magdtum,
der
(meist), vereinzelt:
das, die
;
-s
(für
das
)
/–
;
zur alem. Sonderform
mägden
s. .
1.
›Jungfräulichkeit, Unberührtheit, Keuschheit, Reinheit (einer Frau)‹; als Metonymie: ›Jungfernhäutchen‹; in 1 Beleg: ›Jugend, Jünglingsalter (bezogen auf einen Mann)‹; ütr.: ›mit der Jungfräulichkeit verbunden gedachter hoher sittlicher Wert, moralische Verfassung e. P. generell‹; in Texten der Mystik auch: ›als Jungfräulichkeit, Unberührtheit von Gegebenheiten der Welt gedachte Empfänglichkeit des Menschen für die
gemeinschaft
mit Gott‹;
vgl.  4.
Meist Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Syntagmen:
j. den m. beweinen / einsalzen / brechen / verlieren
(mehrfach),
wieder gewinnen, die kräfte den m. verlieren, jm. (der jungfrauen / tochter) den m. (be)nemen, jm. (dem gesellen) den m. bezalen
;
der m. unversert bleiben, zu nichte werden, umsust sein, der m. js. zuversicht, der höchste schaz (sein)
;
jn. des magdtums entsetzen, die morgengabe eine belonung des magdtumes sein
;
am m. schwer tragen, jm. (der jungfrau) für den m.
[einen Betrag, z. B.
30 gulden
]
geben, im m. leben, zu dem m. zeichen gehören
;
der verrükte
›verlorene‹
m
.
Wortbildungen:
magdtumschaft
.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Virginitas. jungfrawschafft reynigkeit magdthumb.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
dar umbe wan die krefte berüeret werdent und berüerent sô verliesent sie irn magtuom.
Rueff, Rhein. Ostersp.
664
(
rhfrk.
,
M. 15. Jh.
):
Dis ist eyn cabeben-korn: | welch mait hat ern mathum verlarn, | die solt der selben essen sieben, | so gewonne sie eren mathum widder.
Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
dy tzeychen sullen sy nemen dy tzu dem mayttume gehoren. das ist das gewant. das vndir der mayt do leyt. do sy by dem manne lag.
Jahr, H. v. Mügeln
1276
(
omd.
, Hs.
1463
):
wie das sunder falschen rum | bleip unversert der magetum, | darin das kint geboren wart, | gefleischet got in menschen art.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
22, 34
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
kanstu [klager] vergangene jar, gesprochene wort und verruckten magtum widerbringen, so widerbringestu die muter deiner kinder.
Neumann, Rothe. Keuschh.
410
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
wanne aber die wangen werden bleich | unnd die broste vorne weich | unnd die ougen wilde mit deme gesichte, | so ist der magitum worden zu nichte.
Ebd.
3601
:
[das her, mensche] nicht di kuscheid heldet nach rum, | anderst ist umme sust der magetum.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Lk. (
osächs.
,
1343
):
[dise] hatte gelebit mit irem manne siben jâr in irem magetûm.
Gille u. a., M. Beheim
193, 36
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
mit seinem falschen swacze | Er iren hachsten schacze | penymet, das ist ir magtum.
Euling, Kl. mhd. Erz. (
nobd.
,
E. 15. Jh.
):
Meigtum ist ein miltes güt.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
dornach volgt er [Lucas ein antthiochier] sant paul nach vntz [...]. vnd beleib on súnde in seiner magtumschaft
[Var. 1475
2
–1518:
iunckfrawschafft
].
vnd wolt vnserm herrn dienen.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
Die erbern Luͤt erkanten es also, das die zwo Doͤchtern solten dem jungen Gesellen
[den sie verführt hatten]
den Magthuͦm bezalen.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
nu sprichet sant Augustinus waz magtuͦm si: ,daz ist rehter magtuͦm‘, sprichet er, ,der verselwet nie wart mit dekainer unkúnschi an girde, [...]. daz ist allain rehter magtuͦm der an lib und an willen kúnsch ist und dar an staͤt blibet unz an den tot‘.
Wiessner, Wittenw. Ring
2238
(
ohalem.
,
1400
/
08
):
Du legist hin daz pläterlein, | Da die maituom scholdet sein.
Rennefahrt, Staat/Kirche Bern (
halem.
,
1494
):
weil letzterer die Tochter Gantners
verfeͣllt und irs maͤgthumbs entsetzt, ouch swanger gemacht.
Morrall, Mandev. Reiseb.
165, 1
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
wenn sie
[Bewohner einer Insel]
ainer jungfrowen ainen man gebend, so laussend sie ainen andern man by ir ligen der ir die magtum benimpt.
Rössler, Stadtr. Brünn (
mähr. inseldt.
,
1. H. 14. Jh.
):
daz ein tochter vor funf und czwaintzig iaren iern maittum pricht, [...].
Gerhard, Hist. alde e
1656
;
Kurrelmeyer, a. a. O. ;
Koppitz, Trojanerkr. ;
Kummer, Erlauer Sp. ;
Schmitt, Ordo rerum
692, 11
;
2.
›Jungfräulichkeit (der Mutter Gottes)‹; ütr.: ›mit Jungfräulichkeit verbunden geglaubte, auch als
ere
,
rum
,
tugend
bezeichnete moralische Heraushebung (der Mutter Gottes)‹; als Ütr. hieran anschließbar die Heraushebung männlicher Personen (des Johannes);
zu  5.
Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Syntagmen:
den m. preisen, got den m. opfern
;
der m. keusch / fein gefristet sein
;
durch den m. eines sones genesen, die gotheit sich in den m. beschliessen
;
der m. Marias
;
der ganze / reine m
.;
das gezeugnis des magdtumes
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Lutterer dan ein sloze | Von sines vater schoze | Schoz her in Marien schoz | Daz die gotheit sich besloz | In irem magetueme.
Daz Maria maget waz | Do sie des Gotes sune genaz | Durch einen ganzen magetuem, | Daz waz ere, tugent und ruem.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. (
osächs.
,
1343
):
Ditz ist Jôhannes êwangêliste [...], der ein juncvrowe von gote irwelt ist, den got rûfte von der brûtlûft wollinde brûtlu̇ften. Disem wirt zwîveldic gezuͦcnisse des magetuͦmis gigebin in dem êwangêliô, [...] disme bevalch got sîne mûtir [...], daz ein juncvrowe di andere juncvrowe bewarete. Dar ubir ist her offinbârende in dem êwangêliô daz her selbir was unzuͦstôrlich.
Gille u. a., M. Beheim
51, 21
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
[Maria meit] Dein magetum | fur alle plum, | lilgen und rosen | Man preisen sol.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
wie mag ich
[Maria]
muͦter werden, nu han ich doch Got minen magtuͦm geophert?
Adrian, Saelden Hort
7286
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
mit sinem magetuͦme
[›Geburt durch eine
magd
‹] |
er
[Johannes]
bi dem crútz daz erwarb, | da ander mentschait Got erstarb, | daz muͦter magd, der maͤgd hort, | im gab ze muͦter Gottes wort | und in ze sun der megd wider.
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 76
;
Thiele, Minner. II,
21, 168
;
Adrian, Saelden Hort
581
.
Vgl. ferner s. v.  3.