kugel,
die
;
–/-n
.
1.
›Kugel, kugelförmiger Körper, Gegenstand‹; häufig von Himmelskörpern gesagt; auch für Rundkörper zu verschiedenen Zwecken gebraucht, z. B. für das Los bei Wahl- und Losverfahren.
Bedeutungsverwandte:
,
2
, ,  3, .
Syntagmen:
k. des mondes, der erde
;
zirkel der kugel
;
feurige k.
›Meteor‹,
halbe / himlische / persianische / runde / sinwele / wendende k.
Wortbildungen:
kugelform
(a. 1636),
kugelrot
›rote Farbe in Kugelform‹ (seit 1594),
kugeltruhe
(16. Jh.),
kugelwal
(a. 1649),
kugelweise
.

Belegblock:

Peil, Rollenhagen. Froschm.
401, 4390
(
Magdeb.
1608
):
Damit in vier und zwentzig stunden | [...] die gantz Kugel sich wend | Vnd bey dem Anfang nem jr End.
M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
die andern Planeten / als die mit von der Sonnen entlehntem Lichte leuchten / weil selbiges nur in ihrer halben Kugel / nemblich die gegen der Sonnen gekehret / kan angenommen werden aͤndern [...] ihre außwendige form.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1507
/
9
):
daz man sicht, daz bedunck, daz es begriffen sey vnder dem zircell der kugel.
Vetter, Schw. zu Töß (
halem.
, Hs.
15. Jh.
):
in dem schifly sach sy ain ander liecht, das was als ain sinwel kugel.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
es liesen sich ganze feurige kuglen und sträl ob dem schloss sichtbarlichen sehen.
das ross kundt uf dem nassen schlüpferigen boden nit haften, sondert fiel kugelweis hinab biss in die Tonow.
Stopp, Kochbuch S. Welserin
163, 14
(
Augsb.
1553
):
nim feine heúflen aús dem taig, mach kigellen daraús.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
sprechent etleich alt maister, daz des mônen kugel ain halbtail schein hab mit inwendigem aigem lieht.
des nahtes besamnent si sich auf ain cleu oder zu aim kügäll.
Bastian u. a., Regensb. UB
228, 29
(
oobd.
,
1362
):
Wannzit man ouch ainen verweser dez gerichtz nemen und welen wil, so sol man 16 chuͤgel machen dem rat und 32 chuͤgl den von der gemein.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
866
(
oobd.
,
1607
/
11
):
2 runde persianische kuglen, sein amplen.
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
14, 10
(
noobd.
,
1347
/
50
):
Begründung der kugelform der erde. – Daz aber daz ertreich sinbel sei als ain kugel, daz vinde wir also.
Fischer, Brun v. Schoneb. ;
Opitz. Poeterey
28, 35
;
Ruh, Bonaventura
312, 19
;
Bauer u. a., a. a. O.
1522
;
2139
;
Alberus
x ijv
;
2.
Kugeln, Arzneimittel in Form von kleinen Kugeln ›Pille, Walger‹; speziell auch: ›Giftpille‹.
Bedeutungsverwandte:
.
Syntagmen:
eine k. machen / nemen
;
dünne / weiche k.

Belegblock:

Eis, Albrants Roßarzneib.
117, 3
(
preuß.
,
1361
/
6
):
dem [ros] tu dy spalde of czwissin dem huͤfen unde den vussen und lege dor in eyn kulchyn won semil mel unde von eyis wys.
Keil, Peter v. Ulm
30
(
nobd.
,
1453
/
4
):
laß es kalte werden vnd mach dorauß kugelein [...] so hastu ein gut pflaster zu allen frischen wunden.
Fastnachtsp. , ?? (
nobd.
,
v. 1486
):
Die kugelein sein gar gesunt | Zu der stimm nimst du sie in den munt.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
wer den magen sterken well [...] der nem fünf pillulas, daz sint fünf kügellein, in der apoteken gemacht.
Bastian, Runtingerb.
2, 24, 8
(
oobd.
,
1392
):
3 chugel nemmen [...] di cziehent di fluͤzz von dem haubt und allew posew dinkch auz allem pluͤt.
Schorer, Sprachposaun
53, 13
;
Ott-Voigtländer, Rezeptar
204r, 10
;
Voc. inc. teut. n viij v;
Lehmann, Rezeptb.
208/9
.
3.
›Spielkugel‹.
Phraseme:
zwischen kugel und ziel kommen
›störend dazwischenkommen‹.
Bedeutungsverwandte:
1
 2,
1
 2,  5.
Syntagmen:
eine k. schieben / schlagen
;
mit einer k. schnellen / spielen / wallen
.
Wortbildungen:
kugelkreis
,
kugelplaz
,
kugelschlagen
,
kugelspiel
(dazu bdv.:  1),
kugelstat
,
kugelstosser
›Gaukler‹ (a. 1354/9),
kugeltafel
(a. 1650),
kugelwerfen
.

Belegblock:

Luther, WA (
1530
):
redet nicht anders von der welt, denn ich mocht reden von einem keulichen, da mit die kinder auff der gassen schnellen.
Gille u. a., M. Beheim
238, 159
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
nach falschait du dein chugel scheibst | wart, das dein wurff nit vele.
Sachs (
Nürnb.
1556
):
Eins tages an eim abent spat | Da kam ich an ein kugel-stat.
Ebd. (
1554
):
haben nun nicht unser drey | Den Jäckel jagt vom kugel-kreiß.
Ebd. (
1557
):
Eh es dein anherr innen wehr, | Dir kumb zwischen kugel und zil.
Ebd. (
1558
):
Wenn wir bawren einander schlagen, | Am tantz und kugelplatz umbjagen.
Rennefahrt, Staat/Kirche Bern (
halem.
,
1587
):
So vil das kugelnwaͤrffen, ballen und kuglenschlahen [...] lassend wir als ein mannszucht und lybsuͤbung soͤllichs geschaͤhen.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 730, 22
(
schwäb.
,
1585
):
außgenommen mit karten, kuglen oder dergleichen kurzweil mag einer umb einen pfenning [...] spilen.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Ballenspiel / kugelspiel.
Bastian u. a., Regensb. UB
466, 14
(
oobd.
,
1378
):
spielen [...] verpietent mein herren [...] auzgenomen schiezzen auf der tafel, pozzen oder scheiben mit den chugeln.
4.
›Schießkugel‹.
Oft Rechts- und Wirtschaftstexte.
Phraseme:
jm. eine kugel einlegen
›jn. erschießen‹.
Bedeutungsverwandte:
,  6,  3.
Syntagmen:
eine k. schiessen
;
jn. mit kugeln schiessen, jm. mit kugeln versorgen
;
bleierne / eiserne / goldene / silberne / steinerne k.
Wortbildungen:
kugelmodel
,
kugelschus
,
kugelwagen
›Munitionswagen‹ (2. H. 16. Jh.),
kugelzange
chirurgisches Instrument zur Entfernung einer Kugel aus einer Wunde,
kugelzieher
(a. 1629).

Belegblock:

Schade, Sat. u. Pasqu. (o. O.
1524
):
ich fürcht, sie seien der bauren heimlich knecht und legen uns kugel ein.
Perez, Dietzin
1, 128, 8
(
Frankf.
1626
):
diese sendet sie hin vñ wider auß wie die Kugel von einem Palester.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
533, 856
(
Magdeb.
1608
):
Vnd lieff wie der Ostwind herwegt | Wie ein kugel zur Buͤchs außfegt.
Skála, Egerer Urgichtenb.
80, 13
(
nwböhm.
,
1571
):
hab Leppoldinger ein Mit cugl geschossen.
Mylius (
Görlitz
1577
):
Glans Kugel / Lott.
Cirurgia H. Brunschwig (
Straßb.
[
1497
]):
Dan so soltu habe͂ ein kugel zangen vnd solt [...] da mit in die wunden griffen.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Dj kö. Mt. [...] prauchte dartzue etlich quartan, daraus eysne kugel zu schiessen.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16.
/
17. Jh.
):
Wan ainer [...] mit ainem stain würft oder kugl schuß [...] einander zuefiegt.
Zingerle, Inventare (
tir.
,
1472
):
ain kugelmodl zü pleykugelen.
Ebd. (
1486
):
etlich kugell mit puluer.
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
56
(
mslow. inseldt.
,
1537
):
darzw soll ein Ieder sein tail der Mauer mit stainen die thurn mit Kugel vnnd Pulwer woll versorgenn.
Rechn. Kronstadt
2, 84, 22
(
siebenb.
,
1528
):
wmb kuglen steinern, eisner vnd pleÿ kuglen flor. 25.
Qu. Brassó
4, 500, 32
(
siebenb.
,
1532
; Hs.
1613
/
7
):
Haben [...] Verdacht, es sollten die vornehmbst Hauptleut mit silbern Kueglen geschossen sein.
Schmidt, Frankf. Zunfturk. ;
Österley, Kirchhof. Wendunmuth ;
Diehl, Dreytw. Essl. Chron. ;
Spiller, a. a. O. ;
Zingerle, a. a. O. ;
5.
›rundliches Geschwür, Geschwulst‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,  2.

Belegblock:

Voc. Teut.-Lat.
r vijr
(
Nürnb.
1482
):
Kugel die in dem or oder dabey wechst [...] Kugel die in dem mund wechst.