not,
die
;
-Ø/nöte
.
– Außerordentlich umfängliches Bedeutungsspektrum; 1 relativ allgemein auf ein jn. überkommendes Widerfahrnis, 2 eher auf den von jm. ausgeübten, 3 auf den gezielt eingesetzten Zwang bezogen; 4 betrifft die ohne eigenes Verschulden vorhandenen Gründe für die Verweigerung von (im weitesten Sinne) sozialen Handlungsnotwendigkeiten; in 5-8 folgen – als Spezialisierung zu 1 auffaßbare – psychische Nöte (5), Krankheiten (6), Leiderfahrungen (7) sowie die Passion Christi (8); 9 betrifft lebensweltliche Notwendigkeiten, 10 Mangelsituationen; unter 11 folgen poetische Stilisierungen mit
not
. - Zu den Komposita mit
not
als Bw vgl. generell bis 10, 25.
1.
›Not, Notlage, Bedrängnis, wie sie durch Naturgewalten, Feuersbrunst u. ä., durch menschliche Gewalt, aufgrund menschlicher Verantwortlichkeit (z. B. aufgrund von Kriegen), auch durch eigene Schuld über jn. als Betroffenen hereinbricht‹; offen zu 2.
Phraseme
wanne es an eine not geht, [...]
›wenn es ernst wird, [...]‹; als Sprichwörter (in Auswahl):
not bricht eisen
;
not hat kein gebot
;
not sucht list
(Weiteres z. B. bei
Mieder, Lehmann. Flor.
ff.).
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld): (
die
1,  1,  2,  14, I, 5, (
die
2,  1,  3, (
die
3,  1, , (
die
1,  2, , .
Syntagmen:
die n. wenden, n. leiden
(häufig);
jm. n
. (Subj.)
beschehen, n. jn., ein land angehen / drücken, jn. reden lernen
;
jn. der n
. (Gen.obj.)
entbinden / ergetzen
;
j. jm. aus der n. helfen
(mehrfach),
jn. aus einer n. bringen, der tod aus der n. helfen, j. durch n. hilfe geren, in n. sein, in nöten liegen / stecken, jm. in nöten hilfe erzeigen, rettung tun, jn. in nöten verlassen, freunde
(Subj.)
in der n. halten, sich in n. man
›als Mann‹
beweisen, den leib von nöten verzeren
;
die grosse / hohe n
.
Wortbildungen:
notbete
›in Notfällen erhobene Steuer‹ (zum Gw vgl.
1
 5),
notbüchse
›größere Feuerwaffe‹ (zum Gw  3),
notdienst
›in Notfällen von der Herrschaft verlangter Dienst‹ (zum Gw vgl.  210),
notfärte
1 ›Flußfahrt, „welche unternommen wird, um den Strom zu besichtigen, die freie Bahn durch Marken zu bezeichnen, [...]“‹ (so das Glossar zu
Siegel u. a., Salzb. Taid,
); auch: ›notwendige, aus
ehehafter not
erfolgende Fahrt‹ (
Matzel u. a., Spmal. dt. Wortschatz.
1989, 216
); 2 ›Fähre (für Hochwasser)‹,
notfeuer
ein Brauch, bei dem als pestkrank erachtetes Vieh durch ein Feuer getrieben wurde, wohl auch jeder beliebige sonstige Feuerbrauch (äußerst schwache Belegung; s. ; mit anderen Informationen: ),
notgedinge
2 ›in Notsituationen, z. B. bei Wassereinbruch, auf Gewinn und Verlust laufende Absprache zur Behebung der
not
‹ (Gw zu  4),
notgericht
(wie
notgedinge
1; ausführlich: ),
notgift
›bei Kinderreichtum besonders bescheiden bemessenes Erbe‹ (zum Gw s. ,
die
, 1b),
nothaft
1a) ›in Not, Bedrängnis befindlich‹ (von Personen); 1b) ›fest, gegen Angriffe gerichtet‹ (von einem Schloß),
notkrieg
›Verteidigungskrieg‹,
notlüge
,
notnis
›schwere Verwerfung durch Kriege, Bedrückung u. ä.‹ (im wird die Schreibung mit
-nus
fragend als verkürzte Form von
-nunft
,
-nuft
,
-nust
erwogen),
notstern
›Unglück, Naturkatastrophen ankündigender Stern‹ (dazu bdv.: ; vgl. ),
notverdries
›schwere Bedrängnis‹.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Daz sante sines geistes wint, | Der daz groz ungewittere | Von mir nothaften rittere | Nach sinen gnaden wol vortreib.
Schöpper (
Dortm.
1550
):
Angor. Angst enge engstigung marter vexatz quelung plag angstbarkeit angsthaffte bekuͤmmernus pein truck not jamer qual bedrengknus bangigkeit.
Luther, WA (
1520
):
die not und beschwerung, die alle stend der Christenheit, zuvor deutsche landt, druckt, [...] hat mich auch itzt zwungen zuschreyen unnd ruffen, ob got yemand den geyst geben wolt, seine hand zureychen der elenden Nation.
Ebd. (
1526
):
Denn man mus den krieg scheiden, als das etlicher aus lust und willen wird angefangen, ehe denn ein ander angreifft, etlicher aber wird aus not und zwang auff gedrungen, nach dem er ist von eym andern angriffen. Der erst mag wol ein kriegs lust, der ander ein notkrieg heyssen. Der erst ist des teuffels [...]. Der ander ist ein menschlich unfal.
Ebd. (
1534
):
Denn es lernt einen die not reden und thun, der sonst auch nichts reden und thun wuͤrde oder kuͤndte.
Struck, Joh. Pfannstiel
121, 43
(
mosfrk.
,
1359
):
das er [hofmann] aller nothbethe, legergelts, herberg, atzung [...], entragen sein [...] sol.
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. (
mosfrk.
,
1588
):
es seind aber die eltern in alle weg schuldig, ihren kindern die legitimam oder notgift (als nemblich, wann 5 oder mehr kinder vorhanden, die halbe portion dessen, was ein kind ab intestato hätte haben mögen [...]) ohne bewchwernus, [...] zu verlassen.
Loersch, Weist. Boppard (
mosfrk.
,
1643
):
Ihr churfurstliche gnaden zu Trier, wie auch die nothdienst ihr furstliche gnaden zu Siegburg.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
173, 14
(
rhfrk.
,
um 1435
):
Got alle noit von vns wende.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Man gyt: ,not brichet ysen, | In noten sich man bewisen [...]‘.
Schmitt, Ordo rerum
21, 28
(
omd.
,
1466
):
Cometa not stern [...] comeet eder eyn notsterne [...] est stella cauta (!) et emitens (!) de se colorandium (!) flamarum ad morem triniam et semper quando apparet significat mortem.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
191, 20
(
omd.
,
1554
/
1633
):
Nothgedinge seint zugelaßen in den wassernöthen uf sechßstündige schiechten.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
228, 7
(
thür.
,
1474
):
abir sy enhattin keyn noidgerichte nicht gedinget nach bestalt.
Thür. Chron.
10r, 7
(
Mühlh.
1599
):
Der [...] eigen nutz hat Rom in verderben bracht / vnd nicht die Noth oder bedrangknis / die jhn Hannibal oder alle jhre Feinde [...] gethan haben.
Niewöhner, Teichner
546, 14
(Hs. ˹
nobd.
,
E. 14. Jh.
˺):
,waz du leidest ungemach, | dez mag dich mein roter munt | wol dergetzen ze aller stunt‘. | do sprach er: ,pei dem dergetzzen | muz ich mein notpfant setzzen‘
(hier erotisch tändelnd).
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1449
):
daz erst zaichen auf der püchsen mit einem ganzen strol daz ist die notpüchs, die Gronwaltin genant. [...] Jtem die sechsten sind gezaichent mit dem b, der ist auch etwe vil auf den türnen in holtz gefaßet und ein teil in eisen gesmidt, und heißen notpüchsen.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
100, 30
(
nobd.
,
15. Jh.
):
ob ymant etwas not geschiht, so sal man einen amptman zu Schildeck suchen.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1520
):
Do war angst und noth, dan der wind war groß.
Voc. Teut.-Lat.
x vjr
(
Nürnb.
1482
):
Notverdriß, angustia tribulatio erumna anxietas.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
132, 9
(
Nürnb.
1548
):
[die weyber] müssen im ehestand mit kinder tragen / vn̄ kinder ziehen / vil not vnd jammers leyden.
Sachs (
Nürnb.
1549
):
Da lies er auf den Nunperg gros | Pawen das nothaft, werlich schlos.
Lemmer, Brant. Narrensch.
10, 31
(
Basel
1494
):
wann es gat an ein not | Gant vier vnd zweintzig vff ein lot.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 394, 10
(
Hagenau
1534
):
Es ist eyn gut ding umb den tod / Er hilffet uns auß aller not.
Ebd.
552, 15
:
eynem menschen das in noͤtten ligt / fellet nichts guts zuͦ.
Schade, Sat. u. Pasqu. (o. O.
1542
):
[Der herzog ... hat] Auß hofertigem stolz sich an iderman geriben, | Notfeur gesucht an allen orten.
Roder, Hugs Vill. Chron. (
önalem.
,
1499
):
do sich die unssern wantend in die statt do beschach in so nott, das sy ainander underm tor ertrucktend.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
346, 10
(
Genf
1636
):
Notluͤgen [...] Mendacium coactum.
Sappler, H. Kaufringer
14, 17
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
der [junkfraw] half got mit seiner huld | aus allen iren nöten gar.
Brandstetter, Wigoleis
226, 37
(
Augsb.
1493
):
Got [...] hat auch vns mit disem hochberümeten ritter der grossen not vnd arbeyt entbunden.
Dirr, Münchner Stadtr. 134, Urk. (
moobd.
,
1530
):
die notfertte, di wir gepawen haben und noch pawen auf demselbem wazzer.
Ebd. 237, Art. (
1310
/
2
):
Swenn das lant ein not anget von urlewg, swaz man ein diu stat floͤchent, dovon sol man nicht zollen.
McClean, Havich
4524
(
moobd.
, Hs.
15. Jh.
):
ya lie sy nicht verderben | chainen edeln not hafften man.
Drescher, Hartlieb. Caes. (
moobd.
,
1456
/
67
):
in dem gestirn und auff der erd geschicht nottnẅssz und zwanck den menschen.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1426
, Hs.
15. Jh.
):
Es ist auch recht, wann ain vertiger aus dem wassersehen kümpt oder darin ist auf seiner notfert, bedorft er dann ains schefs oder mer, das mag er wol nemen dacz ob Lauffen oder ein der Altach.
Mieder, Lehmann. Flor. ; ff.;
Aubin, Weist. Hülchrath ;
Tiemann, a. a. O.
164, 2
;
Wunderlich, Fierrabr.
124, 3
;
Froning, Alsf. Passionssp.
4081
;
v. Keller, Ayrer. Dramen ;
Köbler, Stattr. Fryburg ;
Munz, Füetrer. Persibein
8, 5
;
17, 2
;
Weber, Füetrer. Poyt.
354, 4
;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. ;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. ;
Mell u. a., Steir. Taid. ;
Vgl. ferner s. v.
1
 15, .
2.
›Zwang, von seiten eines für seine Tat Verantwortlichen gegen eine Person oder ein Gemeinwesen eingesetzte Gewalt‹; hierzu speziell: ›Vergewaltigung (einer Frau)‹; auch: ›rechtlich gestützte institutionelle (z. B. gerichtliche) Gewalt; legale Zwangsmaßnahme gegen jn.‹; im Unterschied zu 1 mit stärkerer Betonung der Verursacher von Gewalt.
Bedeutungsverwandte:
(
der
59,  1, , ; vgl.  2,  3, .
Gegensätze:
 4.
Syntagmen:
j. vor gericht n. klagen
;
eine frau n. leiden, j. an jm
. (z. B.
an einer frau, an den ammen / weiben
)
n. begehen / tun, jm. (einer frau) n. anlegen
,
jn. mit nöten töten, etw
. (z. B.
eine stat
)
mit n
. (›durch Gewaltanwendung‹)
gewinnen, jm. etw. mit n. abnöten, über n. richten
;
gerichtes n., die n. gottes
›von Gott ausgehende Gewalt‹,
die n
. ›Gewalt‹
des lewen
.
Wortbildungen:
nothaft
(
die
) ›Vergewaltigung‹ (dazu bdv.: ),
nothalsgericht
(Belege s. v.  4),
notlage
(Bw wohl zu
lage
3) ›Vergewaltigung‹ (dazu bdv.: vgl.  2, ,
der
, 9,  3, , ,
der
, ),
notweihung
›Zwang zur Weihung‹ (von Kirchengeräten; von Kirchen und Kircheneinrichtungen).

Belegblock:

Enders, Eberlin ([
Wittenb.
]
1525
):
das im tempel gebrauchtt wurdt, das bedarff kainer weyhung, [...]. Das man inn solchen dingen ain sondere form oder gstalt, oder Figur habe, dann in andern gefaͤssen, [...], laß ich zuͦe, aber doch on alle notweyhung.
Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
des ist dy vrouwe nehir tzu entgeende selb sebende [...] wenne daz man keyne not mer an sy legen moge.
Ebd. :
Wirt eyn man der [...] notiget eynes andirn mannes elych wyb begryffen [...]. vnd wirt [...] von der vrouwen beclayt [...] vmme dy not. dy her an yr begangen hat. vnd bekennet her der tat. man sal obir yn richten also. das man yn enthoupten sal.
Gewofen mag man wol vuren. wenne man veret dorch gerichtes not.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Disse spise dich uz not | Brenget der vreisen lewen.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Dor umb was nimant der yn [marschalck] gert zu doten | Durch pet oder mit noten.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Er gewan auch auf der rais mer stuck, etlich mit not, zwang, etllich mit taiding.
Grimm, Weisth. (
moobd.
, o. J.):
die erste sach ist nothaft, die ander deuf, die dritte bluetige hand.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
14.
/
15. Jh.
):
Auch sind di herren von Hertzogenbürg pessrer inner haus, ausgenamen drei sach: tadsleg diephait natla, der ist pessrer der veldrichter.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Thebas die stat muest er mit der not gewinnen.
Piirainen, Stadtr. Sillein
71a, 5
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
An varenden weyben vnd an ammen mag tvn eyn man not vnd seynen leip vor wirken ob er sy an iren dank besleffet.
Vgl. ferner s. v.  1, .
3.
›Mühe, Anstrengung, Beschwerden, die man eigenaktiv zur Lösung einer Aufgabe, zur Erreichung eines Zieles auf sich nimmt‹.
Wobd. / oobd.; seit dem mittleren Frnhd.
Phraseme:
ane n.
›ohne Schwierigkeiten‹;
mit arbeit / müe / not
›mit Mühe und Not‹.
Bedeutungsverwandte:
 16, (
die
1.
Syntagmen:
der krieg nicht mer grosser n. dürfen
›keiner besonderen Mühe mehr bedürfen‹;
vieh ane n
. [wohin]
bringen, mit n
. [wohin]
kommen
, [wo]
durchdringen, gut mit gewalt gewinnen, das wale mit n. beheren, j. mit n. zu füssen kommen
›sich nur mit Mühe erheben können‹;
die grosse n
.

Belegblock:

Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
so daß ich mit grosser mühe vnd noth, nicht ohne blutigen Kopff, [...], durchtrange.
Kottinger, Ruffs Etter Heini V. (
ohalem.
,
1538
):
[ich] meint, wenn Porsenna wer getödt, | so dörfft der krieg nit mer grosser nödt.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
und nomen auß der vest, [...] groß und vil vichs und prachten das alles mit in gen Nürmberg on not.
Klein, Oswald
115, 64
(
oobd.
,
1438
):
wer güt gewunnen hat mit not, | Die geittikait nicht bodems hat.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
260, 3
(
moobd.
,
1473
/
8
):
dy Chriechen do mit macht | beherten mit nott das wale.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
zuckt in der ris an not und sunder alle wer auf und trueg in in die stat.
Fichtner, a. a. O.
463, 4
;
Munz, Füetrer. Persibein
13, 5
.
Vgl. ferner s. v.  1.
4.
›Situation natur-, krankheits- oder sozial bedingter Art, die jn. zur Nichtbefolgung, Nichtbeachtung, Übergehung von Regeln und Pflichten zwingt, die der Aufrechterhaltung, Einhaltung religiöser Rituale, Gepflogenheiten und Abläufe, der Sicherung der wirtschaftlichen, der sozialen und (vor allem:) der rechtlichen Ordnung dienen‹; Situationen dieser Art sind nach Ausweis des nahezu regelhaft begegnenden Attributes
ehehaft
als gesetzlich vorgegebene Zwangssituationen (höhere Gewalt) außerhalb der Handlungsmöglichkeiten des einzelnen anerkannt; ihre Geltendmachung verläuft nach rechtlichen Regeln: Sendung von Boten mit der Aufgabe, die
not
zu
lautbären
, zu
beweisen
, rechtsförmlich
fürzuwenden
›vorzutragen, in Anspruch zu nehmen‹ usw. Ausnahmeregeln sichern dem Beweis von
not
weite Möglichkeiten der Einflußnahme und einen weiten rechtlichen Argumentationsrahmen.
Gehäuft Rechts- und Wirtschaftstexte.
Phraseme:
ehafte
(auch
ehaftige
)
not
(dicht belegt).
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld):  1, ,  2,  2,  891011,  1,
1
 1, , (
das
2,  1, (
der
),
2
(
der
),
2
 1, , (mehrfach),  1, , , ›Viehseuche‹.
Syntagmen:
die (ehehafte) n. lautbären / verboten
(›durch Boten mitteilen‹)
/ beweisen / (be)reden, fürwenden
;
die n
. (Subj.)
jn. angehen / irren / säumen / zwingen / entzwingen
; [einen Betrag]
an die n. wenden, etw. aus n. geschehen, j. aus n. verhindert werden, e. S
. (Dat.obj.)
ane n. ausgehen, die messe durch n., von n. wegen versäumen, durch n. den hof verkaufen, etw. not halber nicht mögen
›zu tun vermögen‹,
sein gut in nöten auf die gasse bringen, etw. von n. wegen entschuldigen
;
ausgenommen / vorbehalten (ehehaftige) n
. (als Rechtsformel);
die anliegende / rechte / redliche n
.
Wortbildungen:
notarbeiter
›Tätiger in Bereichen, die die stetige Anwesenheit einer Aufsichtsperson verlangen‹ (im Belegkontext werden
gottesgewalt
und
herrennot
genannt),
notbäre
1 (subst. Adj.) ›Notleidender, Verarmter, von der Teilnahme am
dingtag
Befreiter‹,
notbeweis
›Beweis eines Grundes für das Nichterscheinen zu einer Gerichtssitzung‹,
notbote
›Bote, der den Beweis
ehehafter not
überbringt‹ (dazu bdv.: ),
notrecht
2 ›die Situation von
not
(
die
) 4 betreffendes Recht‹,
notscheider
ݟber die
not
Bescheid gebende Person‹ (dazu bdv.: ),
nottaufe
(dazu bdv.: ),
nottaufen
,
nottäufte
(s.
-täufte
sowie ;
Henzen, Dt. Wortbildung.
1957, 176
: Suffix
-ete
).

Belegblock:

Chron. Magdeb. (
nrddt.
, Hs.
E. 16. Jh.
):
Auch sollen alle thor dem Reythenden [...] vorschlossen zw stehen, so lange das heilige Ambt der hohen meßen [...] geendet ist. bey pehne fünffzig Magdeburgischer Pfenigen soll der torwarter geben alleine außgenohmen redliche und ehafftige noth.
Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
Von notrechte. [...]. Der bote sal ouch dy chte not benumen vnd bewysen vf den hylgen.
Luther, WA (
1537
):
Dohehr wirt aus diesem Text auch die Nottauffe, so von Ammen oder Weibern geschiecht, beweiset. Wen kindlein, so neulich geborn sind worden, in gefhar des lebens stehen und sterben mochten, das sie die Weiber teuffen.
Lau, Qu. Neuß (
rib.
,
15. Jh.
):
so dat ick [...] noitbewis brengen, wairumb he zom darden gebaede nit erschinen ist.
Loersch, Weist. Boppard (
mosfrk.
, Hs.
18. Jh.
):
So bald mit der gemeinen klock dreimahl geleuth, so seind schuldig zu erscheinen alle bürger [...], ausgenommen nothbertten.
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. (
mosfrk.
,
1412
):
noitarbeider, die umb noit arbeident.
Cirullies, Rechtsterm. Anh.
1981, 260
(
rhfrk.
,
1395
):
Katherin Winthersin hat eyn notboden gehabet als von Syfried Fonncken wegen.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
3, 325, 34
(
thür.
,
1474
):
hat sichs gemacht, daz sy in kintbette gewest ist unde nicht zcu sollichem gerichte unde rechte komen kunde, unde hat zcwene noidscheyderere zcu deme richter gesant.
Küther, UB Frauensee
286, 26
(
thür.
,
1498
):
zwentzig gude geneme rinsche guldin [...], die wir darümb emphangen und in unsrern ehafft not und notze gewant sie.
Köbler, Ref. Nürnberg
78, 5
(
Nürnb.
1484
):
OB yemandt. dem fuͤrgeboten vnd verkundet wer worde͂. zuerscheine͂ verhindert wurde auß Eehaffter not. das sol er verscheinbotten auf die bestympten vñ beschiden zeitt.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
Uf einmal was einem Buren ein kind worden, das muͤst man notteiffen, das teifft er selber.
Lauterbach, Orhein. Rev. (
nalem.
,
v. 1509
):
Ouch ist kein prescriptio wider die notteuft.
Rennefahrt, Zivilr. Bern (
halem.
,
1354
):
ob ich es ersparen mag, und mich ehaftiguͥ unde redlichuͥ not anders nit entwinget.
Ders., Stadtr. Bern (
halem.
,
1407
):
were, daz uͥns beide oder uͥnsern dewedren dehein ehaftige not an gieng, daz wir denn wol soͤllen und moͤgen uͥnser vestinen, sloͤsser und allez uͥnser guͦt versetzen, verpfenden und verkoͧffen, wem wir wellen, [...].
Ders., Wirtsch. Bern (
halem.
,
1. H. 16. Jh.
):
all wuchmerckt, so lang der kornmerckt keuff und louff hat, sich
[als
kornschouwer
]
daselbs [kornmerckt] finden zelassen, oder so sy ehaffter lybs und herren-nothalb nit mögend, einen anderen an ir statt zestellen.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
E. 15. Jh.
/
A. 16. Jh.
):
es were denn, das einer von siner anligennden not wegenn an das gericht nit kommen, so mag er einen anndern an sein statt bittenn vnd setzen, ob er aber keinen erbitten, so [...].
Ebd. (
1539
):
das einer von siner anligennden not wegenn an dz gricht nit komen.
Bastian u. a., Regensb. UB
410, 17
(
oobd.
,
1373
):
Swer daz uͤbervirt und sein muͤl mit sailen an di purkchmaur oder an di slaht haͤcht, der schol davon ze wandel geben alle tag 24 d [...], ez waͤr dann das in ehaft not von grozzem wazzer oder von eys darzuͤ twung.
Auer, Stadtr. München (
moobd.
,
1342
):
ob in ehaft not geirret hiet, so sol man im tag geben auf daz naechst taeding.
Ebd. Anh. [7], :
es sei danne herrn not oder des landes not, so mügen si wol würchen
[
an der veiernaht
].
Uhlirz, Qu. Wien
2, 1, 201, 22
(
moobd.
,
1338
):
reifen, chelten, schauer und ander unglück, davon der weingarten mocht verderben und die messe damit versaumt wurde, und darumb durch recht ehaft not [...].
Vogel, Urk. Heiliggeistsp.
1, 126, 16
(
moobd.
,
1350
):
vnd bat mich, er muͦst durch ehaft not sinen hof ze Hainrichshouen verchaufen.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
versaumbt er vor nöth zwo sprach und kombt zu der dritten, ist er nichts verfallen.
ob ain fraw oder man sein guet in den nötten
[bei Feuer]
auf die gassen oder in den stolhof prächt, das soll im sicher sein.
Große, Schwabensp. ; ;
Buchda, Schöffenspr. Pössneck 4, S. 
235
;
Rennefahrt, Statut. Saanen ; ;
ders., Recht Laupen ;
Hör, Urk. St. Veit
78, 28
;
Vogel, a. a. O.
1, 211, 24
;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
Uhlirz, a. a. O. ;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
5.
›schwere psychische, vor allem religiös bedingte oder mit religiösen Inhalten verbundene Qual, Not, Verzweiflung‹; speziell: ›aus der Sorge um das Seelenheil, aus Furcht vor den Qualen des Fegefeuers und der Hölle resultierende Angst‹; auch: ›Todesnot‹; metonymisch: ›Fegefeuer‹; ›Höllenqual‹; ›ewige Verdammnis‹; selten auch auf erotische Zustände bezogen, dann: ›Liebeskummer, -sehnsucht‹.
Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld):  1, (
die
2,  2 (ütr.), I, 5, , , ,  1,  1,  568,  2,  134, , , .
Gegensätze:
, (
der
13,  2.
Syntagmen:
seine n. bedenken / bedichten / klagen / hinlegen, j. in der helle n. leiden, die n. mit waffen des gotteswortes verwinden
;
js. n
. (Subj.)
dem samariter jammern, got zu herzen gehen
, [wo, im Angesicht der Trinität]
verschwunden sein
;
sich js. n
. (Gen.obj.)
annemen
;
der n
. (Dat.obj.)
entgehen
;
jm. aus n. helfen, jn. aus einer n. erlösen, in n. lassen, j. in n. sein / liegen / rufen, den herren anrufen, einen fluch empfangen, j. in n. trost / hilfe haben, hilfe begeren, sich in n
. [wohin]
keren, got in nöten mithelfen, nicht weichen, jm. zu trost kommen, jn. in die ewige n. verschicken, jn. von der n. erlösen, Maria ein adelanker zu der n. sein
;
die n. der sünden, des gewissens, des fegefeuers / todes
;
die ewige / geistliche / grosse / jämerliche / unsprechenliche n., die lezten nöte
.
Wortbildungen:
notschweis
›Angstschweiß‹,
notstündlein
,
notvertreib
›Erlösung aus Verzweiflung‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1521
):
in irem [gleißner] unruͦwigen gewissen ist nichts dann jamer, angst, not und nagend würm, da ist kain frid.
das sichs nit erkennen lesset on eygen erfarung und fulen, zu wilcher doch niemant kumpt, er traw den got mit gantzem hertzen, wenn er ynn der tieffe und not ist.
Ebd. (
1526
):
Derhalben braucht die scrifft des worts ,Scheol‘ fast dazu, das sie des todes letzte noͤtten und angst anzeyget der ienigen so da sterben. [...] eyn iglicher hat seyne helle mit sich, wo er ist, so lange er die letzte noͤten des todes und gotts zorn fulet.
was die sunder nach diesem leben thun, [...], das da sey eytel tods angst und not, zittern und verzweyffeln ewiglich.
Wenn denn das letzt not stuͤndlein herzuͦ trittet, so waiß man keinen trost noch radt.
Jostes, Eckhart
76, 36
(
14. Jh.
):
daz er selb mithilfet und bei uns ist in unsern noten, als er selb sprach zu sant Antonio, do er in noten waz und unsern herren anrief.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1582
):
Erhoͤr mein stimm du trewer Got, | Dieweil ich ruͤff in meiner not.
Dubizmay, kurß zu Teutze
92, 2
(
hess.
,
1463
):
In allen vnseren notten vnd engsten kum vns zu hilffe süße meydt.
Froning, Alsf. Passionssp.
3739
(
ohess.
,
1501ff.
):
die unsprechliche groys noidt, | die die mentscheit lyden sale.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
79, 1
(
omd.
,
1487
):
So der mensch leÿth Jm artickell des todes Jst er Jn der aller grossten ferligkeit angst vnd noth.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
mit den wafenen des gotes wortes, [...], hie mit soltu vorwinden alle din not.
Henschel u. a., Heidin
833
(
nobd.
,
um 1300
):
Nv la [vrowe] mich niht in dirre not | Daz wil ich biz an minen tot | Gerne verdienen vmbe dich.
Asmussen, Buch d. 7 Grade
1912
(
nobd.
, Hs.
A. 15. Jh.
):
Do ist verswunden alleu not, | [...] | do man mit vollen augen | siht der drivalt taugen.
Langen, Myst. Leben
175, 14
(
nobd.
,
1463
):
kum mir zw / hilff, yeczund in mein leczten / noten.
Gille u. a., M. Beheim
76, 146
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
seint gote | Durch uns wart mensch und uns erlost, | so chumt er uns auch mer zu trost, | hoff wir, in ander note.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
11, 48
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
auch schullen wir stetiglich bedencken unser jamerkeit und not, unser angst und smerczen und schullen auch bedencken: als wir weynend, geprechlich in dicz jamertal komen sein, also [...].
Reichmann, Dietrich. Schrr.
74, 17
(
Nürnb.
1548
):
er [Gott] hat ein Vaters hertz / mein not gehet jhm zu hertzen.
Dietrich. Summaria
19r, 33
(
Nürnb.
1578
):
Solchen trost solten wir inn allen noͤten vor vns haben / so wuͤrden wir am creutz vns nit ergern.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
Wil aber der mensche nút getruwen Gotte [...], so let in Got dicke in not kunnen.
Fuchs, Murner. 4 Ketzer
142
(˹wohl
Straßb.
˺
1509
):
Ob sye
[
muͦter gotts
als
Adams kind
]
mit vns in solcher not | Den fluͦch
[der Erbsünde]
entpfangen hab von got.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
von aim tag zuͦ dem andern altet der metsche, und twinget in maͤnig arbait und kumber, [...], und nach der arbait gat dú ewig not.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Nement essent: das ist min lip, | Uwer aller not vertrip, | Der umb úch lident wird den tot, | Umb das ir komint usser not!
[Das er] Von angsten bluͦt do swiczende wart. | Ain soͤlich notswais kam an in.
Lauater. Gespaͤnste
71v, 18
(
Zürich
1578
):
daß man die jren vß der pyn vnd not deß Faͤgfhürs moͤchte erloͤsen.
Wyss, Luz. Ostersp.
468
(
Luzern
1583
):
Doch bin ich din gschöpft, min her vnd gott. | Verschik vns nit in ewige nott!
Klein, Oswald
1, 48
(
oobd.
,
1421
):
si geit mir büss und senlich pein, | das ich mein not nicht halb betichten mag.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
134, 2814
;
Palmer, Tondolus ;
v. d. Lee, a. a. O.
84, 11
;
Mathesius, Passionale ; ;
Eggers, Psalter
53, 2
;
Reichmann, a. a. O.
130, 35
;
Vetter, a. a. O. ;
Lauchert, Merswin ;
Wyss, a. a. O.
9260
;
10017
;
Weber, Füetrer. Poyt.
135, 6
.
Vgl. ferner s. v. , (
die
1,  1,  2.
6.
›schwere, schmerzhafte, lebensgefährliche bis tödliche Krankheit‹ (auch im Zusammenhang mit der Sündenverfallenheit des Menschen gesehen; s. u. den Beleg
Wagner
); in den religiös motivierten Texten erscheint
not
(
die
) 6 teils als die Stellung des Menschen unhintergehbar voraussetzendes Faktum; mehrfach wird
not
(
die
) 6 als Drohung semantisiert und pragmatisiert, damit als Mittel religiöser Machtausübung instrumentalisiert.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld): , ,  1,  12, (
das
1,  1, , .
Syntagmen:
n. haben
;
die n
. (Subj.)
etw. erfordern, jn. zu etw. dringen
;
der leichnam mit nöten umgeben sein, etw. wie arzenei zur n. gebrauchen, j. js
. (z. B.
des pastors
)
zur n. gebrauchen
;
die n. des steines
›Schmerz bei Blasenstein‹,
leibes n
.;
die leibliche / wunderbare n
.
Wortbildungen:
notamme
›Hebamme‹.

Belegblock:

Koeniger, Sendgerichte (
rib.
,
17. Jh.
):
Sall auch derselb pastor sich [...] dag und nacht finden lassen, ob man seiner zur noett brochen müess, die sacramenten zu reichen.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Vrucht brenget er [dorn] die ist rot, | Nutze vor des steines not.
Kisch, Leipz. Schöffenspr. (
osächs.
,
1523
/
4
):
Es were dan, das in leibs not darzu drunge.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
8, 16
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Mit welchen aber leyden und vil geprechenheit und mancherley kranckheiten, noten und durftikeyten, sorgen und angsten, smerczen und peynigung, ach und we, verderbnuße und jamerkeit der leichnam umbgeben ist.
Franck, Decl.
347, 29
(
Nürnb.
1531
):
vnd gebrauche sich sein [des weines] wie ein aͤrtzney zur not / vnd nit zur lust.
Goldammer, Paracelsus
7, 177, 16
(
1530
):
in werken nit abweichen, in treu erzeigen [...], es sei leibs not oder ander not, [...], ie eines dem anderen so getreu sein als ihm selbst.
Maaler (
Zürich
1561
):
Jn nieren kranck seyn oder Not haben.
Kammerer u. a., Urk. Isny
113, 21
(
schwäb.
,
1523
):
ein Kind empfangen, es ohne
nottama
, [...], zur Welt gebracht.
Wyss, Limb. Chron. U ;
Gleinser, Anna v. Diesb. Arzneib.
1989, 212
.
7.
›Leid, Schmerz, Kummer aufgrund des Todes eines Angehörigen, Freundes‹; eng an 6 anschließbar.
Meist Texte gebundener Form.
Bedeutungsverwandte:
 1, (
das
3.
Syntagmen:
n. leiden, von js. tod n. haben, got
(Dat.obj.)
seine n. klagen
;
jn. seiner n
. ›der
not
halben‹
klagen
;
die grosse / jämerliche n
.

Belegblock:

Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
477
(
mrhein.
,
um 1335
):
Vwe der iemerlichen not. | Mir ist min lieber bruder dot.
Banz, Christus u. d. minn. Seele
299
(
alem.
,
1. H. 15. Jh.
):
Wir möchtin doch mit diner müter laid haben | Und si mit dir clagen | Der vil großen not, | Die si hat von dinem bittern tod.
Wyss, Luz. Ostersp.
3, 49, 10
(
Luzern
1616
):
Ach Heer vnd Schöpffer, warer Got, | zuͦ klagen kum ich [Jayrus] dir min noth.
v. Keller, Ayrer. Dramen ;
Goedeke, P. Gengenb. ;
Sappler, H. Kaufringer
13, 244
.
8.
›Passion, Marter Jesu Christi‹ (verstanden als Erlösungstat für den der Sünde verfallenen Menschen).
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld): (
die
1,  4, (
das
2, (V., unr. abl.) 7 (subst.),  1.
Syntagmen:
n. leiden, um jn. n. erleiden, die n. tun
›vollziehen‹;
die n.
(Subj.)
jm. vergemeinsamet sein
;
das menschliche geschlecht durch n. erlöst werden, Jesus in der n. (gewesen sein)
;
die n. des schepfers
;
das angedächtnis der n
.

Belegblock:

Froning, Alsf. Passionssp.
2493
(
ohess.
,
1501ff.
):
wan hie lidet disse noid | und der dritte tagk vorgehet, | vonn dem tode hie uffstehet!
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
236, 19
(
nobd.
,
E. 14. Jh.
):
Disev not vñ arbait / ist vns gemainsamet.
Wyss, Luz. Ostersp.
6763
(
Luzern
1545
):
durch min lyden, angst vnnd not | würt erlöst das mentschlich gschlecht vom tod.
Klein, Oswald
8, 16
(
oobd.
,
1423
?):
des hat sich mancher herter stain enzwai entrennt, | do er emphand seins schepfers not und sterben.
Piirainen, Stadtr. Sillein
36, 28
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
ICh man dich svͤzer vater herre iesv crist der grossen angest vnd not do dv ynne warest.
Mönch v. Heilsbronn. a. a. O.
23b, 14
;
Lemmer, Schernb. Frau Jutte
810
;
Stammler, Berner Weltger.
901
.
Vgl. ferner s. v. .
9.
›Notwendigkeit, wie sie sich aus inhaltlichen (oft: religiösen) Zusammenhängen als logische Schlußfolgerung (kognitiv gesehen) oder als begründete Handlungsvorgabe oder gar als Handlungszwang (pragmatisch gesehen) ergibt‹; in dieser Verwendung tendiert
not
oft zu phrasematischer Festigkeit sowie zur Verwischung subst. und adj. / adv. Gebrauchs; die Zuordnung der Belege erfolgte in der Regel auf das Subst. hin; vgl. aber auch
not
(Adj.) mit Steigerungsformen.
Phraseme:
ane not
›der freien Entscheidung unterliegend‹;
aus not
(e. S.; Gen.) ›aufgrund von etw., zwingenderweise, aus logischen oder handlungspraktischen Zwängen heraus‹;
durch not
›deshalb, notgezwungen‹;
mit not
›notgedrungen, gezwungenermaßen‹;
über die not
›über das Nötigste hinaus‹;
um not
›nötigenfalls‹;
von not / nöten
›notwendigerweise, aus der inneren Logik e. S. heraus; gezwungenermaßen‹;
zu not
›notgedrungen; logisch zwingend‹;
not halben
›logischerweise‹.
Bedeutungsverwandte:
.
Syntagmen
(oft mit den soeben genannten Phrasemen und ihrerseits wieder ansatzweise phrasematisch):
etw. tut n., es hat keine n
. ›es ist nicht notwendig‹;
wie uns die n. bedeucht
›wie wir es nach Lage der Dinge für notwendig erachten‹;
es ist not, von not, von nöten, das [...]
›es ist logischerweise so, daß [...]‹,
es ist n. und fug
[+ Subjektsatz mit
zu
],
jm. ist etw
. (z. B.
die klage
)
n
. ›j. ist zu etw. gezwungen‹,
jm. ist so n., das [...]
›jm. ist etw. so wichtig, daß [...]‹;
etw. ist ane n. zu sagen
›etw. braucht nicht gesagt zu werden‹,
es wird e. S.
(Gen., z. B.
der ausfürung
)
(nicht) von nöten, e. S
. (Gen.)
geschieht not
›etw. beweist sich als notwendig‹,
ane n. einen krieg aufwegen
.
Wortbildungen:
notbäre
2 ›notwendig‹,
notbischof
,
nothaft
2 ›zwingend, dringend; logisch nachvollziehbar‹,
notrede
2,
notsache
3 ›situationsbedingte Notwendigkeit‹,
notweg
›als Behelf dienender Weg, Notzugang zu etw. hin‹ (a. 1581),
notwende
›behelfsmäßiger Wendeplatz‹ (um 1630).

Belegblock:

Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Die Vnterthanen beschweren sich vnd werden schwurig / wenn die Obrigkeit nicht auß noth des gemeinen wolstands / sondern vmb [...] eigen Nutzen willen Schatzungen aufflegt.
Luther, WA (
1518
):
drauß folget, das das ablas niemant nodt ist.
Ebd. (
1520
):
das keyn werck, keyn gepott eynem Christen nott sey zur seligkeit, sondern er frey ist von allen gepotten, und auß lauterer freyheit umb sonst thut alls, was er thut.
ßondern thu es, wilchen tag es die nodt und messickeyt foddert, das heyst denn recht fasten.
das sie nit muͤgen leugnen, Christus sey warer gott. Szo er aber nu Gott unnd gottis ßon ist und hatt unß nu selb gepredigt, selb fur unß gelitten, ßo foddert es die nodt und billickeyt, das wir nu viel mehr yhm glewben.
da ist keyn gesetz, keyn recht, keyn tzwang, keyn nodt, ßondern eyttel freyheyt und gunst, und geschicht doch alle ding ßo reychlich, das man sonst mit keynem gesetz noch tzwang das hunderste teyll mocht foddern.
Ebd. (
1530
):
Also hat sich auch nott halben die sunde an Christo abgerennet.
Ebd. (
1542
):
Mussen doch unsere weltliche Herrschafften jtzt Not Bischove sein und uns Pfarherr und Prediger [...] schutzen und helffen, das wir predigen.
Ders. Hl. Schrifft. 1. Kor.
7, 18
Marg. (
Wittenb.
1545
):
Niemand dringe darauff / das Vorhaut oder Beschneitung not sey / sondern lasse es beides on not vnd frey sein jeder man.
Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
der cleger sal sich tzu der clage tzyhen also das her sal sweren. das ym clage not sy vmme den totslag.
Scholz, Lanfrank. Chir. Parva
228r, 18
(
md.
/
oobd.
,
1446
/
8
):
mach / also wil stiche also es not tu.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Diu sêle hât gewâget ze nihte ze werdenne und enkan ouch von ir selber ze ir selber niht gelangen, [...]. Daz muoz von nôt sîn.
Ders., Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
sunderlîche in dem und von dem, daz ez got wil, sô wirt ez und ist von nôt guot.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
1476
(
rib.
,
1444
):
noitsache deit dich der [slussele] gebruychen | Ind gift dir dan orloff des, | As verre da nyeman anders en is.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
,
3. Dr. 14. Jh.
, Hs.
2. H. 16. Jh.
):
Wer nit umb not zorn enhait, daz enist nit eins wisen rait.
Froning, Alsf. Passionssp.
3414
(
ohess.
,
1501ff.
):
warumb kommet er [Judei] | alßo grußlich her zu mer? | zwar eß wer uch keyn noitt!
Mone, Adt. Schausp. (Hs. ˹
omd.
,
1391
˺):
Paule, liber bruder meyn, | von not so muͤz daz selbige sy
e
.
Strauch, Par. anime int.
73, 16
(
thür.
,
14. Jh.
):
Got ist etwaz daz da ist pobin wesin fon noit.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1513
/
5
):
Also thut nit anderst nott zum fürsichtigen angesicht zw tzihen dan allein dÿ awffrechten parlinj.
Das ist dÿ kürtzest leng van nott vnder den treÿen gröste lengen.
Kohler u. a., Bamb. Halsger. (
Bamb.
1507
):
welicher dann in den prusten milch gefunden wirt, die muss von nodt wegen ein kindlein gehabt haben.
Franck, Decl.
349, 28
(
Nürnb.
1531
):
das vnkeusch beyschlaffen / welchs so man es von der erden hebt / ist von noͤtten / das zu handt alle geschlecht der thier abnemen.
Dietrich. Summaria
21v, 28
(
Nürnb.
1578
):
Derhalben ist von noͤten / das man mit sonderlichem fleiß vnnd ernst / das wort hoͤre.
Banz, Christus u. d. minn. Seele
385
(
alem.
,
1. H. 15. Jh.
):
Ich clagnen wol von nöten: | Er wil mich hungers töten.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
das ist wol ein notrede das man dem worte ze hoͤrende nút bas enkan gedienen denne mit stillin und mit losende.
Lemmer, Brant. Narrensch.
46, 1
(
Basel
1494
):
Es ist nott / das vil narren synt | Dann vil synt an jn selbs erblynt.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Die andern gar an ir gesicht | Schluͦg Got, das sú gesæchent niht: | Durch not sú muͦstent abelan | Das sú da woltent han getan.
Schib, H. Stockar
82, 18
(
halem.
,
1520
/
9
):
den was so nott uber ainanderen in Mialand und in Bickardyg, das [...].
Jörg, Salat. Reformationschr.
665, 14
(
halem.
,
1534
/
5
):
das die von Zürch ettwan um nothaftt anvordrungen / jnen kein antwurdt gebend.
Grimm, Weisth. (
halem.
,
1568
):
So ein mann ône nothafte ursachen von siner efrawen gienge, die von im jagte [...].
Sappler, H. Kaufringer
28, 80
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
seit nu die cristen sagen, | das gott ist in dem klainen prot, | so ist mir des ze fragen not | und dunkt gar wunderlichen mich.
Adomatis u. a., J. Murer. Abs.
542
(
Zürich
1565
):
Denn uns der vatter ernstlich bot | wir soͤllend gar nit über dnot | Dir und dim hußgsind unruͦw schaffen.
Bauer, Geiler. Pred.
322, 6
(
Augsb.
1508
):
Ain mensch des hertz erfüllet ist mit den lüsten diser welt / deßselben gedenck muͤssen von not weltlich und flaischlich sein.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Im fall der not / moͤcht man wol ainen Kelch vom Altar nemen ainem armen zu dienen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
daz ist mit gaistleichen strâfen und auch mit werltleichem swert, ob sein nôt geschiht.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
um 1365
):
ob yemant ze not eines chauffes bedoͤrft und verpint sich mit triwen, [...].
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
1004
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
Seind ain werlt ist so ist des not daz ain furste sey der werlt.
Uhlirz, Qu. Wien (
moobd.
,
1459
):
dadurch not und fug ist, in hilff, furdrung und zuschub ze tun.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
523, 7
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Wir wellen Priamo sagen, | [...] | das wir mit not den frid han angetragen.
v. Maren, Marquard. Ausgabe
10, 5
(
Venedig
1483
):
nit allein klare vnd schoͤne vnderweisung sunder auch nuͤtzliche vnd notbere lere zum christlichen wesen.
v. Ingen, Zesen. Ros.
90, 25
;
Küther, UB Frauensee
127, 36
;
Meisen u. a., J. Eck
10, 17
;
Opitz. Poeterey
12, 20
;
Bremer, Voc. opt.
42, 45
;
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
3, 52
;
Köbler, Stattr. Fryburg ;
Haas u. a., Erasmus/Jud. Klag
14, 29
;
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
297, 31
;
Bastian u. a., Regensb. UB
116, 7
;
10.
›Fehlen, Nichtvorhandensein, Mangel, damit Bedarf an denjenigen materiellen Sachen (z. B. an
holz / speise
) oder an kognitiven Werten (z. B. an
rat, wiz
) sowie an handlungskompetenten Personen, die man zur Behebung der jeweiligen Mangelsituation braucht; Bedarfsfall, Bedarfssituation‹.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld): ,  1,
1
 12; vgl.  11, (
der
2, (
die
12, , .
Gegensätze:
 1; vgl. .
Syntagmen
(durchgehend im Übergang zum Phrasem; Verwischung von subst. und adj. Gebrauch):
n. haben / leiden, das wort einer glose n. haben, jm. der gezeugen n. tun, jm. wiz n. gehen
;
n
. (Subj.)
geschehen, jn. anfechten / angehen, eine stat, ein land antreten, n. sein / werden
(z. B.
um heu / futter
);
etw
. (Subj., z. B.
salz, ein leffel
)
n. sein, der sele n. sein, das [...], jm. etw. n. sein
(z. B.
den meiden die salbe
),
jm
. (z. B.
den gesunden
)
nicht n. des arzetes sein, jm. e. S
. (Gen., z. B.
der tugend
)
/ e. P. n. sein, jn. nach etw
. (z. B.
nach pfründen
),
zu etw
. (z. B.
zur speise, zur gerechtigkeit
)
n. sein
;
j. der freunde in der n. bedürfen, jm. in n. steuer bieten
;
die n. rates
;
die grosse n
.;
der tag der n
.
Wortbildungen:
notholz
›Holz für den üblichen Bedarf‹,
notsak
›Werkzeugbehälter für Bedarfsfälle‹,
notschaz
›Vorrat für besondere Bedarfsfälle‹ (dazu bdv.: ,  14),
notschus
›einem Bedürftigen zugestandener Schuß auf Vögel‹,
notwendig
3 ›(e. P., z. B.
der hauptleute
) bedürftig‹.

Belegblock:

Ziesemer, Gr. Ämterb.
95, 29
(
preuß.
,
1440
):
Im notsacke: item 8 billen, 1 stheynwoffen, 1 wergbeyl, [...], 1 eyszrutel, 1 buxmeissel ist in dem notsacke.
Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
Der richter mag wol gebyten allen den dy den vrede gesworen han. das sy varen wo ym not ist in syme gerichte.
Luther, WA (
1521
):
Lieber, was hulff dich ain guldine monstrantzen geben auff den altar, und darneben lassen in hunger, angst und not leyden und sterben ain hauß vol kinder?
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Dem gerehten menschen ist sô nôt ze der gerehtichait.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
826
(
mrhein.
,
um 1335
):
Waz duͦt vns nuͦ gezuge not, | Wan dirre mensche schiltet got.
Grimm, Weisth. (
mosfrk.
,
1608
):
macht, was für nothholtz zu erkennen, als bindraitel, leiterbäum, langwerth, deusel [...].
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
149, 22
(
rhfrk.
,
um 1435
):
Lieber herre nü gebent mir getrüwen rait / dann dis dut mir noit.
Dedekind/Scheidt. Grob.
137, 8
(
Worms
1551
):
Auch bring hie deller / dort lang brot / | Hie ist saltz dort ein loͤffel not.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
27, 12
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Her Tot, ratet! Rates not ist!
(›Rat ist gefragt‹). Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
,
1335
):
wenne di stat oder daz lant eine not antrittit, [...], so sal man dazu brot hervuren in der wochen.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. (
osächs.
,
1343
):
ûwir vatir weiz wes ûch nôt ist
[
Mentel
1466:
durfft
;
Emser
1527:
von noͤten
;
Luther
1545:
was yhr bedurfft
]
êr wan ir en bittet.
Ebd. Mk. :
Den gesunden ist nicht nôt des arzedes.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
26, 27
(
nobd.
,
1488
):
so einer ins holtz gehet oder fereth, so er eines holtz bedorft, das man nent ein nothholtz, so [...].
Lemmer, Brant. Narrensch.
30, 1
(
Basel
1494
):
Wenn noch vil pfruͤnden hie ist nott | Des esel fellt me dann er got | Vil seck die synt des esels dot.
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
nodtSchatz / gemeiner stock allein zur hœchsten nodt verordnet. Aerarium sanctius.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 56, 5
(
Hagenau
1534
):
Freunde sind gut / aber weh dem / der yhr bedarff in der nodt. Wenn die nodt angehet mit dem menschen / so hoͤret auff alle freundtschafft.
Goldammer, Paracelsus
5, 182, 1
(
1530
):
die reichtumb der welt: was ist, daß wirs alls haben? an dem tag der noten, der engsten wird es uns alles nit helfen.
Qu. Schweiz. Gesch. (
halem.
,
1470
):
dann sy lüten darzuͦ gnuͦg gehept, aber reisigen volks und houptlüten werend sy notwendig gsin.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Einem armen [...] muß man einem
[sic!]
noth oder ehrschuß zu gut halten / oder wenn er etwa auß not vnter die tauben scheust.
Klein, Oswald
44, 37
(
oobd.
,
1426
):
Vil gütter witz, der gieng mir not, | seid ich müss sorgen umb das brot.
Helm, H. v. Hesler. Apok. ;
Große, Schwabensp. ;
Froning, Alsf. Passionssp.
1302
;
Dedekind/Scheidt. a. a. O.
86, 28
;
Jahr, H. v. Mügeln
1933
;
Thiele, Chron. Stolle ;
Asmussen, Buch d. 7 Grade
1088
;
Vetter, Pred. Taulers ;
Kollnig, Weist. Schriesh.
120, 15
;
Spechtler, Mönch v. Salzb.
33, 124
;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
Kummer, Erlauer Sp. .
Vgl. ferner s. v. ,  2,  1.
11.
bei vorangestelltem genitivus explicativus oder (etwas seltener) mit Adjektivattribut liegt das semantische Gewicht auf dem Genitivausdruck bzw. dem Attribut; Beispiele: der
helle not
oder
arbeitliche not
.
Oft Texte gebundener Form.
Syntagmen:
der angst / helle n., durstes / hungers / feuers / frostes / leides, der hitze n
.;
die angstbäre / ängstliche / arbeitliche / fallende / sterbende / weigliche n
.

Belegblock:

Enders, Eberlin (
Wittenb.
1525
):
Wenn du ynn sterbender not leyst, wirt dyr dein eygen gewissen absagen.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Du bist also wise | Daz du mit arbeitlicher not | Niht wilt ezzen irdische brot.
Ebd. (Hs. 
v. 1406
):
Da haizz prinnent flamm rot, | Hie vor chelten frostes not | In stäter wernder leng!
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
987
(
mrhein.
,
um 1335
):
so hede sine martel nit irlost | die menscheit von der hellen not.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
daz sich ouch herste | Sin horn von vollendir not.
Gille u. a., M. Beheim
77, 8
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Die frucht uns speis hat geben | fur des ewigen hungers nöt.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Aller erst gab wigliche nott | Colabrus, ir lïber man.
Hübner, a. a. O. ;
Päpke, Marienl. Wernher ;
Rennefahrt, Wirtsch. Bern
588, 35
;
Sappler, H. Kaufringer
17, 68
;
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
33, 2
;
Wackernell, Adt. Passionssp. St. II,
2388
.
Vgl. ferner s. v.  1, (Adj.) 14.