kranz,
der
;
–/-e
+ Uml. (in Bed. 2 meist Diminutiv:
kränzel
).
1.
›in Form eines Rings geflochtene oder gebundene Menge von Blumen, Zweigen; ringförmiger Kopfschmuck aus Metall oder Stoff‹, jeweils als Zeichen für verschiedene Zwecke, darunter: ›Krone‹; auch: ›Geschenk als Zeichen der Gunst‹; als Siegeszeichen (z. B. in einem Turnier): ›Preis‹; als Festschmuck, z. B. bei Bräuten, Zeichen der Jungfräulichkeit, bei Geistlichen als Zeichen, daß sie ihre erste Messe lesen; ›kranzförmiger Wisch zur Kennzeichnung nicht ordnungsgemäßer Ware‹.
Phraseme:
den kranz noch haben
;
den kranz schädigen / verlieren / verreissen
›die jungfräuliche Ehre verlieren‹;
jn. um den kranz bringen
;
um den kranz kommen
;
in / unter dem kranz sein
;
im kranz zu kirchen gehen
.
Bedeutungsverwandte:
,  1,
1
 1,
1
(
der
34, (
der
1, , , .
Syntagmen:
den k. ablegen / aufbieten / aufhaben / ausgeben / begeren / bekommen / brechen / entsetzen / erfechten / gewinnen / kriegen / machen / tragen / winden / zulassen, die kränze austeilen, jm. einen k. abnemen / absprechen / aufsetzen / binden / geben / vereren / vergönnen
;
jn. mit einem k. be|eren / zieren, um den k. fechten
;
k. des sieges, der meide
;
k. auf dem kopf, k. von beifus / blumen / gestein / gold / ölzweig / perlen / seide / wermut
;
agatener / goldener / grüner / königlicher / rautener / ritterlicher / schöner / silberner / sommerlicher / ströherner k.
Wortbildungen:
kranzfane
(16. Jh.),
kranzgold
,
kranzjungfrau
›Brautjungfer‹,
kranzkrämer
,
kränzlich
›etwas Kranzförmiges, Endloses‹ (Kollektivum),
kranzmacher
,
kranzmacherin
,
kranzring
(a. 1591),
kranzschiessen
(16. Jh.),
kranzschus
(seit 1504),
kranzspange
,
kranzwerk
,
kranzzierung
.

Belegblock:

Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1408
):
2 m. Jorgen Polan der krenzmechirynne man zu Marienburg of rechenschaft gegeben.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
135, 7
(
preuß.
,
1418
):
4 zeidynne krencze mit zilberyn spangen.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
11896
(
rib.
,
1444
):
In myme krentzgyn nacht ind dach | Ich me genoegden haven mach.
Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl. (Hs. ˹
pfälz.
,
M. 16. Jh.
˺):
durch sine allofanzen | verlor ich meinen kranze, | wie ich dir sagen soll.
Froning, Alsf. Passionssp.
5791
(
ohess.
,
1501ff.
):
mer machen eyn loibedancz | dem, der uffhoit den koniglichen krancz!
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
25, 6
(
Frankf./M.
1568
):
Auch mach ich guͤldin Hauben rein | Krentz vnd harband von perlein weiß.
Röhrich u. a., Cod. Dipl. Warm.
4, 552, 26
(
omd.
,
1434
):
XXI silberynne kranczchenspangen.
Neumann, Rothe. Keuschh.
5101
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
so muss si des gesangis swigen | unnd enkan das krentzelin nicht erkrigen.
Luther, WA (
1530
):
der dirnen und yhren Elltern geschicht grosser unrecht [...] denn ihener, die allein mit verloͤbnis betrogen, dennoch den krantz noch hat.
Ebd. (
1537
/
40
):
sind offt Ehebrecherin undter dem Schleier und Huren undter dem krantz, die sich [...] herfhurthun fur fromme Ehefrauen und Jungkfrauen.
Ebd. (
1542
):
Et factus psalmus wie ein Crentzlich; wie ers ansehet, sie schleufft.
Hertel, Hall. Schöffenb. (
osächs.
, zu
1427
):
Hans Obirkirche [...] hat uffgeboten eyn willig phant als eynen krancz vnde eynen grunen mantel.
Schaer, Pyr.-Thisbe-Sp. III,
255
(
osächs.
,
1607
):
welcher vnttern Rittern nun | mitt Kempfen wirdt das beste Thun, | dem mustu einen Crantz verehren.
Opitz. Poeterey
51, 27
(
Breslau
1624
):
Ceres voll von weh vnd zehren | Leget jhren krantz von aͤhren.
Bretholz, Liechtenst. Herrsch.
286, 36
(
smähr. inseldt.
,
1414
):
ein junkchfraw nicht mer wann drey helbling oder ein ruteins chrănczel.
Ebd.
339, 37
:
ob es [fleisch] phinnacht ist, so sullen se das vndersagen [...] vnd derselbig sol ein sträbeins chrenczel aufseczen.
Gille u. a., M. Beheim
279, 70
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
das krenczlin, das sie auff dem habet trug | von blumen siben velte, | das sein die siben habet sund.
Fastnachtsp. (
nobd.
,
n. 1494
):
ich [...] lasse Regenbart daß kränzel werden, | Meinem vettern, der hie pei dir stat.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
E. 15.
/
A. 16. Jh.
):
do komen die frawen all zu ir und setzten ir ein stroͤeß krentzlein auf.
Thiele, Minner. II,
16, 11
(Hs. ˹
wobd.
,
15. Jh.
˺):
wir weln bluͦmlin und gräß | brechen zuͦ ainem crentzlin.
Ebd.
31, 171
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
er ist der wibe wonne | und get met vreuden richen krantze | gecieret an eren dantcze.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
der minnegoͤtin fro Venus ist ir hertze beroͮbet, ir fúrnemes sumerliches krentzli ist ir ab gesprochen.
Pfeiffer-Belli, Murner. Kl. Schrr.
8, 35, 24
(
Straßb.
1522
):
das ich bas singen kan dan er / dan er zuͦ end seins buͦchs mein lied den meisteren beuilcht mir das krentzlin zuͦ geben.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Von blümen er ain krentzlin brach, | Dem sighaften stiere | Zwang er den kranz vil schiere | Vast entzwüschen dü horn.
Heidegger. Mythoscopia
35, 21
(
Zürich
1698
):
Das ist gewiß / daß Franckreich in disem Studio den Krantz vor aller Welt erfochten.
Rennefahrt, Staat/Kirche Bern (
halem.
,
1494
):
das Dionisius des Gantners tochter fur soͤllich ir entsatzt kreͣntzli und zuͤgefuͤgtem smaͧch geben und usrichten soll 20 ℔.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1559
):
daß die crentzeljunckfrawen an den hochzeiten mit den preuten gen kirchen gehen.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 296, 26
(
schwäb.
,
1592
):
das fürterhin kaine, die geschwecht oder geschwengert geen kürchen kain crenzlen oder junckfrewliche zierd trag.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
438
(
oobd.
,
1607
/
11
):
10 [...] schälein [...] 4 darvon haben inmitten vergulte ring oder kräntz.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
49, 4
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Hector des ward gesehen, | das er preislich hintrueg des siges chrantz.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
M. 15. Jh.
):
der ambtman [...] soll haben drei spillmannen, und iedem ein krenzel ân gevër.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
70, 14
(
tir.
,
1464
):
der ander man der trueg auf dem hëbt czwei chrenczl von gold vnd von ëdlem gestain.
Meijboom, a. a. O.
11834
;
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
152, 4
;
Österley, Kirchhof. Wendunmuth ;
Stambaugh, Milichius. Zaubert.
16, 34
;
Peil, a. a. O.
610, 3285
;
Roloff, Naogeorg/Tyrolff. Pamm.
385, 3776
;
v. Ingen, Zesen. Ged.
391, 24
;
Opitz. a. a. O.
32, 18
;
Gille u. a., a. a. O.
238, 231
;
Mayer, Folz. Meisterl. ;
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst ;
Goedeke, Fischart
614
;
Wiessner, Wittenw. Ring
2473
;
Schlosser, H. v. Sachsenh.
306
;
Bauer u. a., a. a. O.
1089
;
Kummer, Erlauer Sp. ;
Voc. Teut.-Lat.
r iijv
;
Vorarlb. Wb.
2, 141
.
Vgl. ferner s. v. ,  1, , ,  1.
2.
›Fest (bei der Verleihung eines Siegeskranzes), Zusammenkunft, Schmaus‹; metonymisch zu 1.
Phraseme:
den kranz singen
.
Wortbildungen:
kränzelgesang
,
kränzelmal
.

Belegblock:

Buch Weinsb. (
rib.
,
1571
):
Philips Geil, alter burgermeister, hat mir das krenzgin vur en halben jar geben.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
247, 6271
(
Magdeb.
1608
):
Die Juͤngfrawen sungen den krantz | Vnd hielten einen Ringeltantz.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1548
):
vil bancket mit inen gehalten [...] geselschaften und krentzelmal angericht.
Ebd. (zu
1563
):
hat alhie ain e. rat [...] verpieten lassen alle aubentdäntz, ring- oder krentzelgesäng.
3.
Zeichen einer Weinschenke.

Belegblock:

Lappenberg, Fleming. Ged. (
1638
):
Ie besser ist der Kranz, ie ärger ist der Wein.
Lau, Qu. Neuß (
rib.
,
um 1520
):
ein yder sal mit oeffenen duren ind mit utgestechen krensen zappen ind anders niet.
Ebd. (
1595
):
derselbiger soll keinen wein ausserhalb des haus zu zappen oder einen krantz auszuhangen macht haben.
4.
›höchste Stufe, Vollendung eines religiös oder didaktisch begründeten Ideals‹; Ütr. zu 1.
Bedeutungsverwandte:
 3.
Syntagmen:
in allen Belegen mit gen. explicativus.

Belegblock:

Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Ein vaz der rechten demut, | [...] | Der maze ein bescheidenheit | Und ein crantz der kuscheit.
Thiele, Minner. II,
30, 438
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
want wey die zeichen voret gancz, | dem setz ich uf der minnen crans.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Dy [...] hilden gantz | Des werltlichen geluckes crantz.
Pyritz, Minneburg
5396
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Wie hastu dann der wisheit krantz | Besloßen und die nuͤtzten kunst.
Martin, H. v. Sachsenh. Tempel
147
(
schwäb.
,
1455
):
Soltu mich, frow, erquicken | Flechten und verstricken | In diner gnauden krancz.
5.
kranzförmiger Gegenstand verschiedener Art und Funktion; im einzelnen: ›ein Gebäck‹, ›Gesims an Gebäuden, Öfen, Möbeln‹, ›Bettvorhang‹, ›Rahmen aus Eisen oder Hölzern zur Sicherung eines Schachtes‹.
Wortbildungen:
kranzblech
,
kranzeisen
,
kranzkachel
(a. 1564).

Belegblock:

Loose, Tuchers Haushaltb. (
nürnb.
,
1513
):
kauft ein hubschen newen kallter mit 4 thürlen von flader und der fuß und krancz von lintennholcz verschnitten.
Patocka, Salzwesen.
1987, 156
(
oobd.
,
1582
/
5
):
das vnter wöhr werch gesechen, ist auch verwohrt in der Piten mit einem Crancz von Leten außgeschlagen.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
16. Jh.
):
ob einer im lant heurathet [...] so soll er [...] der herrschaft aufm Tächenstein ein cranz und krapfen verehren.
Vgl. ferner s. v.  17.
6.
›Gekröse‹.

Belegblock:

Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 582, 17
(
schwäb.
,
1588
):
In was wert das flaisch soll geschetzt werden [...] 1 kalbskopf 6 pfennig den krantz 6 pfennig.
Müller, Stadtr. Ravensb.
288, 31
(
oschwäb.
,
1544
):
so er [...] ingeschlecht, es sie grimm, kopf, krantz [...] oder anders begert.