blume,
die
;
-Ø/-n
;
blum,
der
;
-en/-en
.
1.
›Blüten treibende Pflanze, Blüte, Blume‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2,  2,  2.
Syntagmen:
b. abbilden / abrupfen / brechen / streuen; b. abfallen / entspringen / glänzen / spriessen / wachsen
.
Wortbildungen:
blumenblüte
,
blumengestäude
,
blumenhut
,
blumenknospe
,
blumenkrone
.

Belegblock:

Ziesemer, Gr. Ämterb.
249, 19
(
preuß.
,
1507
):
1 braun seiden kasel mit vorgulten blumen mit aller zugehor ane das umeral.
Buch Weinsb. (
rib.
,
um 1560
):
Oben uff dem raitztorm hat es [gewetter] die steinen blomen abgeworfen.
J. W. von Cube. Hortus
36, 15
(
Mainz
1485
):
ettlich nemen disser blomen eyn buschlin vñ hencken sie vber die dor der stoben.
Ebd.
78, 5
:
Goron spricht daz baümwolln gemacht werde von den blomen diß baums.
Froning, Alsf. Passionssp.
1807
(
ohess.
,
1501ff.
):
dye blumlyn yn der auwe | der hot mich alßo grosszen nyt.
Ralegh. America (
Frankf.
1599
):
An dem Vfer deß Wassers war [...] ein solche menge vnderschiedtlicher Bäum vnd Blumen / daß man wol zehen Kräuterbücher damit hett können füllen.
Thiele, Minner. II,
30, 60
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
da sprungen bluemen weder stryt, | wys, gheil, rot ind manger leye, | want it was midten in dem meye.
Strauch, Par. anime int.
57, 35
(
thür.
,
14. Jh.
):
der sonnen craft [...] nimit in der worzelin des boumis daz lutirste und daz cleinlichiste und zuhit ez bit in den zvic; da ist ez ein blome.
Göz. Leichabd. (
Jena
1664
):
Andere liessen an die Grab-Mahle ein schönes Heer der allerpraͤchtigsten Blumen durch zierliche Kunst abbilden.
Luther, WA (
1524
):
der Wynter ist vergangen, | die zarten blumen gehn herfur.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
48, 6
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
von der blumen di do glich ist dem safferan.
Opitz. Poeterey
13, 7
(
Breslau
1624
):
die bienen / welche jhr honig auß den gesunden blumen saugen.
Jahr, H. v. Mügeln
273
(
omd.
, Hs.
1463
):
bla sam lasure was ir wat, | darin gar meisterlich gesat | vil manche blum von golde rich.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Blumelin daz erste ist, | Wechset uf gar ane mist. | Uz der erden vuchtikeit | Wirt im varwe mit zierheit | Smac, ruch und art gegeben.
Mylius (
Görlitz
1577
):
Calix Blumenknospe.
Henschel u. a., Heidin
80
(
nobd.
,
um 1300
):
So lob ich mine vrowen me | Den die blvmen vn̄ den kle.
Gille u. a., M. Beheim
339, 10
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
blumen gel, praun, [...] die sicht man auff der aw.
Fastnachtsp. (
nobd.
,
n. 1494
):
Die vogl alle singen, | Die plüml schön entspringen.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
Es enist niergent so klein bluͤmlin noch ein bletlin noch enkein gras sprúnglin [...] es enwúrke alles darin.
Hampe, Ged. v. Hausrat
4, 15, 7
(
Straßb.
um 1514
):
Daran seind Bloͤimeliyn vergiß mein nit | Die blügen Winter vnd Summer zyt.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
v. 1536
):
darauff hat er ain krantz und kron, von plomen gemacht.
Ebd. (
schwäb.
, zu
1561
):
daß man in den ängern nit spatzieren gehn, [...] auch kain bluemen oder gras abropfen und kainen wasen abschneiden soll.
Thiele, Minner. II,
32, 860
(Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
da sach ich beche dor auwen vliessen, | doircht gras sach ich die blomen spriessen.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Blümen und den grünnen cle | Müste serre dorren | Von ierem strite verworen.
Adrian, Saelden Hort
5379
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
die viol, rosen, gamandre | und meniger lay blůmelin | enphah der liehten sunnen schin.
Weber, Füetrer. Poyt.
216, 5
(
moobd.
,
1478
/
84
):
ain annger, des was grüen, | mit mannger hannde plŭemen vber strewet.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
daz ain kraut hât gelbeu plüemel und daz ander plâvar plüemel sam der flachs wenn der plüet.
Bastian, Runtingerb.
2, 24, 36
(
oobd.
,
1392
):
Nempt stro, daz die camel essent, plumen von Arabien.
Piirainen, Stadtr. Sillein 129, r
26
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
der got der hymel vnd erd geschaffen hot luft vnd taw berk vnd tal bluͤmen vnd graz.
Rieder, St. Georg. Pred. ; ; ;
Thiele, Minner. II,
14, 32
;
16, 10
;
18, 20
;
Munz, Füetrer. Persibein
20, 4
;
26, 4
;
67, 7
;
332, 4
;
Pfeiffer, a. a. O. ; ;
Spechtler, Mönch v. Salzb.
2, 1
;
11, 27
;
28, 19
;
Klein, Oswald
2, 14
;
8, 22
;
34, 19
;
38, 26
;
42, 37
;
118, 26
;
119, 45
;
Bremer, Voc. opt.
1, 221
;
Schmitt, Ordo rerum
343, 20
;
382, 2
;
407, 19
;
Voc. inc. teut.
t iiijv
;
Hulsius
D iijr
;
Wiessner, Wortsch. Wittenw. Ring.
1970, 25
;
Gleinser, Anna v. Diesb. Arzneib.
1989, 60
;
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 16
;
Lehmann, Rezeptb.
159
:
Dietz, Wb. Luther ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 673
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Bad. Wb.
1, 269
;
Schwäb. Wb. , 1221f;
Vorarlb. Wb.
1, 393
;
Öst. Wb.
3, 455
f.
2.
›Ertrag eines Ackers, einer Wiese‹.

Belegblock:

Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. (
mosfrk.
,
1497
):
sal der das irste jare der blomen zwei theil, das zweite die ganze bloem und das dritte die lehenguter zumail verloren hain.
Brinkmann, Bad. Weist. (
rhfrk.
,
1539
):
Was dan an blomen uf der pfar zugehorigen gutern erbaut wird.
Hauber, UB Heiligkr. (
schwäb.
,
1427
):
er soͤllte dises jaͧrs den blůmen ab dem garten nemen.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 661, 45
(
schwäb.
,
1553
):
es soll auch furohin jemants uff seine acker noch möder weder roß, ochsen oder ander rindervich hietten noch darein treiben, so die frucht oder der plumen darabgenomen ist.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
1577
):
zum oftermal den blumen als mähung und höwung der wiesen, ansechung der lein oder nemmung der flachß und alle andere früchten und farnuß dem entlehner zu grossem schaden und nachtail.
UB Zug
218, 24
(
halem.
,
1384
):
dar umb mag das gotzhus von Mure jaͤrlichs den teil únsers blůmen inne haben.
Leisi, Thurg. UB
8, 253, 12
(
halem.
,
1396
):
Und sol die guͤter noch die plůmen daruff versetzen noch verkoufen ane sinen willen.
Argovia (
halem.
,
1457
):
wie ein jeclicher vmb sinen mizbuw solle gestraft werden mit eim teil des bluomen, mit halbem oder ganzem bluomen.
Rennefahrt, Statut. Saanen (
halem.
,
1637
):
er sol alsdan mögen an schuld oder an blůmen schlachen oder in dz hauß griffen.
3.
›Verkörperung des Höchsten, Vollkommenen‹; metonymisch meist in Verbindung mit Abstrakta für vorbildliche, schöne Menschen (z. B. Ritter, Edeldamen), zentrale Gestalten des Christentums (z. B. Christus, Maria).

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Johannes [...] waz in Gotes rume | Der kuscheit recht ein blume.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
, zu
1371
):
der herzoge von Gellerlant, den man nennet di blum von Gellern.
Thiele, Minner. II,
31, 80
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
das man sprichet blume | sy ir obir aller ritterschaft.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Manige schone blume | Zoch er in Gotes gertelin | An den lieben bruderen sin.
Sie [husvrowe] was in schoner jugende | Ein blume an reinem lebende | Und in vil tugenden swebende.
Morrall, Mandev. Reiseb.
73, 16
f. (
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
Nazareth ist als vil gesprochen als ain plům, wann da ward wol erzogen der edlost plům der ye ward.
Schmidt, Rud. v. Biberach
85, 26
(
whalem.
,
1345
/
60
):
der geist [...] wonet geistlich in den himelschen blvͦmen vnd frǒt sich vnsaglich in der heiligen drivaltikeit.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Ach Gottes můter und maget, | Aller der welt loͤserin, [...] Du lylie, viol, rose, | Du blůme, zitelose.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Agmennon, der ain blüme | An miltte ob allen fürsten was.
Von Hystroyss dü wirtin | Was als ain hermlin, | Voller tugend ain blüme.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
40, 128
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Wirt sicher uff gon | Ain bárendy růtt sicherlich. | Die gebiert ainen blůmen wunnenklich.
Qu. Schweiz. Gesch. (
halem.
,
1470
):
Also stůnd min herr schultheis uff und all ander mit im vom kleinen rat [...] fürwar der blům und zierd diser statt.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
die [tochter] gepar ain pluemen aller ritterlichen eren, den edlen ritter Rueland.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
7, 8
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
Salve, mueter hochgeporen, | pluem, von doren auserkoren, | pluem, in ruem des dorneichs er.
4.
›Jungfräulichkeit, Jungfrauschaft‹.

Belegblock:

Gille u. a., M. Beheim
193, 5
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Ich wil euch ein geticht enporn | und von den lotern lassen horn, | die dann petriegen und petorn, | czu prechen und vermeilet | Den hach geczirten edlen plum, | den reichen cheuschen magetum.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
Hettestu auch also geschruwen, da dir der Gesel den Kummer wolt anthůn und dich zwingen seinen Willen zů thůn und den Blůmen nemen, so wer man dir auch zů Hilff kumen.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 120, 10
(
schwäb.
,
1554
):
so sich zuetruge, daß ains in meiner herren oberkait der ehe, bleumens, kindl und kindtbet halber gegen jemandt ansprach hett.
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß .
5.
›Monatsblutung, Menstruation‹.

Belegblock:

Serranus (
Nürnb.
1552
):
Blům der Weiber. Menstruum, Menses.
Fischer, Folz. Reimp.
41, 181
(
Bamb.
1485
):
Sie sint heiß und flux harmend machen | Und dinstper in weiplichen sachen, | Schleust aus ir pürd, pringt in ir plumen | Und tunt dem magen wol bekumen.
Hyrtl, Anatomie.
1884, 22
f.
6.
Bezeichnung für Tiere, bes. Pferde, Kühe, mit einer Blesse.

Belegblock:

Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 322, 7
(
Hagenau
1534
):
Man heysset selten eyn kůwe blümlein / sie hab denn eynen bundten flecken.
Diehl, Dreytw. Essl. Chron. (
schwäb.
,
1555
):
Es wirtt kein kuw blemlein genentt, see hab dan zuvor ein bleslein.
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß .