magd,
meid,
die
,
mädlein
(Suffix auch
-le, -chen
:
mädle,
mädchen
);
(für
die
)
/-e
+ Uml.;
in 1 vielfach diminuiert.
1.
›Mädchen im Kindesalter (im Unterschied zum Buben, Jungen)‹; Grenzziehung zu 2 in Einzelfällen kaum möglich.
Bedeutungsverwandte:
 1.
Gegensätze:
 1, ,  1,  1.
Syntagmen:
die mägde ziehen
›erziehen‹,
eine m. gebären
;
die mägde manbäre werden, mit tocken spielen
, [eine Anzahl Jahre, z. B.
6, 10, 12 jare
]
alt sein
;
das erste kind eine m. werden
;
die junge / kleine m.
;
der vater, die schulmeisterin, die art der m
.
Wortbildungen:
magdkind
(Bw auch im Pl.
mägdenkind
) ›Mädchen‹ im Unterschied zu
degenkind
›Junge‹,
mägdlach
(Kollektivum).

Belegblock:

Luther, WA (
1532
):
das sie [pfaffen] [...] mit den gulden spielen wie die megde mit den tocken.
v. Ingen, Zesen Rosenw.
76, 18
(
Hamburg
1646
):
Da huͤpfen die eitelen woͤrter nach ahrt der kleinen maͤgdlein.
Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
Sin se degen kint, so sal man ire zal rieten zuͦ meiste en vnde vierzich wochen [...] § den megeden kint den eynis min werzich wochen. [...]
(es geht um rechtliche Beschränkungen für Kinder, die vor der
rechten zit
oder
zuͦ spate
geboren sind: 39 Wochen als Bemessungsgrenze für den Ausschluß von der väterlichen Erbschaft).
daz erste kint, daz da wirt, daz ist des gotteshuͦses, iz si mait oder in degen kint.
Chron. Köln (
Köln
1499
):
Want Eua gebaire in eynre geburt eyn knechtgyn vnd ey meydgyn.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Lk. (
osächs.
,
1343
):
her antworte dem vatere der magit: [...] „gloube allein! und si wirt gesunt.“
v. Tscharner, Md. Marco Polo
68, 6
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
abir di meyde di czien si
[Bewohner einer Insel],
bis das si manber werdin.
Skála, Egerer Urgichtenb.
71, 17
(
nwböhm.
,
1570
):
hab .2. kinder 1 pueben vnd Ein Meidl ausserhalb seiner STief kinder.
Köbler, Ref. Nürnberg
224, 18
(
Nürnb.
1484
):
alles Jn voͤlligem allter. als. so die knaben vierzehe͂ Jar vñ die maydlein zwelf Jar alt sein.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
E. 15. Jh.
):
Was sie [Goͤthy] kinder genasen, was knäblach waren, die totens und die mägtlach behieltens.
Ebd. (Hs.
16. Jh.
):
ain kind, ain medlin, was bei 6 oder 7 jaren alt, [...], das kind hett nit mer dann 13 gross in ainem seckelin, darumb es ermürt ward.
Ebd. (zu
1551
):
Es will auch ain ersamer rathe nit gestatten, daß ainicher teutscher schuͤlmaister kneblin und medlin beiainander habe.
Bischoff, Steir. Landr. (
m/soobd.
, Hs. 
v. 1425
):
[Von vnzeitigen khinden.] Die zwayer hannde chind, der die rechtvertigen wil, sind sie degen chind, so sol man ir zal raitten zum mynnisten aine vnd vîrczig wochen; die ain wochen ist zu gnad darczue geseczt; der mayd chind an aine vîrczigt wochen.
Gereke, Seifrits Alex.
8460
(
oobd.
, Hs.
1466
):
ob das chind das sy [Roxane] gepiert | aber ain maydlein wirt, | so chiest al mit all | wer euch zu chaiser wol geval!
Qu. Brassó
4, 230, 1
(
siebenb.
,
1645
):
welcher mit jungen Mädlein von 9 oder 10 Jahren gräuliche Unzucht [...] getrieben.
Luther, WA Br. ;
Peil, Rollenhagen. Froschm.
610, 3286/9
;
Skála, a. a. O.
14, 10
;
33, 8
;
Sudhoff, Paracelsus ;
Schib, H. Stockar
1065, 4
.
2.
›junge weibliche Person über dem Kindesalter (s. 1)‹; die Belege zeigen die
magd
(in hier besprochenem Sinn) als mögliche Gehilfin in wirtschaftlichen Situationen, als Teilhaberin an der Rechtsordnung, als Bezugsperson von Erzählungen, unter religiösen, moraldidaktischen und (oft) unter erotischen / sexuellen Aspekten, speziell unter dem Gesichtspunkt der von ihr erwarteten Unberührtheit, der herrschenden Keuschheitsmoral und deren Übertretungen.
Bedeutungsverwandte:
 1,  2,  12.
Syntagmen:
die / eine m. aufziehen / finden / sehen / nemen / notzogen, lieb haben, arbeiten lassen, mit der rute schrecken, zu jm. schicken, die mägde auf dem handwerk fordern, teuer machen
;
die / eine m.
(Subj.)
klagen / schreien / fürwitzen, jm. behagen / gefallen, einen man nemen, keinem knaben versagen, die mägde frech daussen sein, auf der gasse singen, mit den gesellen zechen, in furcht stehen bleiben
;
als eine m. gebildet sein
;
einer m. ein kind befelen, den mägden eine gabe, urlaub geben
;
etw
. (das
ein
)
mit den mägden freundschaft haben, sonder mägde
[keine]
freude haben, von der m. ein kind bekommen, jn. zu der m. füren
;
die andächtige / elende / fremde / frische / fromme / fürwitzige / gemeine
(abwertend)
/ junge
(mehrfach)
/ ledige / reine / schöne / stolze m., die törichten mägde
.
Wortbildungen
mehrfach diminuiert:
mägdlein
.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Virgo. Jungfraw magt meidlin.
Luther, WA (
1555
):
1 [...] verworffen aschenbrodel [...] wie ein elends meidlein war.
Ebd. (
1540
):
sic ziehet man ein Megdlin auff, lernets kochen, haushalten, ut fiat mater familias.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
126, 2567
(
Magdeb.
1608
):
Das diß Pfaͤfflein fuͤr zweyen Jahren / | Ein Bawrs Maͤgdlein zu sich genommen / | Von derselben ein Kind bekommen.
Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Nimt ein Alter ein junges Maͤgdlein / so geht jhm hernach sehr viel an seinen Gedancken ab.
Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Ouch sprichet der selbe meister [...], daz diz ein mit nihte eigenlîcher vriuntschaft enhât dan mit juncvrouwen oder megeden.
Froning, Alsf. Passionssp.
942
(
ohess.
,
1501ff.
):
es enmagk dach nymmants freyde gehaynn | sonder meyde und junge wybe!
Schmidt, Frankf. Zunfturk. (
hess.
,
1597
):
daß nun hinfurther die maister keine frembde mägdlin mehr, sondern nur hiesige burgers tochter [...] uf dem handtwerckh fordern.
Mone, Adt. Schausp. (Hs. ˹
omd.
,
1391
˺):
wilch mayt da hynden blybet, | dy
e
werff ich da neder | und erswinge er ir geveder.
Jahr, H. v. Mügeln
896
(
omd.
, Hs.
1463
):
Hie urloub unde gabe glich | den meiden gap der keiser rich
[
meide
stehen für die freien Künste].
Sachs (
Nürnb.
1563
):
Welliche statt [Magdenburg] doch an dem ent | Nach einer göttin [Venus] war genendt, | Welche stund in dem tempel dar, | Weil die landschafft noch heidnisch war, | Gebildet als ein maget fron.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
[die] suͦhtent ime [David] eine gemeite jungfroͮwe; und funden ein usgenomen schoͤn megetin, his Abisag.
Rieder, Gottesfr. (
els.
,
1390
/
1402
):
also oͮch den dorehten megeden beschach umb ire slafheit und unahtsamkeit der zuͦkunft des brútegoͮmes.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 196, 25
(
Hagenau
1534
):
Fürwitz macht die megede tewer. Nott halben blib manche magd wol eyne magd / und behielt yhren ma(g)dthumb wol / wo sie nicht fürwitzte.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
er [pfaff] het ainer magt im schloss ain kindt, wie man sagt, bevolchen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1563
/
4
):
wie zwo maid gar frech daußen weren, die mit jungen gesellen zuͤ nacht zechten.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
wenn man den ölpaum pelzet und ablist, sô schickent die Kriechen raineu kint und maigd zuo den werken.
Klein, Oswald
20, 88
(
oobd.
,
1415
):
des müss ich ellends magatein | auss lieben slossen strecken.
Ebd.
42, 79
(
1408
?):
raide, ir maide, sücht der stauden winckel.
Weber, Füetrer. Poyt.
115, 6
(
moobd.
,
1478
/
84
):
Er sach in enngels weys ain magdt, | von der er mynne wunnden vil entpfinnge.
Turmair (
moobd.
,
1528
):
die [lieder] haben darnach man und weib, [...], auch die kinder und jungen maid auf der gassen [...] müessen singen.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
17. Jh.
):
wann alhie die jugent ihre vogtbaren jar erweisen sollen, mueß der knab auf fünfundzwainzig und daß mädel achtzöhen jahr erweisen.
Kummer, Erlauer Sp. (
m/soobd.
,
1400
/
40
):
Herr, ich pin gewesen ein schone maid, | chainem chnaben hab ich nie versait.
Frantzen u. a., Kölner Schwankb. ;
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
45, 15
;
Kurz, Waldis. Esopus ; ;
v. Keller, Ayrer. Dramen ;
Nyberg, Birgittenkl.
2, 259, 12
;
Klein, a. a. O.
34, 12
;
75, 34
;
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
100, 6
;
Munz, Füetrer. Persibein
377, 5
;
Weber, a. a. O.
10, 3
;
Siegel u. a., Salzb. Taid. ;
Piirainen, Stadtr. Sillein
54b, 34
;
137b, 31
;
Vgl. ferner s. v.  1.
3.
›Magd, eine Frau, die gegen Lohn, in untergeordneter Stellung, oft auf Zeit im Haushalt, in der Landwirtschaft, auch im Handwerk tätig ist, als treu wie als widerborstig erachtete Gehilfin, Dienerin, Dienstbote‹; vereinzelt auf Männer bezogen; relativ breites Spektrum der persönlichen, rechtlichen, sozialen Abhängigkeit und Situation; teils religiös überhöht und / oder ütr., dann auch: ›Frau, die sich einer höheren Macht (Gott, dem Teufel) ergeben fühlt und sich als deren Dienerin versteht bzw. als solche angesehen und behandelt wird‹.
Bedeutungsverwandte:
, ,  2, , ˹
diensbote, tagloner, knecht
˺ (für die männliche Person).
Gegensätze:
, .
Syntagmen:
eine m. haben / annemen / (ab)dingen / mieten, zur arbeit anhalten / wecken, mit im
(refl.)
nemen, in demütigem gewand finden, die hausfrau und die mägde vereinen
;
j. eine m., js. m. sein, als eine m. dienen
(z. B.
einer frauen
);
die m. treu sein, in js. dienst stehen, unter dem rind sitzen, jm
. (Dat.obj.)
warten, der siechen pflegen, früh aufstehen, hinter den hecken sitzen, aus dem ziel gehen
›weglaufen‹,
die frau ab dem stule zucken
;
den mägden kein ausgeläufte gestatten
;
die meistersche (nicht) ane m. sein (sollen), ein aufmerken auf die m. haben, die m. des herren, teufels, gottes
;
die m. bei einem meister
;
die faule / gedingte / leibeigene / verlaufene m
.
Wortbildungen:
mägdekamer
(auch
magdkamer
; so 1531),
mägdisch
›widerborstig, aufmüpfig‹ (wie es den Angehörigen der Unterschicht zugeschrieben wird),
magdrecht
›durch die soziale Ordnung gesicherter Status der
magd
im Hause‹ (dazu bdv.: ),
magdschaft
›durch die religiöse Ordnung gesicherter Status der
magd
in der Welt‹ (dazu bdv.: ),
magdstand
(entsprechend),
magdvolk
1.

Belegblock:

Kehrein, Kath. Gesangb. (o. O.
1517
):
Jch [Maria] bin deß herren dienerin vnd maget | Mein will in gott ist.
Luther, WA (
1520
):
das dis kindt von einer armen [...] magtt soll werden ein kunig der werltt
(auch zu 4 und 5 stellbar).
nichts deste weniger ist Frawen stand, Knecht und Magd stand und alle ampt gleich wol Gottes stifft.
Ebd. (
1530
/
32
):
man recht und frawen recht, kinds recht, knechts und magd recht jm hausse, burgerrecht oddrr stadrecht jm lande.
nec tu widderschilt und widderbell, quia non est Christlich. Es mag wol knechtisch, magtisch, Turkisch und Tatterisch.
Ebd. (
1537
/
38
):
so erhelt er
[der
Gleubige
]
gleichwol in der welt die Vaterschafft, Mutterschafft, Kinderschafft, Herrschafft, Knechtschafft und Magdschafft.
Ebd. (
1544
):
das das jung Magdvolck [...] uber auß frech ist, und flucht bißweylen wie die Landsknecht.
Pfefferl, Weigel. Ges.
33, 1
(
Hamburg
1646
):
Darumb folget aus dem höchsten vnd grösten geboth, [...], das Vierdte gegen dem Menschen er sey [...] Herr oder Knecht, fraw oder Magt.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
1952
(
rib.
,
1444
):
De meistersse en soele nyet sijn aen maget.
Buch Weinsb. (
rib.
,
1565
):
in einer nacht hat man [...] bei die 63 widderdeufer gefangen, man, frauen, knecht, mede, kinder.
Schmidt, Frankf. Zunfturk. (
hess.
, a. 
1510
):
Wann auch drittens ein gesell, arbeiter oder magd bey einem meister sich ein zeitlang zu arbeiten versprochen, soll er [...]
Österley
, Kirchhof. Wendunmuth 3, 163, 27 (Frankf. 1602):
Man sagt von einer edlen frawen, wenn dieselbig ein magd gemietet, hette sie ir ein besen in den weg geworffen.
Ebd.
4, 374, 28
(
1603
):
eines reichen meyers nachgelaßene witwe, die, so die hanen [...] die stunden anmeldeten, ihre mägd zur arbeit weckt, [...]. Darmit die mägd übel zufrieden.
Ebd.
375, 14
:
Hie schaw an diese faule megd!
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim.
272a, 11
(
Frankf./M.
1649
):
Dann da heist man sie Halsstarrige / [...] / stumme Krotten / vnnd Leibeygene Teuffels maͤgde.
Küther, UB Frauensee
213, 26
(
thür.
,
1441
):
dem gesinde havemeister kache meydden knechten [...] 4 sex.
Ebd.
410, 14
:
1 schlos an der megdkamer.
Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
unnd also sy wol czwolff tage gelag in der krangkeit, do worte or eyne orer meyde.
Sachs (
Nürnb.
1559
):
Die knecht und mayde allesamen | Sollen sein irer herrschafft trew.
Bell, G. Hager
635, 4, 3
(
nobd.
,
1603
):
Er ver lies Haus, hoff, alles schlecht, | nam mit jm weib vnd kinde, | aiden, dar zu meid vnde knecht | Sein ganczes haus gesinde.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
Ancilla, die Magd, geht ein vnnd sagt: [...].
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
32, 20
(
els.
,
1362
):
Do entwurte Lucia: „Ich bin eine maget gottes“.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
Daz ding daz daz ertrich nit mag verdoln, daz daz maͤgeti die vrowen ab dem stuͦle zuket.
Köbler, Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
Wir woͤllen vnd ordnen / welcher tagloner / knecht / oder maͤgt dingte / vnd im die on vrsach vß dem zil giengen / [...] / So mag er sy durch die Stattknecht handhaben.
Fuchs, Murner. Geuchmat
2591
(
Basel
1519
):
Er [Abraham] hatt ein magt vnd ein zuͦr ee.
Vock, Urk. Hochst. Augsb.
284, 38
(
schwäb.
,
1392
):
ein maͤd und dienerin, diu der siechen und kranker lút phlegen und uzwarten soll.
Heydn. maister
37v, 11
(
Augsb.
1490
):
Diser gebeüt vns eÿnikeit zehalten / der sich selb / sein haußfrau vnd sein maͤget in eÿm hause nit verainen mag.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 217, 13
(
schwäb.
,
1495
):
welche [...] knecht oder maͤgt ausser andern gebietten, [...] dingen woͤllen, daz sy [...].
Ebd.
798, 41
(
1610
):
es soll auch verpotten sein [...], daß knecht und mägd inn- oder usserhalb der flecken hinder den heggen, [...] zusamen sitzen.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Der Frawenaug kochen wol / der Magd augen nimmermehr.
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
53
(
mslow. inseldt.
,
1537
):
die Eltern, [...], sollen auff Ihre khinder, gest, hausgesind Magt vnnd Knecht Ein getreues auffmerkhe(n) tragen.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
32, 30
;
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
43, 11, 1
;
Dienes, E. Gros. Witwenb.
79, 21
;
Köbler, Ref. Nürnberg
67, 24
;
Vetter, Pred. Taulers ;
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. ;
Bremer, Voc. opt.
41086/92
;
Vgl. ferner s. v.  1,  2, .
4.
›Jungfrau; weibliche Person, die - oft aufgrund moralischer Überhöhung der Jungfräulichkeit und religiös bedingter Verweigerungshaltung - keinen Sexualverkehr hatte‹; in 1 Beleg (s. u.
Chron. Strassb.
) auf eine männliche Person ütr.
Oft Texte der Sinnwelt ‚Religion‘, auch didaktische sowie berichtende Texte.
Phraseme:
die 11000 mägde
nach der Legende der Ursula, der Anführerin der 11000 Märtyrer-Jungfrauen (s.
LThK
10, 578
f.).
Bedeutungsverwandte:
 3.
Syntagmen:
eine m. ansprechen / überkommen
(›überreden‹)
/ in ein feuer werfen, das feuer die m. nicht verseren, die m. mit der mägde krone krönen, die m. wieder heim gehen lassen, jn. magd lassen
;
die m
. (Subj.)
ein weib werden, j. (nicht) m. sein, eine mutter m. bleiben, j
. (
er
und
sie
)
m. bleiben, die m
. [nicht]
gebären, seligkeit besitzen
;
aus der m. ein weib machen, die tochter vor m. geben
;
eine reine m
.;
der lon, die krone der mägde
.
Wortbildungen:
˹
mägdeabend
,
mägdetag
˺ ›Tag der 11000 Jungfrauen (22. Oktober)‹,
mägdeschänder
,
mägdewachs
›helles Wachs frisch gebauter Waben, die weder mit Honig noch mit den Eiern der Königin in Berührung kamen und daher noch gleichsam jungfräulich sind‹ (so
Rohland, s.u., nach Keil
[mit falschem Verweis]),
magdvolk
2,
meidheit
.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Virgo. Jungfraw magt meidlin.
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
als sî darnâch | mit geswornem eide jach, | und mit meitlichim zeichen, | dî man sî sach reichin, | sich offinlich berumzête, | daz er sî nî intblûmete.
Luther, WA (
1523
):
magd heyst eygenlich ein jung weybs bild, das manbar, tzur frucht tuchtig und unverruckt ist, das es nicht alleyn die jungfrawschafft, szondern auch die jugent und fruchtbarn leyb mit begreyffe.
Ebd. (
1524
):
nos non copulatas vocamus magdvolck.
Ebd. (
1528
):
[dass sie] schweigen die
(von den ...)
aller schendlichsten hurntreiber [...] und frawen reuber und megdeschender, so sie selbst [...] sind.
Chron. Köln (
rib.
,
1393
):
in den selven jaren up der 11000 mechde avent reden de oversten van Collen [...] vur de Dicke.
Luther, WA (
1530
):
Wird aber eine
[Ehe]
daraus gemacht, und die magd ein weib wird, soltu sie nu, weil sie verderbet ist [...], nicht widder geben.
Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
Vnde gebit eyn vatir syne tachtir hin vor mayt. vnd der man [...] spricht adir gyt. sy were nicht mayt. vnd lest sy wedir heym gan [...]. Vnd spricht also. Ich wenete das sy were eyne mayt.
Rieder, Gottesfr. (
els.
,
1382
/
91
):
do buwete er [Ruͦleman Merswin] oͮch eine nuwe cappelle in ere der eilf tusent megede.
Ebd. (
1377
):
reine juncfoͮwen libes und lebendes, also daz sú vor gotte nu sint und súllent besitzen der megde lon iemer ewiclich.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
Ein maget betútet alse vil als daz uzwert unfruhber ist und von innan vil frúhte hat.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
43, 13
(
els.
,
1362
):
wenne es nie gehoͤrt wart das eine maget gebere, vnd ein muͦter maget blibe.
Rohland, Schäden, S. 
477
(
nalem.
/
schwäb.
,
1400
/
33
):
nim ... j lot megd wachs, so nüwer, so besser.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
er [herzoge von Peygern] hette eine frowe [...], und bleip er und sü reyne maget untz an irer beider dot.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
dise hab ich enpfangen zuͦ eim weip ich gieng ein zuͦ ir vnd fande sy nit ein maide
[
Luther
1545, 5. Mose 22, 15:
Jungfraw
],
ir vatter vnd die muͦtter die nemen sy vnd tragent mit in die zaichen ir maitheit
[
Luther
1545:
iungfrawschafft
].
Wiessner, Wittenw. Ring
2209
(
ohalem.
,
1400
/
08
):
Sei [Mätzel] sprach: ‚Nu pin ich nicht ein mait’.
Ebd.
2247
:
Wilt du dannocht sicher sein, | So zappel vast und dar zuo grein! | So wänt er erst, du seist ein meit.
Pfaff, Tristrant (
Augsb.
1498
):
ir habent mein schwester magt gelassen uns allen zuͦschmahe, und wir doch wol wissent, das sy als edel [...] ist, als ir.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1330
):
an dem eritag nach der Aindleftausent Maggt tag.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Es wurden auch der zeit getött die aindlif tausent mayd zu Kölen von dem künig Etzel.
Williams u. a., a. a. O.
136, 31
;
137, 32
f.;
Rieder, a. a. O. ;
Vetter, Schw. zu Töß ;
Sappler, H. Kaufringer
14, 235
;
Dirr, a. a. O. ;
Wiessner, a. a. O.
3405
.
5.
›Jungfrau Maria, Mutter Jesu Christi‹; im Mittelpunkt der Belege stehen die unbefleckte Empfängnis Christi, die Geburt Jesu, das Geheimnis der Jungfräulichkeit, das Lob Marias; mehrfach Tendenz zur Verschiebung der Heilstat Christi auf Maria bzw. auf die Teilhabe Marias an der Heilstat; Darstellung in teils kühnen erotischen Bildern, Vergleichen, Metaphern.
Meist Texte der Sinnwelt ,Religion‘, auch didaktische und berichtende Texte.
Bedeutungsverwandte:
 3; vgl.  3.
Syntagmen:
die m.
(Subj.)
helfen / gebären
(ohne Obj.),
die m. Jesum emfangen, jm. gnade erwerben, ein pfand tragen, die art zerbrechen, gehengnis zu etw. geben, das herz zur erbärmde bewegen, die m. zu dem himlischen bette gefürt sein
;
der mensch m. sein müssen
;
der m. Jesum kündigen, lob sprechen / geflechten
;
Christus sich in der m. verbergen, in der m. aufgehen, gottes werk in der m. verborgen sein, die gotheit in der wammen der m. geberg nemen, Christus das fleisch von der m. schneiden
;
die (aus)erwälte / gebenedeite / ewige / geblümte / hochgeborene / hochgelobte / höchste / hübsche / keuschliche / klare / minnigliche / reine / röselechte / schöne / sündelose / unbewollene / unverwerte / zarte m
.;
die m. in den himmeln, vom geschlecht Jesse
;
der leib / leichnam der m
.
Wortbildungen:
magdschlos
›jungfräulicher Schoß (Marias)‹,
magdkeit
,
meidmutter
(Kopulativkompositum).

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Daz grozte zeichen | [...] | Daz ein maget uns art zubrach | Und ungerurt kint gebar.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
her umbe sô muoz der mensche maget sîn, juncvrouwe, diu den megetlîchen Jêsum enpfâhen sol.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
si [Maria] was meitmutter so man seit.
Dubizmay, kurß zu Teutze
26, 1
(
hess.
,
1463
):
Maria die meydt ist gefurtt | zu dem hymelischen bette.
Ebd.
78, 16
:
GEgrusset bistu der werlt sterne heylige gots muter vnd ewige maget.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
diz brot wart gemachet von dem wazzer unser sterbelicheit und in deme lichname der reinen maget sente Marien.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Bautzen
1567
):
Ein Medlein trug ein heimlich pfand, | Das der natur war vnbekandt.
Gille u. a., M. Beheim
437, 1
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Ain megetein | ich sunderlichen labe | fur alle die juncfrawen vein.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
daz waz der weg der rainkait, der kúnschlichen maͤgetkait.
von dem grossen wunder daz ain un bewollenú magt gebar ainen man, maget wesent vor und nach unverwert.
dis wort wart ze flaische an der stunde do er enphangen wart in der rainnen maͤgde lip.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
2, 816
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
Cristus, die klare sunne, die gieng vf [...] in dem morgenrot sinre hochgelobter muͦter, der magt Marien.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Ir [Mariä] magtslos sint unverlorn, | Si ist, als do si ward geborn, | Mæglicher rainkait.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
den [Jesum] vieng diu hôchgelobt mait mit irer käuschen rainikait.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
12, 59
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
Jesus Christ, der sich verparch | zu dir vil rainer meget.
Klein, Oswald
7, 20
(
oobd.
,
1427
):
Traut, sëlig weib, | keuschliche maid, frau, mütter gottes kinde, | der uns durch dich all hat erlosst.
Ebd.
15, 19
(
um 1410
):
hilf, mait, mit ganzer trinitat, | und las uns nicht der helle vas!
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Under diser zeit ward geporen Cristus von der keuschen unvermailigten Jungkfrawen Marie, der ewigen magt.
Große, Schwabensp. ;
Helm, a. a. O. ;
Jahr, H. v. Mügeln
2194
;
Martin, H. v. Sachsenh. Tempel
4
;
82
;
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
1, 23
;
Päpke, a. a. O. ;
Wyss, Luz. Ostersp.
2546
;
2792
;
Spechtler, Mönch v. Salzb.
3, 18
;
7, 19
;
16, 49
;
20, 1
;
Klein, a. a. O.
114, 6
;
McClean, Havich
2621
;
Jörg, Salat. Reformationschr.
31, 10
.
Vgl. ferner s. v. ,  2, .
6.
›Tierkreiszeichen, Sternzeichen der Jungfrau‹; teils mit Bezug auf die Jungfrau Maria.
Älteres und mittleres Frnhd.; meist Verstexte.
Bedeutungsverwandte:
 8; im Orientierungsfeld mit anderen Sternzeichen:  3, , ,
1
 2,
1
 2,  7,
1
 2, ,  2,
1
 2, (
der
2, , , , .

Belegblock:

Jahr, H. v. Mügeln
2453
(
omd.
, Hs.
1463
):
Natur uns kündet unde seit | des Zeichens art, genennet Meit. | Das sechste zeichen heißt die Meit, | [...] | welch mensch darinne wirt geborn, | das darbet list und midet zorn.
Menge, Laufenb. Reg.
349
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
DIe sunne ist In der maget | Als uns die lere saget.
Ebd.
360
:
wann nuͦ der sunnen gluͦt | Yetz die erde vnberhaft tuͦt | Harumbe die sunne Jn der frist | Nuͦ Jn der megde zeichen ist | Wann nit me nuwe entspringet | Noch uß der erde tringet | Ouch als die maget nit gebirt.
Ebd.
1477
:
Das Sechste zeichen die maget | HIe noch stot die maget | [...] | Den buche vnd die Ingeweyde | Vinde ich hie mit vnderscheide | Zuͦ disem zeichen sunder.
Plant u. a., Main. Naturl.
301ra, 6
(
ohalem.
, Hs.
E. 14. Jh.
):
Ein ander zeichen heizzet virgo danne ist div zit vnberhaft als ein maget.
Jahr, a. a. O.
507
.