwecke instrumentalisiert;
vgl. (
die
1567,  56.
Zur Sache:
LThK
7, 1986, 1050
;
Lex. d. Mal.
6, 1283
.
Hohe Belegdichte im nobd. Raum und seit der 2. H. des 15. Jhs.
Phraseme:
die vierzehen nothelfer
(der Ausdruck dient auch zur Angabe unspezifischer Orte und Zeiten, an / in denen die
nothelfer
angerufen wurden).
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld):  1,  2, , , , I, 12, ,  2,  1.
Syntagmen:
die nothelfer an-, ausrufen
(z. B.
mit pracht
),
einen n. aus jm. machen, got den n. keiner bitte verzeihen
;
der / die nothelfer predigen, jn. trösten, jm. helfen, das volk leren, die sünder bekeren, keusch / nüchtern leben, für jn. beten, unglük abwenden
;
j. js. n. sein
;
dem n. messen stiften, eine walfart anrichten
;
aus den nothelfern mitler / fürsprechen machen, zu den nothelfern, zu jm. als zu einem n. laufen, zu den vierzehen nothelfern wegziehen, jn. zu n. anrufen
;
der grosse n
.;
die walfart zu den nothelfern
.
Wortbildungen:
nothelferin
2.

Belegblock:

Luther, WA (
1521
):
Der heylige Beycht pfenning, der grosz Notthelffer, wenn der thett, das sie nitt des bauchs furchten, er mocht vorsmachten, soltistu woll sehen, das beychten widder nodt noch gepott were.
Ebd. (
1531
):
man leufft dan zu den heiligen undt notthelffern undt man spricht: O lieber, betet fur mich, o lieber heilige, hilff mir, o lasse mich leben, ich wil from werden.
Ebd. (
1535
/
6
):
S. Anna, Barbara, S. Christoff, S. Georgen rc. Die musten alle zu Fuͤrbitter und Nothelffer angeruffen werden, Disen richtet man Walfart an, stifftet Messen und gab der Bapst Ablas und Segen da zu.
Alberus
yy ijr
(
Frankf.
1540
):
der ungluͤk abwendt, nothelffer.
Ebd.
Z iiijv
:
helffer / beistender / nothelffer / notfreund.
Weizsäcker, Graupn. Bergb.
178, 29
(
osächs.
,
1531
):
Am sontag [...] ist ein [...] kauf geschen vorm hern bergmeister, [...], vorkaufer, und Jocuff Pfendensag, kaufer, des anderen teils umb ein achtel uff den Virzehen Nothelfern.
Fastnachtsp. (o. O. o. J.):
Wi eine [meid, frau] dan hat ein heimlichen schaden, | [...] | Die kan ich seuberlich auch versehen | Mit harmschauen, puschgreifen, und won in pei | Mit pflastern, salben, meiseln und ander arznei | [...] | Daß sie alls zu eim großen nothelfer zu mir waln.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1485
):
ist unnser herr kaiser [...] darnach wechgezogen gen Bamberg, zu den virzehen nothelfferen.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Der hungerigen settiung, | Not helfferin in allen pein und engsten, | Der turstigen ware labung.
Schade, Sat. u. Pasqu. (
nobd.
1524
):
Hant nothelfer auß in gemacht, | Sie uß geruͤft mit großem pracht. | Sie haben auch uf irn gewin | Fürsprech und mitler gmacht uß in, | Da mit vernichtet Jesum Christ.
Sachs (
Nürnb.
1562
):
Solcher walfart waren ohn zal, | Zu Sanct Jacob, Ainsidl und Ach, | [...] | Zun vierzeh nothelffern zumal.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
Weil du hast so ein alten Mann, | Kanst du doch wol darneben | Annemen einen jungen, | Der dein Nothelffer wer.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
der [kaplan] ist ein nothelfer und ein troͤster aller lidender menschen und der sol dich troͤsten.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Er het under andern kündern ain gewachsne dochter, genannt Els, die war ain guete nothelfere und thette dem reich vil dienst
(erotisch anspielend).
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
5, 21
(
tir.
,
1464
):
er [Hieronymus] ist wol an zu rüëffen von den menschen, die da sint in nötten oder in angsten, wend er ist ain grosser nothelffer.
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Schade, a. a. O. ;
McClean, Havich
3238
;
Hör, Urk. St. Veit
140, 8
.