1
bal,
balle,
ballen,
meist
der
,
schweiz. für
ballen
auch:
die
;
balles/bälle
(für
bal
);
-n/ -n
(für
balle
);
-s/-Ø
(für
ballen
);
Bed. 4 überwiegend in der Form
balle.
1.
›Ballen des Fingers, der Hand, des Fußes (letzteres auch bei Tieren)‹.
Syntagmen:
den b. aufschlagen
;
an den b. schmerzen fülen, von dem b. unz an die aberklaue, zwischen den b. enge sein
;
grosser / hinterer b.
;
b. an / in der hand
;
b. der finger / füsse.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Doch muz man der seiten klanc | Nemelich an der harfen | Irholn mit negelen scharfen | Und mit der vingere ballen.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Ball der fuͤssen / planta pedis, inferior pars pedis [...]. Die ballen klawen / pedum palmæ, digiti, ungues. Der auff den ballen der fuͤß gehet / als wann er auff doͤrnern gieng [...]. Ball an der hand.
Turmair (
Ingolst.
1516
):
sed et palma manus dicitur, nec callum, hoc est ‘paln in der hand’.
Deinhardt, Ross Artzney
336
(
oobd.
,
1598
):
Wan ain pferdt verpelt hat, so [...] schlag im den balln auf vnd leg ihm werch mit wasser darein.
Ebd.
326
;
Dalby, Lex. Mhg Hunt.
1965, 9
;
Öst. Wb.
1, 141
.
2.
›Spielball, aus Tuch oder Leder gearbeitete, mit Stoffmaterialien gefüllte oder mit Luft aufgeblasene Spielkugel‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. .
Syntagmen:
den b. auffangen / aufheben / leiten / schlagen / spielen / treffen / bezalen, den b. in die höhe werfen, jm. den b. zuschlagen / zuwerfen
;
b.
(Subj.)
fallen / fliegen / springen / steigen
;
mit dem b. kurzweilen / spielen, nach dem b. laufen / springen, wie ein b. tanzen, jn. wie einen b. werfen, etw. als einen b. in der hand halten
;
das aufspringen
(subst.)
des b., art des b.
;
kleiner / grosser / neuer / sineweler / liderner b.
;
spiel / übung mit dem b.
Wortbildungen
balplaz
(dazu bdv.: ),
balspielen
,
ballenweise
›ballartig‹.

Belegblock:

Lappenberg, Fleming. Ged. (
1631
/
9
):
alles | hat die Art des Palles, | der steigt und fällt.
Luther. Hl. Schrifft.
2. Makk. 4, 14
(
Wittenb.
1545
):
wie man den Pallen schlug / vnd ander spiel treib.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
Den muß ich auch erfullen | Und einen ballen han zu spielen.
Mylius (
Görlitz
1577
):
Sphæristerium Baalplatz / Jtem Kegelplatz.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Seyt er all ding allß einen cleynen palle | Beschleust in seiner hende.
Fastnachtsp. (
nobd.
,
v. 1486
):
Alle perg werin ein kleiner pal | Gen meiner lieb.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
das du mir hest gesant einen gebogen stap und einen syneweln ballen und ein güldin kennelin: bi dem gebogen stabe merke ich, das sich die gewaltigesten künige vor mir biegende werdent: bi dem syneweln ballen, das ich wurde besitzende die synewelkeit dirre welte.
Lemmer, Brant. Narrensch.
6, 78
(
Basel
1494
):
des ist des gelückes fall | Das vff vnd ab dantzt wie ein ball.
Ebd.
69,
Vorspruch 1:
Der würffet jnn die hoͤh den ball | Vnd warttet nit des widerfall.
Adrian, Saelden Hort
4038
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
dez do vor in allen | vil dik warf die ballen, | ain pfennig vollen sekel.
Ebd.
7440
:
der welt kinden, | die mit mir singen, schallen | und lofen nach den ballen.
Maaler (
Zürich
1561
):
Aufgeblaßne od’ aufgetribne liderne Ballen darmit man spilt oder kurtzweylet. Follis. Das spil vnnd die uͤbung mit der Ballen. [...]. Ballenweyß / geleych wie ein ballen. In pilæ modum.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1550
):
als man die euangelische predigt hielt, daß sie mit ainem großen pallen spilten auf dem kirchhof.
Ebd. (zu
1548
):
send ire vier, so mit dem ball gespielet, darinnen gewesen.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Ball / bedeut in gemein alles rundes. [...]. Welcher deß balls fehlet / verleurt seinen schlag. Auff vnd ab / wie ein ball / Tantzt allzeit deß glücks fall.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
55, 6
(
moobd.
,
1473
/
8
):
do hueb sich frew̃d zue hof mit tantzen, singen; | man schlueg den pal zue preyse.
Kummer, Erlauer Sp. (
m/soobd.
,
1400
/
40
):
well wıͤr gen under di linden | zu den huͤbschen chinden | und mit lauffen nach dem pall?
Hampe, Nürnb. Ratsverl.
2, 268, 25
;
Barack, Teufels Netz ;
Schlosser, H. v. Sachsenh.
5858
;
Primisser, Suchenwirt ;
Schmitt, Ordo rerum
185, 32
;
266, 8
;
275, 30
;
Voc. inc. teut.
c jv
;
s jv
;
Alberus
x ijr
;
x ijv
;
Dietz, Wb. Luther ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 383
;
3.
›spielballähnlicher oder als ähnlich gedachter Gegenstand‹, darunter z. B. die Brust der Frau, der Hoden, der Butterballen, der Augapfel; Ütr. zu 2.

Belegblock:

Pyritz, Minneburg
3241
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Uz irer bruste saffe | Zwen eppfel sint entsprungen, | Gebrutet und auch gedrungen | Zu sammen als ein balle.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
15. Jh.
):
[
er
, ein Seiltänzer]
het ein lange stangen in paiden henden, daran warn an iedem ort zwai pellein vol sants.
Fastnachtsp. (
nobd.
,
15. Jh.
):
Rust mir ettwaß zuo verkoufen, | [...], | Ein kübel mit milch, ein ballen anken
[sofern hier die Maßeinheit von Butter gemeint ist, auch zu 4 stellbar].
Henisch (
Augsb.
1616
):
Ball der augen / pupilla, ein alt wort.
4.
›bestimmte, handels- und transportübliche Menge von Waren, Verpackungs-, Gewichts-, Transporteinheit, -maß‹; teilweise generell ohne Nennung der Ware, in der Mehrzahl der Belege auf bestimmte Waren bezogen, darunter vor allem auf Tuch (häufig), auf Leder, auf Metalle, auf Pflanzen (z. B. die Farbstoffpflanze Waid, Hanf), auf Gewürze, auf Getreide, auf Papier.
Gehäuft in Wirtschaftstexten.
Phraseme:
grosser / kleiner balle(n)
, genaues Maß aus den Belegen nicht erkennbar, ein großer Ballen (Tuch) ging über die Traglast eines Saumtiers hinaus, war also nur für den Wagentransport geeignet.
Bedeutungsverwandte:
 2; (für Flachs); vgl.
1
 1.
Syntagmen:
den / einen b. anlegen / binden / fertigen / machen / kaufen / verkaufen / wegen / füren / schleifen / tragen / aufbrechen / aufschlagen / aufheben
(›als Steuer einnehmen‹);
b.
(Subj.)
kommen woher, b. halten
(›beinhalten‹)
etw.
;
etw. aus einem b. schneiden, von einem b. etw. geben
, [einen Betrag]
für einen b. rechnen
;
b. leders / stahels / tuchs
;
b. eisen / leder / leinwand / papier / zin / zwillich.
Wortbildungen:
ballenbarchent
,
ballengeweis
(dazu ggs.: ),
ballengut.

Belegblock:

˹Ohne Angabe der Ware:
Helbig, Qu. Wirtsch.
3, 23, 3
(
md.
,
1444
):
vnd yr der pfennich(wert) het das yr die mit den allerersten von euch sendet gen leyptz vnd liest kleine pallin machen.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
, Hs. 
v. 1325
):
Set, also vil wil ich uch verzollen, in den ballen ist nicht me.
Rennefahrt, Gebiet Bern (
halem.
,
1540
):
es sye syden, allerlei tůch, sockelholtz, papir und gantz all ander waren, sy siend in vassen oder in ballen.
Österley, Steinhöwels Äsop (
Ulm
1474
/
82
):
Da aber die knaben die bürdin tailten under in selber, daz zwen ain bellin tragen solten.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Ball / kauffmans ballenguͤtter / mercatorum farcinæ, fasces mercium [...], vulgo ballæ.
Zingerle, Inventare (
tir.
,
1484
):
wenn pallen von Venedig gen Můlbach chumen sindt, [...] vnd hiet aber ain yeder pallen ain besůnder zaychen gehabt.
˺
˹Von Tuch: Herborn u. a., Rechn. Jülich
93, 33
(
rib.
/
snfrk.
,
1398
/
9
):
II balle(n) sardoichs, yeclich balle hielt XLV doich.
Schultheiss, Achtb. Nürnb.
124, 19
(
nobd.
,
1392
):
die tuch, die verstolen und auz einem pallen gesniten wurden.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
um 1400
):
von aym brauandischem tuch 2 ß, von aym pellein leinbot 6 ß.
Kläui, Schweiz. Urbare
3, 314, 19
(
halem.
,
1394
):
von eim vardell oder ballen schürlez thuchs 2 gl.
Rennefahrt, Statut. Saanen (
halem.
,
1577
):
leinbant In ein baln. 30 Eln.
Müller, Welthandelsbr.
153, 21
(
schwäb.
,
1506
):
darby verkouft man wullituch, leinwat und alle ding und 8 pellm ist ain chana.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1550
):
Von ainem yeden baͤllin, das ist dreissig barchattuch, [...], zu binden ... X pfenning.
die betzaichnete werungguͤter als fardel⸗ und bellinbarchat hierinn ausgenommen.
Bastian, Runtingerb.
2, 76, 4
(
oobd.
,
1389
):
ez ist in yedem paͤllein 84 gepleiter parichant.
Niewöhner, Teichner
23, 19
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
got hat wol des sneider sin: | der snaid uns ab eim pallen.
Rechn. Kronstadt
3, 205, 4
(
siebenb.
,
1542
):
Her Cristianus Hÿrscher 2 Ballen Igler helt thuch.
˺
˹Von Leder: Merk, Stadtr. Neuenb. (
nalem.
,
1499
):
von einem ballin leders ein schilling pfenning und von einer grossen ballen anderthalben schilling pfenning.
Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen (
halem.
,
1492
):
von einer ballen laͤder einen schilling.
˺
˹Von Metallen: Helbig, a. a. O.
5, 29, 20
(
md.
,
1500
):
wie vill pallen zcen und wem sollich zcen gemacht und geschmeltzst wirdet.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
77, 39
(
omd.
,
1609
):
uf ein jede post zihn, wan sie abgewogen, den bauendten gewercken einem wagzettel geben, wieviel palln und centner solchs gewesen.
Kläui, a. a. O.
3, 313, 29
(
halem.
,
1390
):
Von einre ballen stals 1 ß.
Zingerle, a. a. O. (
tir.
,
1452
):
vier pall eysen vnd ettleich ledig eysen.
˺
˹Von Pflanzen: Helbig, a. a. O.
3, 143, 29
(
md.
,
1575
):
daß das Maß [Waidt] geschott, und der Borte mit einem Ballen hoch besatzt und darnach gleich ausgeebnet werde.
Merk, a. a. O. (
nalem.
,
1499
):
von einer burdin hanf acht phenning und von einer ballen achtzehen phenning.
˺
˹Von Gewürzen: Sattler, Handelsrechn. Dt. Orden
20, 17
(
preuß.
,
1404
):
1 fas pfeffer, das weget in Flandern 1 bale.
Leisi, Thurg. UB
7, 674, 20
(
halem.
,
1388
):
sol man den pheffer oder phenning geben, [...], úns oder únsern nachkomen, als der pheffer gang hǎt in der ballen.
Bastian, a. a. O.
2, 87, 4
(
oobd.
,
1387
):
Er sol den pallen [pfeffer] in dem franhof wegen.
˺
˹Von Getreide: Sattler, a. a. O.
76, 36
(
preuß.
,
1417
):
Modirbil tenetur 2 bollyn [weise
›Weizen‹
] vor 9 ß.
˺
˹Von Papier: Rennefahrt, Gebiet Bern (
halem.
,
1527
):
es wirt ein gantze ballen papir für zechen centner gerechnet.
˺
˹Von Heu: Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1489
):
da machet man hie die heuwag, [...] gab sie an dem zimerman, als auch er die paln wag, wie mans machen solt.
˺
Ziesemer, Gr. Ämterb.
205, 36
;
216, 37
;
261, 37
;
ders., Marienb. Ämterb.
162, 33
;
Sattler, a. a. O.
77, 1
;
Ermisch, a. a. O. ;
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
132, 2, 13
;
Hertel, UB Magdeb. ;
Helbig, a. a. O.
3, 48, 21
;
124, 26
;
Merk, a. a. O. ;
Kläui, a. a. O.
2, 302, 2
; 5;
18
;
Schnyder, Qu. Zürcher Wirtsch.
367, 35
;
707, 9
;
Rennefahrt, Stadtr. Bern ;
Müller, Stadtr. Ravensb.
244, 22
;
Diehl, Dreytw. Essl. Chron. ;
Bastian, a. a. O.
2, 48, 14
;
70, 9
;
113, 12
;
Zingerle, a. a. O. ;
Rechn. Hermannst.
317,
Anm. 546;
Schmitt, Ordo rerum
244, 35
;
Matzel u. a., Spmal. dt. Wortschatz.
1989, 24
;
Preuss. Wb. (Z)
1, 383
;
Vorarlb. Wb.
1, 225
;
Öst. Wb.
2, 141
;
Schirmer, Kaufmannsspr. .
5.
›Gesellschaft der Ravensburger Tuchhändler‹; Metonymie zu 4.

Belegblock:

Müller, Stadtr. Ravensb.
243, 35
(
oschwäb.
,
1445
):
welhi die sind, die hantwerck [...] tribent oder triben laussent und die in der gesellschaft der ballen sind.
6.
›mit gesottenen Pferdehaaren ausgestopftes Lederkissen mit hölzernem Griff, als Instrument des Druckers, mit dem er Farbe auf Druckformen aufträgt‹.

Belegblock:

Klenz, Die dt. Druckerspr.
1900, 19
(
seit 1602
).
7.
›Ballenkraut, Breitwegerich, Plantago maior L.‹;
Zur Sache:
Marzell
3, 815-834
.

Belegblock:

Deinhardt, Ross Artzney
52
(
oobd.
,
1598
):
Wann ain roß bauchschlegig ist Item so nimb muschcatnuß, inber, ballen, kheel, feyhel vnd saffran.