kochen,
V.
– Zur Lautung von 'Koch(-)' in den rezenten deutschen Mundarten s.
regionalsprache.de, s. v.
.
1.
›den Kochpunkt erreichen‹; ütr. (auf heftige Empfindungen), dann: ›brennen, schmerzen‹; ›etw. (Essen, Flüssigkeit) zum Kochen bringen‹, ›Essen zubereiten‹; dann ütr.: ›etw. anstellen‹.
Phraseme:
nicht wissen, wie es j. kocht
›nicht wissen, was einer im Schilde führt‹;
jn. kochen lassen
›jn. warten lassen‹;
ein kochen sein
›ein und dieselbe Sache sein‹;
in einem hafen kochen
›zusammenarbeiten‹;
zwei mus in einem hafen kochen
›verräterisch handeln‹;
bei kaltem feuer kochen
›sich umsonst bemühen‹;
sich wie kochen und salz messen reimen
›gegensätzlich sein‹;
miteinander kochen
›gemeinsamen Haushalt führen‹.
Bedeutungsverwandte:
1
 1, (V.) 1, ,  1, .
Syntagmen:
das herz
(Subj.)
k.; eier / essen / fleisch / garn / hirs / hopfen / kraut / most / mus / pfeffer / speise / suppe / wasser / wein k.; jm.
(z. B.
den brüdern
)
k
.
Wortbildungen:
kochenmel
›zur Speisebereitung benutztes Mehl‹ (im Unterschied zu
nachmel
),
koches
,
kochfeuer
,
kochfleisch
(a. 1595),
kochgerste
(seit M. 16. Jh.),
kochgroppe
(zum Grundwort s.
1
groppe
),
kochhafen
,
kochhaus
,
kochhütte
›Küche‹,
kochig
(a. 1568),
kochkelle
,
kochkessel
,
kochkraut
(dazu bdv.: ),
kochkunst
,
kochlöffel
(dazu bdv.: ),
kochmagd
,
kochmesser
,
kochmonat
August und September (a. 1529),
kochofen
(M. 16. Jh.),
kochpfanne
(a. 1615),
kochstube
,
kochtag
,
kochtopf
,
kochwasser
.

Belegblock:

Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1408
):
6 m. [...] vor 6 grosse kochkessel.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
716, 6
(
preuß.
,
1447
):
3 grosse kochgropen.
Toeppen, Ständetage Preußen
3, 207, 15
(
preuß.
,
1578
):
Weil Heintze und Witmeßdorff ein kochen ist, wirt er ime solche wiesen gewißlichen zuschantzen.
Lau, Qu. Siegburg (
rib.
,
1516
):
Ein hundert kochduppen sall gelden den van Collen 4 mr.
Buch Weinsb. (
rib.
,
1567
):
ullich, petercilien, kochkrut 2 alb. 8 h.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1619
):
Laßt vns ein Fewerlein machen, | Dem Kind ein Muͤßlein kochen.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
180, 18
(
Frankf.
1535
):
Schwefel ist erden von wirckung der hitz gekocht.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1602
):
müßen die personen, so die speiß und anders bereiten und kochen, nicht alles fein sauber besichtigen.
Neumann, Rothe. Keuschh.
3346
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
kochet si [kuscheid] in der demut | so wirt si louber unnd gut.
Hertel, Hall. Schöffenb. (
osächs.
, zu
1438
):
Gerdrud, der Baruthe kochemait, ist komen vor gehegit ding.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
73, 26
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
machit do von brot und kochin das und legin is in di sunne.
Luther, WA (
1530
):
Alßo wyl uns dazu vor hin das hercz kochen.
Got lest den knecht woll kochen.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
um 1509
):
es soll kein wirdt hausen [...] die beide frei und ledig sein, die mit einander kochen und schlafen als eheleuthe.
Fastnachtsp. (
nobd.
,
15. Jh.
):
Keiser, kung, herzoge und grafen | Die kochent all in einem haffen.
Sachs (
Nürnb.
1559
):
Die het ir wonung beim kochfewer | In einem loch.
Strauch, Schürebrand (
els.
,
E. 14. Jh.
):
soltent haben der apposteln leben [...] einen gemeinen kochehafen, einen gemeinen tisch.
Lemmer, Brant. Narrensch.
81, 40
(
Basel
1494
):
Dar zuͦ / wir dar vff flißlich achten | Wie wir zuͦ richten vil der trachten | Do mit den glust / vnd magen reytzen | Mit kochen / syeden / broten / schweytzen.
Bächtold, N. Manuel. Papst.
107, 110
(
Zürich
1525
):
Es rimt sich grad wie kochen und salz messen | Des bapsts und demnach Christus exempel!
Wiessner, Wittenw. Ring
379
(
ohalem.
,
1400
/
08
):
ich waiss nit, wie dus kochest.
Nyberg, Birgittenkl.
2, 156, 22
(
schwäb.
,
um 1522
):
so het sy [...] den pruͤdern kocht vnd gedient nach iren vermuͤgen.
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 81, 12
([
Augsb.
]
1548
):
Trew und ehre hab ich gebrochen | Und kan zway essen in ainem hafen kochen.
Chron. baier. Städte. Landsh., (
moobd.
,
1494
):
in der Zeit hat der Römisch Künig Maximilian ain Khochtag zu Wienn gehabt.
Uhlirz, Qu. Wien (
moobd.
,
1451
):
sein haus [...] stosset mit dem hindern tail in das Ratgessel, mitsambt der kochhütten, kemern und gemechen.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1602
):
von ainem so auf den jarmärkten zu Stetldorff kochet oder sudlet 8 ℔.
Zingerle, Inventare (
tir.
,
1481
):
iii eysnein kochlöffl.
Ebd. (
15. Jh.
):
in der kamer hinder der kochstuben ain spanpet.
Ebd. (
1450
):
das kohenmehl auf beeden heussern benentlich vc vnd 1 stär.
Qu. Brassó
4, 273
(
siebenb.
,
1662
):
indem ein Mutter eur junges Kindlein baden will [...] so fillet ihr etwan im Koches zu verrichten ein.
Mieder, Lehmann. Flor. ;
Ralegh. America ;
Gille u. a., M. Beheim
99, 627
;
Thiele, Minner. II,
12, 329
;
Vetter, Pred. Taulers ;
Lemmer, a. a. O.
89, 21
;
Löffler, Columella/Österreicher ;
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. ;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
62, 41
;
Voc. Teut.-Lat.
k vr
;
r jv
;
Voc. inc. teut.
n iijv
;
Gleinser, Anna v. Diesb. Arzneib.
1989, 167
.
Vgl. ferner s. v.
1
, (Adj.) 1,
1
 5, , , (
das
1.
2.
›etw. verdauen‹.
Bedeutungsverwandte:
, , .

Belegblock:

Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
der mage der kochet die spise und teilet das grobe, das boͤse von dem guͦten.
denne gat die spise in den magen, und der kochet und vertoͤwet die spise.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
dar umb hât si [gall] got der lebern zuo gesellt, daz si ir helf kochen daz ezzen, das ir gesant wirt von dem magen.
wer den magen sterken well, daz er wol gekochen müg sein ezzen, der nem fünf pillulas.
ez benimt auch die wint in dem leib und sterkt daz kochen in dem magen.
Vetter, a. a. O. ;
Pfeiffer, a. a. O. ; ; ; ;
Rot
301
.
3.
›in einer Substanz vorliegende Eigenschaften durch Kochen hervorbringen‹.
Sprache der Alchemie.
Wortbildungen:
kochung
.

Belegblock:

Barke, Spr. d. Chymie.
1991, 276
(
Straßb.
1574
):
denn der Stein wird gemacht in einem leeren Ofen [...] eingesperret / vn durch stetiges fewer gekochet / biß alle Nebel vnd Dünste verschwunden.
Ebd.
277
:
So ist es doch nur ein einige Regierung / die da genennet wird die zerreibung vnd kochung.
Sudhoff, Paracelsus (
1526
/
7
):
das ist die ursach, das da einfalt ein impediment von gestirn und andern elementen, die do helfen kochen.
Vgl. ferner s. v. .