leinwat,
leinwand
(letzteres seltener),
leingewand,
die / das
;
starke Formenvielfalt, Bestimmungswort vereinzelt ohne
-n
(
leiwat, leiwand
), vereinzelt
leinenwat, leinenwand,
Grundwort im Anlaut teils
-b
(
leinbat, leinband
), oft durch Assimilation mit
-n
(von
lein
) kontrahiert zu ; zum Verhältnis von
-wat
und
-wand
s. s. v.
Gewand
und
Leinwand
.
1.
›Leinwand als Stoff, Tuchmaterial; Leinwand in handels- und verarbeitungsüblicher Abmessung (als Halbfertigprodukt)‹.
Gehäuft Rechts- und Wirtschaftstexte.
Bedeutungsverwandte:
 1, ,  1.
Syntagmen:
l. arbeiten / ausfüren / bleichen / bleuen / färben / kaufen / messen / stelen / wirken, feil haben, die l. um jn. verdienen; l. zu hauben / säcken, zu einem hemd; die breite / feine / grobe / gefärbte / kleine / köstliche / subtile / westfälische / schwäbische / weisse l.; die elle / welle, das fas / geschok / stük l.; die bruch, das gezelt / kleid / ungelt von l
.
Wortbildungen:
leingewandelle
,
leinwandbleichen
(17. Jh.),
leinwandhause
(
der/die
) ›Verwalter(in) im Leinwandhaus, Hausmeister‹ (o. J.),
leinwatakzise
(wie
leinakzise
),
leinwatbeschau
›Prüfung von Leinwand‹ (seit M. 15, Jh.),
leinwatbeschauer
(seit 1467),
leinwatelle
,
leinwaten
›aus Leinwand‹,
leinwatgewerbe
,
leinwathaus
(Sachinformation über die Funktion des Leinwandhauses als Gefängnis bei
Bücher, Berufe Frankf.
1914, 78
),
leinwatman
,
leinwatmarkt
(auch zu 2 stellbar),
leinwatmas
,
leinwatmenger
›Leinwandhändler‹,
leinwatmengerin
,
leinwatmesgewand
,
leinwatmesser
(Beleg s. v.  2),
leinwatreif
ein 10 Ellen langes Seil zum Messen von Leinwand (a. 1421),
leinwatreifer
›Leinwandmesser‹ (M. 14. Jh.),
leinwatsbal
›Leinenballen‹,
leinwatschneider
›Leinwandhändler, Leinwandprüfer‹ (seit M. 14. Jh.),
leinwatskrämer
,
leinwatstük
,
leinwattuch
,
leinwatverkäufer
,
leinwatweber
.

Belegblock:

Thielen, Gr. Zinsb. Dt. Ord.
55, 17
(
preuß.
,
1437
/
8
):
150 elen cleyner leywand, item 122 elen grower leywand.
Toeppen, Ständetage Preußen
5, 36, 27
(
preuß.
,
1460
):
wer do leynwandt usfureth, sal ouch von der geringen marg czwene schilling geben.
Ebd.
416, 13
(
1494
):
die leynngewanndtele [...] mag ein strohe breith lennger sein; domith salh aber keine whare dann leyngewandt gemessen werden.
Helbig, Qu. Wirtsch.
2, 153, 10
(
md.
,
1442
):
ein geladin wagin mit wyne, mit gewande, [...] mit hophin, mit linwat [...], der gebit den hogsten waginczol.
Loesch, Kölner Zunfturk.
1, 27, 31
(
rib.
,
1344
):
Dit sint die bruͦder der bruͦderschaf der lynwaitmenger zuͦ Colne.
Scholz-Babisch, Klev. Rheinzollw.
213, 19
(
rib.
/
westf.
,
1479
/
1550
):
Lynenwaet Eenen lynenwaitzball in den Rijn [...] 6 gr.
Schmidt, Frankf. Zunfturk. (
hess.
,
1421
):
daz man alles lijnen garn, daz feil [...] herkomit, furen und legen sulle in der stede linwathuß.
Helm, Maccabäer (
omd.
/
nrddt.
, Hs.
A. 15. Jh.
):
als man gewant mist mit der elen vnd lyment.
Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
Dis ist das tzu vrouwen gerade gehoret. [...] borsten. scheren. spigele vnd alle lyngewant vngesneten.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
151, 18
(
thür.
,
1474
):
daz sie or eine welle leinwandt [...] gestollen hette.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
12, 11
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
di ediln tragin bruche von lywote odir von sidynen tuchirn.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
,
1468-86
):
es sal ouch nymand linwat, dy nicht tuchtig und zcweyer ellen breit ist, alhir feil haben.
Wendehorst, UB Marienkap. Würzb.
478, 8
(
nobd.
,
1482
):
ein swarz leynwatten messgewant.
Hoffmann, Würzb. Polizeisätze
154, 20
(
nobd.
,
1475
):
das kein schneider oder tuchscherer kein gewant, parchat oder leynwat verschneide oder veile habe.
Gille u. a., M. Beheim
453, 1854
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Von leinwat waren vil gezelt.
Loose, Tuchers Haushaltb. (
nürnb.
,
1510
):
1 stuck Augspurger leinbet den sundersiechen czu schlafhewblen.
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
Lintearius [...] ein leynwat verkauffer.
Krebs, Prot. Konst. Domkap. Protokoll
874
(
nalem.
,
1498
):
Die beiden linwat stücker [...] sollen der mulier Romana dicta Schmutzerin gegeben werden
[Regestbeleg].
Schnyder, Qu. Zürcher Wirtsch.
173, 30
(
halem.
,
1379
):
Uͦlr(ich) Búllachert. R. Bruͦder vj gantz roͧw linwattuͦch.
Geier, Stadtr. Überl. (
nalem.
,
1555
):
der frembd gibt von ainem vaß linwat zoll neun phening.
Maaler (
Zürich
1561
):
Leynwaatwaͤber. Linteo, [...] Lintearius.
Lynwaatgewaͤrb / Kauffmannschatz mit leynwaat. [...] Lynwaatmann / Kauffmann der mit lynwaat wirbt. Lintearius.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
303
(
Genf
1636
):
leinwatskraͤmer [...] Linteo.
Müller, Welthandelsbr.
267, 37
(
schwäb.
,
1514
/
5
):
40 steb Genfer thun in Cattolonia als zu Barzalona 28 cannas leinbatmaß.
Chron. Augsb. f. (
schwäb.
,
1523
/
7
):
sider du ausgewesen bist, so hat dise die leinwat umb mich verdient.
Vogel, Urk. Heiliggeistsp.
1, 470, 36
(
moobd.
,
1452
):
sol man leinbat kauffen vnd dieselben leinbat sol man geben vnd tailen vnder die durftigen.
Weber, Füetrer. Poyt.
103, 5
(
moobd.
,
1478
/
84
):
Si prachten claider new von leinbat weisse.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
um 1530
):
der leinwatmarkt aber
[wurde]
bei bei der padtstuben belegt.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1625
):
die leinbathëlln ist lenger als die Salczburger elln.
Zingerle, Inventare (
tir.
,
1478
):
ain weiß leinwatmessgwand mit seiner zuͤgehorung.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
316, 10
;
ders., Marienb. Konventsb.
281, 21
;
Loesch, Kölner Zunfturk.
1, 59, 9
; ;
Nyberg, Birgittenkl.
2, 226, 23
;
Scholz-Babisch, Klev. Rheinzollw.
506, 24
;
Hoffmann, Würzb. Polizeisätze
112, 10
;
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
223, 34
;
252, 22
;
Wendehorst, a. a. O.
480, 17
;
Koppitz, Trojanerkr. ;
Mollwo, Rotes Buch Ulm ;
Dirr, Münchner Stadtr. ;
Bastian u. a., Regensb. UB
141, 40
;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
Rechn. Kronstadt
3, 305, 23
;
4, 43, 39
;
5, 454, 23
;
Rwb ff.;
Öst. Wb.
3, 351
;
Bücher, Berufe Frankf.
1914, 78
;
79
;
Rosenqvist, Frz. Einfluß.
1943, 357
.
Vgl. ferner s. v.  2,  5,
1
 4.
2.
›gebrauchsübliches Tuch aus Leinen‹; teils spezialisiert: ›Unterkleid‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2.

Belegblock:

Luther, WA (
1544
):
ein reicher Man, der kleidet sich mit purpur und koͤstlichem linwad.
Scholz-Babisch, Klev. Rheinzollw.
419, 25
(
rib.
/
westf.
,
1595
):
Van allerley alde kleider, bedden, vehren, laecken und andren leinengewaedt, [...] den tienden penningh.
Sachs (
Nürnb.
1562
):
Und [David] tanztet mit hertzlicher beger | Vor dem herrn und der laden her | Und war umbgürtet mit leinwath.
Barack, Zim. Chron.
506, 13
(
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
also lag die wissen vorm schloss mit bettern, leinlachen, tischtüecher und anderer leinwat [...] übersprait.
Ebd.
621, 38
:
Der hausrath, alles gelt, alle leinwaat war hinweg.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1512
):
dergleichen ain leitgeb oder ain spiler die mugen auch abziehen unz an die leinbat.
Jürges u. a., Waldecker Chron. ;
Holtzmann, Gr. Wolfdietrich ;
Bremer, Voc. opt.
17105
;
3.
›Leichentuch, Grabtuch aus Leinwand‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  3.

Belegblock:

Alberus, Barf. (
Wittenb.
,
1542
):
Wie Christus gewaschen ward [...] vnd mit Aloe vnd Mirra gesalbt / vnd in ein New Leinwad ein gewickelt.
Sachs (
Nürnb.
1557
):
Nam er in [Jesum] ab deß creutzes stam, | Wickelt in in leinwat ersam.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1560
):
ist die bare oder druchen mit ainer schönen, weißen leinwadt und schwartzem tuͤch bedeckt.
Wyss, Luz. Ostersp.
3, 82, 31
;
Mayer, Folz. Meisterl. ;
Kehrein, Kath. Gesangb. ; .