lot,
das
;
-(e)s/-e
, auch
löt
und
1
löter
.
1.
›Blei, Lötmasse, gießbares Metall‹.
Bedeutungsverwandte:
2
 1.

Belegblock:

Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
1407
):
waz man loͤten muͦss, da soͤllent si lot zuͦsetzen als notduͥrfftig ist.
Wilkes, Sta. Xanten
228, 5
(
snfrk.
,
1411
):
den Chor der Kirche zu N. damit zu
sperren, plencken end decken mit leyen end mit loet te versten.
Barack, Teufels Netz (
Bodenseegeb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Si [goldschmid] bruchend des lotes also vil, | Daz ichs nit erzellen wil.
2.
›Lot als Gewichtseinheit und Gewichtsstück für Gegenstände aller Art (gehäuft für Zierstücke, Gewürze, Arzneimittel, Brot, Getreide, Metalle)‹; speziell: ›konkretes Gewicht am Waagebalken‹; 1 Lot entsprach in der Regel einer halben Unze, einem Vierzehntel einer Mark, einem Zweiundreißigstel eines Gewichtspfundes.
Phraseme:
etw. mit quinten oder loten auswägen
›etw. kleinkrämerisch abwiegen‹;
ein schweres lot wiegen
›etw. für eine Bürde achten‹;
mit Karls lot
(Vorlage:
ad pondus Caroli
)
gelten
›übermäßig streng urteilen‹;
jm. etw. sam ein lot sein
›als Last / Bürde vorkommen‹;
etw. ist manig lot besser denne [...]
›um vieles besser als [...]‹; [eine Anzahl, z. B. 100]
freunde auf ein lot gehen
›kaum ein Lot wert sein‹;
die meid um ein lot hälsen
›das Mädchen aus geringem Grund umarmen‹;
die sünde bei lot
›bis in jede Kleinigkeit hinein‹
erzälen
(in der Beichte) /
auswägen
o. ä.
Bedeutungsverwandte:
I, 1,  1, .
Syntagmen:
das l. taxieren / wegen / zalen, falsch machen, ins feuer setzen, 1 lot wurzel ins futter streuen, x lot für y mark rechen, etw. 1 lot gelten
(z. B.
1 scheffel weizen
)
/ halten / haben / wiegen, 24 lot 1 apotekerpfund machen
;
den semel auf x lot backen, etw. auf 1 lot rechen, etw. um 1 lot geringer backen, etw. barmkeit über aller sünden lot
›mehr als jede Sünde‹
wiegen, silber zu 14 lot arbeiten
;
das lot silbers / goldes, das lot nusöl / lorber / mirre / weihrauch / metal / spezereigewicht
;
das geschmeidige lot
.
Wortbildungen:
lötachtig
,
lotbrot
›Brot mit dem Gewicht eines Lotes‹ (a. 1623),
lotgarn
›beim Lot verkauftes feines Baumwollgarn‹ (17. Jh.),
lotstein
›Stein vom Gewicht eines Lotes‹ (a. 1561).

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
1, 47, 37
(
preuß.
,
1386
):
wenn ein scheffel weisse gilt ein loth, zo sal der wecke wegen 2 marg lotigs.
Ebd.
54, 8
(
1388
):
di do uzvaren vor die grunt czymmern des tages 1 lot und sine kost.
Enders, Eberlin (
Wittenb.
1523
):
Sollich angstlich erzelen der sündt bey quintlin, lot, minuten. rc. Jst nit von noͤten.
Luther, WA (
1524
):
wie gar unchristlich die handlen, so der sunden vergebung mit quinten oder loten außwegen.
Ebd. (
1542
):
das seine Churfuerstliche gnade wolle zu solchem Heiligthum bescheiden [...] ein gantz quentin von seinem trewen fromen hertzen. Und ein gantz lot von seiner warhafftigen zungen.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
188, 4412
(
Magdeb.
1608
):
wenn denn auch dauon zuletzt / | Nur ein loth wird ins fewr gesetzt / | Mit drithalb hundert loth Metall / | So wirts lauter Gold allzumal.
Thiele, Minner. II,
28, 94
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
mir ist die werelt saen eyn loot, | mistroist drivet mich aen eyn oirt.
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. (
mosfrk.
, o. J.):
die Redensart
mit Karles
(Karls des Grossen)
lôte gelten.
Froning, Alsf. Passionssp.
387
(
ohess.
,
1501ff.
):
ich heys Astoroth: | phunt, qwentyn und loyth | lere ich die kremer falsch machen!
Kollnig, Weist. Schriesh.
156, 26
(
rhfrk.
,
1595
):
daß die becker, wann sie daß brot heraußtragen, den kreuzerweck umb ein lot geringer backen dörfen.
Mone, Adt. Schausp. (Hs. ˹
omd.
,
1391
˺):
Sexta anima dicit. Gnade, here Lucifer, | ich waz eyn helser, | ich helste dy
e
mayt um̄ eyn lot.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
,
um 1466
):
sy [goltsmede] sullen kein geringer silber erbeiten danne zu virczehn loten.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1511
):
sollen sy uns das zcehent lott zcalen in der gestalt, man sal zwu holl ercz uff ein lott rechen, geburet uns zu bezcalen von zwenzeigk huben ein lott goldes, und dyweil dy golder irn halter ungleich synt, sal man sechszcehen lot fur ein margk rechen.
Pyritz, Minneburg
3844
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Zwey phunt und ein gantz lot | Leg cluger werk auch dar zu
[zu:
Friliches sprechen
].
Keil, Peter v. Ulm
5
(
nobd.
,
1453
/
4
):
Nym ein lot weyrauch, mastig j lote, mirre j lot.
Fastnachtsp. (
nobd.
,
v. 1494
):
Salomon: Recht freunt erkennt man in der not. | Markolfus: Ir gen wol hundert auf ein lot.
Lemmer, Brant. Narrensch.
10, 32
(
Basel
1494
):
Dem leid ist was glücks Abel hat | Früntschafft wann es gat an ein not | Gant vier vnd zweintzig vff ein lot.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
1466
):
Bern plaphart, die soͤllent halten zem halben vii ½lott an das korn vnd sullent hundert vnd iiii plaphart an ein geschickte marck gän.
Adomatis u. a., J. Murer. Abs.
2573
(
Zürich
1567
):
ey dast in nit schnell umbbracht hast | Ich hett dir fünffzig lott silber gaͤben.
Maaler (
Zürich
1561
):
Loͤtachtig / Stücklachtig. Vnciatim.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
310, 42
(
Genf
1636
):
Vir vnnd zwantzig (loth) machen ein Apotecker Pfundt.
Müller, Welthandelsbr.
143, 26
(
schwäb.
,
1506
):
1 ℔ von Bolongna, do by man seidn verkouft, dut zu Ulm 25½ lot spezrigewicht.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Jch [Aristottelez] wig noch huͤtt ein schwerez lott | Jn kumer und in schmertzen.
Niewöhner, Teichner
176, 22
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
daz
[
mit eren tod
zu sein]
waz pesser manig lot | denn noch ainem der noch lebt | und in manigen schanten swebt.
Ebd.
311, 5
:
unsers herren parmchait | wigt uͤber aller sunden lot
[gen. explicativus].
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
, Hs.
um 1400
):
auch hat die herschaft das recht das ain richter wol mag wegen die lött, wann er wil, inder ieglich lott besunder aus dem phunt.
Deinhardt, Ross Artzney
44
(
oobd.
,
1598
):
Ein guet bulfer, für bössen atem [...]. Nimb 2 lott lorwer vnd segl paum, aines souil als deß anndern.
Zingerle, Inventare (
vorarlb.
,
1479
):
Von erst ain monstrantz, wigt an silber vi marck, funffzehen lot.
Mollay, Ofner Stadtr.
105, 8
(
ung. inseldt.
,
1. H. 15. Jh.
):
Wer do wider thuet, [...] sol verpüest werden dem gericht mit einem gesmeidigen (leẅt) lot silbers.
Helbig, Qu. Wirtsch.
1, 28, 27
;
45, 32
;
99, 12
;
Schmidt, Frankf. Zunfturk. ;
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
92, 23
;
Beyer, UB Erfurt ;
Löscher, Erzgeb. Bergr.
82, 11
;
Wutke, a. a. O. ; ; ;
Koller, Ref. Siegmunds ;
Schnyder, Qu. Zürcher Wirtsch.
288, 34
;
Vock, Urk. Hochst. Augsb.
298, 3
;
Bastian, Runtingerb.
2, 253, 20
;
ders. u. a., Regensb. UB
444, 26
;
Uhlirz, Qu. Wien
2, 1, 1015, 8
;
Voc. inc. teut.
p iijr
;
Öst. Wb.
3, 1104
.
Vgl. ferner s. v.
2
, , .
3.
›Bleikugel, Geschoß‹.
Bedeutungsverwandte:
, ,  4.
Wortbildungen:
lotbolze
.

Belegblock:

Ziesemer, Gr. Ämterb.
282, 17
(
preuß.
,
1425
):
6 stempil und 3 pulversecke, item 2½ schok lote.
Lappenberg, Fleming. Ged. (
1636
):
Das Kraut ist hier der Wein, das Lot ein frisches Bier.
Chron. Köln (
Köln
1499
):
wart Stoultz [...] mit drin loden zo dode erschossen ind eim, hiesch Kodereilgen, ein arm af.
Buch Weinsb. (
rib.
,
um 1560
):
[Peter] scheust in das backhaus mir hart langs den kop, das mich das loit an ein backen neulich rurt; [...] und bleif das loit in der want stechen.
Ebd. (
1586
):
schossen sie frei darin, die freibuter lagten sich hinder die ballen, als were es ihr schanz gewest [...]. Die loeder pliben in den stockfischn hangen.
Hertel, UB Magdeb. (
nd.
/
omd.
,
um 1450
):
wente de blyen lode seten vaster unde scoten harder wan de steyne.
Voc. Ex quo, P
724
(
15. Jh.
):
Plumbata [...] ein lod bolcz [...] est tormentum [...] de plumbo [...] pley chugel.
Mylius (
Görlitz
1577
):
Glans Kugel / Lott.
Bell, G. Hager Sprüch,
61, 1
(
nobd.
, o. J.):
Ein [...] wunsch. | wolt got, das alles kraut vnd lot | so [...] | [...] | jn vierczig jaren ist ver than | [...] | wer wider vnsren feind ge wand.
Geier, Stadtr. Überl. (
nalem.
,
1551-63
):
ainfach hacken sampt pulver, lot und anderer zuͦgehör.
Ziesemer, a. a. O.
637, 31
.
4.
wohl ›Hypothek, Schuldverschreibung‹.

Belegblock:

Grothausmann, Stadtb. Karpfen
5, 11
(
mslow. inseldt.
,
1569
):
So śoll ein Jeglicher Einwoner, welcher Lott auf śeinem Hauß vnnd Erbe hat. śeine gePürende Lośung Jnnerhalb vier Zehen tagen [...] zalen.
5.
›Senkblei (der Schiffer)‹.
Bedeutungsverwandte:
; vgl. , ,  2.

Belegblock:

Dict. Germ.-Gall.-Lat.
89
(
Genf
1636
):
Bleywurff / m. Das Loͤd.